Bistum-Essen RSS Feed - https://www.bistum-essen.de de-de Bistum Essen Sat, 23 Sep 2023 10:22:16 +0200 Sat, 23 Sep 2023 10:22:16 +0200 TYPO3 news-20346 Fri, 22 Sep 2023 18:04:37 +0200 Café Mary & Joe möchte am Oberhausener Centro „kirche.köstlich.anders“ sein https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/cafe-mary-joe-moechte-am-oberhausener-centro-kirchekoestlichanders-sein Nach über dreijähriger Schließzeit startet das Ökumenische Kirchenzentrum am Oberhausener Einkaufszentrum Centro nun neu als Café Mary & Joe. Neben einem ökumenischen Seelsorge-Team ist das katholische Jugendwerk „die kurbel“ vor Ort ein entscheidender Partner. Mehr als drei Jahre lag das Ökumenische Kirchenzentrum in Oberhausen in einem Dornröschenschlaf – jetzt kehrt wieder Leben in den markanten weißen Bau am Platz der Guten Hoffnung: „Café Mary & Joe“ prangt nun in einem runden, mintgrünen Logo an der Fassade zwischen Gasometer und König-Pilsener-Arena, dem „Neue Mitte“-Bahnhof und dem Einkaufszentrum Westfield Centro. Mit einer kleinen Feier wurde das Café am Freitagnachmittag eröffnet. Ab Montag, 25. September, gibt es dort montags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr Kaffee, Kuchen, kleine Gerichte, und – bei Interesse – Gespräche über Gott und die Welt.

„kirche. köstlich. anders.“ ist das Motto des neu gestarteten christlichen Angebots in direkter Nachbarschaft zum größten Konsumtempel des Landes. „Anders“ will das Café Mary & Joe dabei in mindestens zweierlei Hinsicht sein: ein anderer Ort von Kirche – und ein Ort mit einem alternativen Blick auf Konsum im Umkreis des Einkaufszentrums. „Ich freue mich sehr auf den Neustart, die Begegnungen und die erfrischende Idee, für die Menschen ‘kirche. köstlich. anders.' zu versuchen“, sagte der katholische Pastoralreferent Marcus Tannebaum. Er bildet zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Stefan Züchner das Seelsorge-Team im Café Mary & Joe. Während Züchner schon seit 1999 in dem Anfang 1997 eröffneten Kirchenzentrum tätig ist, ist Tannebaum erst vor einigen Monaten nach Oberhausen gewechselt. Zuvor hat er in Sankt Augustin bei Bonn bereits Erfahrungen mit einem ökumenischen Projekt in einem Einkaufszentrum gesammelt.

„die kurbel“ sorgt für die Gastronomie im inklusiven Café Mary & Joe

Komplettiert wird das Personal durch Dagmar Wippich und ihr neunköpfiges Team vom katholischen Jugendwerk „die kurbel“, das die Gastronomie im Café verantwortet. „,Die kurbel‘ freut sich in der besonderen Atmosphäre des Café Mary & Joe ein guter Gastgeber zu sein“, sagte Geschäftsführer Frank Janßen. Er erinnerte an „anstrengende und herausfordernde Diskussionen“ und an „schwierige Rahmenbedingungen“: Nachdem das ökumenische Projekt durch die coronabedingte Schließung im Frühjahr 2020 in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, hatte sich der evangelische Kirchenkreis Oberhausen aus wirtschaftlichen Gründen als Träger zurückgezogen. Nach langem Ringen, Suchen und Planen haben die katholische und die evangelische Kirche in Oberhausen zusammen mit dem Bistum Essen nun eine Lösung gefunden, um die traditionsreiche Einrichtung mit einem neuen Konzept wiederzueröffnen.

Kern dieses Konzepts ist „die kurbel“, die sich als Mieter am Kirchenzentrum beteiligt. Daneben ist die Oberhausener Caritas beteiligt, die zusammen mit der „kurbel“, den beiden Stadtkirchen und dem Bistum das neue Konzept entwickelt hat und nun für Catering angefragt werden kann, wenn Gruppen das Café Mary & Joe außerhalb der Öffnungszeiten mieten möchten. Finanziert wird das Projekt maßgeblich von den katholischen Pfarreien in Oberhausen sowie vom Bistum Essen, das zudem den Umbau zum Café Mary & Joe bezahlt hat.

Nach dem langen Vorlauf sei die Freude auf den Start des neuen, inklusiven Cafés nun um so größer, so Janßen: „Unser Ziel ist es ,die kurbel‘ als wichtigen Partner der pastoralen Angebote und der Beschäftigungsförderung in Oberhausen noch sichtbarer zu machen“.

OB Schranz: Wiedereröffnung ist „eine sehr gute Nachricht für unsere Stadt“

Dieser Freude schloss sich bei der Eröffnung auch Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) an. Er nannte die Wiedereröffnung „eine sehr gute Nachricht für unsere Stadt“ und hob hervor: „Mit dem neuen Café gehen die Kirchen in Oberhausen wieder dorthin, wo sowieso viele Menschen sind, und bieten Stärkung für Leib und Seele. Das ist ein wichtiger Schritt; ich bin dankbar, dass das katholische Jugendwerk ,die kurbel‘ hier auf seine inklusive Art Gäste bewirten wird.“ 

Für die evangelische Kirche in Oberhausen begrüßte Pfarrer und Synodalassessor Thomas Witt-Hoyer das neue Café: „Es stimmt mich hoffnungsvoll, dass Mary & Joe Kirche köstlich und anders erlebbar machen wollen. 'Köstlich' und 'anders' - das passt als Deutung des Handelns und Redens Jesu. Ich wünsche dem neuen Projekt, dass es im Geiste Christi Menschen erreicht und Ihnen guttut.“

Viele Beteiligte zollten insbesondere Thomas Gäng als Vertreter des Katholikenrats großen Respekt und dankten ihm für sein intensives Engagement für das Kirchenzentrum. „Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, nach langer und intensiver Projektarbeit unseren Worten auch Taten folgen lassen zu können“, erklärte Gäng. „Endlich sind wir wieder an diesem wichtigen Ort für die Menschen sicht- und ansprechbar.“ Er hoffe, dass es nun gelinge, „mit dem Café „Mary and Joe“ und dem Pastoralteam anzuschließen an die bisher dort geleistete gute und wertvolle Arbeit.“ Das Café Mary & Joe möge „ein Ort der Freude, der Beziehung, des Gespräches, der Ruhe, der Sinnstiftung aber auch der Spiritualität werden, an dem Christsein etwas anders erfahrbar wird“, so Gäng.

Café als „Anders-Ort“ für junge Familien wie für Senioren

Gemeinsam segneten der Oberhausener Stadtdechant Propst André Müller und Synodalassessor Pfarrer Thomas Witt-Heuer das neue Café. Mary & Joe könne „ein Anders-Ort“ sein, griff Müller das Motto des Hauses auf, ein Ort für Menschen, die im Centro einkaufen oder die Arena besuchen. Junge Familien und auch Senioren könnten im Café „einen Ort der Stille, der Kommunikation, der Gastfreundschaft erleben“. Mit der Eröffnung werde nicht alles fertig sein, sondern ein Weg begonnen, gemeinsam mit den Menschen, die das Kirchenzentrum nun über das Café neu kennenlernen, neue Angebote zu entwickeln. „Das wird spannend“, freut sich Seelsorger Tannebaum. Zumal er überzeugt sei, „dass unsere Botschaft ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft ist und nützlich für das alltägliche Leben.“

Dass diese Botschaft auch Kontrastpunkte zur dauerfröhlichen Konsumwelt setzen möchte, wurde ebenfalls bereits bei der Eröffnung des Café Mary & Joe deutlich: Im Garten des Kirchenzentrums enthüllte Oberbürgermeister Schranz das Kunstwerk „Das Problem“, mit dem der Essener Künstler Heinz Schäpers zu einem bewussten und nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung aufruft. Ein Anliegen, dass Tannebaum und Züchner in Zukunft auch in die seelsorgliche Arbeit im Café Mary & Joe integrieren möchten.

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news-20345 Fri, 22 Sep 2023 15:25:36 +0200 Essener Domkapitel lässt Hengsbach-Skulptur entfernen https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/essener-domkapitel-laesst-hengsbach-skulptur-entfernen Anstelle der Skulptur des ersten Essener Bischofs soll ein Gedächtnisort für die Opfer sexuellen Missbrauchs geschaffen werden. Das Domkapitel am Hohen Dom zu Essen wird die Skulptur des Kardinals Franz Hengsbach auf dem Domhof alsbald entfernen lassen. Diese Entscheidung trafen die Domkapitulare einvernehmlich am Freitagnachmittag, 22. September, bei einer Sondersitzung in Essen.

Dompropst Thomas Zander kündigte zudem an, dass sich das Domkapitel dafür ausgesprochen habe, anstelle der Skulptur des ersten Essener Bischofs einen Gedächtnisort für die Opfer sexuellen Missbrauchs schaffen zu wollen. Deshalb werde man zeitnah das Gespräch mit dem Betroffenenbeirat suchen und klären, ob und wie man ein solches Projekt auf den Weg bringen könne. Auch mit der Künstlerin der Hengsbach-Skulptur, so Zander, seien noch einige offene Fragen zu klären. Ebenso wird das Domkapitel mit den Sponsoren der Skulptur Kontakt aufnehmen.

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news-20344 Fri, 22 Sep 2023 12:42:48 +0200 Bischof bittet um Entschuldigung für Fehler im Umgang mit Hengsbach-Vorwürfen https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-bittet-um-entschuldigung-fuer-fehler-im-umgang-mit-hengsbach-vorwuerfen In einem Brief an die Gemeinden des Bistums Essen beschreibt Bischof Franz-Josef Overbeck seinen Umgang mit den Vorwürfen gegen Kardinal Hengsbach in den vergangenen Jahren und räumt persönliche Versäumnisse ein. Nach der Veröffentlichung von Missbrauchsvorwürfen gegen den Gründerbischof des Bistums Essen, Kardinal Franz Hengsbach, räumt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck in einem Brief an die Gemeinden seines Bistums Versäumnisse im Umgang mit diesen Vorwürfen ein: „Ich bitte Sie nun alle um Entschuldigung für meine Fehler.”

So habe er 2011 durch das Erzbistum Paderborn von einem ersten Missbrauchsvorwurf gegen Hengsbach erfahren und nach der Rückmeldung der Kongregation für die Glaubenslehre, dass diese die Vorwürfe für nicht plausibel halte, nichts weiter unternommen, weil er den Fall als bearbeitet ansah. Er habe deshalb auch ein Forschungsteam nicht auf diesen Vorgang aufmerksam gemacht, das die im März vorgestellte Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Essen erarbeitet hat. „Im Ergebnis muss ich nun eingestehen, dass die Vorwürfe im Jahr 2011 falsch eingeschätzt wurden und den Betroffenen Unrecht geschehen ist“, betont Overbeck in seinem Schreiben. Mit dem Wissen aus einem weiteren Missbrauchsvorwurf, der im März dieses Jahres intensive Recherchen ausgelöst hat, „ist der Vorwurf aus dem Jahr 2011 aus gutem Grund vollkommen neu zu bewerten“, so Overbeck.

Er betrachte es „aus heutiger Sicht als persönlichen Fehler, nach der Mitteilung über die Bewertung der Glaubenskongregation letztlich die damals vorliegenden Beschuldigungen als erledigt anzusehen“. Dies habe dazu geführt, dass er nicht nur das Forschungsteam für die Aufarbeitungsstudie, sondern auch bereits 2011 die damalige Missbrauchsbeauftragte des Bistums nicht über den vorliegenden Vorwurf gegen Hengsbach informiert habe. „So kam es, dass sie im August des Jahres 2011 die Anfrage einer Behörde in einer Versorgungsangelegenheit verneinte, ob dem Bistum Essen Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hengsbach bekannt seien. Das entsprach ihrem Wissensstand und darf ihr nicht angelastet werden“, betont der Bischof.

Er denke heute viel darüber nach, „warum ich bei all meinen damaligen Bemühungen, Missbrauch aufzuklären, zu solchen Fehleinschätzungen gekommen bin, die dann auch zu Fehlern geführt haben“, führt Overbeck in seinem Brief weiter aus. Gerade mit Blick auf die Aufarbeitungsstudie sei ihm nun deutlich geworden, „dass ich nach den Standards damaliger Zeit handelte, die sich aus heutiger Sicht als vollkommen ungenügend darstellen. Ich stellte die Bewertung, der zufolge die Missbrauchsvorwürfe nicht plausibel seien, selbst nicht infrage. Das war falsch. Ich konnte auch nicht glauben, dass ein geschätzter Kardinal, der zugleich mein Vorgänger im Bischofsamt war, anderen Menschen furchtbares Leid zugefügt haben könnte.“ Ihm sei damals nicht bewusst gewesen, dass er damit „dem Muster folgte, dem Schutz des Ansehens eines kirchlichen Würdenträgers Vorrang zu geben und die betroffenen Menschen nicht hinreichend zu sehen“.

Overbeck schreibt, er habe gelernt und möchte weiter vertiefen „was für uns alle in unserer Kirche gilt: Die Perspektive der von sexueller Gewalt betroffenen Menschen muss im Mittelpunkt stehen und uns in unserem Handeln leiten“. Nun will er den gesamten Vorgang umfassend und unabhängig aufarbeiten lassen – unter anderem suche er hierzu den Kontakt zur gerade entstehenden Aufarbeitungskommission sowie zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP), das die Aufarbeitungsstudie für das Bistum erstellt hat.

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news-20343 Thu, 21 Sep 2023 13:24:20 +0200 Ordenstag zwischen Schlossbesuch und Sozialpastoral https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/ordenstag-zwischen-schlossbesuch-und-sozialpastoral 47 Ordensleute aus 17 verschiedenen Gemeinschaften im Bistum Essen haben am Mittwoch Gladbeck erkundet. Mit verschiedenen Programmpunkten in Gladbeck haben katholische Ordensleute aus 17 verschiedenen Gemeinschaften im Bistum Essen am Mittwoch ihren jährlichen Ordenstag verbracht. Nach einer Messe mit Weihbischof Ludger Schepers haben die insgesamt 47 Schwester und Brüder zunächst das sozialpastorale Zentrum K4 besucht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von denen rund die Hälfte in internationalen Gemeinschaften tätig ist, seien beeindruckt gewesen, welch wertvolle Arbeit heute in dem ehemaligen Pfarrheim geleistet werde, berichtet Hieronymus Messing, Referent für Orden und Geistliche Gemeinschaften im Bistum Essen. Gemeinsam mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern bietet das K4 verschiedene Angebote insbesondere für Kinder, Jugendliche, Familien und Menschen mit einer Migrationsgeschichte an. „Bei uns sind alle willkommen, die den Gedanken der Gemeinschaft und des gegenseitigen Respekts teilen“, heißt es in der Selbstbeschreibung des Zentrums.

Nach einem Mittagessen im Schloss Wittringen gab’s für einige Ordensleute eine Schlossführung, während sich die zweite Gruppe für einen Besuch der Gladbecker Innenstadt entschied. Mit einem Vespergottesdienst in der Kirche St. Marien endete der Ordenstag in Gladbeck.

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news-20341 Tue, 19 Sep 2023 10:45:00 +0200 Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/missbrauchsvorwuerfe-gegen-verstorbenen-kardinal-franz-hengsbach Gegen den Gründerbischof des Bistums Essen sind gravierende Missbrauchsvorwürfe bekannt geworden. Angesichts dieser Vorwürfe befürchtet Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mögliche weitere Betroffene und ruft diese auf, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen des Bistums zu melden. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck lässt gravierende Missbrauchsvorwürfe gegen den ersten Essener Bischof Franz Hengsbach untersuchen, die die 1950er bis 1970er Jahre betreffen. Der 1910 im sauerländischen Velmede geborene Hengsbach war seit Gründung des Ruhrbistums 1958 bis zu seinem Todesjahr 1991 der erste Bischof von Essen, zuvor hatte er das Erzbischöfliche Seelsorgeamt in Paderborn geleitet und war dort Weihbischof. Zwei Vorwürfe betreffen Hengsbachs Zeit als Bischof von Essen, ein Vorwurf betrifft seine Zeit in Paderborn. Ein erster Vorwurf gegen Hengsbach als Essener Bischof aus dem Jahr 2011 wurde 2014 von der meldenden Person zurückgezogen. Nach Kenntnis eines weiteren, erst im vergangenen Herbst erhobenen Vorwurfs hat Bischof Overbeck darauf hingewirkt, diese Vorwürfe gegen Hengsbach zu veröffentlichen. Zudem ruft er nun mögliche weitere Betroffene auf, sich zu melden.

