von Cordula Spangenberg

„Kirche muss ein sicherer Ort für queere Menschen sein“ - Weihbischof Schepers wird 70

Ludger Schepers setzt sich in der Deutschen Bischofskonferenz für geschlechtersensible Themen ein.

Ein Blatt nimmt Weihbischof Ludger Schepers schon lange nicht mehr vor den Mund, auch wenn seine Themen in der katholischen Kirche aufgrund ihres hohen Veränderungspotentials auf geteilte Meinungen stoßen. Am 18. April 2023 feiert der unbequeme Weihbischof seinen 70sten Geburtstag um 10 Uhr mit einem Gottesdienst im Dom und anschließendem Beisammensein mit Imbiss. Seit Februar 2023 ist er im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) deutschlandweit auch offiziell für die LSBTIQ+-Pastoral zuständig, also für Menschen, die von zweigeschlechtlichen und heterosexuellen Normen abweichen.

Kämpferischer Einsatz für Frauen, Männer, Queere

Für „queer“ Orientierte ist Schepers ein offizielles Sprachrohr der katholischen Kirche und ihrer Bischöfe. Vor weningen Tagen hat er sich zum kürzlich erlassenen Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda geäußert: „Als Kirche, die leider selbst auf eine lange Tradition der Queer-Feindlichkeit zurückblickt und gerade mühsam dabei ist, diese Haltung zu überwinden, dürfen wir angesichts solcher Maßnahmen nicht schweigen", sagte Schepers mit Verweis auf die Menschenrechte.

Zum alljährlich bundesweit begangenen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, an dem im Jahr 2023 die Opfergruppe der Homosexuellen im Mittelpunkt stand, bemängelte er fortdauernde homophobe, antisemitische und antizigane Angriffe, die durch Hass motiviert seien: „Wir bemühen uns mit aller Kraft, innerhalb der Kirche ein inklusives Klima zu etablieren, damit bei uns ein sicherer Ort auch für queere Menschen ist“, so Schepers.

Schepers: „Fehlende Gleichberechtigung – es zerreißt mich“

Schepers ist aber nicht allein Queer-Beauftragter der DBK, sondern seit 2008 bereits Mitglied in deren Unterkommission „Frauen in Kirche und Gesellschaft“ und seit Februar 2023 zusätzlich für die Männerseelsorge beauftragt. Das Fehlen echter Gleichberechtigung „zerreiße ihn“, bekannte Schepers im Mai 2022 beim Katholikentag in Stuttgart,  und dass er den Synodalen Weg als letzte Chance der deutschen Kirche auf Reformierbarkeit sehe. Dessen mit Mühe erreichten Beschluss, Frauen zum Diakonat zuzulassen, die Zulassung von Frauen zu allen sakramentalen Ämtern zu prüfen und Schritte in diese Richtung zu gehen, würden die deutschen Bischöfe in Rom entschieden fordern, sagte der Weihbischof kürzlich am Ostermontag im Essener Dom.

Ludger Schepers wurde 1953 in Oberhausen-Osterfeld geboren und 1979 in Essen zum Priester geweiht. Als er 2008 die Bischofsweihe erhielt, hatte er zuvor neben seinen Aufgaben als Stadtjugendseelsorger und Diözesanrichter auch Erfahrungen als Pfarrer der ersten neu gegründeten Großpfarrei des Bistums Essen – St. Judas Thaddäus in Duisburg-Süd – gesammelt. Im Bistum Essen ist Schepers seit 2009 Bischofsvikar für Weltkirche und Mission, für Geistliche Gemeinschaften und Ordensgemeinschaften. Die DBK rief ihn neben seinen Aufgaben für Queer-, Frauen- und Männerseelsorge in die Pastoralkommission und deren Gremien für Missionsfragen und die Weltkirche.

Als Residierender Domkapitular ist er seit 2008 auch zuständig für Gottesdienste und  Seelsorge an der Hohen Domkirche zu Essen. Dass er im August 2007 zum Päpstlichen Ehrenkaplan mit dem  Titel „Monsignore“ ernannt wurde, war vor 16 Jahren noch eine Form der vatikanischen Anerkennung, die Papst Franziskus 2014 allerdings weitgehend abgeschafft hat. Für Weihbischof Schepers kein Verlust: Er hat Besseres zu tun.

Weihbischof Ludger Schepers im domradio.de-Interview:

Externer Inhalt

Dieser Inhalt von

domradio.de

wird aus Datenschutzgründen erst nach expliziter Zustimmung angezeigt.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen