Bistum-Essen RSS Feed - https://www.bistum-essen.de de-de Bistum Essen Tue, 25 Mar 2025 00:00:25 +0100 Tue, 25 Mar 2025 00:00:25 +0100 TYPO3 news-20781 Fri, 21 Mar 2025 12:23:53 +0100 Nikolaus-Groß-Weiterbildungskolleg: In religiöser Vielfalt als Glaubende verbunden https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/nikolaus-gross-weiterbildungskolleg-in-religioeser-vielfalt-als-glaubende-verbunden Das Nikolaus-Groß-Weiterbildungskolleg im Essener Südostviertel ist die religiös vielfältigste Schule des Bistums Essen. Dennoch ist der neue Schulgrundsatz „als Glaubende verbunden sein“ dort täglich gelebte Realität. In der Pausenhalle des Nikolaus-Groß-Weiterbildungskollegs geht es rund: Links laufen sechs Leute um die Tischtennisplatte, rechts werden die Püppchen des Kickers heiß gedreht … Kein Wunder, dass der bunte Papp-Aufsteller an der Seite gerade nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt. Dabei haben es die bunten Kacheln mit den neuen Schulgrundsätzen des Bistums Essen in sich: Die Studierenden des Nikolaus-Groß-Weiterbildungskollegs sollen „als Glaubende verbunden“ sein, heißt es da zum Beispiel. Aber wie kann das gehen, wenn ein Drittel der rund 380 Studierenden dieses katholischen Abendgymnasiums und Berufskollegs im Essener Südostviertel muslimisch ist und die Gruppe der Studierenden „ohne Bekenntnis“ mit rund einem Viertel ähnlich groß ist wie die der Katholikinnen und Katholiken?

Es geht, sagen die evangelische Christin Daisy (25), die Muslime Mohammed (22) und Yasmin (20) und der Atheist Robert (19), die wenig später auf hölzernen Hockern im interreligiösen „Raum der Stille“ sitzen. Den hat die Schule im dritten Obergeschoss eingerichtet, mit einem künstlerisch gestalteten Kreuz an der Wand und den Symbolen der großen Weltreligionen in den Fenstern. Auch Religionslehrerin Nadine Degenhardt und Schulleiter Jochen Suthe nicken: Es geht. „Die Menschen, die zu uns kommen, kommen nicht, um Religion zu erleben, sondern um das Abitur zu machen“, betont Suthe. Und doch gebe es bei den jungen Erwachsenen, die hier auf dem zweiten Bildungsweg drei Jahre lang aufs Abitur vorbereitet werden, „eine große Offenheit für Sinnfragen“, sagt Degenhardt. Im Religionsunterricht „habe ich noch nie ein wirkliches Mauern erlebt.“

Religionsunterricht bringt verschiedene Glaubensrichtungen zusammen

Der Religionsunterricht sei das wichtigste Element, wenn es darum gehe, in der Schule „als Glaubende verbunden zu sein“, beschreiben Degenhardt und Suthe, der ebenfalls katholische Religion unterrichtet. Auch wenn der Schulbesuch freiwillig ist: Wer sich am Nikolaus-Groß-Weiterbildungskolleg anmeldet, für den sind neben Mathe, Deutsch und Englisch auch die katholischen Religionsstunden Pflicht. Anders als an Regelschulen haben dadurch die Religionslehrkräfte keinen Kurs mit Jugendlichen vor sich, die sich das Fach bewusst ausgesucht haben, „sondern die ganze Vielfalt unserer Studierenden“, sagt Suthe – und den selbstgewählten Anspruch, daraus eine Gemeinschaft zu formen.

Basis des Unterrichts ist der katholische Lehrplan. Und doch gibt es praktisch kein Thema, bei dem sie nicht schaue, was andere Religionen darüber sagen, berichtet Degenhardt. Besonders eindrücklich sei dies etwa beim Workshop zu Tod und Trauer gewesen, bei dem sich die Studierenden – angeleitet von einer Referentin des Essener Uni-Klinikums – gegenseitig von ihren Vorstellungen, Ritualen und Traditionen berichtet haben. Aber auch bei theologischen Kernthemen des katholischen Curriculums wie der Christologie – der Lehre und Bedeutung von Jesus – oder der Theodizee-Frage, die den Widerspruch untersucht, warum es trotz eines liebenden Gottes Leid? auf der Welt gibt, „kann ich dem Lehrplan folgen und trotzdem alle Studierenden im Blick behalten“, beschreibt Degenhardt ihre Arbeit.

„Aha-Momente“ beim Austausch verschiedener Religionen

Die Muslima Yasmin spricht von „Aha-Momenten“, die der Austausch mit den Kurs-Mitgliedern anderer Glaubensrichtungen im Religionsunterricht mit sich bringe. Immer wieder entdeckten die Studierenden – bei allen Unterschieden – spannende Gemeinsamkeiten. Und Atheist Robert freut sich, im Religionsunterricht „Werte, mit denen ich aufgewachsen bin, wiederzuentdecken und zu verstehen“. Auch Studierenden-Sprecherin Olivia (21, evangelisch) betont, dass „der Religionsunterricht total bereichernd“ sei. Als Außenstehender dürfe man sich das wirklich nicht wie an einer Regelschule vorstellen, „wir sind hier eine Schule auf dem zweiten Bildungsweg“, betont Olivia, unter den jungen Erwachsenen „gibt es eine ganz andere Basis für Gespräche über Glauben.“

Schulleiter Suthe nickt und spricht von „Kurven, Abzweigungen oder Kreuzungen in den Bildungswegen unserer Studierenden“ – alle hier haben deutlich mehr Lebenserfahrung im Gepäck als die Teenager an Regelschulen. Vielleicht macht allein schon dies den einen oder die andere ansprechbarer, wenn im Schulunterricht die ganz großen Fragen des Lebens zum Thema werden: Dankbarkeit, Barmherzigkeit, Not, Leid, Krankheit, Liebe, Tod – „besonders verbindend sind die Themen, bei denen wir alle mit dem Herzen andocken können“, beschreibt Degenhardt. Dazu zähle auch die Frage nach Heimat, gerade angesichts der vielen Studierenden mit Flucht- und Migrationserfahrungen. Degenhardt hat dies in der Gestaltung einer Weihnachtskrippe thematisiert – samt QR-Codes, über die sich die Studierenden mehr über Maria, Josef und das Jesuskind erfahren konnten.

Freiwillige Schulgottesdienste und „Auszeiten“ im Raum der Stille“

Wer sich an der Schule über den Religionsunterricht hinaus mit Glaubensthemen und Spiritualität beschäftigen möchte, kann die – freiwilligen – monatlichen Schulgottesdienste sowie kleinere „Auszeit“-Angebote im Raum der Stille besuchen. „Da nehmen natürlich nicht so viele Studierende teil, dafür machen wir dort manchmal ganz tiefe Erfahrungen“, sagt Degenhardt. Auch zum Start des neuen Schuljahres gibt es einen Gottesdienst. Das hat Mohammed, Daisy, Robert und Yasmin zum Teil überrascht – aber nicht abgeschreckt. Ihm sei gleich deutlich geworden: „Jeder wird hier mit seinem Glauben angenommen“, sagt Mohammed. Selbst im Gedenkgottesdienst für den Namensgeber der Schule – den katholischen NS-Widerstandskämpfer Nikolaus Groß – werde neben christlichen Texten und Gebeten auch eine inhaltlich passende Sure aus dem Koran vorgelesen, berichten die jungen Leute. Trotz ihrer Glaubens-Vielfalt gehen sie oft gemeinsam in die Schulgottesdienste – und bereiten sie zum Teil gemeinsam vor. Wenn Yasmin dafür wochenlang zuhause Lieder probt, führt dies schon mal zu heiterem Erstaunen ihrer Mutter, berichtet sie – aber nicht zu Kritik: „Sie ist glücklich, weil ich glücklich bin.“

Alle vier betonen, dass es niemandem um Missionierung oder Gleichmacherei geht. Es sei toll, dass sie sich in der Schule so gut über ihre Glaubensrichtungen austauschen könnten, „aber für meine Gemeinde würde ich mir das nicht wünschen“, sagt die überzeugte Christin Daisy. Da sei es ihr wichtig, dass alle den gleichen Glauben hätten. Yasmin beschreibt indes, dass ihr gerade der Austausch mit Daisy helfe, den eigenen Glauben noch besser zu verstehen. Etwa beim Thema „Fasten“, über das sie bei einer „Auszeit“ gesprochen haben – schließlich liegen der muslimische Ramadan und die christliche Fastenzeit in diesem Jahr fast zeitgleich. Wie fasten Muslime? Wie Christen? Was halten Nicht-Gläubige davon? Dieser Austausch sei sehr wertvoll, sagen die vier Studierenden. Allerdings brauche es auch Anlässe wie den Religionsunterricht und die Gottesdienste, um überhaupt darüber ins Gespräch zu kommen. „Wir glauben an die gleiche Sache, schauen aber aus unterschiedlichen Perspektiven darauf“, bringt es Mohammed am Ende auf den Punkt. Das sei für ihn eine wichtige Erkenntnis, die ihn mit seinen Mit-Studierenden entspannt über Glaubensfragen sprechen lasse.

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news-20780 Wed, 19 Mar 2025 09:38:47 +0100 Namen und Daten | 19.03.2025 https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/namen-und-daten-19032025 Jakob Rauschel Die Ernennung als Geistlicher Leiter der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) Diözesanverband Essen von Jakob Rauschel wurde bis zum 31. Mai 2025 verlängert.

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news-20779 Tue, 18 Mar 2025 17:51:11 +0100 Katholischer Militärbischof: Militärseelsorge ist und bleibt unverzichtbar https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/katholischer-militaerbischof-militaerseelsorge-ist-und-bleibt-unverzichtbar Ob in der Bundeswehr, der Polizei oder im Justizvollzug: Seelsorge für Menschen in spezifischen Berufen und speziellen Lebenssituationen muss sich an gesellschaftliche Veränderungen, an die Folgen sicherheitspolitischer Entwicklungen, an eine wachsende religiöse Vielfalt und auch an eine Zunahme von Konfessionslosigkeit anpassen. Rund 80 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Kirche, Politik und Verwaltung haben bei den Essener Gesprächen am 17. und 18. März in der Wolfsburg in Mülheim über die vielfältigen aktuellen Herausforderungen und den rechtlichen Rahmen für die sogenannte kategoriale Seelsorge diskutiert. Die Militärseelsorge steht angesichts wachsender internationaler Spannungen und einer veränderten sicherheitspolitischen Lage sowie aufgrund einer zunehmenden Säkularisierung und Pluralisierung der Gesellschaft vor großen Herausforderungen, bleibt aber ein unverzichtbarer und integraler Bestandteil der Bundeswehr. Das betonte der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr und Essener Bischof, Franz-Josef Overbeck, bei den 60. Essener Gesprächen zum Thema Staat und Kirche in der Bistumsakademie Die Wolfsburg in Mülheim.

Bei der renommierten Fachtagung, die in Verantwortung der Wolfsburg durchgeführt wird, diskutierten am Montag und Dienstag (17. + 18. März) rund 80 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Kirche und Verwaltung unter dem Titel Kategoriale Seelsorge – Rechtlicher Rahmen und aktuelle Herausforderungen. Die kategoriale Seelsorge, zu der etwa die Militär-, Krankenhaus-, Polizei- und Gefängnisseelsorge zählen, wendet sich an Menschen in besonderen Lebens- und Berufssituationen, die mit der allgemeinen Seelsorge kaum zu erreichen sind.

In seinem gut einstündigen Vortrag unterstrich Overbeck, dass die Militärseelsorge innerhalb der militärischen Hierarchie einen geschützten Raum biete, in dem persönliche Nöte, Zweifel und ethische Dilemmata ausgesprochen werden könnten. Damit erfülle sie nicht nur einen „fürsorgerischen Auftrag“, sie trage auch dem verfassungsrechtlich verbürgten Recht der Soldaten auf freie Religionsausübung Rechnung. „Als ‚Brücke‘ zwischen Staat und Kirche verbindet sie die staatliche Sicherheitsverantwortung mit den Werten und dem Beistand der Religionsgemeinschaften.“ Zugleich berühre die Militärseelsorge einen „sensiblen Schnittpunkt von Staat und Kirche“.

Overbeck skizzierte die veränderten Rahmenbedingungen, die auf die Verfasstheit und Gestalt der Militärseelsorge ausstrahlen:

Gesellschaftliche Diversität verlangt Erweiterung der Seelsorgeangebote

Die zunehmende Pluralisierung und Säkularisierung der Truppe stelle eine Herausforderung für die Militärseelsorge dar, da inzwischen fast die Hälfte der Soldatinnen und Soldaten keiner der großen Kirchen angehörten. Zudem seien rund 3000 Soldaten Muslime und etwa 300 jüdischen Glaubens. Dies erfordere eine Erweiterung des seelsorglichen Angebots. Die Seelsorge sei aber trotz dieser Veränderungen auch von nicht christlichen Soldatinnen und Soldaten hoch akzeptiert und werde bei ethischen und persönlichen Fragestellungen in Anspruch genommen.

Diskussionen fordern ständige Selbstlegitimation und -überprüfung

Der Militärbischof führte weiter aus, dass es trotz einer grundsätzlich breiten Akzeptanz immer wieder Kontroversen über die rechtliche Zulässigkeit und Ausgestaltung der Militärseelsorge gebe. Die Rechtsprechung bestätige, dass staatlich organisierte und finanzierte Seelsorge mit dem Neutralitätsprinzip vereinbar sei, solange keine religiöse Bevormundung erfolge. Hier zeige die jahrzehntelange Praxis, dass die Kooperation zwischen Kirche und Staat in der Militärseelsorge konfliktfrei verlaufe.

Im Spannungsfeld zwischen Friedensethik und Soldatenberuf

Als eine weitere Herausforderung nannte Overbeck die ethisch-theologische Vergewisserung. Die Militärseelsorge bewege sich in einem Spannungsfeld zwischen Friedensethik und soldatischem Dienst. Ihre Aufgabe sei es, Gewissenskonflikte und ethische Dilemmata anzusprechen, um reflektiertes und verantwortungsbewusstes Handeln zu fördern. Damit leiste sie einen wesentlichen Beitrag zur ethischen Orientierung der Streitkräfte in einer demokratischen Gesellschaft, sagte Overbeck.