Ausgelöst hatte die aktuellen Nachforschungen zu Hengsbach eine Person, die sich im vergangenen Oktober bei den beauftragten Ansprechpersonen des Bistums Essen gemeldet und zu Protokoll gegeben hat, dass sie im Jahr 1967 einen sexuellen Übergriff durch Hengsbach erlitten habe. Als Bischof Overbeck im vergangenen März von dieser Meldung erfuhr, hat er nach Rücksprache mit Simon Friede, dem Interventionsbeauftragten im Bistum Essen, weitere Nachforschungen zu Kardinal Hengsbach veranlasst. „Unter anderem erfolgte daraufhin die Anfrage an das Erzbistum Paderborn, dem Herkunftsbistum von Kardinal Hengsbach, ob im Aktenbestand weitere Meldungen zu Kardinal Hengsbach vorliegen“, erläutert Overbeck. Als dies in Paderborn bestätigt wurde, nahmen Mitglieder des Essener Interventionsstabs Einblick in den Paderborner Aktenbestand. „Sie fanden dort einen Aktenvermerk, in dem Franz Hengsbach beschuldigt wird, im Jahr 1954 eine minderjährige Jugendliche sexuell missbraucht zu haben.“ Diesen 2011 erhobenen Vorwurf hatte das Erzbistum Paderborn noch im selben Jahr an die Kongregation für die Glaubenslehre weitergeleitet, der unter anderem für Missbrauchsfälle zuständigen Zentralbehörde der römischen Kurie. „Aufgrund der Zuständigkeit der Kongregation für die Glaubenslehre, sah ich den Vorgang als bearbeitet an“, so Overbeck, der bereits damals über den Aktenvermerk in Kenntnis gesetzt und zudem mündlich über die Entscheidung der Glaubenskongregation informiert worden ist, dass der Vorwurf in Rom als nicht plausibel bewertet worden war.

„In Anbetracht des neuen Vorwurfs, der mir erst jüngst bekannt geworden ist, habe ich mich nach Rücksprache mit dem Interventionsstab und unter Berücksichtigung aller Kenntnisse dazu entschieden, die Vorwürfe gegen Franz Hengsbach öffentlich zu machen.“ Dabei sei ihm bewusst, „was diese Entscheidung, die ich nach gründlicher Abwägung der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Erkenntnisse getroffen habe, bei vielen Menschen auslösen wird“, betont der Bischof angesichts der großen Bedeutung, die der Gründerbischof des Ruhrbistums für viele Kirchenmitglieder im Bistum Essen und für die ganze Region hat.

Vor dem Hintergrund der Entscheidung, den Vorwurf aus dem Bistum Essen öffentlich zu machen, nennt Overbeck noch einen weiteren Fall, in dem allerdings der Vorwurf zurückgezogen worden ist. „Die damalige Missbrauchsbeauftragte hat auf diesen Vorwurf sehr professionell und umsichtig reagiert, nach Kenntnisnahme den Kontakt mit der Person gesucht, ihr Hilfsangebote gemacht und später ein Verfahren nach den damals geltenden Richtlinien eingeleitet“, erklärt Overbeck. Im Jahr 2014 habe die Person den Vorwurf jedoch auf eigene Initiative hin zurückgezogen. „Dieses Verfahren ist somit als abgeschlossen zu betrachten“, betont der Bischof.

„Ich hoffe, dass es uns bei allen Schritten, die jetzt anstehen, vor allem gelingen wird, stets die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen“, hebt Bischof Overbeck hevor. Da nicht auszuschließen ist, dass es weitere Missbrauchsbetroffene gibt, ruft Overbeck Betroffene auf, sich zu melden: „Sollten Sie selbst sexualisierte Gewalt durch Kardinal Hengsbach erlitten haben, dann wenden Sie sich bitte an die beauftragten Ansprechpersonen im Bistum Essen. Das Gleiche gilt auch, wenn Ihnen Hinweise bekannt sind, die für die weitere Aufarbeitung hilfreich sein können.“

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news-20340 Mon, 18 Sep 2023 12:14:42 +0200 Erntefrisch: Die neue BENE ist da! https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/erntefrisch-die-neue-bene-ist-da „Gute Ernte!“: Unter dem Motto bringt BENE diesmal allerlei Themen frisch auf den Tisch. Im Mittelpunkt der Herbstausgabe des Magazins stehen Menschen, die den Boden bereiten für ein besseres Leben mit neuen Perspektiven. Zu den in der neuen BENE porträtierten Menschen gehören eine Sozialarbeiterin, die sich um Familien mit sterbenskranken Kindern kümmert und eine ehemalige Obdachlose, die ungewöhnliche Stadtführungen anbietet, um klar zu machen, was es bedeutet, kein Zuhause zu haben.

Der Essener Sterne-Koch Nelson Müller, der demnächst auch als Sänger auf Tournee geht, spricht im BENE-Interview über Heimatküche, nachhaltiges Arbeiten – und seine religiöse Seite: „Ich glaube an eine gute Welt, gute Geister, an Menschen, die versuchen, Gutes zu tun. Mir selbst gelingt das nicht immer, aber ich bemühe mich. Der christliche Gedanke gibt mir viel, der hat mir schon oft geholfen.“

„Beet-Schwestern“ aus Duisburg

Dass auch sie von christlichen Werten geleitet werden und ihr Weg dabei besonders oft in den Garten führt, drückt ihre Devise „Da hilft nur beeten!“ aus: Die drei Frauen aus dem Orden der „Missionsärztlichen Schwestern“, die BENE im Duisburger Norden besucht hat, sensibilisieren Menschen aus ihrem Stadtteil mit Angeboten für ein umweltbewusstes Leben. Sie laden zum Beispiel Interessierte in den Gemeindegarten ein, um mit ihnen Gemüse anzubauen, Honig zu ernten und Seifen herzustellen.

Boden wieder gutmachen und Vertrauen zurückgewinnen nach den unzähligen Missbrauchssfällen – das versucht die Kirche unter anderem mit dem jetzt abgeschlossenen Reformprozess „Synodaler Weg“. BENE erklärt, wie dieser Weg lief und wohin er geführt hat. Trotz vieler offen gebliebener Fragen am Ende hält Matthias Sellmannn, Professor für Pastoraltheologie an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, den „Synodalen Weg“ für einen Erfolg: „Ich bin stolz auf die deutsche Kirche. Denn wenn ich mich umblicke in den europäischen Ländern und sehe, dass viele Landeskirchen nur wenig, vor allem aber wenig Strukturelles gegen den vielfältigen Missbrauch unternehmen, bin ich froh über das Erreichte.“

Häppchenweise Hintergründe zum Erntedankfest

Das Titelbild der BENE-Herbstausgabe ziert Bianca Köpke: Die junge Bäuerin aus Halver erzählt im Magazin, warum ihr Kürbisfeld für sie auch ein Ort des Glaubens ist.

Eine gute Ernte wurde schon immer als Grund zum Feiern gesehen: Seit Jahrtausenden gibt’s in allen möglichen Kulturen Formen von Erntedankfesten. Wie sich diese Tradition im Christentum entwickelt hat, präsentiert ein Brauchtumsforscher häppchenweise im Beitrag „Lob für Leckeres“.

Das Mitspielen schmackhaft machen die Preise der aktuellen BENE-Verlosungen: Zu gewinnen sind unter anderem Tickets für die Live-Shows von Nelson Müller und von Hundeprofi Martin Rütter sowie für die Ausstellung „Tierisch gut“ in der Domschatzkammer Essen.

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news-20339 Mon, 18 Sep 2023 11:23:31 +0200 Bischof Overbeck beauftragt neue Religionslehrkräfte https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-overbeck-beauftragt-neue-religionslehrkraefte Feierlicher Gottesdienst im Essener Dom zur Verleihung der Kirchlichen Lehrerlaubnis für neu ausgebildete Religionslehrerinnen und -Lehrer. Pädagoginnen und Pädagogen profitieren von der im Frühjahr reformierten Ordnung für die „Missio Canonica“. Bischof Franz-Josef Overbeck hat am Samstag 33 neu ausgebildeten Religionslehrerinnen und –lehrern im Essener Dom ihre Lehrerlaubnis überreicht. Neben der „Missio Canonica“ für alle Lehrkräfte, die zuvor Theologie studiert hatten, haben auch neun Lehrkräfte eine Kirchliche Unterrichtserlaubnis erhalten, die sich als fachfremde Lehrerinnen und Lehrer über einen sogenannten Zertifikatskurs für den Religionsunterricht qualifiziert hatten.

„Im Religionsunterricht geht es darum, Kindern und Jugendlichen die Deutung der Welt als Ort der Gegenwart Gottes zu ermöglichen, indem sie zu intellektuellen Auseinandersetzungen mit dem eigenen Glauben befähigt werden“, sagte Overbeck in seiner Predigt. Dazu brauche es die Mittel der Vernunft durch die Theologie und die Philosophie, dazu braucht es aber auch lebensweltliche Erfahrungen und Fragen. Lehrerinnen und Lehrern gehe es da „in der Regel wie den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern und Menschen, mit denen sie leben. Im Glauben können wir nämlich sagen: Gott ist da und gegenwärtig. In der Lebenserfahrung müssen wir ebenso hinzufügen: Er zeigt sich nicht, und wir können ihn nur suchen.“

In heutigen Zeiten sei „der Gott, der uns oft fremd, fern und schwer zugänglich ist, eine größere Wirklichkeit für viele Menschen als der nahe, erfahrbare, tröstende und stärkende Gott“, betonte Overbeck. Als Religionslehrerinnen und Religionslehrer seien daher eingeladen, „für sich einen klaren Standpunkt zu finden, von dem aus der Religionsunterricht zu bestreiten ist“. Anders als in fast allen anderen Schulfächern gehöre für Religionslehrkräfte „das Gelehrte und Gelebte wesentlich zusammen“.

Insgesamt hat der Bereich Schule und Hochschule im Bistum Essen in diesem Jahr 47 jungen Männern und Frauen die „Missio Canonica“ für den Religionsunterricht erteilt. Die meisten von Ihnen unterrichten an Gymnasien und Gesamtschulen (26) sowie an Grundschulen (11). Daneben haben 46 angehende Lehrerinnen und Lehrer eine Kirchliche Unterrichtserlaubnis für den Vorbereitungsdienst erhalten. Diese – zeitliche befristete – Erlaubnis ermöglicht den Religionsunterricht während des Referendariats. Nach dem Zweiten Staatsexamen können die Lehrkräfte dann die „Missio Canonica“ erhalten.

Die nun beauftragten Religionslehrkräfte sind die ersten, die ihre Lehrerlaubnis nach der neuen Ordnung für die „Missio Canonica“ erhalten haben. Im Frühjahr hatte das Bistum Essen das Regelwerk erneuert und – analog zu dem im Herbst reformierten kirchlichen Arbeitsrecht – unter anderem Fragen nach der persönlichen Lebensführung gestrichen.

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news-20338 Tue, 12 Sep 2023 23:21:50 +0200 Ökumenisches Grußwort zum jüdischen Neujahrsfest 5784 https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/oekumenisches-grusswort-zum-juedischen-neujahrsfest-5784 Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der katholischen Bistümer und evangelischen Landeskirchen in NRW wünscht der Essener Weihbischof Wilhelm Zimmermann den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern alles Gute zum Neujahrsfest Rosch HaShana. Gemeinsame Sorge um Frieden. Das gemeinsame Engagement für den Frieden und die zentrale biblische Botschaft von Versöhnung und Neuanfang haben die christlichen Kirchen in NRW ins Zentrum ihres Grußwortes zum jüdischen Neujahrsfest Rosch HaSchana gestellt. „Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“, zitieren die Kirchenleitungen in ihrem Gruß aus dem biblischen Psalm 34. Diese Weisung gelte universell und verbinde die Menschen verschiedener Religionen und Kulturen miteinander.

„Ein segensreiches neues Jahr 5784“, wünschen die Theologinnen und Theologen. Sie verbinden ihren Wunsch mit dem Blick auf die biblische Botschaft von Umkehr und Neuanfang: „Die Aufforderung, umzukehren und sich auf ,Schalom‘ auszurichten, gehört zu den zentralen Botschaften, die von den biblischen Schriften ausgehen.“ Dabei verweisen die Kirchenleitungen besonders auf aktuelle gewaltsame Konflikte in der Welt und die Klimakrise: „Der Friede der Welt umfasst nicht nur uns Menschen, sondern Gottes ganze Schöpfung.“

Gemeinsam mit den jüdischen Gläubigen wollen die Kirchen „um Frieden und die Bereitschaft zur Versöhnung“ beten. In diesem Sinne zeigen sie sich auch hoffnungsvoll: „Der Neuanfang mit Gott und den Mitmenschen verspricht neues Leben und eröffnet eine gemeinsame Zukunft.“

Weihbischof Wilhelm Zimmermann, Bischofsvikar für den interreligiösen Dialog im Bistum Essen, betont die Verbundenheit zwischen Juden und Christen im Ruhrgebiet: „Wir fördern in unserer Diözese die Begegnung zwischen den jüdischen und christlichen Gemeinden. Daraus haben sich intensive geschwisterliche Kontakte entwickelt.“

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news-20337 Tue, 12 Sep 2023 14:26:29 +0200 Umbau der Kirche am Jugendhaus St. Altfrid verzögert sich https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/umbau-der-kirche-am-jugendhaus-st-altfrid-verzoegert-sich Weil das Dach saniert und der Innenraum neugestaltet werden soll, ist die Kirche am Jugendhaus St. Altfrid seit dem vergangenen Herbst geschlossen. Doch der Umbau verzögert sich. Statt zum Jahreswechsel ist die Wiedereröffnung der Kirche nun für Weihnachten 2024 geplant. Der Umbau der Kirche am Jugendhaus St. Altfrid in Essen-Kettwig verzögert sich. Derzeit geht das Bistum Essen davon aus, dass in der Kirche an Weihnachten 2024 wieder Gottesdienste gefeiert werden können. Ursprünglich war geplant, die im Herbst 2022 geschlossene Kirche bereits Ende dieses oder Anfang des kommenden Jahres wieder nutzen zu können.

„Für die Verzögerungen gibt es verschiedene Gründe“, sagt Dombaumeister Ralf Meyers, der den Umbau der Kirche begleitet. Unter anderem seien vor Baubeginn intensive Abstimmungen hinsichtlich Themen wie Denkmalschutz, Naturschutz, Planungsrecht, der weiteren Nutzung sakraler Ausstattungsgegenstände und einer Baugenehmigung erforderlich gewesen.

Die dringend notwendige bauliche Sanierung der im Herbst 1981 eingeweihten Kirche des Jugendhauses St. Altfrid verbindet das Bistum Essen mit einer grundlegenden Neugestaltung des Innenraums. „Das Konzept hierfür hat eine Projektgruppe des Bistums entwickelt“, erläutert Meyers. Unter anderem waren daran Innenarchitekten der Paderborner Agentur „Helle Freude“ sowie Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Gruppen des Jugendhauses, die die Kirche nutzen, beteiligt. „Dieses Konzept setzen wir nun mit dem Essener Architekturbüro Brüning Rein um“, so Meyers. Dieses Büro hatte für das Bistum zuletzt den umfassenden Umbau des Hauses der Kirchenmusik in der Essener Innenstadt geplant.

In der Jugendbildungsstätte St. Altfrid erfordert der Umbau der Kirche nun zahlreiche Kompromisse – sowohl von den Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen, die das Haus für Tage religiöser Orientierung, Seminare, Workshops oder Tagungen nutzen, als auch von der Gottesdienstgemeinde, die sonntags ins Haus Altfrid kommt. „Wir wissen um die Einschränkungen für unsere Gäste und sind froh und dankbar, wie sehr sich vor Ort derzeit alle noch mehr um eine gemeinsame gute Zeit in Haus Altfrid bemühen als sonst schon“, sagt Christian Gentges, Leiter der Abteilung Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene im Bistum Essen, zu der das Jugendhaus St. Altfrid gehört. Mit der Lioba-Kapelle gleich um die Ecke gebe es zumindest eine kleinere, aber ebenfalls stimmungsvolle Alternative für Gottesdienste und Meditationsangebote. „Die nutzen wir so lange, bis dann hoffentlich Weihnachten 2024 wieder alle Gruppen in St. Altfrid in der neu gestalteten Kirche Gottesdienste feiern können“, so Gentges.

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news-20335 Tue, 05 Sep 2023 15:31:46 +0200 Bischof und Betroffene verständigen sich auf Grundlagen für Beiratsarbeit https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-und-betroffene-verstaendigen-sich-auf-grundlagen-fuer-beiratsarbeit Betroffene sexualisierter Gewalt haben mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck eine umfassende Vereinbarung unterzeichnet, mit der die Arbeit eines Betroffenenbeirates im Ruhrbistum für die kommenden Jahre abgesichert werden soll. Bei einem Treffen zahlreicher Betroffener mit Bischof Overbeck und weiteren Verantwortlichen des Ruhrbistums wurde die Vereinbarung am Samstag, 2. September, in Essen vorgestellt. Das Bistum stellt für den Betroffenenbeirat ein Budget von jährlich rund 90.000 Euro sowie hauptberufliche Unterstützung durch einen Referenten oder eine Referentin für Betroffenenarbeit zur Verfügung. Zum zweiten Mal hatte das Bistum Essen alle derzeit bekannten Betroffenen sexualisierter Gewalt zu einem Treffen eingeladen. Bei der ersten Zusammenkunft vor zwei Jahren war die Gründung eines Betroffenenbeirates angestoßen worden, der  nach einem längeren Prozess strukturelle und inhaltliche Grundlagen und Ziele für die Arbeit eines solchen Gremiums festgelegt hat.  Der Betroffenenbeirat versteht sich als Fachgremium, das sich für die Interessen von Betroffenen sexuellen Missbrauchs einsetzt und deren Anliegen in die innerkirchlichen Debatten, aber auch in die breite Öffentlichkeit tragen will. „Wir wollen den Umgang des Bistums Essen mit Fragen der sexualisierten Gewalt kritisch begleiten“, sagte eine Sprecherin des derzeitigen Betroffenenbeirates. Dabei gehe es darum, die Sicht der Betroffenen in die verschiedenen Maßnahmen der Aufarbeitung sowie der Prävention und Intervention einzubringen.   

„Wir waren und sind auf einem gemeinsamen Lernweg“, so Bischof Overbeck und verwies auf die Pionierarbeit, die die Mitglieder des ersten Betroffenenbeirats gemeinsam mit externen Fachleuten und Verantwortlichen des Bistums in den vergangenen zwei Jahren geleistet haben. Zwar beruht die Einrichtung eines solchen Gremiums grundsätzlich auf einer Vereinbarung, die die Deutsche Bischofskonferenz mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung geschlossen hatte.  Dennoch galt es, viele Detailfragen für die konkrete Situation im Bistum Essen zu klären und entsprechende Absprachen zu treffen.

„Das war nicht immer einfach“, resümierte ein Vertreter aus dem Betroffenenbeirat, denn es galt, unterschiedliche Interessen einzubeziehen und um einen gemeinsamen Weg zu ringen.  Zudem kamen einige Mitglieder des Betroffenenbeirats auch an ihre persönlichen Belastungsgrenzen, weil sie bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit auch immer wieder mit ihrem eigenen Missbrauch konfrontiert wurden.

„Die Arbeit des bisherigen Betroffenenbeirates verdient höchsten Respekt“, betonte Bischof Overbeck und bedankte sich ausdrücklich bei allen Betroffenen, die sich im Betroffenbeirat, aber auch auf andere Weise in den vergangenen Monaten engagiert hätten. Dabei verwies er vor allem auch auf die Mitwirkung Betroffeneer bei der Aufarbeitungsstudie, die in diesem Jahr vorgestellt wurde. „Ohne die Sichtweise der Betroffenen ist die Aufarbeitung der Vergangenenheit, aber auch eine wirkungsvolle Präventions- und Interventionsarbeit nicht möglich“, so Overbeck. Darum sei es auch wichtig, der Arbeit des Betroffenenbeirates nun eine tragfähige Basis zu geben.

Damit sich der Beirat künftig voll auf inhaltliche Fragen konzentrieren kann, sichert das Bistum im Rahmen der Vereinbarung nun die hauptberufliche Unterstützung durch  eine Referentin oder einen Referenten zu. In der vorerst beim Bistum angesiedelten Geschäftstelle des Beirats stellt diese Person die organisatorischen Rahmenbedingungen für die Beiratsarbeit sicher. Darüber hinaus finanziert das Bistum die Arbeit mit einem jährlichen Budget von rund 90.000 Euro.

Auf Basis der neuen Vereinbarung soll es nun bald auch eine Neuwahl des Betroffenbeirats geben. Zu dieser Wahl – die voraussichtlich als Briefwahl mit der Unterstützung eines Notarbüros durchgeführt wird – werden alle beim Bistum registrierten Betroffenen eingeladen.

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news-20334 Sun, 03 Sep 2023 17:51:21 +0200 Bischof Dieser: „Seien wir gelassene, zuversichtliche Menschen!“ https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-dieser-seien-wir-gelassene-zuversichtliche-menschen Angesichts verschiedener Krisen wirbt der Aachener Bischof Dieser für Kraft und Zuversicht aus dem Evangelium – dem gleichen Evangelium, das auch für den Heiligen Liudger schon die Grundlage seines Glaubens gewesen sei. Hunderte Gläubige feierten mit Dieser und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am Sonntag das Ludgerus-Fest, das auf ein 895 Jahre altes Gelübde zurückgeht. Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat bei der Ludgerus-Prozession in Essen-Werden am Sonntag, 3. September 2023, dafür geworben, trotz aller Krisen und schwierigen Reformdiskussionen in der Kirche nicht zu verbittern, sondern Kraft und Freude aus dem Glauben an Jesus Christus zu ziehen. „Wie der Weg der Kirche in unserem Land weitergeht, weiß keiner von uns. Doch der Glaube an das Kreuz unseres Herrn und seine alleinige erlösende Kraft bewahrt uns davor, bitter zu werden, hart zu werden, depressiv oder mutlos nur das Ende herbeizureden“, so Dieser. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hatte seinen Aachener Amtskollegen als Gastprediger zur diesjährigen Ludgerus-Prozession eingeladen. Der in Werden verehrte Heilige Liudger habe einen solchen Glauben und eine daraus erwachsende Kraft gehabt, betonte Dieser in seiner Predigt: „Sie hat ihn geschmeidig gemacht und widerstandsfähig. Mehrfach musste er in seinem Leben fliehen und neu anfangen. Doch nie hat er seinen Auftrag fallen lassen oder nicht mehr wieder erkannt.“

Gelübde als Dank für die Abwehr einer Hungersnot

Bei sonnigem Spätsommerwetter folgten hunderte Gläubige dem Schrein mit den Gebeinen des Heiligen Liudger, den die Menschen in Werden seit dem Jahr 1128 einmal jährlich durch ihre Straßen tragen. Wollten die Gläubigen und die Mönche, des gut 300 Jahre zuvor von Liudger gegründeten Klosters mit dem Gelübde einer jährlichen Prozession seinerzeit für die Abwehr einer Hungersnot danken, lebt die Tradition auch 895 Jahre später in dem an der Ruhr gelegenen Essener Stadtteil fort. Nach der Messe in der Basilika zog die Prozession durch die Altstadt von Werden zu einer Statio an der Evangelischen Kirche und von dort wieder zurück zur Ludgerus-Basilika.

Bischof Dieser schlug in seiner Predigt einen Bogen von Liudger zu dem im Aachener Dom begrabenen Kaiser Karl dem Großen – und immer wieder in die Gegenwart. Liudger und Karl seien ein Geburtsjahrgang – 742 – gewesen. Der erfolgreiche Missionar Liudger hätte seinerzeit „den Weg zum Herzen des Volkes“ gefunden, zitierte Dieser den verstorbenen Benediktiner-Pater Basilius Senger – erst durch Liudger seien die Friesen und Sachsen in den zuvor von Karl eroberten Gebieten zum christlichen Glauben gekommen. Liudger habe das selbe Evangelium gehabt, wie die Christinnen und Christen heute. Er sei überzeugt davon, betonte Dieser, dass dieses Evangelium, das Liudger in seiner Epoche zu einem so liebenswürdigen Heiligen gemacht habe, auch heute die Kraft gebe, „uns geistlich jugendlich zu machen, die Kirche in einer neuen Epoche nicht zu Grabe zu tragen, sondern zu verjüngen“.

„Reformen, die aus Glauben und aus Loslassen kommen, sind österlich und erlösend“

Dieser empfahl, um Reformen für die Kirche zu ringen und um neue Wege für die Seelsorge, für die Verkündigung und die Diakonie, den Gottesdienst und die Gemeindeformen, ohne darüber zu verbittern, ohne alles schon zu wissen; immer im Glauben daran, dass Jesus durch den Tod hindurch das Leben neu gemacht habe. „Reformen, die aus Glauben und aus Loslassen kommen, sind österlich und erlösend“, hob Dieser hervor. „Retten und Bewahren, das uns ans Eigene und Bisherige fesselt, ist tödlich und führt zum Verlieren.“

„Seien wir aus diesem österlichen Glauben heraus heute gelassene, zuversichtliche Menschen!“, rief Dieser den Gästen des Ludgerusfests zu. „Seien wir freundlich und gütig zueinander und zu unseren Zeitgenossen.“ Dabei sei eine solche Haltung nicht nur in der Kirche wichtig, „sondern auch in den vielfältigen Krisen und Umbrüchen, Radikalisierungen und Polarisierungen unserer Gesellschaft.“

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news-20333 Sat, 02 Sep 2023 18:44:41 +0200 Fröhlicher Flohmarkt-Trubel, Kultur und Gottesdienst beim Sommerfest am Dom https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/froehlicher-flohmarkt-trubel-kultur-und-gottesdienst-beim-sommerfest-am-dom Bei bestem Sommerwetter schauten zahlreiche Menschen in der Essener Innenstadt an den Flohmarktständen der Kirchengruppen vorbei und lauschten der Musik der Bistum-„Laufband“ oder „Nero’s friends“. Ob die Vinyl-Platte mit „32 Super-Hits in Super-Rhythm von Hugo Strasser und Paul Kuhn“ heute noch ein neues Zuhause findet? Sie gehört zum bunten Inventar, das das Team der Katholischen Öffentlichen Bücherei Heilig Kreuz auf einer Tapeziertisch-Reihe auf der Kettwiger Straße ausgebreitet hat. Eine Auslage, die längst nicht nur antiquarische Bücherei-Medien umfasst: Kleidung, Geschirr, Puzzles, Technik … „Wenn man alles gut mischt, wirkt das interessanter, dann kaufen die Leute mehr“, verrät eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ihre Verkaufs-Strategie.

Beim 26. Flohmarkt am Dom haben sich wieder zahlreiche Kirchen-Gruppen einen Platz gesichert, um Liebenswertes und gut Erhaltenes anzubieten und mit dem Erlös zum einen die Arbeit in den Pfarreien, Vereinen oder Büchereien vor Ort zu unterstützen – und zum anderen drei Projekte der beteiligten Organisationen: Eine Initiative der katholischen Jugendsozialarbeit „Die Boje“ in Essen, ein Weiterbildungsprogramm für Mädchen und junge Frauen in Pakistan von Missio und ein Angebot für Geflüchtete an der Grenze zwischen Mexiko und den USA von Adveniat. „Genial sozial“ ist angesichts dieses Engagements die gemeinsame Überschrift von Flohmarkt und Sommerfest am Dom.

Dom-Führung mit dem Dombaumeister

Nebenan im Dom ist es ein wenig ruhiger als auf der Fußgängerzone – und doch herrscht reger Betrieb: Eine große Gruppe folgt Dombaumeister Ralf Meyers, der auf architektonische Besonderheiten im historischen Herz der Stadt Essen aufmerksam macht. Eine weitere Gruppe erkundet mit Domschatz-Leiterin Andrea Wegener die Kapelle der Goldenen Madonna. Auffällig viele Familien schauen sich heute den Dom an – und verbinden einen Besuch in der Kathedrale mit einer Visite im Domschatz, die an diesem Samstag erstmals ihre neue Ausstellung „Tierisch gut!“ zeigt.

„Fly me to the Moon“, spielt die „Laufband“ des Bistums Essen – heute ziemlich stationär – auf ihrem Platz neben der Anbetungskirche. Viel Spaß an der Musik haben nicht nur die Menschen, die bei Kaffee, Kuchen und Waffeln auf den Bänken am Glaspavillon der Cityseelsorge sitzen, sondern auch viele Passantinnen und Passanten, die auf dem Einkaufsbummel in der Essener City eine kleine musikalische Pause einlegen. Und selbst wenn gerade einmal niemand stehen bleibt, hört ein ausgesprochen prominenter Gast geduldig weiter zu: Die Hilfsorganisation Missio hat direkt gegenüber der Band ein lebensgroßes Bild von Papst Franziskus aufgestellt, neben dem man für ein Selfie-Foto Platz nehmen kann.

Freiluft-Gottesdienst und -Konzert auf dem Domhof

Ein paar Flohmarktstände weiter jubelt Schwester Judith von den Franziskusschwestern: „Wir verkaufen heute richtig gut!“ Nur das blaue Glasgeschirr wollte noch niemand haben – bis jetzt: Ein Mann und eine Frau mit blauen (!) T-Shirts haben ein Auge auf das Ensemble geworfen, besprechen sich kurz und schlagen dann zu. „Wir hatten diesen Sommer ja nicht so viel blauen Himmel, da setzen wir im Garten nun auf blaue Teller“, schmunzelt der Mann, während die Franziskusschwestern nach Packpapier suchen.

Am späten Nachmittag räumen die Flohmarkt-Teams langsam zusammen und das Sommerfest verlagert sich auf den Domhof. Am Abend feiert Cityseelorger Bernd Wolharn dort auf einer Bühne mit den Gläubigen einen stimmungsvollen Freiluftgottesdienst, bevor danach die Band Nero’s Friends mit einem Konzert übernimmt – an einem Sommerabend mit tatsächlich blauem Himmel.

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news-20332 Wed, 30 Aug 2023 09:57:43 +0200 „Tierisch gut!“: Essener Domschatz widmet biblischen Tieren Sonderausstellung https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/tierisch-gut-essener-domschatz-widmet-biblischen-tieren-sonderausstellung Viele Kunstwerke im Essener Domschatz und im Essener Dom zeigen Tiere, die in der christlichen Tradition eine wichtige Rolle spielen. Eine Sonderausstellung des Domschatzes rückt diese Tiere nun in den Fokus und erklärt ihre Bedeutung. Ochs und Esel sind fester Bestandteil der Krippe, ohne Tiere hätte Noah wohl eine deutlich kleinere Arche gebaut – und eine Kirchenmaus gibt es längst nicht nur im Essener Dom: In der christlichen Tradition spielen alle möglichen Tiere eine Rolle. In einer Sonderausstellung stellt der Essener Domschatz einige von ihnen vor, zeigt sie auf seinen jahrhundertealten Schatzstücken und erzählt ihre Geschichten. „Tierisch gut! Tierdarstellungen auf Kunstwerken im Essener Domschatz“ heißt die Schau, die sich gleichermaßen an Kinder, Jugendliche und Erwachsene richtet und von Samstag, 2. September, bis zum 30. Dezember im Domschatz zu sehen ist. Möglich wird die Ausstellung durch die Unterstützung des Münsterbauvereins.

„In der Bibel wimmelt es nur so von Tieren.“

„In der Bibel wimmelt es nur so von Tieren“, sagt Rainer Teuber, Leiter der Museumspädagogik und des Besucherservice im Domschatz, „die Liste reicht von A wie Adler bis Z wie Ziege.“ Teuber hatte die Idee zu der ungewöhnlichen Ausstellung, weil auch auf zahlreichen von der Bibel inspirierten christlichen Kunstwerken und liturgischen Gegenständen im Domschatz, im Dom und ringsum die verschiedensten Tiere zu sehen sind. Mit Tieraufklebern an Vitrinen, großen Tieren an den Wänden und einem Begleitbuch macht der Domschatz nun in „Tierisch gut!“ an ausgewählten Kunstwerken auf diese Wesen aufmerksam und erläutert die Hintergründe. Dann geht’s zum Beispiel um Adler, Löwe und Stier auf dem Einband des fast 1000 Jahre alten Theophanu-Evangeliars. Oder um Jesus, der in der christlichen Tierwelt oft als Lamm, gelegentlich als Fisch und in einem 800 Jahre alten Türklopfer auch als Löwe dargestellt wird. Außerdem erklärt die Schau, warum die Schlange in der christlichen Kunst oft eine Verliererrolle bekommt.

Leihgaben ergänzen das Domschatz-Ensemble

Eigens für die Ausstellung ergänzen zwei Leihgaben mit reichlich Tier-Bezug das Domschatz-Ensemble für die Sonderausstellung: Der „Wirbel der Schöpfung“ ist ein Retabel aus dem 20. Jahrhundert, also ein Bild mit zwei Seitenflügeln, das hinter einem Altar aufgestellt wird. Es zeigt jede Menge exotische Tiere, die Maria, Josef und das Jesuskind umkreisen. Die zweite Leihgabe zeigt ebenfalls eine Krippe: Die Szene auf der ungefähr 1600 Jahre alten Pyxis aus der Schatzkammer in Essen-Werden, einer kleinen runden Dose aus Elfenbein, gilt als älteste Darstellung der Weihnachtsgeschichte in Deutschland – Esel und Ochse inklusive.