Veränderte sicherheitspolitische Lage erhöht psychische Belastung

Daneben stelle auch die veränderte sicherheitspolitische Lage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Bundeswehr vor neue Herausforderungen, die auch die Militärseelsorge unmittelbar beträfen. „Die reale Möglichkeit eines militärischen Konflikts an der NATO-Ostflanke führt zu einer erhöhten psychischen Belastung für Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien“, sagte Overbeck. Die Militärseelsorge müsse darauf reagieren, um Resilienz zu stärken, moralische Orientierung zu bieten und seelsorgliche Begleitung auch in Extremsituationen sicherzustellen.

Lebenskundlicher Unterricht als wichtiger Teil des Bildungsauftrags

Ein zentrales Instrument der ethischen Bildung in der Bundeswehr ist laut Overbeck der sogenannte Lebenskundliche Unterricht, den Militärseelsorger erteilen. Dieser sei aber kein Religionsunterricht, sondern ein wertorientierter und überkonfessionell ausgerichteter Unterricht zur Persönlichkeitsbildung der Soldaten, bei dem ethische, psychologische und lebenspraktische Themen behandelt würden. Seine Bedeutung liege nicht nur in der individuellen Orientierung für die Soldaten, sondern auch in der Stärkung eines reflektierten, wertegeleiteten Selbstverständnisses innerhalb der Streitkräfte.

Historische Entwicklung – Militärseelsorge hat lange Tradition

Zu Beginn seines Vortrags hatte Overbeck zunächst die historische Entwicklung der Militärseelsorge nachgezeichnet – von ihren Anfängen im 17. Jahrhundert über die Neuordnung nach 1945 bis in die Gegenwart, in der die Begleitung von Auslandseinsätzen mit Beginn der 1990er Jahre zu einem dauerhaften Aufgabenfeld geworden ist.

Bereits während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) hätten die Kirchen Geistliche für die Soldaten gestellt. Mit der Gründung der Bundeswehr 1956 wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die Militärseelsorge neu strukturiert: Geistliche blieben staatlich finanziert, wurden aber bewusst außerhalb der militärischen Befehlskette gestellt und trugen – anders als vor 1945 – keine Uniform mehr, etwas, das die deutsche Militärseelsorge bis heute von vielen anderen Ländern unterscheidet.

Verfassungsrechtliche Grundlagen der Militärseelsorge

Als „Bürger in Uniform“ behielten Soldatinnen und Soldaten alle ihre Grundrechte, insbesondere die Religionsfreiheit, führte Overbeck aus. Daraus leite sich das Recht auf Gottesdienst und Seelsorge auch im Militär ab. „Die Militärseelsorge ist folglich verfassungsrechtlich legitimiert als Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaften, um die freie Religionsausübung in der Bundeswehr praktisch zu ermöglichen“, sagte der Militärbischof. Wichtig sei dabei die „partnerschaftliche Trennung von Zuständigkeiten“: Der Staat sorge für Organisation und Finanzierung, nehme aber keinen Einfluss auf den Inhalt der Seelsorge, für die die Kirchen verantwortlich seien.

Militärseelsorger gehörten organisatorisch zur Bundeswehrverwaltung, seien aber kirchlich beauftragt und unterstünden nicht der militärischen Befehlsgewalt, unterstrich Overbeck. Neben dem Militärsorgevertrag von 1957 für die evangelische Kirche basiert die katholische Militärseelsorge auf dem Reichskonkordat von 1933 und späteren Vereinbarungen. Seit 2019 gibt es zudem einen Staatsvertrag zur Einrichtung einer jüdischen Militärseelsorge.

Overbeck: Militärseelsorge ist integraler Bestandteil unserer Streitkräfte

Die historische Verwurzelung der Militärseelsorge und ihre verfassungsrechtliche Verankerung machten deutlich, dass sie kein Fremdkörper, sondern integraler Bestandteil der Streitkräfte sei – und zwar aus gutem Grund: „Soldatinnen und Soldaten üben einen Beruf aus, der sie in Grenzsituationen führen kann, physisch wie moralisch. Sie verdienen es, dass der Staat ihnen nicht nur Waffen und Ausbildung gibt, sondern auch für ihre seelische Fürsorge sorgt“, sagte Overbeck.

Die aktuellen Herausforderungen seien beträchtlich, aber sie zeigten auch, dass die Militärseelsorge bereit sei, sich darauf einzustellen und Antworten zu finden. „Dabei kann sie auf ein stabiles Fundament bauen: die Kooperation von Staat und Kirche, die in Deutschland ausbalanciert und bewährt ist, und die Bereitschaft der Gesellschaft, den Soldaten jene Unterstützung zu geben, die über das Materielle hinausgeht“, sagte Overbeck.

Fazit: Militärseelsorge ist „notwendiger Teil einer modernen Armee“

Im 21. Jahrhundert, in dem wir technisch immer weiter fortschritten, bliebe doch eines gleich: „Der Mensch hat eine Seele und ein Gewissen, die nicht weniger Pflege brauchen als der Körper und der Verstand. Die Militärseelsorge ist die Institution, die sich genau darum kümmert – unabhängig, vertraulich und den Grundwerten verpflichtet. Sie ist daher kein Luxus, sondern ein notwendiger Teil einer modernen Armee in einer freiheitlichen Demokratie“, schloss Overbeck seine Ausführungen.

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news-20778 Mon, 17 Mar 2025 17:37:31 +0100 „Es gibt viel zu tun!“: BENE macht sich an die Arbeit https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/es-gibt-viel-zu-tun-bene-macht-sich-an-die-arbeit Die Frühlingsausgabe des Bistumsmagazins präsentiert engagierte Menschen aus der Region Ackern, rackern, malochen, machen … Viele Ausdrücke gibt’s, um vom Arbeiten zu reden. Noch zahlreicher sind die Felder selbst, auf denen Menschen unterwegs sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder im Ehrenamt etwas Gutes zu tun. Im Beruf genauso wie im privaten Einsatz für das Familien- oder Gemeinwohl: Arbeit hat schon immer das Leben der Menschheit bestimmt. Was sich nur ständig verändert, sind die speziellen Herausforderungen der jeweiligen Zeit. Welche Aufgaben und Fragen momentan Menschen in unserer Region beschäftigen – das zeigen viele Geschichten im aktuellen BENE-Magazin unter dem Motto „Es gibt viel zu tun!“.

Die Frühlingsausgabe flattert in diesen Tagen unter anderem mit diesen Themen in die Briefkästen der Menschen im Ruhrbistum:

  • Nicht mehr lange bis Ostern! Milliarden Menschen weltweit feiern, dass Jesus laut Bibel drei Tage nach seiner Hinrichtung am Kreuz von den Toten auferstanden ist. Eine frohe Botschaft des Festes: Nach schmerzhaften Erlebnissen, wenn man das Gefühl hat, am Ende zu sein – selbst dann sind Neuanfänge möglich. Wie man dieses „Oster-Gefühl“ nach Krisen selbst erleben kann, erklärt die Essener Theologin und Psychotherapeutin Barbara Mikus-Boddenberg.
  • Was sind die stärksten Veränderungen in der Arbeitswelt, mit denen wir heutzutage konfrontiert sind – und wie können wir darauf am klügsten reagieren? Fragen rund ums aktuelle Berufsleben beantwortet Siracusa Gómez. Die Diplom-Psychologin und Betriebswirtin aus Witten ermuntert, auch schon die im Blick zu haben, deren Berufseinstieg noch in weiter Ferne liegt: Kindern könne man früh Werte wie Verlässlichkeit und Respekt vorleben. Beides sei später entscheidend für gute Zusammenarbeit.
  • Lucy Schmidt brennt für ihren Job: Sie ist Schornsteinfegerin. Die Leidenschaft dafür hat die 21-Jährige von ihren Eltern und ihrem Großvater geerbt: Sie üben denselben Beruf aus. Die Bochumer Familie berichtet über die Herausforderungen ihres Handwerks, den Nachwuchsmangel und die Karrierechancen für Frauen.

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news-20777 Thu, 13 Mar 2025 18:17:59 +0100 Bischöfe mahnen zu schneller Regierungsbildung – und kritisieren Trump https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischoefe-mahnen-zu-schneller-regierungsbildung-und-kritisieren-trump Scharfe Kritik und klare Forderungen: Die katholischen Bischöfe prangern Trumps Ukraine-Politik an und mahnen eine zügige Regierungsbildung in Deutschland an. Zugleich verteidigen sie das Entschädigungssystem für Missbrauchsopfer. Die katholischen Bischöfe in Deutschland mahnen eine zügige Regierungsbildung an. Es sei aber „ein gutes Zeichen für unsere lebendige Demokratie“, dass bereits Koalitionsverhandlungen begonnen haben, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, am Donnerstag im Kloster Steinfeld bei Aachen. Scharfe Kritik übten die Bischöfe an der Ukraine-Politik von US-Präsident Donald Trump. Die US-Regierung gebe die Ukraine der Aggression Russlands preis. „Das ist ein Skandal“, so Bätzing zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe.

Die demokratischen Kräfte in Deutschland müssten jetzt konstruktiv zusammenarbeiten und zu Kompromissen bereit sein, mahnte Bätzing. „Extremistische Kräfte und solche, die trotz des völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Ukraine mit Putin sympathisieren, dürfen nicht den Ton angeben.“

Grundrecht auf Asyl

Bätzing rief dazu auf, die Polarisierungen in der Migrationsdebatte zu überwinden. Es seien immer die fundamentalen Grundsätze des Gemeinwesens zu berücksichtigen. „Dazu gehören das Grundrecht auf Asyl und ein menschenwürdiger Umgang mit jedem, der in unserem Land Zuflucht sucht.“ Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass der im Grundgesetz verankerte Schutz der Familie auch Flüchtlingsfamilien einschließe. Notwendig seien größere Anstrengungen überall dort, wo Integrationsprozesse zu misslingen drohten. So brauche es eine wirksamere Unterstützung von Kommunen, denen die Aufnahme von Geflüchteten viel abverlange.

Mit Blick auf Wahlerfolge der AfD auch in katholischen Kreisen räumte der Bischof Fehler ein. Auch die Kirchen hätten offenbar Probleme nicht ernst genommen, die viele Menschen umtrieben. Zwischen AfD als Partei und der Kirche gebe es keine Gemeinsamkeiten, so Bätzing. Zugleich müsse die Kirche aber mit Wählern der Partei ins Gespräch kommen, um deren Beweggründe zu verstehen, aber auch um für eigene Positionen zu werben. „Völkischer Nationalismus darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben und schon gar nicht in der Kirche.“

Sicherheitsgarantien für die Ukraine

Entschieden wenden sich die Bischöfe gegen Trumps Ukraine-Politik. Ein Weg zu Verhandlungen und einem Waffenstillstand sei zwar zu begrüßen, sagte Bätzing. Es sei aber nicht akzeptabel, wenn die USA die militärische und zivile Hilfe für die angegriffene Ukraine dazu zu benutzten, dem Land den eigenen Willen rücksichtslos aufzuzwingen oder den Zugang zu Rohstoffen zu erpressen. Ein kurzfristiger Friedensschluss mit Russland bedeute keinen langfristigen Frieden in Europa, wenn es keine belastbaren Sicherheitsgarantien für die Ukraine gebe. Ein „Diktatfrieden“ würde die Gefahren für die Stabilität auf dem gesamten europäischen Kontinent eher erhöhen.

In hohem Maße beunruhigend sei auch die Abkehr der USA von internationalen Ordnungsstrukturen. Dass die neue US-Regierung die Mitgliedschaft des Landes in mehreren UN-Organisationen aufgekündigt habe, wirke sich negativ auf die Hilfen in Kriegsgebieten, die Entwicklungshilfe oder Gesundheitsdienste aus. Zu kritisieren sei auch der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen.

Zahlungen für Missbrauchsopfer

Trotz Kritik von Betroffenen wollen die Bischöfe weiterhin an ihrem System für die Anerkennungszahlungen an Missbrauchsopfer festhalten. Die für die Höhe der Zahlungen zuständige Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung (UKA) orientiere sich an gerichtlichen Schmerzensgeldern, so Bätzing. Bis Ende 2023 seien rund 57 Millionen Euro ausgezahlt worden. Widerspruchsmöglichkeiten für Betroffene gegen eine UKA-Entscheidung seien nachgebessert worden. Es handele sich um ein „atmendes System“, das auf die aktuelle Rechtsprechung reagiere. „Es gibt keine Institution in unserem Land, die ein auch nur annähernd vergleichbares System hätte“, so der Vorsitzende.

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news-20776 Mon, 10 Mar 2025 18:22:52 +0100 Bischof Bätzing kritisiert AfD-Chefin Weidel sowie Pläne von Union und SPD https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-baetzing-kritisiert-afd-chefin-weidel-sowie-plaene-von-union-und-spd Scharfe Kritik an der AfD, aber auch mahnende Worte zu den Plänen von Union und SPD zu Zurückweisungen an den Grenzen und Einschränkungen des Familiennachzugs für Geflüchtete: Die katholischen Bischöfe in Deutschland positionieren sich bei ihrem Frühjahrstreffen zur Lage nach der Bundestagswahl. Zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat der Vorsitzende Georg Bätzing die AfD-Chefin Alice Weidel scharf kritisiert. Es habe ihn schockiert, wie unverfroren sie im Bundestagswahlkampf „spalterische Positionen, antieuropäische Positionen, Pro-Putin-Positionen“ vertreten habe, sagte Bätzing am Montag im Kloster Steinfeld in der Eifel. Zugleich wandte er sich gegen die Pläne von Union und SPD zur Verschärfung der Flüchtlingspolitik: „Grenzschließungen und Zurückweisungen sehen wir nach wie vor kritisch.“

Familiennachzug soll Anschlägen vorbeugen

Die katholische Kirche halte es für „richtig und wichtig, in einem gesunden Maß den Familiennachzug zu ermöglichen, damit Familien zusammenbleiben“, betonte der Bischof von Limburg. Dies verbessere die Integration und beuge auch möglichen Anschlägen verirrter Einzeltäter vor: „Ich glaube, das ist auch die beste Gewähr dafür, dass Menschen nicht irritiert werden, die alleine auf weiter Flur stehen, die sich hier mit Integration nicht so leicht tun und auch abirren in ihren Gedanken und möglicherweise in ihren Taten. Wer in einem Familienverbund eingebunden ist, hat sozusagen den Rückfallboden.“

Im Sondierungspapier zwischen CDU/CSU und SPD heißt es, die Zurückweisungen von Migranten und Asylbewerbern an den deutschen Grenzen sollten „in Abstimmung mit unseren europäischen Nachbarn“ erfolgen. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte der „Bild“-Zeitung: „Zurückweisungen werden massiv hochgefahren, der Familiennachzug ausgesetzt, Rückführungen nach Afghanistan ermöglicht.“

Abschneiden der AfD „besorgniserregend“

Das Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl sei besorgniserregend, sagte Bischof Bätzing. Eine Politik, die einen völkischen Nationalismus vertrete, könne die Kirche nicht unterstützen. Bätzing verteidigte die vor einem Jahr beschlossene Erklärung der Bischofskonferenz, die sich kritisch mit der AfD auseinandersetzt. Sie trägt den Titel „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“. Die aktuelle Entwicklung zeige, wie wichtig diese Stellungnahme sei, so Bätzing. Die in Teilen rechtsextreme AfD hatte bei der Bundestagswahl auch in katholisch geprägten Regionen deutlich zugelegt. Insgesamt verdoppelte sie ihr Ergebnis auf 20,8 Prozent.