„Es ist faszinierend zu sehen, wie tief manche Tier-Bilder in unserem kulturellen Bewusstsein verankert sind“, sagt Domschatz-Leiterin Andrea Wegener. „In unserer Ausstellung zeigen wir die Vielfalt der biblisch-christlichen Tierwelt, erklären Hintergründe und stellen Zusammenhänge dar.“ Zudem werden die Hinweise in der Sonderausstellung durch ein über 130 Seiten starkes buntes Buch begleitet. Das beschreibt auch Tiere, die zwar in der Ausstellung, aber in keinem Biologie-Buch vorkommen, wie den drachenartigen Leviathan. Der gilt im Alten Testament als eines der ersten Geschöpfe Gottes und ist zum Beispiel auf dem Essener Schwert und dem Siebenarmigen Leuchter im Dom abgebildet. Kinder, die die Ausstellung besuchen, erhalten das Buch kostenlos – dank der Unterstützung des Lions Club Assindia, der Freddy Fischer Stiftung und der Stiftung Training fürs Leben. Erwachsene können es für sieben Euro im Domschatz-Shop erwerben.

Führungen für Kinder und Abendveranstaltungen für Erwachsene

Viele Geschichten zu biblischen Tieren erzählen die Fachleute im Domschatz auch bei verschiedenen Führungen in der Sonderausstellung.

Auf dem Programm stehen drei kostenfreie Angebote für Familien:

  • TIERISCH GUT! Führung durch die Sonderausstellung - für Familien: 16.09., 30.09., 14.10., 28.10., 11.11., 25.11., 09.12. und 23.12., jeweils 15 bis 16 Uhr.
  • AUF DEN SPUREN VON LÖWE, SCHLANGE & CO. Führung durch die Sonderausstellung - speziell für Kinder: 8.10., 15 bis 16 Uhr
  • AUF INS MITTELALTER! Kostenfreie Führung für Familien: 23.09., 15 bis 16 Uhr

Für Erwachsene gibt es zudem eigene Abendveranstaltungen zu „Tierisch gut!“;

  • GOTT UND DIE TIERE – EIN PERSPEKTIVENWECHSEL, Vortrag mit Dr. Rainer Hagencord, 13.10.,
  • TIERISCH GUT! Kuratorenführung mit Rainer Teuber, 10.11., und 15.12.

Die Abendveranstaltungen beginnen jeweils um 19 Uhr (bis 20.30 Uhr). Die Teilnahme kostet – inklusive Snacks und Getränke – 15 Euro. Anmeldung erforderlich.

Darüber hinaus bietet der Domschatz nach individueller Absprache für Gruppen auch private Führungen und separate Termine zum Besuch der Sonderausstellung an. Buchungsanfragen, Anmeldungen für die Abendveranstaltungen und alle weiteren Informationen gibt’s unter Tel.: 0201/2204-206 oder E-Mail: domschatz@bistum-essen.de

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news-20331 Wed, 30 Aug 2023 08:00:00 +0200 Mehr als nur Weihrauch – Duft in Kirchenräumen https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/mehr-als-nur-weihrauch-duft-in-kirchenraeumen In ihrer Liturgie versucht die katholische Kirche, Gottes Heilshandeln in der Welt mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Aber selbst Gläubige tun sich heute manchmal schwer damit, liturgische Handlungen zu verstehen. Seit vielen Jahren geht die Zahl der Gottesdienstbesucher zurück. Da ist Kreativität gefragt. Längst wird mit besonderem Licht und außergewöhnlichen musikalischen Klängen experimentiert, um Augen und Ohren gleichermaßen anzusprechen, und versucht, die Liturgie auf diese Weise ansprechend und eingängig zu inszenieren. Der Gedanke dahinter: Glaube braucht Sinnlichkeit. Der Kirchenraum ist zum Laboratorium für neue Formen der sinnlichen Gotteserfahrung geworden. Aber was ist mit der Nase? Welche Rolle Düfte bei spirituellen Erfahrungen spielen, warum es in Kirchen nicht nur nach Weihrauch riechen sollte und ob die Gefahr einer Überinszenierung von Liturgie besteht, darüber haben wir mit dem Innovationsberater, Autor und promovierten Theologen Björn Hirsch gesprochen.

Hirsch gehört auch zum Team des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (ZAP) der Universität Bochum, das in einer sogenannten Aerothek Duftkreationen zum bundesweiten Einsatz in Kirchenräumen anbietet. Am 6. und 7. September 2023 ist er Referent bei unserer Fachtagung „Liturgie als Inszenierung – Risiken, Potenziale und Experimente“ in der Bistumsakademie Die Wolfsburg, Falkenweg 6, in Mülheim.

Die katholische Kirche beklagt seit vielen Jahren rückläufige Zahlen bei Gottesdienstbesuchen. Warum verstehen viele Sprache und rituelle Handlungen nicht mehr, hat die katholische Kirche ein Inszenierungsproblem?

Hirsch: Die katholische Kirche hat es über viele Jahrhunderte hinweg verstanden, Trends aufzugreifen oder sogar neue Trends zu kreieren. Besichtigt man heute ältere Kirchen, lässt sich erkennen, dass die jeweils herrschenden Stilepochen in der Architektur aufgenommen wurden. Auch Sprachgebrauch und Verkündigungsmethoden hatten einen Sitz im Leben der Menschen und waren, so würden wir es heute sagen, nutzerorientiert.

Heute gelingt das der Kirche nur noch sehr selten. Immer mehr entfernt sie sich von den Lebens- und Erfahrungswelten der Menschen. In ihrer Verkündigung fokussiert sie sich vor allem auf den Bereich des Kognitiven. Die Erfahrung einer transzendentalen Wirklichkeit bedarf aber einer weiter reichenden Inszenierung, die alle Sinne des Menschen anspricht.

Schon vor vielen Jahrzehnten sagte der Theologe Karl Rahner (1904-1984): „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein." Dementsprechend ist es eine wichtige Aufgabe von Kirche auch in heutiger Zeit, dass sie diesen Erfahrungsraum schafft und ihre Botschaften so inszeniert, dass sie verstanden und erspürt werden können. Eine multisensorische Pastoral ist hierbei ein Schlüsselfaktor.

Das Zentrum für Angewandte Pastoralforschung in Bochum, zu dessen Team Sie gehören, hat eine Aerothek mit vier Düften für das Kirchenjahr entwickelt. Welche Rolle spielen bei einer ansprechenden Liturgie und bei spirituellen Erfahrungen Gerüche?

Der Geruchssinn, so sagt es die moderne Riechforschung, ist der einzige Sinn, der direkt und unmittelbar Erinnerungen und Emotionen weckt. Riecht es in einem Raum beispielsweise wie in der Küche der Großmutter, wird man sofort in ‚die gute alte Zeit‘ zurückversetzt. Gleich entstehen Bilder im Kopf, wie es dort früher ausgesehen hat, wie liebevoll die Oma war und was wir im Laufe des Lebens mit ihr erlebt haben.

Auch beim Erstkontakt mit Menschen ist der Geruch sehr wichtig. Er entscheidet innerhalb von Millisekunden, ob wir jemanden sympathisch finden oder eben nicht. Der Ausspruch „Ich kann dich (nicht) riechen“ bringt dies auf den Punkt.

Dabei entscheidet die eigene Sozialisation darüber, welche Gerüche wir als angenehm wahrnehmen und welche uns eher stinken. Denke ich bei dem Geruch von Lavendel beispielsweise an die schönen Kindheitsurlaube in der Provence, bei denen die Lavendelfelder ihren herrlichen Duft verströmten, werde ich ihn mögen. Trug jedoch die ungeliebte Tante mit den dicken Kusslippen immer ein starkes Lavendelparfüm, wird er in mir eher Ablehnung hervorrufen.

Übertragen wir dies auf Kirche, wird eines deutlich: Immer mehr Menschen haben keinen Kontakt mehr zur Kirche. Sie sind bestimmte Kirchengerüche wie Weihrauch einfach nicht mehr gewohnt und lehnen sie daher tendenziell ab. Wenn wir darüber nachdenken, wie Kirche heute riechen soll, müssen wir dies stets bedenken. Welche Gerüche werden heute von einer Mehrheit der Menschen als angenehm empfunden? Und wie können wir diese Gerüche so einsetzen, dass sie sowohl das Wohlbefinden der Menschen in unseren Kirchen und Pfarrzentren steigern und gleichsam über einen ersten positiven Geruchseindruck hinaus auf das verweisen, was wir verkünden wollen und eine Erfahrung des Göttlichen ermöglichen? Vor diesem Hintergrund sind die vier Düfte der zap:aerothek entstanden: PHYSIS (Weihnachten), KENOSIS (Ostern), DYNAMIS (Pfingsten) und PHRONESIS (Alltag).   

Warum wurde bei der Kreation der Düfte festgelegt, dass beispielsweise Weihnachten oder Pfingsten so und nicht anders zu riechen hat?  

Bei der Kreation der Düfte wurde die Methode des sogenannten Moodboarding verwendet. Alle Beteiligten, darunter Riechforscher, Parfumeure und Theologen, haben zunächst mit Hilfe von Bildern ausgedrückt, wonach für sie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten riechen. Dabei sollten keine banalen Düfte entstehen, die einfach nur die eigenen Erfahrungen abbilden. Es sollte auch der theologische Gehalt der einzelnen Feste zum Ausdruck kommen.

Der Weihnachtsduft trägt in der Kopfnote beispielsweise Vanillin. Vanille ist der Botenstoff, der den Säugling zur Brust der Mutter führt. Damit verbinden wir als Menschen mit diesem Duft ein Gefühl tiefer Geborgenheit. Für viele Menschen ist die Weihnachtszeit heute mit diesem Gefühl von Geborgenheit verbunden. Auch das kleine Kind in der Krippe fühlte sich, trotz der Fluchtsituation, bei seiner Mutter Maria und seinem Vater Josef geborgen. Gleichsam verweist das Weihnachtsfest jedoch auch schon auf den bevorstehenden Kreuzestod Jesu. Daher wurde in der Basisnote Myrre verwendet, welche die Bitterkeit dieses Ereignisses zum Ausdruck bringt.

Ähnlich verhält es sich auch mit den anderen Düften: Zu Ostern erwacht das neue Leben. Das Osterfest symbolisiert den Übergang vom Winter zum Sommer, vom Regen zum Sonnenschein, schließlich vom Tod zum neuen Leben. Dementsprechend wurden unter anderem die Gerüche von hellem Blattgrün, von Lindenblüte und Maiglöckchen verwendet.

Das Pfingstfest steht für einen neuen Aufbruch. Es entsteht etwas Neues, es wird Kirche geboren. Der Duft DYNAMIS bringt dies zum Ausdruck, wenn er unter anderem frische Zitrusnoten, Cassis und rosa Pfeffer in sich trägt.

Letztlich bleibt es ein Stück weit der Interpretation des Einzelnen überlassen, wonach für sie oder ihn die einzelnen Kirchenfeste riechen. Bei der Herstellung der Düfte der zap:aerothek ist es aber meiner Ansicht nach gelungen, einen guten Querschnitt hinzubekommen.

Besteht nicht auch die Gefahr, dass die Liturgie überinszeniert wird?

Von einer Überinszenierung der Liturgie sind wir heute weit entfernt, nicht nur innerhalb der katholischen Kirche, sondern auch in anderen Konfessionen und Denominationen. Dennoch gilt hier wie überall: Die Verwendung bestimmter Dinge und Methoden in der Liturgie – Gerüche, Lichtinszenierungen, Musik, wohlklingende Worte, schön gestaltete Räume – sind immer nur Mittel zum Zweck. Es muss der Anspruch bestehen bleiben, durch sie auf eine tiefere Wirklichkeit hinzuweisen. Sie dürfen nicht bei sich stehen bleiben, sonst lenken sie vom Eigentlichen ab. Hier eine gute Balance zu halten, ist Aufgabe der Verantwortlichen für liturgische Feiern an den verschiedenen Orten.

Zudem gilt, dass Liturgie nur ein Handlungsvollzug der Kirche ist. Liturgie muss stets in das gesamte kirchliche Handeln eingebettet sein. Sowohl in der Verkündigung (Martyria) als auch in der Nächstenliebe (Caritas) und im Gemeinschaftsleben (Communio) muss deutlich werden, dass wir das, was wir in Gottesdiensten feiern und verkünden auch einen Anker im Leben der Kirche und der Menschen hat. Authentizität hat heute eine immense Bedeutung, wenn es darum geht, dass Kirche ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Menschen zurückgewinnt. Daher bringt eine noch so schön inszenierte Liturgie nichts, wenn sie nicht auch einen Ausdruck im alltäglichen Leben findet.

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news-20330 Tue, 29 Aug 2023 15:52:46 +0200 Pfarrei St. Hippolytus eröffnet neues Gemeindezentrum in ehemaliger Kita https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/pfarrei-st-hippolytus-eroeffnet-neues-gemeindezentrum-in-ehemaliger-kita Nachdem Gemeindeheim und Kirche von St. Liebfrauen geschlossen wurden, gibt es in Gelsenkirchen-Beckhausen nun in der ehemaligen Kita ein Gemeindezentrum auf technisch neuestem Stand. Einmal im Monat feiert die Gemeinde dort Gottesdienste in einem Raum, der auch für größere Gruppentreffen offensteht. Vorne rechts steht der Altar mit dem Marien-Mosaik, hinten links hängt ein großer Bildschirm, flankiert von Lautsprechern – daneben öffnet sich durch eine breite Fensterfront der Blick ins Grüne. Hier feiert die Gemeinde St. Liebfrauen in Gelsenkirchen-Beckhausen künftig ihre Gottesdienste. Hier werden sich aber auch Gruppen zum Kaffeetrinken oder Gremien für Sitzungen treffen. Einen Namen hat der Raum noch nicht – aber er ist gewissermaßen das Herzstück des neuen Gemeindezentrums, das die Pfarrei St. Hippolytus am Sonntag, 3. September, am Standort St. Liebfrauen einweiht.

Das alte Gemeindeheim ist schon seit Jahren zu, in der großen Liebfrauen-Kirche wurde im Januar die letzte Messe gefeiert – „jetzt können wir hier endlich etwas neues eröffnen“, freut sich Pastor Bernd Steinrötter. Seit dem vergangenen September haben Handwerker und Bauarbeiter den ehemaligen Kindergarten zum neuen Gemeinde-Standort umgebaut. Bis vor gut fünf Jahren sind hier Generationen Beckhausener Kinder ein- und ausgegangen – dann wurde die Kita geschlossen. Kurzfristig diente sie im vergangenen Jahr noch als Notquartier für Geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer, bevor dann die Bauleute Hand an das Gebäude legten.

Große Fenster bringen viel Licht in die Gruppenräume

An die Kita erinnern heute noch die ungewöhnliche Form des einstöckigen Gebäudes und die großen Fenster. Die bringen viel Licht in die ehemaligen Gruppenräume, in denen nun große Tische und Stühle für Erwachsene stehen. Alles ist klapp- und stapelbar, so dass sich hier große wie kleine Gruppen ihre Sitzordnung passend zurechtstellen können. Es gibt einen kleinen Besprechungsraum, einen Gruppenraum, den großen Saal mit Altar und Fernseher und eine neue Küche. Die Gruppen von Kolping, KAB und kfd, die sich zuletzt in der benachbarten evangelischen Gemeinde getroffen haben, haben sich schon wieder angekündigt. Neben kirchlichen Gruppen „wollen wir uns mit diesem Haus aber auch ganz bewusst in den Stadtteil öffnen“, sagt Pastor Steinrötter. Das neue Gebäude soll durchaus ein „Erlebnisort des Glaubens“ sein, wie die Pfarrei St. Hyppolytus alle ihre Standorte beschreibt – aber eben kein exklusiv katholischer. So hat sich die örtliche SPD-Gruppe schon für Vorstandssitzungen in der top-modernen Umgebung getroffen, in der Wlan ebenso selbstverständlich ist wie eine dimmbare LED-Beleuchtung, die die Farbe ändern kann.

Wenn Pastor Steinrötter und Berthold Hiegemann, der als pensionierter RAG-Angestellter nun den Pfarreientwicklungsprozess in St. Hippolytus leitet, durch das frisch umgebaute Haus gehen, ist ständig von „Ideen“ die Rede: Eltern-Kind-Kochen in der neuen Küche, Seniorenberatung am Rande von Gruppentreffen der Gemeinde, Kunst und Kultur, die sich in dem neuen Haus treffen… Nicht nur die weißen Wände wirken hier wie ein noch unbeschriebenes Blatt. Auch für das ganze Haus betonen Steinrötter und Hiegemann, dass die Pfarrei nun die Ressource geschaffen habe, die von den Menschen vor Ort mit Leben gefüllt werden müsse. Und da sind die beiden Projektplaner realistisch: Erst die Einschränkungen der Corona-Pandemie, dann die lange Bauphase – „nun müssen wir viele Menschen zurückgewinnen“.

Mobiler Altar wird für Messen nach vorn geschoben

Gerade bei den Gottesdiensten wird sich manches Kirchenmitglied umgewöhnen müssen. Wer bis Januar die große, 1950 geweihte Liebfrauen-Kirche gewohnt war, findet sich ab Sonntag in der ehemaligen Kita in einem Raum wieder, der allenfalls gut 80 Plätze haben dürfte. Inklusive E-Piano statt Orgel und mobilem Altar, der für Messen nach vorne geschoben wird. „Wir wollen weg von dem Gedanken, wir müssten hier Massen bewegen“, betont Hiegemann. Während sich in vielen großen Kirchen die Messbesucher verlören, würden sie in der St.-Hippolytus-Pfarrei an mehreren kleinen, alternativen Gottesdienstorten wie nun in Liebfrauen „eine neue Form der Heimeligkeit“ erleben. Neben den wöchentlichen Messen in der Pfarrkirche St. Hippolytus gibt es jeweils im wöchentlichen Wechsel eine Messe an einem der vier weiteren Standorte St. Marien, St. Laurentius, St. Clemens und St. Liebfrauen. „Wir haben Pfarreimitglieder, die besuchen lieber die wöchentlich wechselnden Gottesdienste“, sagt Hiegemeier – während andere womöglich gerade die Anonymität der großen St.-Hippolytus-Kirche schätzten. Damit die Gläubigen aus Liebfrauen auch in der neuen Umgebung eine Verbindung zur alten Kirche haben, hängt nun neben dem Altar ein großes Mosaik mit Maria und dem Jesuskind, das auch in der Kirche schon im Altarraum hing. Auch eine Marienikone und Fotos der Kirchenfenster stehen für diese Verbindung.

„Wir geben Gebäude auf, aber keine Standorte“, sei von Beginn an eine Leitlinie im Pfarreientwicklungsprozess von St. Hippolytus gewesen, betont Hiegemann. Dafür stehe nun auch das neue Zentrum in St. Liebfrauen: Während die Pfarrei für das restliche Areal aus Kirche und ehemaligem Gemeindezentrum derzeit einen Käufer sucht, geht das Gemeindeleben in einer neuen Form im neuen Haus weiter. Und nicht nur da – hinter der Kita öffnet sich ein hunderte Quadratmeter großer Garten. Beim Eröffnungsfest am Sonntag soll da die Band spielen. Und für die Zukunft gibt’s auch für diese Fläche schon wieder jede Menge Ideen zwischen Spielen, Gärtnern und Erholen – so wie das Haus nicht nur für Kirchenmitglieder, sondern immer mit Blick auf den Stadtteil ringsum.

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news-20329 Sun, 27 Aug 2023 16:49:08 +0200 75. Geburtstag: Ein Jubelfest für Weihbischof Zimmermann https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/75-geburtstag-ein-jubelfest-fuer-weihbischof-zimmermann Nach seinem Geburtstag im Juni war an diesem Sonntag, 27. August 2023, Zeit für einen festlichen Gottesdienst im Essener Dom, zahlreiche Gratulantinnen und Gratulanten auf dem Domhof und einen Empfang mit vielen Ehrengästen. Mit einem feierlichen Gottesdienst im Essener Dom und einem anschließenden Empfang hat Bischof Franz-Josef Overbeck zusammen mit zahlreichen Gläubigen und vielen Festgästen aus Kirche, Gesellschaft, anderen Religionsgemeinschaften und der Ökumene Weihbischof Wilhelm Zimmermann anlässlich seines 75. Geburtstags geehrt. Nach seinem Geburtstag am 16. Juni war die offizielle Feier wegen der Sommerferien auf diesen Sonntag gelegt worden. Zudem hat Weihbischof Zimmermann mit dem vollendeten 75. Lebensjahr zwar die Altersgrenze erreicht, an der katholische Bischöfe dem Papst ihren Rücktritt anbieten. Papst Franziskus hat diesen jedoch nur „nunc pro tunc“ angenommen, wie es in der Kirche heißt. Übersetzt heißt die lateinische Formulierung „jetzt für dann“ und bedeutet, dass Zimmermann trotz des angenommenen Amtsverzichts so lange als Weihbischof im Amt bleibt, bis ein Nachfolger gefunden ist. Damit war es zu früh für Abschiedsworte von Zimmermann, der seit gut neun Jahren als Weihbischof im Ruhrbistum wirkt. Gelegenheit für Dank und Würdigung seiner Verdienste fanden die Gäste dennoch sowohl im Gottesdienst als auch bei der anschließenden Feier in der Aula des Bischöflichen Generalvikariats.

„Ein immer aufgeräumter, freundlicher wie herzlicher Mann“

Wer Zimmermann treffe, „findet immer einen aufgeräumten und freundlichen wie herzlichen Mann vor, der Freude am Leben hat, aber eben auch an der Seelsorge an und mit ganz vielen Menschen“, würdigte Bischof Overbeck in seiner Predigt den Jubilar. Overbeck erinnerte an viele Stationen auf diesem eng mit der Kirche verbundenen Lebensweg. Aufgewachsen in Gelsenkirchen-Ückendorf machte Zimmermann nach dem Schulabschluss zunächst eine kaufmännische Lehre, bevor er dann doch noch das Abitur nachholte und Theologie studierte. Als Kaplan wirkte Zimmermann in Hattingen, bevor er auf Bistumsebene erst Jugendseelsorger und dann der letzte Sekretär von Kardinal Franz Hengsbach wurde. In den 1990er Jahren war Zimmermann zunächst in der Essener Innenstadt tätig – erst als Dompfarrer und Dechant, dann als Pfarrer von St. Gertrud – bevor er ab 2002 in die Propsteipfarrei St. Urbanus nach Gelsenkirchen-Buer wechselte und 2004 Stadtdechant von Gelsenkirchen wurde. „Der Seelsorger in Weihbischof Zimmermann war immer der, der mit ruhiger Hand das Leben der Kirche begleitet hat“, sagte Overbeck.

Verantwortlich für Ökumene und Interreligiösen Dialog

Als Weihbischof verantwortet Zimmermann die Themen Ökumene und Interreligiöser Dialog im Bistum Essen. Nach „Jahrhunderten der Trennungsgeschichte vieler Christen“ gebe es heute „eine neue Phase, nicht nur alleine christlicher Ökumene, sondern auch des interreligiösen Gespräches aller an Gott glaubender Menschen“, betonte Overbeck. Mit Blick auf die Ökumene ergänzte der Bischof: „Es ist noch ein weiter Weg zur immer größerer Einheit im Glauben, die dann nicht mehr verstanden werden darf als eine Konkurrenz zur jeweiligen eigenen konfessionellen Identität, sondern als ein neuer Reichtum des Miteinanders aller, damit alle zur Erkenntnis Gottes kommen, der frei macht zur Freiheit der Kinder Gottes.“ Overbeck verwies darauf, dass Zimmermann diese Ökumene „mit großer Aufmerksamkeit und Liebe zu seinem Anliegen gemacht hat“ – sowohl in den großen ökumenischen Partnern der evangelischen Kirche als auch der orthodoxen wie orientalischen Tradition habe der Weihbischof dabei „jene Vielfalt entdeckt, die, in Einheit zusammengefügt, die Glaubwürdigkeit des Christentums auf Dauer stärken und stützen wird“. Parallel dazu werde der interreligiöse Dialog – insbesondere mit den jüdischen und muslimischen Gemeinschaften im Ruhrgebiet – „in einer Welt, in der sich immer mehr Menschen von der Wirklichkeit Gottes als einer geglaubten abwenden, zu einem tieferen Zusammenfinden aller führen, die an Gott glauben“, so Overbeck.

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news-20328 Sun, 27 Aug 2023 11:24:33 +0200 Zehn Jahre GleisX: Von der Jugendkirche zur jungen Kirche https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/zehn-jahre-gleisx-von-der-jugendkirche-zur-jungen-kirche Zehn Jahre nach ihrer Gründung ist GleisX in der Gelsenkirchener Innenstadt für viele junge Christinnen und Christen im Ruhrgebiet ein fester Anlaufpunkt geworden. Zugleich erfindet sie sich immer neu. Zusammen mit dem benachbarten Philipp-Neri-Zentrum hat sie am Samstag Geburtstag gefeiert. Die eine wird zehn, das andere 25 Jahre alt– macht in Summe 35 Jahre katholische Jugendarbeit in Gelsenkirchen. Die haben das Philipp-Neri-Zentrum (PNZ) und GleisX, die Kirche für junge Menschen, am Samstag, 26. August 2023, mit einem Fest in der Gelsenkirchener Neustadt feiert. Höhepunkt war die „Jubiläums-GleisZeit“, die gemeinsame Messe in der ungewöhnlichen Kirche mit Generalvikar Klaus Pfeffer.

Kirche mit Sofa-Ecke und „Theken-Kapelle“

GleisX ist anders. Auf den ersten Blick steht da ein prachtvolles neuromanisches Gotteshaus mitten im Nachkriegsumfeld der Gelsenkirchener Neustadt. Doch dann fallen die großen bunten Felder auf, die die Fenster über dem Eingang füllen. Wer durch die Tür geht, schaut anstelle von Kirchenbänken auf ein Oval aus hellen Stühlen. Man kann aber auch gleich links abbiegen in die „Theken-Kapelle“ und dann mit einem frischen Getränk aus dem Kühlschrank in der Sofa-Ecke im Seitenschiff Platz nehmen. „Ich suche nicht, ich finde!“, steht in geschwungenen grünen Leuchtbuchstaben in der Mitte der Kirche. Und gefunden worden sind hier in den vergangenen zehn Jahren wohl nicht nur unzählige Antworten auf Glaubensfragen und so manche neue Lebensperspektive – sondern immer wieder auch neue Ansätze für die Arbeit mit jungen Menschen, die in dieser Kirche im Fokus stehen.

Die Zeiten der „Jugendkirche“ GleisX seien jedenfalls vorbei, markiert Janina Kessler, die Leiterin des GleisX-Teams, eine Veränderung zu den Anfangsjahren. Ein bisschen ist die Kirche wohl mit der eigenen Zielgruppe gealtert – und hat dabei das eigene Profil geschärft zur „Kirche für junge Menschen“. Im Blick sind Erwachsene bis 35 Jahren – weil die 23-jährige Studentin nicht nur anders angesprochen werden möchte als der 16-jährige Schüler, sondern auch andere Fragen hat an Gott, die Welt und all die anderen Themen, die in GleisX eine Rolle spielen.

Auf dem „Fahrplan“ steht ein Stück Weggemeinschaft

Das Bild vom X als Kreuzung ist hier allgegenwärtig, abgeleitet vom Schienennetz des nahen Gelsenkirchener Hauptbahnhofs. „Wir fahren ein Stück mit dir“, heißt es auf der Homepage. Auf dem „Fahrplan“ steht der monatliche „GleisZeit“-Gottesdienst, der „Lautsprecher“-Chor oder das „GleisKlang“-Mitsing-Konzert. Meistens geht’s um eine kurze Weggemeinschaft – kein womöglich lebenslanges Miteinander, wie es früher mal das klassische christliche Gemeindebild vorsah. „Eigentlich sind wir ein Individualisten-Ort“, sagt Janina. Jeder der kommt, ist "hochwillkommen", darf aber nach Gottesdienst, Konzert oder Kinoabend auch wieder gehen, ohne gleich „Wann kommst du wieder?“, gefragt zu werden. Janina sagt „eigentlich“, weil sich das Gäste-Gefüge in den vergangenen Jahren ein wenig verändert hat. Für GleisX ist es neu, dass nun manche nach dem Gottesdienst noch auf ein Getränk beisammenbleiben. Diese zaghafte Form von Gemeinschaft „ist durch Corona gewachsen“, sagt Janina. Die, die in der Pandemie alles allein machen mussten – ohne Eltern, ohne Partner, ohne enge Freunde – trinken jetzt manchmal eine Cola nach dem „GleisZeit“-Gottesdienst. „Die wollen da nicht unbedingt neue Freunde finden“, erklärt Janina, „sondern einfach nur mal wieder über den Tellerrand des eigenen Lebens schauen“.

Dass Janina die Chefin im GleisX-Team ist, ist auch so ein „anders“-Ding, weil erst nach und nach immer mehr Frauen Leitungsaufgaben in der Kirche übernehmen. In GleisX haben sie da kein großes Thema draus gemacht, sondern es ziemlich pragmatisch geregelt: Als Christoph Werecki, der einzige Priester und bisherige Team-Leiter, wegen immer neuer Aufgaben immer weniger Zeit für die Seelsorge hatte, haben sie gemeinsam im Team eine neue Lösung gesucht. Nun leitet die Sozialpädagogin Janina das Team mit Christoph, dem Theologen Jakob Kamin und der Gemeindereferentin Conni Weßel, die als junge Mutter gerade eine Eltern-Auszeit nimmt. Diese vier Seelsorge-Profis sind wichtig für GleisX, „weil wir hier alles hauptamtlich steuern“, sagt Janina – noch ein Unterschied zur gewöhnlichen Kirchengemeinde. „Die Leute können hier einfach nur konsumieren.“ Und Jakob ergänzt: „Hier wir niemand festgehalten und bekommt gleich eine Aufgabe.“ Diesen Grundsatz gebe es in GleisX schon seit den Gründerzeiten vor zehn Jahren.

Generalvikar Pfeffer hat Jugendkirchen seinerzeit mit entwickelt

Klaus Pfeffer, der heutige Generalvikar des Bistums Essen, hat die Entwicklung der „Jugendkirchen“ seinerzeit als Jugendseelsorger für das Bistum mitgestaltet. „In Gelsenkirchen gab es damals ein großes Interesse, einen solchen Ort zu schaffen, der auch so etwas wie ein Zentrum für die Jugendpastoral werden sollte“, erinnert er sich heute. „So entstand das Philipp-Neri-Zentrum, aus dem dann GleisX hervorging, an dem heute ganz kreativ und lebendig Christsein und Kirche gelebt wird.“ Es mache ihn „auch ein wenig stolz, dass Ideen, die vor einigen Jahrzehnten geboren wurden, sich so nachhaltig weiterentwickelt haben“. Die Kirche der Zukunft lebe durch solche besonderen Orte, „an denen junge Menschen und Menschen mit einer jugendlichen Offenheit ihren Glauben leben - offen, mutig, kreativ und sehr weit“.

Wenn GleisX ein Vorgeschmack auf die Kirche der Zukunft ist, dann wohl vor allem auf eine Kirche im ständigen Wandel: Immer wieder gestalten das Team den Kirchenraum um, neue Farben und Formen stehen dann für neue Themen und Angebote. Als vor einem Jahr eine Zeitlang weniger Gäste zur „GleisZeit“-Messe kamen, wurde diese kurzerhand aus dem Stuhl-Oval in den kleinen Chorraum verlegt, um auch in kleiner Runde intensiv miteinander feiern zu können. Anstatt wöchentlicher Messen feiert die junge Gemeinde zudem mittlerweile an jedem ersten Sonntagabend eines Monats. Zwischendurch gibt es verschiedene andere spirituelle Angebote, wie den Picknick-Gottesdienst auf der Halde oder das „Kerr, watt schön!“-Heft, das die jungen Leute über den Sommer mit Text-Impulsen zu eigenen Entdeckungstouren im Ruhrgebiet eingeladen hat.

Wie bei der Bahn gilt das aktuelle Programm bis zum nächsten Fahrplanwechsel – und manchmal stehen auch größere Baustellen an. Im Herbst startet ein neuer Prozess „wo wir mal alles in die Luft werfen und schauen, was wir wieder auffangen“, beschreibt es Jakob. Welche Angebote sind noch zeitgemäß? Muss GleisX noch stärker im digitalen Raum präsent sein? Was findet künftig in der Kirche statt, was woanders? Nur indem sie immer mal wieder gedanklich alles auf den Kopf stellen, könnten sie am Puls der Zeit bleiben „und unserem Auftrag gerecht werden, ein Angebot für junge Menschen zu schaffen, das wirklich in deren Lebenswelt passt“, betont Janina.

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news-20327 Sat, 26 Aug 2023 10:55:13 +0200 Strack-Zimmermann zur Andacht im Essener Dom https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/strack-zimmermann-zur-andacht-im-essener-dom Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im deutschen Bundestag, hat am Freitagabend, 25. August 2023, während einer Andacht im Essener Dom über die christliche Friedensbotschaft angesichts des Krieges in der Ukraine gesprochen. Dazu hatte sich die FDP-Verteidigungspolitikerin den Bibelvers „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch“ aus dem Johannes-Evangelium ausgesucht. „Der russische Angriff auf die Ukraine war die Reaktion auf das kollektive Wegschauen des Westens im Jahr 2014, als die Krim annektiert und der Donbass angegriffen wurde“, sagte Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu Beginn ihres Vortrags. „Putin hat gesehen: Es kann Krieg und Gewalt geben und keiner schaut hin.“ Das Völkerrecht verbiete den Angriff eines Landes auf ein anderes Land, fährt die FDP-Verteidigungspolitikerin fort. Es erlaube aber die Verteidigung. „Auch mit Waffen. Und es erlaubt auch, diese zu liefern. Ich weiß, wie verstörend das ist.“ Russland habe das Völkerrecht gebrochen. „Und wir entscheiden gerade darüber, ob das der letzte Krieg in Europa sein wird oder ob viele weitere folgen werden.“ Der russische Präsident kenne nur die Sprache der Gewalt.