Diskussionen über Synodalen Weg und Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung

Im Mittelpunkt der Beratungen, zu denen sich die rund 60 Bischöfe und Weihbischöfe aus den 27 deutschen Bistümern im Eifel-Ort Kall getroffen haben, steht bis Donnerstag unter anderem ein Studientag zur Wirkung der Sozial- und Umweltenzyklika Laudato siʼ von Papst Franziskus, die dieser vor zehn Jahren veröffentlicht hat. Außerdem geht es um Fragen einer synodalen Kirche angesichts der Ergebnisse der Weltsynode in Rom im vergangenen Oktober und des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland. Auf der Agenda stehen zudem die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) sowie die Aufklärung und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche.

Als Gast wird der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, erwartet. Am Wochenende sorgten Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an der alawitischen Minderheit in Syrien international für Entsetzen. Die Deutsche Bischofskonferenz sieht auch die christliche Minderheit Syriens in ihrer Existenz bedroht. „Die Gefahr ist sehr real“, sagte Bätzing. Die Zahl der Christen in Syrien sei seit Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als zwölf Jahren von 1,5 Millionen auf etwa 300.000 gesunken. „Christinnen und Christen werden zerrieben.“

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news-20775 Sun, 09 Mar 2025 12:33:01 +0100 Misereor-Fastenaktion: Overbeck ruft zum Einsatz für Menschenwürde auf https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/misereor-fastenaktion-overbeck-ruft-zum-einsatz-fuer-menschenwuerde-auf Im Fernseh-Gottesdienst zur Eröffnung der Misereor-Fastenaktion in der Essener Kirche St. Antonius hat Bischof Franz-Josef Overbeck dazu aufgerufen, sich für die Würde jedes und jeder Einzelnen einzusetzen. Unter dem Motto „Auf die Würde. Fertig. Los!“ steht in diesem Jahr besonders das Schicksal der Tamilinnen und Tamilen im Hochland von Sri Lanka im Mittelpunkt der Misereor-Fastenaktion. Mit einem feierlichen Gottesdienst mit Bischof Franz-Josef Overbeck hat das katholische Hilfswerk Misereor am Sonntag in der Essener Pfarrkirche St. Antonius seine bundesweite Fastenaktion eröffnet worden. Unter dem Motto „Auf die Würde. Fertig. Los!“ steht dabei in diesem Jahr die prekäre Situation von Tamilinnen und Tamilen im südlichen Hochland von Sri Lanka im Fokus.

In seiner Predigt während des live im ARD-Fernsehen und im Radioprogramm von WDR5 übertragenen Gottesdienstes ermunterte Bischof Overbeck die Gläubigen, sich in der Kraft Gottes und des Heiligen Geistes für Menschenrechte und die Würde jedes und jeder Einzelnen einzusetzen. „Wer diesem Geist folgt, gehört nicht zu den Mächtigen dieser Welt, nicht zu denen, die ein goldenes Zeitalter versprechen, die durch Lügen und ,Deals‘ menschenverachtend handeln, die das Recht des Stärkeren durch die Stärke des Recht ersetzen.“ Wer diesem Geist folge, werde beten, werde sehr praktisch, sozial und ökologisch dem Frieden und dem Guten im Menschen dienen, werde für die Würde einstehen, die jeder Mensch von Gott hat“, betonte Overbeck. „Wer diesem Geist folgt, zählt zu denen, die den Alltag als Dienst und Sendung an den Menschen begreifen. Und zwar an allen Menschen, den Migranten und Arbeitslosen, den Vertriebenen und Rechtlosen, den Menschen, die der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit dienen.“

Dazu zählen auch die rund eine Million Hochlandtamilinnen und -tamilen in Sri Lanka, deren Situation Misereor in diesem Jahr beispielhaft in den Mittelpunk t der Fastenaktion stellt. Sie sind die Nachfahren jener Arbeiterinnen und Arbeiter, die im 19. und 20. Jahrhundert im Zuge der britischen Kolonialherrschaft aus Indien nach Sri Lanka geholt wurden, um zunächst Kaffee und später Tee zu ernten. Als ethnische Gruppe waren sie lange kein Teil der sri-lankischen Gesellschaft. Viele leben in kleinen, beengten Wohnungen auf den Plantagen mit schlechten Hygienestandards. Viele Frauen arbeiten als unterbezahlte Teepflückerinnen, viele Männer als Tagelöhner. So fehlen den Hochlandtamilinnen und -tamilen Möglichkeiten, ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Außerdem mangelt es an politischer Teilhabe, dem Zugang zu staatlichen Sozialleistungen und einer angemessenen Gesundheitsversorgung.

Misereor-Hauptgeschäftsführer Andreas Frick dankte im Gottesdienst den aus Sri Lanka angereisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Partnerorganisation Caritas Sri Lanka SEDEC, die sich um die Hochlandtamilinnen und -tamilen kümmern, sich konkret vor Ort, aber auch politisch für diese Gruppe engagieren und diesen Menschen so neue Perspektiven aufzeigen: „Menschenwürdig zu leben ist bis heute keine Selbstverständlichkeit! Mich beeindruckt Ihr Engagement und das Ihrer Kolleginnen und Kollegen, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen, ebenso wie der Mut und die Kraft der Menschen, mit denen Sie zusammenarbeiten“, sagte Frick.

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news-20774 Fri, 07 Mar 2025 12:04:19 +0100 Damit die Kirche im Dorf bleibt: Förderverein übernimmt Herz-Jesu in Duisburg-Serm https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/damit-die-kirche-im-dorf-bleibt-foerderverein-uebernimmt-herz-jesu-in-duisburg-serm Im tiefsten Süden von Duisburg übernimmt jetzt ein Förderverein die Kirche Herz-Jesu im Ortsteil Serm. Mit Unterstützung der Pfarrei St. Judas Thaddäus und des Bistums Essen kümmert er sich um das Gebäude und betreibt die Kirche weiter als Gotteshaus. Das ist im Bistum Essen bislang einmalig – und womöglich auch darüber hinaus: „Wir haben hier Deutschlands erste öffentliche Kirche in privater Hand“, sagt der Vereinsvorsitzende Michael Germ. Duisburg-Serm ist ein malerisches Fleckchen Ruhrgebiet: Rund 2200 Menschen leben hier an der Stadtgrenze zu Düsseldorf in einer Siedlung zwischen Wiesen und Feldern. Im Norden schirmt die Bundesstraße ein Stahlwerk ab, im Süden ist es nicht weit bis zum Rhein – und mitten in „Kappesserm“, wie die Menschen hier ihr Dorf nennen, steht die Herz-Jesu-Kirche, mit deren Bau vor 100 Jahren begonnen wurde. 2018 entschied die Pfarrei St. Judas Thaddäus, das backsteinroten Gotteshaus wegen zu hoher Kosten und zu wenig Personal zu schließen. Doch nun haben die Leute in Serm mit ihrem Förderverein die Kirche übernommen, um sie – das ist das Besondere – als Gotteshaus zu erhalten. „Wir haben hier Deutschlands erste öffentliche Kirche in privater Hand“, sagt der Vereinsvorsitzende Michael Germ.

Dass sich katholische Pfarreien von ihren Kirchen trennen, ist seit den Nuller-Jahren keine Seltenheit, gerade im Bistum Essen: Heute zählt die Kirchenregion zwischen dem Rhein und dem Märkischen Sauerland nicht mal mehr halb so viele Gläubige wie zur Bistumsgründung 1958. Deshalb wurden in den vergangenen Jahren viele Kirchen, Gemeindeheime und Pfarrhäuser verkauft oder verpachtet. Einige wurden abgerissen, viele ehemalige Gemeindegebäude werden heute neu genutzt, zum Beispiel für Wohnungen, KiTas oder für kulturelle Zwecke. Werden in Kirchengebäuden nach einer solchen Umwandlung keine Gottesdienste mehr gefeiert, werden sie profaniert, also entwidmet. In der Duisburger Kirche Herz-Jesu ist das anders: Sie wechselt zwar den Eigentümer, wird aber weiter als Gotteshaus genutzt.

Ehrenamtliche Gemeindemitglieder gestalten regelmäßige Gottesdienste

Dafür sorgen unter anderem Marlies Schmitz und Monika Simon. Die beiden ehrenamtlichen Gemeindemitglieder laden mehrmals in der Woche zu Wortgottesfeiern ein, in denen Texte aus der Bibel, Gebete und Gesang im Vordergrund stehen. „Die ganze pastorale Arbeit liegt in den Händen von Marlies Schmitz und Monika Simon, unterstützt von Helferinnen und Helfern“, hebt Heide Apel, Vorstandsmitglied im Förderverein, dieses tatkräftige und zentrale Engagement für die Arbeit in Herz Jesu hervor.

Diese Gottesdienste sind keine Messfeiern – und doch können die Gläubigen zu bestimmten Gelegenheiten auch die Kommunion empfangen. Alle zwei Wochen feiert die Gemeinde samstags um 18 Uhr ihren zentralen Gottesdienst. Hinzu kommen zum Beispiel Schulgottesdienste oder vor zwei Tagen die Andacht zu Aschermittwoch. Manchmal kommt auch Pfarrer Andreas Brocke oder ein anderer Priester der Pfarrei und feiert mit den Gläubigen am Samstagabend eine Messe. „Aber egal, ob Messe oder Wortgottesfeier, die Leute kommen so oder so“, sagt Fördervereinschef Germ – auch unter der Woche. „Die offene, immer passend zum Kirchenjahr geschmückte Kirche zieht auch tagsüber Besucherinnen und Besucher an“, berichtet Apel. Zudem kämen viele KiTa-Kinder auf dem Nachhauseweg in die Kirche, um in der Spielecke vorbeizuschauen „und dem lieben Gott ,Guten Tag‘ zu sagen“. Und zugleich ist Herz-Jesu eben nicht nur ein Ort für Besinnung und Gebet, sondern auch ein Treffpunkt in Serm: Nach den Samstagabend-Gottesdiensten gibt’s hinten in der Kinderecke Getränke, Knabbereien und den neuesten Dorf-Tratsch.

Die Landwirtin Marlies Schmitz ist eine der Mütter der Fördervereins-Lösung. Kurz nach der Schließungs-Entscheidung habe man seinerzeit bei Schmitz am Küchentisch gesessen und überlegt, wie es nun weitergehen soll, erinnert sich Apel, die damals mit dabei war. Man wollte die Kirche erhalten – aber von Protestideen habe man sich schnell verabschiedet. „Ziel war eine konstruktive Lösung, ein Konsens-Modell“, sagt Germ, der mittlerweile Ruheständler ist und sein Berufsleben im Umfeld von Rechtsanwaltskanzleien und Notariaten verbracht hat.

Jahrelange Planungen, Überlegungen, Entwicklungen und viele Gespräche

Dieses Verständnis für Verträge und Verhandlungen war nun Gold wert. Denn auf die erste „wir übernehmen unsere Kirche“-Idee folgten jahrelange Planungen, Überlegungen, Entwicklungen – und vor allem viele, viele Gespräche. Zunächst mit der Pfarrei, die die Kirche ja eigentlich schließen will – und in deren Kirchenvorstand Germ damals saß. Vielleicht ist dies eines der Erfolgsgeheimnisse in Serm: Es geht dort selten „wir gegen die“, stattdessen ist die gemeinsame Lösung – der Konsens – für die Menschen im Förderverein oft das wichtigste Ziel.

Nun steht eine Lösung, die wohl mindestens eine Win-win-win-Situation ist: Der Förderverein betreibt eigenständig die Kirche – zusammen mit dem Gemeindeheim und dem ehemaligen Pfarrhaus nebenan –, die Pfarrei ist die finanzielle Last der Immobilien los und hat dennoch einen funktionierenden Gottesdienststandort in ihrem Sprengel. Die Aufsichtsgremien im Bistum Essen sind ebenfalls zufrieden mit dieser innovativen Lösung, wohl auch, weil Pfarrer Brocke weiter der Rektor von Herz-Jesu bleibt und notfalls eine missliebige Nutzung der Kirche untersagen könnte, wenn womöglich einmal ein neuer Fördervereins-Vorstand andere Pläne hat. Zugleich betonen Pfarrei und Bistum: Die in Serm gefundene Lösung ist ein maßgeschneiderter Einzelfall, der sich nicht ohne weiteres auf andere Kirchen übertragen lässt.

Doch in Serm, da scheint er zu funktionieren. Und das liegt vor allem an den Menschen dort „Hier wird die Pastoral vollständig von Ehrenamtlichen gemacht“, sagt Pfarrer Brocke. „Als Mitglieder des Pastoralteams kommen wir ab und an hier her und feiern Taufen oder Trauungen, die Erstkommunion oder andere Messen zu besonderen Anlässen – aber wir machen hier in der Regel nur noch die Dinge, die von einem Priester oder Diakon übernommen werden müssen.“ Trotzdem ist Brocke in Serm präsent, kommt zum Gemeindefest, zum Karneval und zum Totengedenken an Allerheiligen. Diese Verbindung zur Pfarrei, die ist allen hier wichtig.

Ehrenamtliche haben viel Entscheidungs-Freiheit

Aber die inhaltliche und organisatorische Arbeit, die erledigt der Förderverein. 15 Menschen gehören dort zum harten Kern, so wie Germ als Vorsitzender, Marlies Schmitz und Monika Simon im Bereich Gottesdienste und Heide Apel, die die Öffentlichkeitsarbeit koordiniert. Weitere Menschen kümmern sich zum Beispiel um die Vermietung im Gemeindeheim, die Gestaltung des Programms für Familien oder die Finanzen des Vereins. Germ nennt diese verschiedenen Bereiche die „Säulen“ des Fördervereins und betont: „Wer bei uns eine der Säulen leitet, entscheidet dort frei. Die Leute können sich in ihren Säulen also selbst verwirklichen.“ Der Vorsitzende weiß, dass dieses große Vertrauen in die eigenen Leute den Sermer Verein von vielen anderen ehrenamtlich getragenen Gruppen, Clubs und Verbänden und manchen Unternehmen unterscheidet. Er vermutet, dass sie in Serm auch deshalb keine Nachwuchssorgen haben. Ihr 15-köpfiges Kernteam umfasst Menschen ab 40, rund die Hälfte sind Ruheständler, die anderen engagieren sich neben ihrem Hauptberuf für Herz Jesu, das Herz ihres Dorfs.

Und sie sind längst nicht allein. Als kürzlich etwas an der Kirche kaputt war, kamen nicht nur Handwerker mit einem Kran, sondern auch viele fleißige – und fachkundige – Hände, um mit anzupacken, erzählt Apel. Wenn der Förderverein ruft, ist „Kappesserm“ auf den Beinen, und das nicht nur zum Arbeiten: In der Kirche gibt’s neben den Gottesdiensten immer mal ein Konzert, im benachbarten Gemeindeheim lädt der Verein zum Quizabend oder zur Kinderdisco … -es läuft in Serm. „Dieser Ort hat eine starke Identität“, sagt Pfarrer Brocke, „die Leute hier erleben, dass sich der Förderverein um sie kümmert“. Und Germ ergänzt: „Die Menschen haben verstanden, dass es nicht nur der Förderverein ist, der etwas tut, sondern auch die Kirche“.

Rücklagen, um Gebäude instand halten zu können

Zudem läuft dieses innovative Konstrukt auch finanziell: Eine Rücklage von 200.000 Euro will der Verein bis Ende des Jahres angespart haben, um auch künftige Reparaturen an der Kirche finanzieren zu können, die sich nicht über das spontane Engagement der Dorf-Bewohner regeln lassen. „Das schaffen wir“, sagt Germ. Und anschließend werde eine ähnliche Rücklage für das Gemeindeheim angespart. Mieten – zum Beispiel der Stadt, die das Gemeindeheim werktags für den Offenen Ganztag der Grundschule nutzt – und die Beiträge der rund 420 Vereinsmitglieder sorgen nicht nur für ein entsprechendes Polster, sondern auch für weitere Finanzierungsmöglichkeiten. „Wir unterstützen alle Gruppen, die hier im Dorf aktiv sind“, so Germ. So gab’s zuletzt 150 Euro für Weihnachtsplätzchen für Senioren sowie einen Zuschuss für die örtliche Pfadfindergruppe.

Und wenn es demnächst finanziell doch mal eng werden sollte, geht Germ mit seinem Vereinsvorstand wieder auf Werbetour. „Wir haben da noch eine stille Reserve“, sagt er schmunzelnd. Als sie zuletzt „Klinken putzen“ waren, um ihre Nachbarinnen und Nachbarn von einer Mitgliedschaft im Förderverein zu überzeugen, „haben wir nur die Einfamilienhäuser besucht“. Bei der nächsten Offensive stehen auch die Mehrfamilienhäuser auf ihrem Plan. Dabei geht’s dann nicht nur um Geld für die Vereinskasse, sondern auch um die Statistik: „Wir wollen natürlich der größte Verein in Serm werden.“ Noch zähle die Karnevalsgesellschaft wohl ein paar Mitglieder mehr. Aber das sei in Serm vor allem Dorf-Jux, sagt Germ. Viele seien sowohl im Förderverein als auch beim Karneval und bei den Schützen. Auf ihrer Internetseite www.kirche-serm.de haben sie sowieso alle Vereine aufgeführt, schließlich dreht sich das Engagement aller um ihr gemeinsames Dorf.

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news-20773 Fri, 07 Mar 2025 09:50:13 +0100 Bistum Essen sieht sich bei Frauen in Führungspositionen auf gutem Weg https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bistum-essen-sieht-sich-bei-frauen-in-fuehrungspositionen-auf-gutem-weg Der Anteil weiblicher Führungskräfte im Bistum Essen liegt aktuell bei gut 40 Prozent – Tendenz steigend. Das ist nicht ausgeglichen, aber deutlich höher als in anderen kirchlichen oder wirtschaftlichen Organisationen. Sowohl in der Verwaltung wie in den Pfarreien setzt das Bistum zunehmend auf Leitungsteams, teilweise ist auch Leitung in Teilzeit möglich. Zudem profitiert die Diözese von einem besonderen Mentoring-Programm. Ein Frauenanteil von 40 Prozent auf der obersten Führungsebene des Bistums Essen ist noch keine echte Gleichberechtigung – aber zumindest höher als der Durchschnitt in allen 27 deutschen Bistümer oder bei den größten deutschen Wirtschaftsunternehmen. Für die Bistümer hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am heutigen Freitag eine Studie veröffentlicht, nach der der Frauenanteil auf der obersten Führungsebene der Bistumsverwaltungen im Jahr 2023 bei 28 Prozent lag. Und von den Vorständen der DAX-30-Unternehmen waren nach einer im Januar veröffentlichten Studie im vergangenen Jahr im Durchschnitt gut 25 Prozent weiblich.

Auf der mittleren Führungsebene der deutschen Bistümer lag der durchschnittliche Frauenanteil laut der DBK-Studie in 2023 mit gut 34 Prozent schon höher. Dies entsprach seinerzeit auch dem Wert, den das Bistum Essen für seine Mitarbeitenden auf der Ebene von Bereichs- und Abteilungsleitungen angegeben hatte. Durch Personalveränderungen hat sich der Frauenanteil in der mittleren Leitungsebene des Ruhrbistums seitdem jedoch spürbar auf mittlerweile mehr als 40 Prozent erhöht. Dabei wird der gestiegene Frauenanteil nicht nur in Zahlen deutlich, sondern auch anhand struktureller Veränderungen. So gibt es immer mehr Führungsaufgaben, die von Teams gemeinsam gelöst werden. Helen Wieners und Sabine Weber zum Beispiel leiten in der Bistumsverwaltung gemeinsam den Bereich „Interne Dienste“, Andrea Qualbrink und Björn Szymanowski verantworten den Bereich Pastoralentwicklung und das Duo Karin Köster und Christian Gentges die Abteilung Kinder, Jugend und Junge Erwachsene.

Auch das Jugendhaus St. Altfrid in Essen-Kettwig wird seit Kurzem von einer gemeinsamen Hausleitung aus Birgitta Kelbch als pädagogischer Leiterin und dem gelernten Koch und Betriebswirt für Hotellerie und Gastronomie Markus Volkland geführt. „Unsere Leitungsteams sind nicht nur ein Instrument der Frauenförderung, sondern stärken vor allem die Diversität und damit den vielfältigen Blick unserer Führungskräfte auf die Themen, Aufgaben und die Mitarbeitenden“, sagt Christiane Gerard. Die Ressortleiterin „Personal und Interne Dienste“ ist eines der fünf Mitglieder im obersten Leitungsteam der Bistums-Verwaltung und zeigt seit ihrer Elternzeit im vergangenen Jahr, dass sich eine kirchliche Top-Karriere und eine Mutter-Rolle durchaus miteinander kombinieren lassen. „Unterm Strich sind wir beim Thema Frauenförderung längst noch nicht am Ziel“, betont Gerard mit Blick auf das gesamte Bistum Essen, „aber wir sind auf jeden Fall auf einem guten Weg.“

Erfolgreiches Mentoring-Programm unterstützt Frauen auf dem Weg in Führung

Gerard hat ab 2016 am sogenannten Mentoring-Programm teilgenommen, das sowohl in der Wahrnehmung des Bistums als auch in der DBK-Studie als eines der derzeit erfolgreichsten Instrumente zur Förderung von Frauen in kirchlichen Führungspositionen genannt wird: Frauen mit Interesse an Führungsaufgaben erhalten ein Jahr lang Einblicke in den Leitungsalltag einer erfahrenen Führungskraft und können von deren Erfahrungen und Wissen profitieren. Gleichzeitig erprobt sich in diesem in Kooperation mit der DBK und dem Hildegardis-Verein organisierten Programm jede Mentee mit einem eigenen Projekt in Leitung und Projektmanagement.

Frauen in kirchlichen Führungspositionen gibt es zudem nicht nur in der Essener Bistumsverwaltung, sondern auch in vielen Pfarreien. Auch hier haben in den vergangenen Jahren vielfach Team-Strukturen in der Leitung immer größer gewordener Pfarreien insbesondere auch Seelsorgerinnen die Möglichkeit eröffnet, Leitungsverantwortung zu übernehmen. Während etwa in Altena im Märkischen Kreis die Pfarrbeauftragte Sandra Schnell seit 2021 allein mit einem moderierenden Priester die Pfarrei St. Matthäus leitet, gibt es in vielen anderen Pfarreien inzwischen Leitungsteams, in denen Seelsorgerinnen und Seelsorger sich die Führungsaufgaben teilen. Auch in den Schulen des Bistum Essen gibt es sowohl Schulleiter als auch Schulleiterinnen, während die Essener Sekundarschule am Stoppenberg und die Gladbecker Jordan-Mai-Förderschule von gemischten Teams geleitet werden.

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news-20772 Wed, 05 Mar 2025 15:37:39 +0100 Namen und Daten | 05.03.2025 https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/namen-und-daten-05032025 Pastor André Uellenberg, Pastor Bernd Steinrötter Die Ernennung zum Vertreter des Pfarrers der Pfarrei St. Dionysius in Essen vom 17. Juni 2019 von Pastor André Uellenberg wird für eine weitere Dauer von vier Jahren verlängert.

Pastor Bernd Steinrötter wird mit sofortiger Wirkung zum Pfarradministrator der Pfarrei St. Hippolytus in Gelsenkirchen ernannt. Diese Ernennung ist befristet bis zum 30. April 2025.

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news-20771 Wed, 05 Mar 2025 10:10:58 +0100 Bischof Felix Genn wird 75: Ein Leben zwischen Glauben und Strukturwandel https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-felix-genn-wird-75-ein-leben-zwischen-glauben-und-strukturwandel Felix Genn war von 2003 bis 2009 knapp sechs Jahre lang Bischof von Essen. Am Donnerstag, 6. März, wird der heutige Bischof von Münster 75 Jahre alt. Sein Essener Nachfolger Bischof Franz-Josef Overbeck gratuliert Genn, dankt „für das gute und vertrauensvolle Miteinander“ und wünscht ihm „einen guten und gesegneten Übergang in eine neue Lebensphase“. Er ist ein mitfühlender Seelsorger, ein tief vom Glauben geprägter Kirchenmann und alles andere als ein knallharter Manager – und doch wird er wohl auch künftig vor allem mit dem größten Strukturwandel verbunden bleiben, den das Ruhrbistum bis dato mitgemacht hat. Felix Genn war vom 6. Juli 2003 an der dritte Bischof von Essen, bis ihn der Papst knapp sechs Jahre später zum Leiter des Bistums Münster machte. Am Donnerstag, 6. März 2025, wird Genn 75 Jahre alt und hofft darauf, damit Tag in den Ruhestand gehen zu können. Papst Franziskus, den er als Mitglied verschiedener Gremien im Vatikan gut kennt, hat er bereits im Oktober den für Bischöfe vor ihrem 75. Geburtstag üblichen Antrag übergeben. Seitdem hat Genn mehrfach betont, wie sehr er sich auf den Ruhestand freut: „Ich bin 75, ich spüre die Grenzen des Alters und ich denke, es ist jetzt gut“, sagte er jüngst dem Münsteraner Internetportal kirche-und-leben.de.

„Persönlich, als Bischof von Essen, aber auch als Katholischer Militärbischof danke ich Bischof Dr. Felix Genn für das gute und vertrauensvolle Miteinander, für die von Verlässlichkeit geprägte Zusammenarbeit sowie für unser gemeinsames Beten und Ringen darum, das Wirken des Heiligen Geistes in unserer Zeit zu erkennen“, erklärte Bischof Franz-Josef Overbeck – Genns Nachfolger als Essener Bischof – zum Geburtstag seines Vorgängers. „In allen unseren Begegnungen konnte ich durchgehend spüren, wie groß die Bedeutung von Theologie und Spiritualität für Bischof Genn ist. Diese Perspektiven des Denkens und Betens, des Theologischen und Spirituellen, stärken den Glauben und machen die Kirche lebendig“, betonte Overbeck und wünschte Genn „einen guten und gesegneten Übergang in eine neue Lebensphase, dabei Gesundheit, Wohlergehen, Gelassenheit und ganz viel Zufriedenheit.“

Vom Saarland ins Ruhrgebiet

Wie sich eine Industrieregion wandelt und was es für eine Gesellschaft bedeutet, wenn Arbeitsplätze und andere lang gewohnte existenzielle Sicherheiten wegfallen, hat der in der Eifel aufgewachsene und 1976 in Trier zum Priester geweihte Genn schon in seiner Heimat kennengelernt. Als Weihbischof war ab 1999 der saarländische Teil seines Heimatbistums Trier sein Visitationsbezirk – eine Region, die mit einer großen industriellen Vergangenheit mit Stahlwerken und Kohlezechen bis heute viele Parallelen zum Ruhrgebiet aufweist. Dennoch war es für alle Beteiligten – und vor allem ihn selbst – eine große Überraschung als er, Weihbischof in Deutschland ältestem Bistum, 2003 zum Bischof der jüngsten nordrhein-westfälischen Diözese ernannt wurde. Am 6. Juli des Jahres wurde er in einem feierlichen Gottesdienst im Essener Dom als dritter Bischof des Ruhrbistums und Nachfolger des im Vorjahr in den Ruhestand gewechselten Hubert Luthe in sein Amt eingeführt.