„Ist das hier ein Gottesdienst oder eine politische Veranstaltung?“, wird Strack-Zimmermann von einem Mann aus den hinteren Bänken unterbrochen. Zustimmendes Gemurmel erfüllt das Kirchenrund. „Frieden schaffen, ohne Waffen“, so das Statement des Mannes. „Wir müssen nicht einer Meinung sein oder einander immer verstehen“, entgegnet die FDP-Politikerin ruhig. „Aber wir müssen einander zuhören.“ Wenn man über Frieden spreche, solle man wissen, auf welcher Basis dieser möglich sei.

„Gott sagt zu uns, dass wir in Frieden leben sollen, dass er uns den Frieden bringen will“, nimmt die aktive Katholiken Bezug auf den von ihr ausgesuchten Bibelspruch aus dem Johannes-Evangelium. „Aber nicht den irdischen Frieden. Weil der Friede, von dem wir glauben, dass es ihn gibt, liegt in unseren Händen“, nimmt sie die Anwesenden in die Pflicht. Wir können und müssen daran arbeiten: im Kleinen, in der Familie im Miteinander“. Strack-Zimmermann sei „zutiefst überzeugt, dass Gott sich dabei heraushält.“ Ansonsten würde er das, was gerade passiert nicht zulassen. „Wir sind aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen. Die kann man nicht Gott zuschieben. Man kann bitten, man kann beten. Das ist alles wichtig. Aber letztendlich haben wir Verantwortung für diese Welt.“ Sie betonte, dass Menschen, die einen Glauben hätten, sich einmischten, fundamental wichtig seien.

„Wie es zum Frieden in der Ukraine kommen kann, wird sehr kontrovers diskutiert“, sagt der Essener Dompropst Thomas Zander. „Als Christinnen und Christen sind wir angehalten, die Friedensbotschaft Jesu zu hören und ihr zu folgen.“

„Wir sind aufgerufen, die Ukraine zu unterstützen: wirtschaftlich, humanitär, und ja, auch mit Waffen. Dieses Volk kämpft, es kämpft für sich und für unsere Freiheit und unseren Frieden“, so Strack-Zimmermann weiter. Es müsse doch eine Möglichkeit geben, miteinander zu sprechen, werde sie oft gefragt. „Ja, diese Möglichkeit gibt es – unter zivilisierten Menschen. „Aber solange es diese Möglichkeit nicht gibt, wird die Ukraine kämpfen und wir werden sie dabei unterstützen.“ Nur aus der Position der Stärke heraus habe das Land eine Chance, „den Frieden der Bibel zu schauen. Deswegen appelliere ich, lassen Sie uns gemeinsam, auch wenn wir uns nicht immer einig sind, für die Ukraine beten, für die Ukraine streiten, kritisch miteinander sein. Aber lassen Sie uns der Bevölkerung helfen.“ Der Ukraine zu helfen, heiße Europa zu schützen. „Für unsere Freiheit, für unser Europa. Damit unsere Kinder und Enkelkinder so leben können, wie wir es die letzten 60 Jahre konnten.“

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news-20326 Fri, 25 Aug 2023 15:49:17 +0200 Mit Missbrauchstätern und Vertuschern leben – Wie geht das? https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/mit-missbrauchstaetern-und-vertuschern-leben-wie-geht-das Mit Missbrauchstätern und Vertuschern leben, etwa in einem Orden, in einem Bistum, in einer Pfarrei oder in einem Stadtteil. Wie geht das? Und wie kann ein angemessener Umgang mit schuldig Gewordenen aussehen? Darüber hat der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer in der Mülheimer Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ mit Hildegund Keul, Theologin und Leiterin des DFG-Forschungsprojekts Verwundbarkeiten, und mit Jesuitenpater Klaus Mertes, dem ehemaligen Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, diskutiert. „Das ist eine Frage, die mich zerreißt“, sagte Pfeffer am Donnerstag (24. August 2023) zum Auftakt der Abendveranstaltung „Mit Missbrauchstätern und Vertuschern leben“ in der Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim. „Denn einerseits kenne ich Betroffene, habe ihnen zugehört und in Gesprächen erfahren, was ihnen angetan wurde; und andererseits habe ich auch mit Tätern zu tun, und mit Verantwortlichen vergangener Jahrzehnte – das ist für mich herausfordernd als Mensch und als Generalvikar.“ Eine Dilemmasituation, mit der auch Gemeinden und Pfarreien konfrontiert seien und die enormes Spaltungspotenzial habe. „Denn die Täter waren in der Regel hochcharismatische Persönlichkeiten, oft mit vielen Fans“, sagte Pfeffer. Die Überhöhung des Priesterberufs sei oft verbunden mit dem Ideal einer seelsorglichen „Grenzenlosigkeit“,  die „höchstproblematisch und toxisch“ sei. Die im vergangenen Februar veröffentlichte Aufarbeitungsstudie (IPP) zu sexualisierter Gewalt im Bistum Essen habe gerade in den Fallstudien aufgezeigt, wie eng der Zusammenhang der systemischen Überhöhung von Priestern und sexuellem Missbrauch sei.  Dies zu erkennen und daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, sei eine entscheidende Aufgabe auch für die Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals im Ruhrbistum.       

Jesuitenpater Mertes berichtete, dass die Frage nach einem angemessenen Umgang mit schuldig Gewordenen ihn täglich beschäftige, weil er in einer Gemeinschaft lebe, zu der eben auch jene gehörten. „Es bewegt mich täglich, und ich habe keine glatte Lösung“, sagte Mertes. Er halte sich an zwei Prinzipien: „Erstens: Ein Bruder bleibt ein Bruder, auch wenn er ein Täter ist; und zweitens: Man kann nicht zugleich Empathie für einen Betroffenen und einen Täter haben.“ Es gebe allerdings auch Grenzen im Zusammenleben. Würden diese erreicht, helfe ihm Distanz. „Wenn Täter sich selbst als Opfer verstehen, gibt es absolut keine Reue“, betonte Mertes.

Mertes arbeitete von 1994 bis 2011 am Berliner Canisius-Kolleg, vom Jahr 2000 an war er dessen Rektor. Als Schulleiter machte er 2010 Missbrauchsfälle öffentlich, nachdem sich mehrere ehemalige Schüler des Canisius-Kollegs an ihn gewandt hatten. Dies löste in der Folge eine Debatte über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aus und führte deutschlandweit zur Aufdeckung weiterer Fälle und zu einem Skandal.

Im Umgang mit Missbrauchstätern und Vertuschern ist für Theologin Keul entscheidend, wie ein Täter zu seiner Tat steht und ob er versucht, sie zu bagatellisieren oder zu vertuschen, oder ob er Schuld eingesteht. Die Religionswissenschaftlerin der Universität Würzburg beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit Fragen der Verwundbarkeit, der Vulnerabilität, in ihren vielfältigen Kontexten. Verwundbar seien sowohl Opfer als auch Täter, betonte Keul. Täter verwundeten, um ihre Taten zu vertuschen und um selbst nicht verwundet zu werden, was die Vulnerabilität der Opfer noch potenziere.

In einem Punkt waren sich das Podium und das Publikum der von Akademiedozent Jens Oboth moderierten Veranstaltung am Ende einig: Es gibt nur wenige Missbrauchstäter, die wirklich Reue zeigen und einsichtig sind. Viele bagatellisierten oder leugneten ihre Taten. Der Umgang mit Missbrauchstätern bleibe daher herausfordernd und schwierig und eine der großen Zukunftsaufgaben der Kirche.

Keul zitierte in diesem Zusammenhang mit Verweis auf die systemischen Strukturen, die Missbrauch begünstigten, die Theologin und Kirchenhistorikerin Regina Heyder: „Erfolg ist eine Täterstrategie.“ Der Erfolg eines Täters habe viele Jahre abgesichert, dass seine Taten nicht auffliegen. „Der Erfolg ist wurmstichig, er ist toxisch und mit dem Missbrauch verwoben.“

Doch wie ist dann mit den künstlerischen Hinterlassenschaften von Missbrauchstätern umzugehen? Kann und darf das Lied eines Missbrauchstäters noch im Gottesdienst gesungen werden? Und sollte man in einer Kirche noch vor den Kunstbildern eines Missbrauchstäters beten? Keuls Antwort war eindeutig: „Die Kunstwerke und Lieder müssen einfach aus den religiösen Räumen, aus der Öffentlichkeit weg.“ Sie könnten Betroffene erneut verletzen und sogar retraumatisieren, betonte sie. Als Beispiel nannte Keul den ehemaligen Präsidenten des Kindermissionswerks „Sternsinger“, Winfried Pilz, dessen bekanntes Lied „Laudato si“ noch immer in Gottesdiensten gesungen wird, und den Jesuiten-Pater Marko Rupnik, dessen farbenprächtige Mosaike in vielen Kirchen und Kapellen zu sehen sind.

Nach allem, was in den letzten Jahren ans Licht gekommen sei, könnten Betroffene aber mit Recht erwarten, dass die Kirche von sich aus alles „erkennbar Toxische“ aus ihren Räumen, vor allem aus den spirituellen Räumen, entferne, sagte Keul. Solange Lieder von bekannten Missbrauchstätern im Gottesdienst gesungen würden und deren Kunstwerke zu sehen seien, seien Kirchenräume keine sicheren Orte für Betroffene und damit auch nicht für die Zukunft der Kirche.

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news-20325 Thu, 24 Aug 2023 15:09:17 +0200 Aachener Bischof Dieser kommt zur Ludgerusprozession https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/aachener-bischof-dieser-kommt-zur-ludgerusprozession Mit mehreren Gottesdiensten und der traditionellen Prozession durch die Straßen von Essen-Werden feiern das Bistum Essen und die Propsteipfarrei in Werden am ersten September-Wochenende den heiligen Ludgerus. Der Aachener Bischof Helmut Dieser wird in diesem Jahr gemeinsam mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die traditionelle Ludgerus-Prozession in Essen-Werden begleiten. Am Sontag, 3. September, feiern die beiden Bischöfe mit den Gläubigen in der St.-Ludgerus-Basilika einen Gottesdienst im Gedenken an den Heiligen Ludgerus. Daran schließt sich die Prozession mit dem Ludgerus-Schrein durch die Straßen Werdens an. Auch in diesem Jahr wird es wieder einen Halt vor der evangelischen Kirche geben.

Den Auftakt für die Feierlichkeiten am ersten September-Wochenende bildet der Ökumenische Gottesdienst am Freitag, 01. September 2023, um 19 Uhr in der Basilika. In dieser Feier wird der Ludgerus-Schrein aus der Krypta der Basilika vor den Altar getragen. Am Samstag, 2. September, feiert die Pfarrei St. Ludgerus um 15 Uhr eine Messe mit Spendung der Krankensalbung, zu der besonders alle älteren Menschen eingeladen sind. Tagsüber ist die Basilika zum Gebet am Schrein des Heiligen Ludgerus geöffnet.

Den Abschluss des Ludgerusfestes bildet am Sonntag um 18 Uhr die feierliche Vesper in der Basilika, während der der Schrein wieder zurück in die Krypta getragen wird. Musikalisch wird der Gottesdienst mitgestaltet von den Essener Domsingknaben, die Predigt hält Domkapitular Christian Böckmann.

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news-20324 Wed, 23 Aug 2023 12:27:04 +0200 Medienforum veröffentlicht Programm bis Weihnachten  https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/medienforum-veroeffentlicht-programm-bis-weihnachten Das Medienforum des Bistums Essen hat das Programm für das zweite Halbjahr 2023 veröffentlicht: Neben zahlreichen Lesungen und Gesprächen über Bücher und Filme gibt es auch Musik.  Lesungen, Filme und Musik: Das Medienforum des Bistums Essen hat für das zweite Halbjahr wieder ein vielfältiges Angebot erarbeitet. Das aktuelle Programm ist ab sofort online abrufbar und liegt auch im Medienforum, Zwölfling 14, aus – darin zahlreiche Veranstaltungen rund um Glauben, Gott und Gesellschaft. 

Den Auftakt macht schon Anfang September die Lesung und das Gespräch mit dem Autor Michael Kumpfmüller. In seinem Buch „Mischa und der Meister“ kommt Jesus in die Stadt Berlin und zeigt sich irdischer als gedacht. Am 19. September kommt der Priester und Autor Bernd Mönkebüscher mit seinem Buch „Es schmeckt nach Mehr – In der Kirche ist für alle Platz!“, am 26. September der Münchener Pfarrer Rainer M. Schießler und am 2. November Regina Laudage-Kleeberg, die aus „Obdachlos katholisch“ liest und mit dem Publikum ins Gespräch kommt. Zu einem vorweihnachtlichen Konzert lädt am 12. Dezember die Gruppe „Wildes Holz“ mit Flöte, Gitarre und Kontrabass. 

Karten für alle Veranstaltungen gibt es im Vorverkauf im Medienforum des Bistums Essen, Zwölfling 14, 45127 Essen,  Tel.: 0201 / 2204-274, medienforum@bistum-essen.de

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news-20323 Wed, 16 Aug 2023 14:06:23 +0200 Bischof Overbeck warnt vor der Gefahr rechter Parteien für die Demokratie https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-overbeck-warnt-vor-der-gefahr-rechter-parteien-fuer-die-demokratie Die Demokratie stehe „massiv unter Druck“ sagt Overbeck in einem Interview für das Portal „Kirche und Leben“. Bei rechten Parteien gebe es eine aggressive und gefährliche Rückwärtsgewandtheit und eine „menschenfeindliche Strategie“, die sich insbesondere gegen Geflüchtete wende, warnt der Bischof. Angesichts des Erstarkens der in Teilen als verfassungsfeindlich eingestuften AfD warnt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck vor ernsten Gefahren für die deutsche Demokratie. „Unsere Demokratie steht in diesen Zeiten massiv unter Druck“, sagte er dem Portal „Kirche und Leben“. Neben dem Druck „von außen her durch Autokraten, die selbst vor einem Angriffskrieg nicht zurückschrecken“ sieht er Bedrohungen „von innen her durch jene, die auf die schwierigen Fragen unserer Zeit verlockend einfache und bequeme Antworten anbieten.“ Solche Antworten hätten einen hohen Preis. „Sie wollen überzeugen, indem sie das Vertrauen in unsere Demokratie schwächen. Denn sie setzen auf das Recht des Stärkeren und die zerstörerische Kraft der Gleichgültigkeit. Unsere Demokratie hingegen lebt von der Stärke des Rechts und davon, dass Menschen für die Werte eintreten, die u.a. im Grundgesetz beschrieben sind“, betonte der Bischof.

Aktuelle Herausforderungen wie steigende Preise, eine drohende Rezession oder die Kriege in Europa und auf der Welt „erzeugen Angst und Unsicherheit“, so Overbeck. Viele Menschen sehnten sich nach den haltgebenden Gewissheiten vergangener Zeiten, die plötzlich nicht mehr gelten würden. „In der Gestalt der neuen Rechtsparteien begegnet uns allerdings eine aggressive und gefährliche Version dieser Rückwärtsgewandtheit“, warnt der Bischof. „Dort wird als ‚einfache Lösung‘ ein nationalistisches und selbstbezogenes ‚neues Wir‘ präsentiert, das durch Abgrenzung funktionieren soll. Natürlich auf Kosten derer, die nicht zu diesem ‚Wir‘ gehören sollen.“

Rechte Parteien wählten nicht den Weg des kritischen und vernunftbasierten Diskurses, „sondern nutzen vielfach Zerr- und Angstbilder, um ihre politischen Ziele zu erreichen. Davor kann man alle demokratischen Parteien der Mitte nur eindringlich warnen, denn diese Strategie ist menschenfeindlich“, hebt Overbeck hervor. Dies gelte insbesondere gegenüber Geflüchteten, „die zu Gegnern, ja man muss sogar sagen; zu Feinden des ‚neuen Wir‘ gemacht werden“.

Neue Rechtsparteien verfolgten das Ziel eines starken und souveränen Nationalstaats mit einer möglichst homogenen Bevölkerung und klar bestimmten Grenzen, die Eindeutigkeit versprechen – geografisch, ökonomisch, kulturell, religiös und privat. „Dieses nicht einlösbare Versprechen auf Abgrenzung und Eindeutigkeit macht offenkundig, dass rechte politische Angebote die genannten Herausforderungen schlicht und ergreifend ignorieren und an Lösungen auch gar nicht interessiert sind“, stellt Overbeck klar.