Eher ein ruhiger Typ: „Frömmigkeit ist sozusagen sein Beruf“

An Rhein und Ruhr, Emscher und Lenne lernten die Leute Genn schnell als bedächtigen, freundlichen und den Menschen zugewandten Mann kennen, den ein erstaunliches Namens-Gedächtnis auszeichnet. Eher ein ruhiger Typ der leisen Töne als ein katholischer Laut-Sprecher; einer, der erst einmal zuhört und hinschaut. „Frömmigkeit ist sozusagen sein Beruf“, hatte man schon in Trier über ihn gesagt.

Doch Genn war in Essen nicht nur ein Mann des Glaubens, sondern ein Mann der Kirche mitten in der Welt. Denn gerade viele Wirtschaftsthemen aus dem Saarland blieben ihm im Ruhrgebiet erhalten: Was dort Saarstahl hieß, war nun ThyssenKrupp. Und so wie dort war die Kirche in Genns Bischofszeit auch im Ruhrgebiet immer wieder gefordert, sich an die Seite von Menschen zu stellen, deren Arbeitsplätze bedroht waren. Die Bochumer Werke von Opel und Nokia gehörten zu den namhaftesten Unternehmen, die seinerzeit für schlechte Nachrichten sorgten. Oft organisierte der 2022 verstorbene Essener Weihbischof Franz Grave zusammen mit Genn die kirchliche Solidarität für die von Arbeitslosigkeit bedrohten oder bereits konkret Betroffenen.

Ein Strukturwandel, der das Bistum einschneidend veränderte

Umso sensibler schaute die Öffentlichkeit auf das Bistum, als dieses – nicht einmal eineinhalb Jahre nach Genns Amtseinführung – selbst einen Strukturwandel einleiten musste, der die Diözese einschneidend veränderte und dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind. „Doch angesichts der zurückgehenden Zahl von Katholiken und aktiven Priestern im Bistum Essen sowie drastisch gesunkener Kirchensteuereinnahmen sind wir zum Handeln gezwungen“, begründete Bischof Genn im Januar 2005 seine Entscheidung, 259 Gemeinden zu 42 Pfarreien zusammenzulegen, 96 Kirchengebäude aufzugeben, Personal abzubauen und Dienstleistungen im Essener Generalvikariat zu zentralisieren. „Wir haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass das Kleid, das wir tragen, zu groß ist.“

Damit legte Genn vor 20 Jahren das Fundament für die bis heute geltende Bistums-Struktur, die sich seitdem stets weiter verändert hat: In den Pfarreientwicklungsprozessen haben sich die – mittlerweile 40 – Pfarreien von weiteren Kirchen und anderen Gemeindeimmobilien getrennt, weil die Zahl der Gläubigen seit Genns Zeit in Essen noch einmal um mehrere hunderttausend Kirchenmitglieder gesunken ist. Zugleich hat das Bistum Essen im vergangenen Jahr unter der Überschrift „Christlich leben. Mittendrin.“ einen Prozess gestartet, der durch eine Bündelung der katholischen Einrichtungen und Organisationen in einer Stadt anstelle der Sparkurse der vergangenen Jahre vor allem auf mehr Effizienz und Zusammenarbeit setzt. Genns Zitat aus seiner Essener Zeit gilt dabei bis heute: „Wir müssen diese große pastorale Herausforderung annehmen und den Umbruch der Kirche gestalten. Die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden hat eine Sendung zu erfüllen - auch mit weniger Mitteln.“ Es gehe darum, „dass Christen sich wieder sammeln, um aus der Sammlung in die Sendung zu gehen“, beschrieb Genn damals, was in den Pfarreien, Gemeinden und Verbänden des Bistums Essen bis heute als eine zentrale Aufgabe angesehen wird.

Ausflugstipp: Besuch am Essener Grab des ersten Bischofs von Münster

Als Genn 2009 Bischof von Münster wurde, sprach mancher von einer „katholischen Rochade“ als kurz darauf der damalige Münsteraner Weihbischof Franz-Josef Overbeck Genns Nachfolger in Essen wurde. Verbunden sind beide Bistümer durch den Heiligen Ludgerus (742-809), der das Bistum Münster gründete – Genn ist sein 75. Nachfolger –, nach seinem Tod aber doch lieber in dem von ihm aufgebauten Benediktinerkloster im heutigen Essen-Werden begraben werden wollte. Falls der künftige Ruheständler Genn, der schon angekündigt hat, in Münster wohnen bleiben zu wollen, demnächst einmal einen entspannten Wander-Ausflug plant, ließe sich ein Besuch am Grab des Heiligen Ludgerus in Essen Werden gut mit einer Etappe auf dem Pilgerweg des Bistums Essen verknüpfen. Und womöglich kennt der versierte Weinliebhaber Genn auf dem Weg von der Ludgerus-Basilika zum Essener Dom auch noch einen angemessenen Zwischenstopp für ein gutes Gläschen.

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news-20769 Thu, 27 Feb 2025 16:08:07 +0100 Ramadan: Kirchen werben für gemeinsames Engagement für eine friedvolle Zukunft https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/ramadan-kirchen-werben-fuer-gemeinsames-engagement-fuer-eine-friedvolle-zukunft In ihrem Grußwort zum muslimischen Fastenmonat Ramadan rufen die Vertreter der katholischen Bistümer und der evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen dazu auf, gemeinsam „dem Frieden und der Barmherzigkeit zu dienen, Hass zu überwinden und Brücken zwischen Menschen zu bauen“. Fünf Tage, bevor Christinnen und Christen am Aschermittwoch ihre Fastenzeit beginnen, startet für muslimische Gläubige am Samstag, 1. März, der 30-tägige Fastenmonat Ramadan. Ihr traditionelles gemeinsames Grußwort zum Ramadan beginnen die großen christlichen Kirchen in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr mit einem Friedenwunsch: Gläubige beider Religionen seien berufen, „dem Frieden und der Barmherzigkeit zu dienen, Hass zu überwinden und Brücken zwischen Menschen zu bauen. Unsere religiösen Traditionen lehren uns, das Leben zu achten und zu schützen“, schreiben die Bischöfe der fünf katholischen Bistümer und die Leitenden der drei evangelischen Landeskirchen in NRW. Der Beitrag der Religionen zum Frieden sei wichtig, denn der Mensch könne Frieden nicht allein aus sich selbst schöpfen.

Gott zu vertrauen, mache Gläubige „zu Hoffenden auf eine gute Zukunft“, heißt es im Grußwort „Ramadan Mubarak 2025“, das für das Bistum Essen Bischof Franz-Josef Overbeck unterzeichnet hat. „Hoffen bedeutet auch, daran mitzuwirken, dass unsere Welt so wird, wie Gott sie sich vorgestellt hat“, laden die Verantwortlichen der Kirchen zum Handeln ein. „Dafür kann es nötig sein, dass wir aufstehen und unsere Stimme erheben, wenn der unbedingte Wert eines jeden menschlichen Lebens angezweifelt, bedroht oder verletzt wird.“

Zeiten wie der Ramadan und die christliche Fastenzeit vor Ostern – beide liegen in diesem Jahr fast zeitgleich - seien „Gelegenheiten der Besinnung auf das Wesentliche im Leben“. Basierend auf Aussagen der Zuversicht in Bibel und Koran ermutigen die Autoren: „Lassen Sie uns vertrauen, dass Gott Gutes mit uns und der Welt im Sinn hat! Dieses Vertrauen schenkt uns selbst in scheinbar aussichtslosen Lagen die Kraft, weiterzumachen, nicht aufzugeben und Hoffnung in Gott zu finden.“

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news-20768 Thu, 27 Feb 2025 14:40:40 +0100 Schwester Katharina kämpft für eine glaubwürdige Kirche https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/schwester-katharina-kaempft-fuer-eine-glaubwuerdige-kirche Schwester Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen in Zell am Main, setzt sich seit Jahren für tiefgreifende Reformen in der katholischen Kirche ein. Besonders am Herzen liegt ihr die Gleichberechtigung von Frauen – einschließlich der Zulassung zum Weiheamt. Als Beraterin beim Reformprojekt Synodaler Weg macht sie sich stark für eine Kirche, die glaubwürdig bleibt, weil sie sich selbst an die Werte hält, die sie verkündet. „Die Kirche kann nicht glaubwürdig und geschwisterlich werden, wenn sie nicht die Menschenrechte in der eigenen Organisation vollumfänglich zur Geltung bringt, allen Geschlechtern den Zugang zu allen Diensten und Ämtern ermöglicht und die Vielfalt sexueller Identitäten respektiert“, sagte Schwester Katharina im Interview für das Magazin „Akzente“ der Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim. Nicht zuletzt müssten die Ursachen systemischen Machtmissbrauchs ernsthaft angegangen und überwunden werden. „Die Bereitschaft dazu sehe ich auf weltkirchlicher Ebene noch nicht.“

Schwester Katharina war am 19. Februar Podiumsgast bei der Veranstaltung „Wie heute Christ und Christin sein?“ in der Wolfsburg und hat darüber gesprochen, was es heute bedeutet, christlich zu leben – in einer Kirche, die in der Krise steckt, aber dennoch Hoffnung vermitteln soll.

Einsatz für soziale Gerechtigkeit

Für Schwester Katharina sind gesellschaftspolitische Themen untrennbar mit dem christlichen Glauben verbunden. „Christ:innen sollten deutlich machen, dass sich Mitgliedschaft in der Kirche und demokratische Staatsform nicht ausschließen“, betonte sie im Interview. „Ich wünsche mir einen verstärkten Diskurs über Verteilungs(un)gerechtigkeit zwischen arm gemachten Menschen und den besonders Vermögenden, bei uns in Deutschland, aber auch weltweit.“ Immer mehr Menschen fühlten sich abgehängt. „Die Kirchen verstehen sich seit jeher als Sprachrohr für die Armen und Bedrängten aller Art. Hier wäre noch mehr Parteinahme möglich, jenseits von populistischen und rechtsextremen Positionen.“

Andere Formen des Glaubenslebens

Ihre Vision für eine Kirche der Zukunft geht aus von einer Rückbesinnung auf lebendige Glaubensgemeinschaften: „Vermutlich werden sich Christ:innen, die ihren Glauben bewusst leben, wie in der Urkirche wieder mehr zu Hauskirchen zusammenschließen. Sie organisieren sich selbst, suchen Gleichgesinnte, treffen sich zum gemeinsamen Gebet, zum Bibelteilen, zur Feier der Agape oder engagieren sich für andere Menschen in prekären Lebenssituationen.“

Das werde in verfassten Gemeinden ebenso passieren wie auch in neuen Zusammenschlüssen – nicht zuletzt auch in digitaler Form und vermehrt in ökumenischen Initiativen. Und auch „konkrete Orte, die Unmittelbarkeit und Nähe ermöglichen“, würden weiter eine Rolle spielen, sagt Schwester Katharina. Gleichzeitig gewännen die mediale Vernetzung und damit die zeitliche wie räumliche Entgrenzung rasant an Bedeutung.

Für ihren persönlichen Glauben spiele es eine bedeutende Rolle, dass sie in einer Klostergemeinschaft lebe. „Das gemeinsame Stundengebet, die tägliche Betrachtung des Tagesevangeliums, persönlich gestaltete Liturgien sowie Zeiten der Stille, um die eigene Gottesbeziehung zu pflegen, geben mir Halt. Sie helfen mir, am christlichen Glauben festzuhalten trotz und in allen Polarisierungen, der Erosion des kirchlichen Lebens und nicht zuletzt des Verlustes jeder moralischen Glaubwürdigkeit durch die Missbrauchsskandale“, sagte sie. Natürlich sei eine Ordensgemeinschaft „keine Insel der Seligen, sondern mitten hineingestellt in diese Um- und Abbrüche religiösen Lebens.“

„Christlich leben. Mittendrin.“ ist richtiger Ansatz

Im Hinblick auf den Transformationsprozess des Bistums Essen, bei dem sich Kirche auf Stadt- beziehungsweise Kreisebene organisatorisch und inhaltlich neu aufstellt und der mit dem Claim „Christlich leben. Mittendrin.“ überschrieben ist, sagte Schwester Katharina: „Ob Menschen christlich leben, muss sich daran ablesen lassen, von welcher Hoffnung sie getragen werden. Aus welchen Quellen schöpfen sie Mut und Zuversicht in Zeiten, die von Ängsten, Unsicherheiten und Konflikten geprägt sind?“

Das Interview mit Schwester Katharina in ganzer Länge ist im Magazin „Akzente“ (Ausgabe 2/2024) nachzulesen.

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news-20766 Thu, 27 Feb 2025 09:20:00 +0100 Mehr als 30 Jahre in der Hochschulseelsorge https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/mehr-als-30-jahre-in-der-hochschulseelsorge Wenn die Seelsorgerin Anna Mielniczuk-Pastoors Ende März in den Ruhestand geht, kann sie auf 36 Jahre in der Hochschulseelsorge zurückblicken. Wir haben mit ihr über Not und Krisen bei Studierenden gesprochen, über Achtsamkeit, mentale Gesundheit und Glauben. Seit über 30 Jahren ist Anna Mielniczuk-Pastoors in der Hochschulseelsorge tätig und hat die Veränderungen in der studentischen Lebenswelt hautnah miterlebt. Während die Bindung vieler Studierender zur Kirche nachgelassen hat, sind Themen wie mentale Gesundheit, Achtsamkeit und Zukunftsängste stärker in den Fokus gerückt. Doch welche Rolle spielt die Kirche heute noch an den Hochschulen? Und wie haben sich die Herausforderungen der Studierenden in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt? Im Gespräch gibt die Seelsorgerin Einblicke in ihre Arbeit und zeigt, wie CampusSegen Studierende in verschiedensten Lebenslagen begleitet.

Bistum Essen: Sie sind jetzt mehr als 30 Jahre in der Hochschulseelsorge tätig, vieles hat sich seitdem verändert. Manche Leute wollen es uns heute ja glauben machen, aber: War früher wirklich alles besser?
Anna Mielniczuk-Pastoors: Nein, absolut nicht. Natürlich war früher vieles anders – wir hatten zum Beispiel damals, als ich in Duisburg angefangen habe, ein ganzes Haus für die Hochschulseelsorge, und die Studierenden hatten eine viel engere Anbindung an die Kirche. Das ist heute anders. Aber: Die jungen Menschen legen viel mehr Wert auf mentale Gesundheit, sind achtsamer mit sich selbst und holen sich viel schneller Hilfe als früher. Das ist eine mehr als positive Entwicklung.

Bistum Essen: Ist denn die Kirche überhaupt noch gefragt, wenn die Studierenden einerseits keine Bindung mehr zu uns haben und andererseits an jeder Ecke Yoga, Achtsamkeitskurse und Coachings angeboten werden?
Anna Mielniczuk-Pastoors: Wir als Kirche sind nach wie vor gefragt. Wir sind Teil eines großen Beratungsnetzwerks an den Hochschulen und dort kommen unterschiedliche Anfragen an uns: Von Awareness-Angeboten bei großen Uni-Partys bis zur Begleitung von Trauerfällen.

Bistum Essen: In welchen Situationen wenden sich die Studierenden an CampusSegen?
Anna Mielniczuk-Pastoors: Das ist ganz unterschiedlich: in Not- und Krisensituationen, bei Beziehungsproblemen, bei Prüfungsstress, bei der Wohnungssuche, bei Finanzproblemen.

Bistum Essen: Das sind jetzt aber nicht nur typische “studentische Probleme“.
Anna Mielniczuk-Pastoors: Nein. Prüfungsstress haben viele vor allem zum Jahresanfang und im Sommer. Dann stehen wir mit verschiedenen Hilfestellungen parat: zum Beispiel mit unserem Angebot „Büffeln und Beten“ in einem Kloster, mit individuellen Beratungen, mit gemeinsamen Lernzeiten und so weiter.

Bistum Essen: Haben sich die Probleme der Studierenden in den vergangenen 30 Jahren verändert?
Anna Mielniczuk-Pastoors: Ja, natürlich. Viele kommen mit der immer größeren Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt nicht klar, die Angst vor der Zukunft ist größer geworden. Gleichzeitig hat sich die politische Situation verändert: Rechtsradikalismus und Antisemitismus waren damals noch nicht so ein großes Thema.

Bistum Essen: Hat sich Ihre Arbeitsweise auch verändert?
Anna Mielniczuk-Pastoors: Ich arbeite seit Jahren auch als Supervisorin für das Bistum kann dieses Wissen und die Methoden in der Beratung und Begleitung von Studierenden anwenden. Zudem habe ich verschiedene Fortbildungen gemacht, um eine wirksamere Beratung und Coaching anzubieten. Ich arbeite heute viel körperorientierter. Ich zeige den Studierenden zum Beispiel, wie sie mit Prozess- und Embodiment fokussierter Psychologie ihre Nervosität vor Prüfungen in den Griff bekommen können. Oder wie sie sich zwischen Lernphasen wirklich entspannen können und wieder aufnahmefähig werden. Es geht viel öfter als früher darum, wie sie sich selbst wirksam beeinflussen können.

Bistum Essen: Welche Rolle spielt der Glaube an Gott noch für die Studierenden?
Anna Mielniczuk-Pastoors: Wie schon gesagt, die Anbindung an die Kirche ist deutlich weniger geworden. Aber gerade in so einer Umbruchphase wie dem Studium gewinnen die Fragen nach einer sinnvollen Lebensgestaltung, nach Werten an Bedeutung. Glaube und Spiritualität können in dieser Phase eine wichtige Ressource sein und werden dann wieder nachgefragt.

Bistum Essen: Ist die Hochschulseelsorge eine Art „Ersatz-Gemeinde“ für die Studierenden?
Anna Mielniczuk-Pastoors: Nein. In Essen und Duisburg bieten wir gar keine „gemeindetypischen“ Angebote an, dort helfen wir den Studierenden, ihren Alltag rund um das Studium mit Beratung und Projekten zu meistern. In Bochum haben wir zudem auch regelmäßige Gottesdienste, wo sich die Menschen immer wieder begegnen können. An den anderen Standorten bieten zu besonderen Anlässen Gottesdienste und Gedenkfeiern an.

Bistum Essen: Welche anderen Standorte?
Anna Mielniczuk-Pastoors: Als Hochschulseelsorge CampusSegen sind wir im ganzen Bistum für die Studierenden zuständig – vom Rhein bis ins Sauerland an insgesamt 23 Hochschulstandorten und Universitäten.

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news-20767 Thu, 27 Feb 2025 09:05:52 +0100 Namen und Daten | 27.02.2025 https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/namen-und-daten-27022025 Dorothee Janssen, Thomas Bartz, Ludger Höller Dorothee Janssen wurde mit Wirkung vom 1. Februar 2025, zusätzlich zu Ihrem Dienst in der Pfarrei St. Peter und Paul in Witten-Herbede, als Diözesanseelsorgerin für Inklusion beauftragt.

Im Nachgang der Beauftragung vom 25. Januar 2022 wird die Beauftragung von Thomas Bartz als Pfarrbeauftragter für die Pfarrei St. Laurentius in Plettenberg - Herscheid zunächst befristet bis zum 29. Februar 2028 verlängertDer moderierende Priester bleibt weiterhin Pastor Eduard Mühlbacher.

Ludger Höller wurde mit Wirkung vom 1. Februar 2025 als Pastoralen Mitarbeiter an der Propsteipfarrei St. Lamberti in Gladbeck beauftragt.

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news-20765 Wed, 26 Feb 2025 10:18:55 +0100 Misereor eröffnet bundesweite Fastenaktion mit TV-Gottesdienst in Essen https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/misereor-eroeffnet-bundesweite-fastenaktion-mit-tv-gottesdienst-in-essen Wenn das katholische Hilfswerk Misereor am Sonntag, 9. März, seine Fastenaktion 2025 mit einem TV- und Radio-Gottesdienst in Essen eröffnet, den die ARD live überträgt, gibt es bereits ab Aschermittwoch, 5. März, zahlreiche kulturelle und spirituelle Veranstaltungen in der Stadt. Poesie, Kabarett und eine Pilger-Tour: Mit einem TV-Gottesdienst eröffnet das katholische Hilfswerk Misereor am Sonntag, 9. März, seine bundesweite Fastenaktion „Auf die Würde. Fertig. Los!“ in Essen. Zuvor begleiten dieses Ereignis bereits ab Aschermittwoch, 5. März, zahlreiche kulturelle und spirituelle Angebote in der Stadt. Den Fernsehgottesdienst, der auch im Radio übertragen wird (live ab 10 Uhr im ARD-TV sowie auf WDR5, Einlass vor Ort bis 9.45 Uhr) feiert Bischof Franz-Josef Overbeck zusammen mit Misereor-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Andreas Frick, „Misereor-Bischof“ Stephan Burger aus Freiburg und Gästen aus dem Projektpartnerland Sri Lanka in der Pfarrkirche St. Antonius in Essen-Frohnhausen, Kölner Str. 33. In Sri Lanka setzt sich Misereor für eine tamilische Bevölkerungsgruppe ein, deren aus Indien stammende Vorfahren unter menschenunwürdigen Bedingungen als Teepflückerinnen eingesetzt wurden. Mit einer Partnerorganisation hilft Misereor den heute dort lebenden Menschen dabei, ihre Rechte wahrzunehmen, ein eigenes Einkommen aufzubauen und ein würdevolles Leben zu führen.

Die einzelnen Programmpunkte der Misereor-Eröffnung:

  • Aschermittwoch, 5. März, 12 Uhr: Mittagsimpuls im Essener Dom mit dem Original des Misereor-Hungertuchs. Anschließend teilt Cityseelsorger Bernd Wolharn bei der Aktion „Ashes to go“ vor der Kreuzigungsgruppe an der Fußgängerzone (Kettwiger Straße) das Aschenkreuz aus.
  • Donnerstag, 6. März, 19.30 Uhr: Im Essener Medienforum, Zwölfling 14, diskutiert der Kabarettist Jürgen Becker mit Kathrin Schroeder, Leiterin der Abteilung Politik und Globale Zukunftsfragen bei Misereor, über „Die Würde des Menschen ist unantastbar (?)“. Durch das Gespräch führt der bekannte RTL- und WDR2-Moderator Jan Malte Andresen. Anmeldung telefonisch unter Tel.: 0201/2204-274 oder per E-Mail: medienforum@bistum-essen.de. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.
  • Freitag, 7. März, 19.30 Uhr: Poetry-Abend mit Journalistin, Autorin und Slam-Poetin Fatima Talalini, musikalischer Begleitung und einem Programm rund um das Thema Menschenwürde. Talalini hat 2016 den „Preacher Slam“-Wettbewerb im Essener Dom gewonnen. Zentralbibliothek Essen, Hollestr. 3
  • Samstag, 8. März: Wallfahrt zum Misereor-Hungertuch im Essener Dom. Traditionell machen sich Menschen aus verschiedenen Regionen Deutschlands auf den Weg zum Ort der Misereor-Eröffnung, um dort das neue Hungertuch zu sehen. Auf der letzten Etappe können sich in diesem Jahr wanderfreudige Menschen aus der Region anschließen und gemeinsam mit Seelsorgerin Olivia Klose auf einer Teilstrecke des Bistums-Pilgerwegs von der Ludgerus-Basilika in Essen-Werden zum Essener Dom laufen. Los geht’s um 6 Uhr, weitere Einstiegsmöglichkeiten sind unter anderem am Bahnhof Essen-Süd (10 Uhr) und am Essener Stadtgarten (10.30 Uhr, Nähe Parkplatz Admiral Scheer Straße), wo die Essener Pilgergruppe auf die anderen Hungertuch-Pilgerinnen und -Pilger trifft. Information und Anmeldung: https://bistum.ruhr/hungertuchwallfahrt
    Um 12 Uhr spricht dann im Essener Dom zunächst die Künstlerin Konstanze Trommer über ihr Hungertuch. Anschließend feiern der in der Deutschen Bischofskonferenz für Misereor zuständige Bischof Stephan Burger aus Freiburg, Bischof Jude N. Silva aus Sri Lanka und der Essener Weihbischof Ludger Schepers mit den Pilgergruppen einen gemeinsamen Gottesdienst.
  • Sonntag, 9. März, 10 Uhr: Pfarrkirche St. Antonius, Kölner Str. 33, Eröffnungsgottesdienst der Misereor-Fastenaktion „Auf die Würde. Fertig. Los!“ mit Bischof Overbeck, Misereor-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Andreas Frick, „Misereor-Bischof“ Stephan Burger aus Freiburg, Bischof Jude N. Silva und weiteren Gästen aus Sri Lanka.
    19 Uhr: „Zeit für Gott“, Abendgottesdienst im Essener Dom mit dem Original-Hungertuch, anschließend Begegnung im Kreuzgang mit Gästen der Fastenaktion und Mitarbeitenden von Misereor.
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news-20764 Tue, 25 Feb 2025 16:15:49 +0100 Mit „Ashes to go“ und Online-Impulsen in die Fastenzeit starten https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/mit-ashes-to-go-und-online-impulsen-in-die-fastenzeit-starten Am Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit. Viele Pfarreien laden in den sechseinhalb Wochen bis Ostern zu besonderen Gottesdiensten und weiteren Besinnungsangeboten. Vor allem an junge Leute richten sich die Internet-Exerzitien „Heaven Online“. Mit zahlreichen Gottesdiensten, Angeboten zur persönlichen Besinnung und dem Zeichen des Aschenkreuzes starten die Pfarreien im Bistum Essen am Aschermittwoch, 5. März, in die Fastenzeit. Nach den Karnevalstagen sind Christinnen und Christen sechseinhalb Wochen lang eingeladen, sich durch einen kritischen Blick auf die eigene Lebensführung auf Ostern vorzubereiten, das höchste Fest der Christenheit, bei dem der Tod und die Auferstehung Jesu Christi im Mittelpunkt stehen. Während in dieser Zeit für die einen der Verzicht – zum Beispiel auf Fleisch, Alkohol, Zucker oder auch aufs Autofahren – im Vordergrund steht, geht es anderen vor allem um Buße und Umkehr.

In den Gottesdiensten am Aschermittwoch lassen sich die Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn zeichnen, die aus den verbrannten Palmzweigen vom Palmsonntag des Vorjahres entsteht. Das Zeichen erinnert an die Vergänglichkeit des Menschen. Zudem symbolisiert es die Bereitschaft zu Umkehr und Buße während der Fastenzeit sowie die christliche Hoffnung auf die Auferstehung. An einigen Orten wird das Aschenkreuz unter dem Titel „Ashes to go“ auch im öffentlichen Raum ausgeteilt:

  • Essener Dom, 12 Uhr: Nach dem Mittagsimpuls im Dom mit dem Original des Misereor-Hungertuchs teilt Cityseelsorger Bernd Wolharn vor der Kreuzigungsgruppe an der Fußgängerzone (Kettwiger Straße) das Aschenkreuz aus.
  • Essen-Vogelheim, Pfarrei St. Dionysius, Essen-Borbeck. Auf der Vogelheimerstraße werden gemeinsam der evangelischen Gemeinde in der Zeit von ca 12.- 13.30 Uhr das Aschekreuz ausgeteilt.
  • Gelsenkirchen, Propsteikirche St. Augustinus, 11-13 und 14-16 Uhr: Vor der Propsteikirche am Heinrich-König-Platz teilt Seelsorger Tobias Klinke das Aschenkreuz aus.
  • Gelsenkirchen, Stadtteilladen Bismarck, 13-17.30 Uhr: Seelsorger Arthur Knickmann-Kursch teilt vor dem Laden an der Bismarckstr. 181 das Aschenkreuz aus.

Gottesdienste am Aschermittwoch bieten viele Pfarreien insbesondere am Abend an. Auch im Essener Dom feiern der neue Weihbischof Andreas Geßmann und Bischof Franz-Josef Overbeck am Abend einen Gottesdienst mit den Gläubigen. Um 18.45 Uhr beginnt die Vesper, um 19 Uhr dann die eigentliche Messfeier.