Mit großer Sorge betrachtet Overbeck zudem „religiös-reaktionäre Bewegungen“ in der katholischen Kirche, die seiner Ansicht nach „eher dem identitären Umfeld zuzuordnen sind“. Diese Bewegungen qualifizierten andere religiöse Deutungen als „Häresien“ ab und wähnten sich „im Besitz der einen absoluten Wahrheit“, so der Bischof. In gewisser Weise seien sie „das religiöse Äquivalent zur neuen politischen Rechten mit nicht selten direkten Verbindungen“. Als Bischof unternehme Overbeck „alles in meiner Macht Stehende, um darauf hinzuwirken, dass diese Tendenzen in unserer Kirche möglichst klein bleiben“.

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news-20322 Wed, 16 Aug 2023 11:52:54 +0200 Sternsingerinnen und Sternsinger sammeln fast 1,2 Millionen Euro https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/sternsingerinnen-und-sternsinger-sammeln-fast-12-millionen-euro 85 Gruppen mit jungen Königinnen und Königen machten sich Anfang des Jahres auf den Weg, um den Segen an die Türen des Ruhrbistums zu bringen und Geld für Kinder in Not zu sammeln. Fast 1,2 Millionen Euro (genau: 1.177.962,74 Euro) haben die Sternsingerinnen und Sternsinger zum Jahresbeginn 2023 im Bistum Essen gesammelt. Nach zwei Corona-Wintern mit zahlreichen Einschränkungen konnten sich in diesem Jahr 85 königliche Gruppen wieder persönlich auf ihren Weg zu den Menschen machen, ihre Lieder an den Häusern und Wohnungen singen und den christlichen Segen über die Türen schreiben. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Sternsingerinnen und Sternsinger ihr Sammelergebnis damit wieder steigern. Unter den Bedingungen der Pandemie und beim vielfachen Verzicht auf die traditionellen Hausbesuche waren 2022 rund 996.000 Euro gesammelt worden.

„Ich freue mich sehr, dass nach den schwierigen Corona-Jahren wieder so viele junge Menschen mit der Aktion Dreikönigssingen ein klares Zeichen für die Rechte der Kinder gesetzt haben“, betont BDKJ-Diözesanseelsorger Simon Radeck. „Ein großer Dank gilt den vielen Sternsingerinnen und Sternsingern, aber auch die zahlreichen Personen im Hintergrund, die in diesem Jahr an der Sternsinger-Aktion mitgewirkt haben."

Bundesweit waren in 8.260 Pfarrgemeinden, Schulen, Kindergärten und weiteren Einrichtungen die Sternsingerinnen und Sternsinger sowie ihre jugendlichen und erwachsenen Begleitenden zum Jahresbeginn unterwegs. Bundesweit konnten Spenden in Höhe von rund 45,5 Millionen Euro gesammelt werden.

Seit dem Start 1959 kamen beim Dreikönigssingen insgesamt rund 1,31 Milliarden Euro zusammen, mit denen Projekte für benachteiligte und Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa gefördert wurden. Mit den Mitteln aus der weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder werden Projekte in den Bereichen Bildung, Ernährung, Gesundheit, Kinderschutz, Nothilfe, pastorale Aufgaben und soziale Integration unterstützt. Bundesweite Träger sind das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Rund um den kommenden Jahreswechsel werden sich die Sternsinger bei ihrer 66. Aktion Dreikönigssingen auf den Weg zu den Menschen machen. „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit“ heißt dann ihr Leitwort. Eröffnet wird die Aktion am 29. Dezember in Kempten (Bistum Augsburg).

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news-20321 Wed, 16 Aug 2023 11:33:12 +0200 Musik und Liturgie im Essener Dom bis zum Jahreswechsel https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/musik-und-liturgie-im-essener-dom-bis-zum-jahrewechsel Konzerte, Gottesdienste und Meditationen: Das Programm des Essener Doms für die zweite Jahreshälfte 2023 steht online. Das Programm für Konzerte, Gottesdienste und Meditationen im Essener Dom für das zweite Halbjahr 2023 steht online als Download bereit. Zudem liegen die Programmhefte im Dom und im Domschatz aus. Den Auftakt eines vielfältigen Programms macht am Mittwoch, 16. August, der internationale Orgelzyklus unter dem diesjährigen Motto „Toccata“. Kammermusikalisch wird es bei den Abenden der Reihe „Dimension Domorgel“ im Herbst und Winter, tiefgründig bei den Gesprächskonzerten auf der Orgelempore. Dazu kommen natürlich noch verschiedene Konzerte der Domsingknaben und des Mädchenchors am Essener Dom sowie das offene Singen zum Ende der Weihnachtszeit.

Kirchliche Hochfeste, besondere Feiertage und auch persönlich geprägte liturgische Momente wie der 75. Geburtstag von Weihbischof Wilhelm Zimmermann, der Abschied von Dompropst Thomas Zander und die Einführung von Michael Dörnemann als neuen Dompropst stehen ebenso in dem Programm wie regelmäßige Angebote wie der “Evensong“ oder der werktägliche Mittagsimpuls.

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news-20320 Mon, 14 Aug 2023 09:28:24 +0200 Pastor Klaus Giepmann verstorben https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/klaus-giepmann Am 11. August ist im Alter von 69 Jahren der ehemalige Hochschulpastor Klaus Giepmann verstorben. Der Verstorbene, der in Bochum gewohnt hat, wurde am 24. April 1954 in Essen geboren und am 5. Juni 1981 in Essen zum Priester geweiht.

Nach seiner Weihe war er zunächst in den Gemeinden St. Joseph in Bottrop-Batenbrock und ab April 1985 in St. Marien in Hattingen-Schwelm als Kaplan eingesetzt.

Im März 1990 ernannte ihn der Bischof von Essen als Rektoratspfarrer an St. Stephanus in Duisburg-Ungelsheim. Als Diözesanbeauftragter begleitete er von April 1992 an die drei Bruderschaften „Jesus Caritas“ im Bistum Essen. Darüber hinaus war er als Supervisor in der Pastoralen Praxisbegleitung tätig. Zu Beginn des Jahres 1996 übernahm Klaus Giepmann als Pfarrer die Leitung der Pfarrei St. Peter in Essen.

Die Aufgabe als Hochschulpfarrer an der Universität-Gesamthochschule-Essen wurde ihm von Januar 2002 an übertragen. Gleichzeitig arbeitete er als Gestalt- und Gesprächstherapeut im Consilium St. Lukas mit und unterstützte als Subsidiar die Pfarrei  St. Gertrud in Essen. Im Herbst 2004 folgte die Ernennung als Diözesanhochschulpfarrer und Leiter des Katholischen Hochschulzentrums in Bochum, seit 2008 als Diözesanbeauftragter für die Hochschulseelsorge und zusätzlich als Subsidiar mit dem Titel Pastor der Pfarrei St. Franziskus in Bochum. Im August 2016 wurde Klaus Giepmann von seinen Aufgaben in der Hochschulseelsorge entpflichtet und war bis zu seiner Zurruhesetzung, Ende des Jahres 2019, als Pastor der Pfarrei St. Franziskus in Bochum tätig.

Klaus Giepmann war mehr als vier Jahrzehnte Priester und Seelsorger im Ruhrbistum. In seiner Priesterberufung verstand er sich insbesondere als Hochschulseelsorger, Supervisor und Therapeut. Viele Menschen waren ihm dankbar für seine Begleitung in diesen Kontexten. Auch für seine Impulse im Rahmen von Erwachsenbildung und -katechese sowie für seine Predigten war er hochgeschätzt.

Die Totenvesper wird am Montag, 21.08.2023, um 18 Uhr in der Kirche St. Engelbert, Kassenberger Straße 94 in 44879 Bochum-Dahlhausen, gebetet.

Das Auferstehungsamt wird am Dienstag, 22.08.2023, um 11 Uhr, ebenfalls in der Kirche St. Engelbert, gefeiert. Dort besteht die Gelegenheit, sich am Sarg von dem Verstorbenen zu verabschieden. Die Beisetzung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im Kreis der Familie und Freunde. Mitbrüder, die am Auferstehungsamt teilnehmen, werden gebeten, Chorkleidung zu tragen.

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news-20319 Fri, 11 Aug 2023 09:22:52 +0200 Ehemaliger Studiendirektor und Münzexperte Heinz-Josef Kramer ist gestorben https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/ehemaliger-studiendirektor-und-muenzexperte-heinz-josef-kramer-ist-gestorben Früherer Duisburger Pädgoge und Numismatiker am Essener Domschatz und Ruhr Museum wurde 95 Jahre alt Heinz-Josef Kramer, langjähriger stellvertretender Leiter des Bischöflichen Hildegardis-Gymnasiums in Duisburg, ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Essen war der ehemalige Studiendirektor, der Mathematik und Physik unterrichtete, zudem als Münzexperte bekannt. Von seinem großen und fundierten Wissen als Numismatiker profitierte nicht nur der Essener Domschatz, sondern auch das Ruhr Museum.

„Der Herr der Münzen“, würdigte Andrea Wegener, die Leiterin des Essener Domschatzes, den Verstorbenen. Ihm verdanke der Domschatz seine umfangreiche und bedeutende Münzsammlung. Wegener: „Mit seinem breiten Wissen hat er uns viele Jahre ehrenamtlich unterstützt und uns an seiner Expertise teilhaben lassen. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.“ Mit seinem Buch „Das Stift Essen. Münzen und Medaillen“, so Wegener weiter, habe Kramer ein unübertreffliches Standardwerk geschaffen. 

Große Verdienste hat sich Heinz-Josef Kramer auch um die Münzen- und Medaillensammlung des Ruhr Museums erworben. Fast drei Jahrzehnte betreute er die Münzsammlung und hat in dieser Zeit rund 13 000 Münzen, Medaillen, Marken, Zeichen, Plaketten, Orden und Banknoten in Augenschein genommen, geordnet, bewertet und inventarisiert. Zudem beobachtete den europäischen Münzmarkt und nahm im Auftrag des Museums an vielen Münzauktionen teil. In der Dauerausstellung des Ruhr Museums werden seit 2010 in der ehemaligen „Kohlenwäsche“ des Weltkulturerbes Zollverein die bedeutendsten Zeugnisse der numismatischen Ruhrgebietsgeschichte präsentiert. Dank seines unermüdlichen, jahrzehntelangen Einsatzes und seiner Expertise musste die Essener Münzgeschichte neu geschrieben werden. Darüber hinaus bot er bis ins hohe Alter regelmäßig Sprechstunden für Münz-Sammlerinnen und -Sammler an und fertigte im Lauf der Jahre hunderte von Gutachten an.

Für seine Verdienste wurde Kramer, der in Essen-Frohnhausen wohnte,  immer wieder ausgezeichnet. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm mit den Silvester-Orden, Nordrhein-Westfalen den Verdienstorden des Landes. Der Landschaftsverband Rheinland ehrte ihn mit dem Rheinlandtaler.

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news-20318 Thu, 10 Aug 2023 12:06:16 +0200 Auf dem Weg zur gemeinsamen Bottroper Stadtpfarrei https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/auf-dem-weg-zur-gemeinsamen-bottroper-stadtpfarrei Bis Ende 2024 soll aus den beiden bisherigen Pfarreien St. Joseph und St. Cyriakus eine gemeinsame Pfarrei für Bottrop werden. Dabei gehe es nicht nur um eine Fusion, „sondern darum, etwas Neues zu schaffen, eine Pfarrei für die ganze Stadt“, sagt Pfarrer Jürgen Cleve. Künftig könnten sich auch anderswo im Ruhrbistum die Grenzen der Pfarreien an denen der Kommune orientieren. Noch geht die Grenze in Bottrop mitten durch den „Sonnenschein“. Wer katholisch ist und in der gemütlichen Wohnstraße in Bottrop-Batenbrock in den Reihenhäusern Nummer 1 bis 19a wohnt, gehört zur Pfarrei St. Cyriakus – während die Glaubensgeschwister in den höheren Hausnummern Mitglieder der Pfarrei St. Joseph sind. Doch diese Grenze soll bald verschwinden: Bis Ende nächsten Jahres soll aus den beiden Bottroper Pfarreien im Bereich des Bistums Essen eine gemeinsame Stadtpfarrei werden (die nördlichen Stadtteilen Grafenwald und Kirchhellen gehören zum Bistum Münster).

„Wie können wir gut Kirche für ganz Bottrop sein?“, nennt Pfarrer Jürgen Cleve die zentrale Frage hinter den Überlegungen zu dieser neuen Stadtpfarrei. Seit dem 1. Juni ist der Propst von St. Cyriakus auch Pfarrer von St. Joseph, verbunden mit dem Auftrag, die beiden Bottroper Pfarreien gemeinsam mit den Gremien zu einer neuen Einheit zusammenzuführen. Nicht als einfache Pfarrei-Fusion, sondern eben als echte Stadtpfarrei, so wie dies nebenan in Gladbeck schon seit 2007 funktioniert – und künftig auch in anderen Bistumsstädten Realität werden könnte. Diese Perspektive hat der Leiter des Ressorts Kirchenentwicklung im Bistum Essen, Markus Potthoff, im Mai im Interview „Wie kann die Pfarreienlandschaft der Zukunft aussehen?“ aufgezeigt. Dennoch geht Cleve nun weder davon aus, dass man in Bottrop einfach das Gladbecker Modell kopieren kann, noch, dass der Weg hin zur Bottroper Stadtpfarrei ein Modell für das restliche Ruhrbistum wird. Zu unterschiedlich seien die jeweiligen Stadt- und Kirchenstrukturen.

Zusammenführung hat keine Auswirkungen auf Pfarreientwicklungsprozesse

Klar ist für Cleve, dass die Voten der Pfarreientwicklungsprozesse der beiden Pfarreien weiter gültig bleiben. Es geht also nicht darum, diese Pläne nun noch einmal neu zu entwickeln. Jedoch geht es für Cleve darum, „bei allen Planungen nun immer die gesamte Stadt im Blick zu haben“, betont der Pfarrer.

Caritas-Konferenz hat die Pfarreigrenzen schon länger verlassen

Die ehrenamtliche Caritas-Konferenz in Bottrop macht das schon seit einigen Jahren vor: Ein katholisches Gremium, das ganz Bottrop im Blick hat, weil es den Menschen in sozialen Notlagen ziemlich egal ist, ob sich jemand aus der einen oder der anderen Pfarrei um sie kümmert. Im pastoralen Bereich gibt es indes bislang zwei Kirchenvorstände, die die Pfarreivermögen verwalten, zwei Verwaltungsleitungen, zwei Pastoralteams mit den hauptamtlich Seelsorgenden und zwei Pfarrgemeinderäte, die die pastorale Arbeit mitgestalten. Dazu noch ein Katholikenrat als stadtweites Gremium, in dem Menschen sitzen, die in einer der beiden Pfarreien zuhause sind. Trotz aller intensiver Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien „haben wir festgestellt, dass wir viel zu wenig voneinander wussten“, nennt Cleve einen Antrieb auf dem Weg hin zur Stadtpfarrei. Eine gute Kommunikation zwischen allen haupt- und ehrenamtlich in der Kirche Engagierten und den Kirchenmitgliedern ist ihm daher ein besonderes Anliegen.

In einer Arbeitsgruppe mit Menschen aus den Gremien beider Pfarreien entwickelt Cleve die künftige Stadtpfarrei. „Ich gestalte den Übergang“, sagt der Pfarrer, der sich in diesem Prozess vor allem als Moderator sieht und nicht als Chef, der allen sagt, wo es lang geht. So ist es nun an ihm, einerseits als neuer Pfarrer die Pfarrei St. Joseph kennenzulernen – und gleichzeitig den Prozess des Zusammengehens mit St. Cyriakus zu gestalten.

Cleve kennt die Angst in St. Joseph, nun „von St. Cyriakus geschluckt zu werden“

„In diesem Prozess begegnen uns natürlich auch Sorgen und Vorbehalte“, sagt der Pfarrer. Zum Beispiel die der Menschen in St. Joseph, nun „von St. Cyriakus geschluckt zu werden“. Doch darum gehe es nicht. Zum einen werde nicht die eine die andere Pfarrei „übernehmen“, sondern etwas wirklich Neues und Gemeinsames entstehen, eben die „Katholische Kirche Bottrop“. Zum anderen arbeite man daran, dass jeder Kirchort eine besonderes Profil erhalte und eine eigene Bedeutung in der Stadt bekomme. Bei der Kinderkirche St. Peter („Kikeriki“), der Familienkirche St. Pius oder St. Cyriakus mit dem citypastoralen Angebot „Stück.gut“ als der zentralen Kirche am Bottroper Markt sei das jetzt schon klar. „Für die anderen Standorte werden wir dies entwickeln“. Zugleich gehe es darum, künftige „Orte“ der Pfarrei nicht nur geografisch, sondern auch thematisch zu sehen. Für die Trauerbegleitung etwa gebe es an verschiedenen Orten engagierte Menschen, die in einer Stadtpfarrei künftig besser zusammenarbeiten könnten, so Cleve.