Wer die Fastenzeit ganz für sich gestalten, sich aber regelmäßig von einem Impuls per E-Mail inspirieren lassen möchte, ist bei „Heaven online“ richtig. Sieben junge hauptberufliche und ehrenamtliche Seelsorgende aus dem Bistum Essen schicken allen, die sich auf https://heaven-on-line.de/ kostenlos anmelden, Montag, Mittwoch und Freitag jeweils einen Impuls sowie eine weitere E-Mail am Samstag zur Wochenreflexion. Inhaltlich stehen diese Online-Exerzitien, die sich vor allem an junge Menschen richten, in diesem Jahr unter dem Motto „Schichtwechsel“. Mit diesem Thema schaut „Heaven online“ auf die vielen Veränderungen in der Region, der Gesellschaft, der Kirche und der Welt und lädt so dazu ein, auch die Veränderungen im eigenen Leben in den Blick zu nehmen. Neben den E-Mail-Impulsen für alle gibt es zudem die Möglichkeit, sich über einen persönlichen E-Mail-Kontakt ganz individuell in dieser Fastenzeit begleiten zu lassen. Alle Informationen dazu gibt es ebenfalls auf https://heaven-on-line.de/.

Viele Gemeinden bieten während in der Fastenzeit besondere Gottesdienste an, laden zum Beispiel zu „Frühschichten“ am frühen Morgen oder zu Komplet-Gebeten am Abend ein. Informationen dazu gibt es auf den Internetseiten der Pfarreien.

Zu einem besonderen Angebot, das in der Fastenzeit Spiritualität mit dem Alltagsleben verbindet, lädt die Oberhausener Propsteipfarrei St. Clemens ein. „Entschieden leben - Geh, wohin dein Herz dich trägt“ ist die Überschrift des „Exerzitien im Alltag“-Angebots, das ab Mittwoch, 12. März, vier Wochen lang pro Woche vier 15-minütige individuelle Impulse umfasst. Außerdem gibt es immer mittwochs nachmittags einen Erfahrungsaustausch. Alle Informationen und Anmeldung gibt es online: https://bistum.ruhr/exerzitienimalltag

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news-20763 Tue, 25 Feb 2025 09:30:47 +0100 Bischof Overbeck gratuliert Duisburger Abt Albert Dölken zur Wiederwahl https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-overbeck-gratuliert-duisburger-abt-albert-doelken-zur-wiederwahl Die 19 Mitglieder der Prämonstratenser-Abtei in Duisburg-Hamborn haben ihren Abt Albert Dölken im Amt bestätigt. Der gebürtige Duisburger führt die 19 Mitbrüder umfassende Gemeinschaft bereits seit 30 Jahren. Mit herzlichen Glück- und Segenswünschen hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck Abt Albert Dölken zu dessen Wiederwahl zum Leiter des Prämonstratenser-Klosters in Duisburg-Hamborn gratuliert. Am Montag, 24. Februar, haben die Mitbrüder der Abtei den 64-jährigen, in Duisburg geborenen Dölken in seinem Leitungsamt bestätigt, das er bereits vor 30 Jahren übernommen hat.

1995 war die Weihe des damals neuen Abtes Albert Dölken verbunden mit der Feier der Wiedererhebung des Klosters Hamborn in den Status einer Abtei. Zu dieser Abtei gehören aktuell 19 Mitbrüder – ebenso viele wie vor 30 Jahren. Zwar sind in den vergangenen 30 Jahren sieben Mitbrüder verstorben, darunter alle Gründer des im Jahr 1959 wiederbesiedelten Klosters. Zugleich sind seit 1995 sieben neue Chorherren der Gemeinschaft beigetreten und geblieben.

Von den 19 Mitgliedern der Gemeinschaft sind derzeit neun in Duisburg-Hamborn eingesetzt. Vier Mitbrüder wirken im Priorat Magdeburg, wo die Abtei im Oktober 2023 ein neues Kloster eröffnet hat. Außerdem leben zwei Mitbrüder in Klöstern in Österreich, drei weitere gehören zur Auslandsmission der belgischen Prämonstratenser im dänischen Vejle und ein Mitbruder ist in Cappenberg in Westfalen aktiv.

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news-20762 Wed, 19 Feb 2025 11:55:05 +0100 Klimapolitik zwischen Polarisierung und Sachlichkeit https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/klimapolitik-zwischen-polarisierung-und-sachlichkeit Die Frage, wie Klimapolitik angesichts populistischer Instrumentalisierung und identitätspolitischer Gräben aus der Polarisierung herausgeführt werden und zu tragfähigen Lösungen führen kann, ohne dass die Gesellschaft auseinandertreibt, stand am Montagabend (17.2.2025) im Fokus der Jahresveranstaltung des Rates für Ökologie und Nachhaltigkeit des Bischofs von Essen in der Mülheimer Bistumsakademie „Die Wolfsburg“. Die Frage, wie Klimapolitik angesichts populistischer Instrumentalisierung und identitätspolitischer Gräben aus der Polarisierung herausgeführt werden und zu tragfähigen Lösungen führen kann, ohne dass die Gesellschaft auseinandertreibt, stand am Montagabend (17.2.2025) im Fokus der Jahresveranstaltung des Rates für Ökologie und Nachhaltigkeit des Bischofs von Essen in der Mülheimer Bistumsakademie „Die Wolfsburg“.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat sich trotz aller Dringlichkeit für eine sachliche Debatte über Umwelt- und Klimaschutz ausgesprochen und die gleichwertige Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte in der Klimapolitik gefordert. Klimaschutz müsse sozial gerecht, wirtschaftlich sinnvoll und politisch tragfähig gestaltet sein, nur dann werde er eine breite Akzeptanz finden und die Gesellschaft nicht auseinandertreiben, sagte der Ruhrbischof am Montagabend in der Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim.

Overbeck diskutierte bei der von Akademiedozent Mark Radtke moderierten Veranstaltung mit der Sprecherin der Klimabewegung Fridays For Future, Linda Kastrup, und mit dem Chefredakteur des Internetportals „Klimafakten“, Carel Mohn.

Ratssprecher: Folgen des Klimawandels bedrohen unseren Wohlstand

Der Sprecher des Rates für Ökologie und Nachhaltigkeit und Leiter des Bereichs Klima der Mercator-Stiftung, Lars Grotewold, bezeichnete die Folgen des Klimawandels in seiner Begrüßung „als die größte Bedrohung unseres Wohlstandes“ und wies darauf hin, dass das Jahr 2024 das seit Beginn der Aufzeichnungen wärmste jemals gemessene Jahr gewesen sei.

Bischof Overbeck sagte, die Politik müsse „zustimmungsfähige Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen“ ergreifen, die realistisch umsetzbar seien. Radikale Protestformen wie Straßenblockaden halte er eher für kontraproduktiv. „Unsere ökonomischen Mittel sind zwar sehr begrenzt, aber wir gehen jetzt die nächsten Schritte", berichtete Overbeck im Hinblick auf die energetische Sanierung von Gebäuden im Bistum. Auch die Kirche sei in der Pflicht, ihren Beitrag zu leisten.

Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit nicht gegeneinander ausspielen

Fridays For Future-Sprecherin Linda Kastrup unterstrich, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung den Klimaschutz befürworte. „Die Diffamierung aktiver Klimaschützer hilft nur der extremen Rechten“, sagte Kastrup. Sie warnte zugleich davor, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz gegeneinander auszuspielen. Kastrup plädierte für eine Nachschärfung der Klimaschutzgesetze, den Gas-Ausstieg und die Einführung eines Klimageldes, „um die Folgekosten der Klimaschutzmaßnahmen für sozial benachteiligte Menschen auszugleichen“. Als zentrale Maßnahmen nannte sie konkret den Ausbau der Windkraftinfrastruktur und ein Tempolimit auf Autobahnen.

Mohn: Gut mit erneuerbaren Energien, hinterher mit E-Mobilität

Auch der Chefredakteur des Internetportals „Klimafakten“, Carel Mohn, sieht in Deutschland eine breite gesellschaftliche Mehrheit für Umwelt- und Klimaschutz, die er auf rund 80 Prozent der Bevölkerung bezifferte. „Die Empörungsbereitschaft über die Klimakleber sagt schon viel über die Trägheit und das Beharrungsvermögen unserer Gesellschaft“, sagte Mohn. Er warnte davor, den Klima- und Umweltschutz unter den Generalverdacht der Wirtschafts- und Wohlstandsfeindlichkeit zu stellen und „die Ideologie des grenzenlosen Wachstums wie einen Fetisch vor sich her zu tragen“.

Während der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung bereits auf 56 Prozent gestiegen sei und Deutschland damit auf einem guten Weg sei, hinke man insbesondere bei der abgasfreien Mobilität und bei der energetischen Gebäudesanierung hinterher. Von der neuen Bundesregierung wünsche er sich deshalb „ein konsequentes Vorantreiben der E-Mobilität“ und ein Verbot von Inlandsflügen.

Bischof: Kirche bietet Räume für politische Bildung

Bischof Overbeck griff eine Forderung Kastrups auf, die Kirche müsse Räume für politische Bildung schaffen. „Die Wolfsburg ist ein solcher Ort. Und auch wenn das Ende der Volkskirche und die Säkularisierung unserer Gesellschaft die Zahl solcher Räume reduziert, sehen wir uns als Kirche als Anwältin einer Seelsorge, die zur Gewissenschulung beiträgt, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht“, betonte der Bischof.

Ein zentrales Fazit der Veranstaltung lautete, dass Klima- und Umweltschutzmaßnahmen nur dann breite gesellschaftliche Akzeptanz finden werden, wenn sie sozial gerecht, finanziell machbar und politisch tragfähig sind. Bischof Overbeck erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die globalen Klimaveränderungen unweigerlich auch die weltweite Migration weiter vorantreiben werden. Eine nachhaltige Klima- und Umweltpolitik sei somit auch eine Frage der globalen Gerechtigkeit.

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news-20761 Wed, 19 Feb 2025 09:47:42 +0100 Vera Steinkamp geht in den Ruhestand: Ein Leben für Bücher und die Kultur in der Kirche https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/vera-steinkamp-geht-in-den-ruhestand-ein-leben-fuer-buecher-und-die-kultur-in-der-kirche Stabwechsel im Essener Medienforum: Nach über 40 Jahren in Diensten des Ruhrbistums geht die Diplombibliothekarin Vera Steinkamp jetzt in den Ruhestand. Sie hat nicht nur das Medienforum als anerkannten Kulturort in der Essener Innenstadt entwickelt, sondern auch hunderte Ehrenamtliche in den rund 100 Katholischen Öffentlichen Büchereien der Pfarreien des Bistums Essen betreut. Sie ist die Frau der Bücher. Über 40 Jahre lang hat Vera Steinkamp im Bistum Essen erst die Zentralbücherei und dann das heutige Medienforum geleitet, Lesungen organisiert, sich für die Literatur im Ruhrgebiet engagiert und sich vor allem um die Ehrenamtlichen in den Katholischen Öffentlichen Büchereien im Ruhrbistum gekümmert. Nach 41 Jahren in Diensten des Bistums Essen geht die 1961 geborene Diplom-Bibliothekarin Ende des Monats in den Ruhestand. Ab März übernimmt Silke Schütz die Leitung des Medienforums. Sie war zuletzt als Fachreferentin Bibliothek und Medienpädagogik im Medienforum tätig und wurde bereits in den vergangenen Monaten von Steinkamp und ihrem Team auf ihre neue Leitungsaufgabe vorbereitet.

Harald Martenstein, Marcel Pott, Marco Politi, Gerd Ruge, Joachim Gauck, Jürgen Wiebicke, Christian Sievers, Gert Scobel, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bärbel Schäfer … - die Liste der namhaften Autorinnen und Autoren, die dank Vera Steinkamp zu Lesungen und Buch-Gesprächen nach Essen gekommen sind, könnte ein eigenes Druckwerk füllen. Ab 2006 hat Steinkamp das Medienforum im Schatten des Essener Doms aus der Zentralbücherei des Bistums entwickelt, aufgebaut und mit der Fachstelle für kirchliche Büchereien verbunden. Zwei Jahre später wurde das Medienforum am Zwölfling mitten in der Essener Innenstadt eröffnet. Ein Arbeitsplatz, den Steinkamp stets als einen Kulturort verstanden hat, „an dem gesellschaftlich und innerkirchlich relevante Fragen und Themen nicht in klassischer Vortragsform sondern auf kreative Weise auf der Grundlage von Büchern und anderen Medien im Gespräch und mit aller Offenheit für das Kontroverse in den gesellschaftlichen Diskurs eingespielt werden sollten“, so ihre eigene Vorstellung.

Neue Veranstaltungsformate – und neue Medien

Die Bücher waren das Fundament ihrer Arbeit. Doch zugleich kamen immer mehr „andere Medien“ hinzu: Lesungen, Kunstausstellungen und Konzerte als Ergänzungen im Programm des Medienforums – sowie immer neue digitale Medien als Ergänzung der viele Regalmeter füllenden gedruckten Worte, bis hin zu digitalen Ausleihmöglichkeiten in den Büchereien. Und die Bühne des Medienforums war nicht nur ein Ort für die ganz großen Namen von Autorinnen und Autoren, sondern für manchen auch ein kleines Sprungbrett: Das heute bundesweit aktive Ensemble „Wildes Holz“ aus Essen zum Beispiel – zuletzt mit einem vorweihnachtlichen Programm zu Gast im Medienforum – hatte hier einen seiner ersten Auftritte.

Bei allen Aktivitäten des Medienforums war Steinkamp stets inspiriert von einer Aussage des früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann (1936-2018): „Die Kulturarbeit ist nicht Sektor, sondern integrale Grundperspektive aller Felder kirchlichen Handelns.“ So hat Steinkamp ihre Arbeit verstanden: Nicht schnödes Beiwerk, sondern mittendrin in einer Kirche, deren zentrale Glaubensbotschaften schließlich in einem Buch stehen.