„Kirchliches Leben spielt sich immer ganz konkret und vor Ort ab“

So sehr eine künftige Bottroper Stadtpfarrei eine stärkere Vernetzung in der Seelsorge, eine professionelle Verwaltung mit gutem Service für die Kirchenmitglieder und schnellere Verbindungen zu anderen Partnern verspricht, die ebenfalls die gesamte Kommune im Blick haben, so sehr mögen die Menschen vor Ort eine schwindende Nähe in einer größer werdenden Pfarrei fürchten. Doch Cleve entgegnet der Sorge vor einem zu großen Spagat zwischen eine größer werdenden Pfarreifläche und der lokalen Verbundenheit der Kirchenmitglieder: „Kirchliches Leben spielt sich immer ganz konkret und vor Ort ab. Unsere Pfarreien bilden nur den Rahmen, in dem wir dieses Leben ordnen.“ Er beschreibt dieses Zusammenspiel mit dem Bild eines Mobilés: Aufgehängt am Bistum bildet die Pfarrei die Stangen, die die Gewichte der verschiedenen Objekte ausbalancieren. „Nicht die Stangen, sondern die verschiedenen Objekte, die an deren Enden hängen, machen das Mobilé aus – so wie erst das Leben in unseren Kirchorten das ausmacht, was unsere Stadtpfarrei sein wird.“ In Bottrop sollen sich ab 2025 jedenfalls keine zwei Mobilés mehr ins Gehege kommen. Jetzt gilt es, Fäden, Stangen und Kugeln neu und gut zu sortieren.

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news-20317 Sun, 06 Aug 2023 17:29:20 +0200 Weltjugendtag: Papst feiert Abschluss-Messe mit 1,5 Millionen Menschen https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/weltjugentag-papst-feiert-abschluss-messe-mit-15-millionen-menschen Mit zwei eindrucksvollen Gottesdiensten samt Übernachtung auf freiem Feld endet auch für die 57 jungen Leute aus dem Bistum Essen der Weltjugendtag in Lissabon. Bischof Franz-Josef Overbeck hat neben der großen Glaubensfreude auch eine große Nachdenklichkeit der jungen Generation beeindruckt, die er auf dem Weltjugendtag wahrgenommen hat. Mit zwei Gottesdiensten mit Papst Franziskus und rund 1,5 Millionen Teilnehmenden ist am Wochenende auch für die Gruppe aus dem Bistum Essen der Weltjugendtag in Lissabon zu Ende gegangen. Seit Montag waren die 57 jungen Leute aus dem Ruhrbistum in der portugiesischen Hauptstadt, um gemeinsam mit den Teilnehmenden aus aller Welt ihren Glauben zu feiern, zu beten zu singen, zu diskutieren und dabei auch Lissabon aus nächster Nähe zu erleben. Das Wochenende mit zwei Gottesdiensten mit dem Papst samt Übernachtung unter freiem Himmel ist traditionell der Höhe- und Schlusspunkt der Weltjugendtage, den die Teilnehmenden der 37. Auflage des katholischen Großevents am Ufer des Tejo erleben durften, der bei Lissabon in den Atlantik fließt.

Auch wenn sie hunderte Meter von der Bühne entfernt gewesen seien „war es ein einzigartiges Event, vor Ort mit dabei zu sein“, bilanziert der Essener Messdiener Julian Spee am Sonntag, als die Gruppe müde und erschöpft vom Gottesdienst-Gelände zurück in ihr Quartier zog. Immerhin hätten sie über Großbildleinwände das Allermeiste mitbekommen und Papst Franziskus sogar ganz aus der Nähe gesehen: „Wir hatten Glück, dass direkt vor unserem Lagerplatz eine Wendestelle war, an der das Papamobil drehen musste“, sagt Julian.

Kurze, einfache Botschaften von Papst Franziskus

Für Papst Franziskus war der Weltjugendtag in Lissabon nicht nur der erste nach der Corona-Pandemie, sondern auch die erste Reise nach seiner schweren Darm-OP. Beobachtern zufolge gelang es ihm auf dem Weltjugendtag vor allem mit kurzen, einfachen Botschaften, die jungen Menschen zu erreichen. „Gott liebt uns, wie wir sind“ oder „Hinfallen ist nicht schlimm - man darf bloß nicht liegenbleiben“, rief er den Teilnehmenden zum Beispiel am Samstagabend beim Vigil-Gottesdienst zu. Am Sonntag bei der Abschlussmesse wiederholte er immer wieder: „Fürchtet euch nicht!“ Ein weiterer Satz, den er während des mehrtägigen Riesenereignisses mehrere Male wiederholte, war: „Die Kirche hat Platz für alle. Alle, alle, alle!“

Mehrfach wich Papst Franziskus bei seinen zahlreichen Terminen auf dem Weltjugendtag stark von seinen Rede- und Predigtmanuskripten ab und kürzte deutlich – ihre Wirkung verfehlten seine Worte dennoch nicht: „Gibt es Dinge in meinem Leben, die mich zum Weinen bringen?", fragte Franziskus zum Beispiel überraschend die Jugendlichen am Freitagabend beim großen Weltjugendtags-Kreuzweg. Vielen kamen in diesem Moment die Tränen. So machte der Papst mit nur wenigen Worten die 14 Stationen vom Leiden und Sterben Jesu auch für Menschen begreifbar, die bislang wenig Erfahrung mit der Glaubenspraxis des Kreuzwegs haben.

„Tolles Miteinander der Pilgergruppen aus aller Welt“

Für den Essener Messdiener Julian war der Weltjugendtag „definitiv ein Abenteuer“. Nachhaltig beeindruckt habe ihn „das tolle Miteinander der Pilgergruppen aus aller Welt“. Egal ob bei den Mammut-Gottesdiensten am Wochenende oder beim gemeinsamen Warten an der Essensausgabe: Überall habe es Gelegenheiten gegeben, sich auszutauschen oder zusammen zu spielen.

Seit Mittwoch war auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in Lissabon mit dabei. Gemeinsam mit der Gruppe aus dem Ruhrbistum sowie mit Soldatinnen und Soldaten – Overbeck ist auch der deutsche Militärbischof – feierte er Gottesdienste, sprach in Katechesen mit den jungen Gläubigen über Glaubensthemen und lud die Gruppe zu einem gemeinsamen Essen ein. Im Interview spricht Overbeck über die große Nachdenklichkeit, die er beim Weltjugendtag bei vielen jungen Menschen erlebt hat, aber auch über die große Glaubensfreude:

Sie sind in Lissabon viel mit Jugendlichen ins Gespräch gekommen. Welche Themen brennen den jungen Menschen unter den Nägeln?

Bischof Franz-Josef Overbeck: Die heutige Generation ist sehr nachdenklich. Deshalb stellt sie viele existenzielle Fragen. Sie fragt nach Frieden, nach sozialer Gerechtigkeit und nach Gleichberechtigung. Gerade für die, die aus unserem eigenen Kulturkreis kommen, hat die Frage nach Geschlechtergerechtigkeit eine große Bedeutung. Diese Frage betrifft auch den Glauben und die Glaubwürdigkeit unserer Botschaft. Darüber hinaus gibt es aktuell viele Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Neben Klimagerechtigkeit gehören die Armut in vielen Ländern, Hunger, eine gerechte Verteilung von Wasser und die Frage, wie wir wieder Frieden erreichen und halten können, zu den wichtigen Themen der jungen Leute. Das alles müssen wir angehen.

Aufarbeitung, Negativschlagzeilen und sinkende Mitgliederzahlen: Die katholische Kirche ist im Umbruch. Was sagen Sie den jungen Menschen, die aus dem Herzen heraus glauben, aber mit dem Verhalten der Institution Kirche hadern?

Overbeck: Jeder Mensch, der glaubt, gestaltet sein Leben in Verbindung mit Gott. Das bedeutet, dass jeder einen Platz in der Kirche hat. Das ist mir wichtig. Das gilt sowohl für die katholische Kirche als auch für die Ökumene. Gleichzeitig bedeutet es, dass Gläubige hier alle Fragen des Lebens stellen dürfen und angenommen sind. Unser Auftrag ist nicht zu verurteilen, sondern Leben zu ermöglichen.

Im Herbst reisen Sie nach Rom, um gemeinsam mit einer kleinen deutschen Delegation an der Vollversammlung der Bischofssynode teilzunehmen - zum Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. Welche Anliegen junger Menschen nehmen Sie aus Lissabon mit nach Rom?

Overbeck: Ich nehme die Frage nach Gerechtigkeit mit, sowohl in sozialer Hinsicht als auch mit Blick auf die Geschlechter. Darüber haben wir in Lissabon viel gesprochen. Auch nehme ich die Frage mit, was wir als lebendig geteilten Glauben von allen Katholikinnen und Katholiken auf der Welt identifizieren können. Wir müssen uns darüber klar werden, was das für die Ökumene bedeuten soll. Der Glaube ist etwas sehr Persönliches für das Herz des Menschen und seine Existenz. Er bietet zudem eine gute Möglichkeit, Menschen zusammenzuführen - wegen der Gerechtigkeit, die für alle gilt; wegen des Evangeliums, das für alle einen Sinn haben kann. Das anzunehmen, ist ein großes Geschenk. Wir müssen daran arbeiten, genau das wieder mehr zu vermitteln.

Was nehmen Sie persönlich vom Weltjugendtag in Lissabon mit?

Overbeck: Neben den Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus meinem Bistum habe ich als Militärbischof hier in Lissabon viel mit Soldatinnen und Soldaten gesprochen. Auch bei ihnen habe ich viel Nachdenklichkeit angesichts ihrer besonderen Verantwortung erlebt. Dieses Ringen um Verantwortung und damit auch um die Ernsthaftigkeit des Glaubens hat mich beim Weltjugendtag ebenso beeindruckt wie die große Fröhlichkeit, mit der die Hunderttausenden hier ihren Glauben gefeiert haben. All diese Eindrücke nehme ich dankbar mit.

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news-20316 Thu, 03 Aug 2023 17:47:41 +0200 Freiwilliges Internationales Jahr bringt sieben junge Erwachsene in die Welt  https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/freiwilliges-internationales-jahr-bringt-sieben-junge-erwachsene-in-die-welt Mit dem Seitenwechsel-Programm des Bistums Essen brechen die 18-Jährigen aus Essen, Mülheim und Wuppertal in zwölf spannende Monate in sozialen Einrichtungen in Afrika, Süd- und Mittelamerika auf. Ein Internat in Panama, eine Schule in Costa Rica, eine Tagesbetreuung für Kinder in Peru und eine Grundschule mit Kindergarten in Tansania: Das sind die Einsatzstellen der diesjährigen Freiwilligen, die gerade ihr Abitur bestanden haben und nun für ein Jahr im Ausland am Seitenwechsel-Programm des Bistums Essen teilnehmen. 

Für Lukas Kitzuck (18) aus Essen geht es zum ersten Mal nach Mittelamerika: In Chapala in Panama wird er an einem Internat mit angeschlossener Berufsbildungseinrichtung für männliche Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen aktiv werden. Dass er bislang noch kein Spanisch spricht, beunruhigt ihn dabei ebenso wenig wie die Tatsache, dass er teilweise mit traumatisierten Jugendlichen zu tun haben wird: „Ich habe bereits viele Erfahrungen mit meinen traumatisierten Geschwistern gesammelt und kann diese sicherlich gut einbringen“, sagt der 18-jährige Essener.  „Und die Sprache werde ich vor Ort schon lernen.“

Unterstützung bei den Hausaufgaben und Angebote zur Freizeitgestaltung

Auch Hanneke Stumme aus Mülheim muss in Costa Rica zuerst Spanisch lernen, während sie zusammen mit Rafailia Bonia aus Essen in San José in zwei Jugendhilfeeinrichtungen des Projekts ASONI (deutsch: „Verein für das Lächeln der Kinder”) Kinder zwischen 3 und 18 Jahren betreut. „Ich freue mich besonders auf die vielfältige Natur in Costa Rica und die andere Kultur“, sagt die 18-Jährige.

In der peruanischen Hauptstadt Lima kümmern sich ab Ende August die beiden Essenerinnen Cora Wirtz und Victoria Weiß in einem sogenannten Hogar, einer Art Hort oder Tagesbetreuung, um Kinder vor und nach der Schule. Die Kinder stammen aus schwierigen sozialen Verhältnissen und bekommen im Hogar Mahlzeiten, Unterstützung bei den Hausaufgaben und Angebote zur Freizeitgestaltung.

Amtssprache in Tansania ist Swahili

In Tansania werden Hannah Laskowski (18) und Lara Brust (20) ebenfalls Freizeitangebote für Kinder in einer Grundschule mit Kindergarten anbieten. Dabei stehen die beiden jungen Frauen aus Essen und Wuppertal vor einer besonderen Herausforderung: Swahili, die Amtssprache in Tansania, können die beiden Deutschen nicht – und Englisch, die Schulsprache vor Ort, können die meisten Kinder noch nicht und erlernen sie gerade erst. Lara Brust freut sich aber auf diese Herausforderung und die Zeit in Afrika: „Mit dem Freiwilligen Internationalen Jahr will ich die Zeit bis zu meinem Studium überbrücken und gleichzeitig ausprobieren, ob mir soziale Arbeit wirklich liegt und ich in diese Richtung ein Studium beginnen möchte“, sagt die 20-Jährige aus Wuppertal.

Über Ihre Zeit in Afrika, Mittel- und Südamerika berichten die sieben jungen Erwachsenen auch auf ihrem Instagram-Kanal @mein_seitenwechsel.

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news-20315 Thu, 03 Aug 2023 15:59:40 +0200 Professor Winfried Haunerland gestorben https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/professor-winfried-haunerland-gestorben Der Liturgiewissenschaftler und Essener Priester Winfried Haunerland ist nach schwerer Krankheit am Mittwoch, 2. August, in München gestorben. Winfried Haunerland, Münchner Theologe und Priester des Bistums Essen, ist tot. Der Liturgiewissenschaftler starb am Mittwoch, 2. August, nach schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren. Haunerland lehrte von 2005 bis 2022 als Professor an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität; daneben leitete er in dieser Zeit das überdiözesane Priesterseminar „Herzogliches Georgianum“ in München. Zuvor war er an den Universitäten in Linz und Würzburg tätig.. Über Jahrzehnte beriet Haunerland die Deutsche Bischofskonferenz in Fragen zu Liturgie und Gottesdiensten.

Bischof Overbeck würdigte den Essener Diözesanpriester, Theologen und langjährigen Berater der Deutschen Bischofskonferenz  „als herausragenden Wissenschaftler und inspirierenden Hochschullehrer, der Generationen von Studierenden geprägt hat. Fest auf dem Boden des Zweiten Vatikanischen Konzils stehend, vertrat er stets fachlich fundierte und klare Perspektiven, die auch in schwierigen Debatten wesentlich dazu beigetragen haben, unterschiedliche Positionen wertschätzend miteinander zu vermitteln.“

Winfried Haunerland wurde 1956 in Essen geboren. Er studierte in Bochum, Tübingen und München und wurde 1982 in Gelsenkirchen zum Priester geweiht. Erste seelsorgliche Erfahrungen als Kaplan sammelte er in der Gemeinde St. Pius in Bochum-Wattenscheid. 1985 wurde er zum Studium der Liturgiewissenschaft in München freigestellt und wurde drei Jahre später mit „summa cum laude“ zum Doktor der Theologie promoviert. Von 1988 bis Mai 1992 war er Präfekt des Bischöflichen Studienkollegs des Bistums Essen in Bochum und ab 1991 zusätzlich Dozent für Liturgik am Bischöflichen Priesterseminar in Essen-Werden. Während dieser Zeit hat er sich auf seine Habilitation vorbereitet. . 1994 habilitierte sich Haunerland an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität München. Im selben Jahr ernannte ihn der damalige Bischof Hubert Luthe zum Direktor des Kardinal-Hengsbach-Hauses und zum Bischöflichen Beauftragten für die Priesterfortbildung im Bistum Essen. Im Jahr 1996 wurde er von dieser Aufgabe entpflichtet, um den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholisch-Theologischen Hochschule in Linz/Österreich zu übernehmen. 2001 wechselte Haunerland an die Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg und 2005 an den Lehrstuhl für Liturgiewisschaft der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität.

Papst Johannes Paul II. würdigte Haunerlands Verdienste mit der Ernenung zum Päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore).

Das Requiem für Professor Haunerland wird am Freitag, 11. August, um 8:00 Uhr in der Kirche St. Ludwig in München gefeiert. Die Beisetzung erfolgt anschließend um 11:15 Uhr auf dem Waldfriedhof München.

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