So sehr das Lesen in der Regel eine zutiefst persönliche und private Angelegenheit ist, so sehr war Steinkamp Zeit ihres Berufslebens eine geradezu extrovertierte Netzwerkerin. Mit ihrem guten Gespür für Themen und mediale Trends konnte sie Sponsoren ebenso für ihre Projekte gewinnen wie gesellschaftliche Organisationen, mit denen sie das Medienforum des Bistums zum Beispiel in Sachen Leseförderung für Kinder vernetzte. Steinkamp brachte die Kultur zur Kirche – und die Kirche als Partnerin im Kulturbetrieb des Ruhrgebiets ins Spiel. So wurde sie unter anderem 2018 Mitglied des Netzwerks LiteraturgebietRuhr, engagierte sich fünf Jahre lang in der Jury des Literaturpreises Ruhrgebiet und wirkte bereits seit 1996 im Vorbereitungsteam der renommierten Tagung „Spurensuche” mit, die jedes Jahr in der Mülheimer Bistumsakademie „Die Wolfsburg” Kinder- und Jugendliteratur im Kontext aktueller gesellschaftspolitischer Themen beleuchtet.

2014 startete Steinkamp das „Lauschgericht“: Vorlesen für Erwachsene

Das Projekt, mit dem Steinkamp vermutlich die meisten Menschen erreicht hat, ist das 2014 gestartete „Lauschgericht“: Angelehnt an die uralte Tradition der Tischlesung in christlichen Klöstern lesen Menschen am bundesweiten Vorlesetag anderen Menschen beim Essen vor. Auch so eine Idee, bei der Steinkamp zusammen mit ihrem damaligen Kollegen Norbert Lepping aus dem Pastoraldezernat des Bistums ein Gespür für verborgene Trends bewies – denn während bis dato beim Vorlesetag vor allem Kinder Literatur zu hören bekamen, kommen beim „Lauschgericht“ nun auch Erwachsene in den (doppelten) Genuss, einer Geschichte lauschen und dabei essen zu dürfen. In einem logistischen Großprojekt hat Steinkamp mit ihrem Team in den vergangenen zehn Jahren in jedem Herbst bis zu 2000 Zuhörende an rund 100 Tischgemeinschaften – und entsprechend viele Vorlesende – zwischen Duisburg und dem Märkischen Sauerland koordiniert, coronabedingt mit einem Jahr Pause und einem „Lauschgericht“ als Video-Lesung. Die begeisterten Rückmeldungen seitdem das „Lauschgericht“ wieder in Präsenz stattfinden kann, sprechen Bände darüber, wie wohltuend die Menschen auf beiden Seiten der Tischgemeinschaften dieses Projekt empfinden. Auch Steinkamps Nachfolgerin Silke Schütz hat bereits angekündigt, das „Lauschgericht“ weiterführen zu wollen.

Neben dem Glanz und manchmal sogar Glamour großer Veranstaltungen hat Steinkamp nie das vermeintliche Schwarzbrot-Geschäft der Bibliotheksarbeit aus den Augen verloren. Dies galt für das Medienforum, das heute eine umso anerkanntere Fachbibliothek vor allem für theologische und katechetische Werke ist, die Religions-Lehrkräfte, KiTa -Mitarbeitende, Seelsorgende und Ehrenamtliche bei der Vorbereitung von Kindergottesdiensten zu schätzen wissen wie in der Kommunion- und Firmkatechese. Vor allem galt dies jedoch für die hunderten Ehrenamtlichen in den derzeit rund 100 Katholischen Öffentlichen Büchereien. Schon 1989 etablierte Steinkamp den „Diözesantag“ als regelmäßiges Netzwerk-Treffen dieser Ehrenamtlichen – und feierte mit ihnen 2023 die 60. Ausgabe dieser Veranstaltung. Zudem rief Steinkamp schon 2002 – noch vor den ersten großen Pfarreireformen im Bistum – einen Förderverein für die Büchereiarbeit ins Leben, um den KÖB eine weitere Finanzierungs-Säule zur Verfügung zu stellen. 2009 schließlich sorgte Steinkamp für basisdemokratische Strukturen in der KÖB-Landschaft: In den nun deutlich größer gewordenen Pfarreien wählen die Bücherei-Teams seitdem Sprecherinnen und Sprecher, die sich wiederum in einer regelmäßigen Konferenz auf Bistumsebene treffen.

Die Termine werden weniger – aber die Bücher bleiben

Zahlreiche Abendtermine, Sitzungen mit Ehrenamtlichen am Wochenende, oft im Mittelpunkt stehen, die Gesprächsfäden und Themen zusammenhalten – der Ruhestand wird für Vera Steinkamp zwangsläufig eine große Umstellung werden. Doch eine Konstante aus ihrem Berufsleben dürfte bleiben: Endlich hat sie richtig viel Zeit für Bücher, vor allem für die, die sie einfach nur lesen möchte und nicht unbedingt lesen muss. Und falls daheim doch mal der Literatur-Notstand ausbricht, wird ihr Team im Medienforum sicher auch in Zukunft mit aktuellen Tipps und Nachschub helfen können.

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news-20760 Tue, 18 Feb 2025 15:59:17 +0100 Pfarrer Wolfgang Pingel verstorben https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/pfarrer-wolfgang-pingel-verstorben Der gebürtige Plettenberger war beinahe vier Jahrzehnte im priesterlichen Dienst und davon drei Jahrzehnte als Pfarrer tätig. Am Abend des 17. Februar 2025 ist Pfarrer Wolfgang Pingel im Alter von 74 Jahren verstorben. Der Verstorbene wurde am 28. April 1950 in Plettenberg geboren und lebte in Gelsenkirchen. Pingel arbeitete zunächst als Anwalts- und Notargehilfe und absolvierte parallel dazu eine kaufmännische Ausbildung, bevor er als kaufmännischer Angestellter tätig war. Nach dem Studium der Theologie im Studienkolleg St. Lambert in Lantershofen und anschließender pastoralen Ausbildung im Bistum Essen wurde er am 16. Mai 1986 in Gelsenkirchen zum Priester geweiht.

Nach seiner Weihe war der gebürtige Plettenberger zunächst als Kaplan in der Propsteipfarrei St. Urbanus in Gelsenkirchen-Buer eingesetzt. Im Oktober 1995 ernannte ihn der Bischof von Essen zum Pfarrer der Pfarrei St. Laurentius in Gelsenkirchen-Horst. Im Juli 2002 übernahm er zusätzlich die Leitung der Pfarrei St. Marien in Essen-Karnap. Ab dem Jahr 2010 leitete Pingel die seinerzeit neuerrichtete Pfarrei St. Hippolytus in Gelsenkirchen. Im Jahr 2014 wurde er zum nichtresidierenden Domkapitular des Essener Domkapitels ernannt. Als gewähltes Mitglied gehörte er von 2010 bis 2015 dem Priesterrat im Bistum Essen an.

Wolfgang Pingel kann auf beinahe vier Jahrzehnte priesterlicher und seelsorglicher Dienste zurückblicken. Insbesondere in Gelsenkirchen hat er dabei sichtbare Spuren hinterlassen. In verschiedenen verantwortungsvollen Aufgaben, insbesondere als Pfarrer, als Domkapitular und als Mitglied des Priesterrates, begleitete er viele Veränderungen und Herausforderungen, in Kirche und Gesellschaft, in Gelsenkirchen und im Ruhrbistum. Dabei nahm er seine Leitungsverantwortung wahr und blieb gleichzeitig immer auch der den Menschen vor Ort zugewandte Seelsorger.

Bischof Franz-Josef Overbeck weiß sich dem Verstorbenen in besonderer Weise verbunden und dankt ihm herzlich für seinen engagierten Dienst im Bistum Essen. Gleichzeitig lädt der Bischof dazu ein, des Verstorbenen im Gebet zu gedenken.

Die Totenvesper wird am Freitag, 28.02.2025, um 18 Uhr, in der Pfarrkirche St. Hippolytus, Essener Str. 14 in 45899 Gelsenkirchen-Horst gebetet. Das Auferstehungsamt wird am Samstag, 01.03.2025, um 10 Uhr, ebenfalls in der Pfarrkirche St. Hippolytus gefeiert. Anschließend erfolgt die Beisetzung auf dem Friedhof Horst-Süd, Am Schleusengraben 11 in 45899 Gelsenkirchen-Horst-Süd.

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news-20759 Fri, 14 Feb 2025 17:29:21 +0100 Stoppenberger Gymnasium engagiert sich gegen Diskriminierung und Rassismus https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/stoppenberger-gymnasium-engagiert-sich-gegen-diskriminierung-und-rassismus Eine Diskussion mit dem Neonazi-Aussteiger Axel Reitz, der Enkelin des Essener NS-Opfers Heinrich Hirtsiefer und dem international erfahrenen Hörfunk-Journalisten Ralph Sina hat am Freitag die Projektwoche der neunten Klassen am Essener Gymnasium am Stoppenberg beendet. Gemeinsames Thema der verschiedenen Projekte in der Woche war ein individuelles Leben ohne Rassismus und Diskriminierung. Mit einer bewegenden Diskussionsrunde ist am Freitag, 14. Februar 2025, die Projektwoche „Wir sind anders?!“ der neunten Klassen des Bischöflichen Gymnasiums am Stoppenberg in Essen zu Ende gegangen. Seit Montag hatten sich die 14- und 15-Jährigen mit Diskriminierung und Rassismus unter anderem aus der historischen Perspektive des Nationalsozialismus beschäftigt, haben zum Beispiel über das Leben in einem Konzentrationslager recherchiert, sich künstlerisch mit der Biografie der jüdischen Publizistin Hannah Arendt beschäftigt oder über 800 Personalkarten von Überlebenden aus Konzentrationslagern digitalisiert. Zum Abschluss der Woche hatte Religionslehrerin Lucia Held drei sehr unterschiedliche Menschen an die Schule eingeladen, um in einer Podiumsdiskussion die Lehren aus der Geschichte in die Gegenwart zu tragen. Zudem ist die Schule nun Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und erhielt am Freitag die entsprechende Auszeichnung.

Moderiert von Mark Radtke, Dozent der Mülheimer Bistums-Akademie „Die Wolfsburg“ diskutierten Maria Hirtsiefer, Enkelin des aus Essen stammenden und von den Nationalsozialisten inhaftierten preußischen Wohlfahrtsministers Heinrich Hirtsiefer (1876-1941), der Kölner Neonazi-Aussteiger Axel Reitz und der Hörfunkjournalist Ralph Sina. Sina, der selbst am Stoppenberg Schüler war brachte mit seinen Erfahrungen aus Korrespondentenstationen in Nairobi, Washington und Brüssel einen internationalen Blick in die Diskussion ein.

„Innerhalb von einem halben Jahr hat man meinen Großvater von einer wichtigen Person zu einer Persona non grata gemacht“, sagte Hirtsiefer, nachdem sie eindrucksvoll beschrieben hatte, wie ihr Opa - gerade noch ein wichtiger Politiker – im September 1933 von SA- und SS-Truppen in Essen verhaftet worden und mit dem verspottenden Schild „Ich bin der Hungerleider Hirtsiefer“ durch die Stadt getrieben worden war. Anschließend folgten mehrere Monate in zwei Konzentrationslagern und ein früher Tod aufgrund der Folgen der Haftbedingungen. Die christlichen Werte seien ihm zeitlebens wichtig gewesen, betonte die Enkelin, „für ihn standen stets die Menschen im Vordergrund“.

Der einzelne Mensch mit seiner ganz persönlichen Individualität

Der einzelne Mensch mit seiner ganz persönlichen Individualität, dieses Bild stand in dieser Woche am Stoppenberg in allen Projekten im Mittelpunkt – ganz im Gegensatz zur rassistischen Uniformität, die Rechtsradikale auch heutzutage propagieren. Der 42-jährige Axel Reitz, der nach 15 Jahren als Neonazi aus der Szene ausgestiegen war, bemühte sich in der Diskussion zunächst um Begriffsklärungen: „Jeder Neonazi ist ein Rechtsradikaler, aber nicht jeder Rechtsradikaler ist ein Neonazi“, hob Reitz hervor. Neonazis seien gewaltbereit, aber politisch kaum relevant. Die politisch durchaus relevanten Rechtsradikalen hingegen sähen sich zwar nicht als historische Fortsetzung des Nationalsozialismus, bedienten sich aber durchaus vergleichbarer Instrumente, zum Beispiel des Totalitarismus oder menschenfeindlicher Ansichten. Habe man Hirtsiefer seinerzeit ein Spott-Schild umgehängt, würden heute Menschen wie zum Beispiel die Grünen-Politikerin Ricarda Lang auf Social Media täglich Hassnachrichten aufgrund ihres Aussehens erhalten.

„In Afrika habe ich zum ersten Mal erfahren was es heißt, zu einer Minderheit zu gehören“, sagte Ralph Sina – wenngleich zu einer sehr privilegierten. Er erzählte den Jugendlichen unter anderem vom hunderttausendfachen Völkermord der Hutu an den Tutsi in Ruanda – ausgelöst, wie Sina beschrieb, von rassistischer Radio-Propaganda, die die Hutu zum Mord an ihren Tutsi-Nachbarinnen und –Nachbarn aufgestachelt hatte.

Vor allem mit Blick auf die Trump-Administration in den USA zeigte sich Sina sehr besorgt, was den künftigen Umgang mit Freiheitsrechten angeht. In vielerlei Hinsicht stehe es „Spitz auf Knopf“. Der Journalist ermunterte die Jugendlichen: „Engagiert euch, wo auch immer!“

„Verachtet den Extremismus, aber verachtet nicht den Menschen dahinter!“

Maria Hirtsiefer warb dafür, in Diskussionen – ob in der Schulklasse oder in der Politik – „immer den anderen im Blick zu halten, ihn nicht zu verletzten“. So könne man im Gespräch bleiben. Dem schloss sich Reitz an, der mittlerweile im Verein Extremislos e.V. Deeskalations- und Anti-Gewalt-Trainings anbietet. Dies gelte auch für den Kontakt zu Extremistinnen und Extremisten. „Verachtet den Extremismus, aber verachtet nicht den Menschen dahinter!“, warb Reitz. Nur wenn man den Menschen im Blick behalte, gebe es überhaupt eine Brücke, um diese dann, wenn er Zweifel an seiner extremistischen Haltung bekommt, einen Ausstiegs-Weg zu ermöglichen. Reitz verwies auf sein eigenes Beispiel und warb für den deutschen Staat: „Ich war 15 Jahre lang der ,Hitler von Köln‘. Wenn dieser Staat, den ich in dieser Zeit so sehr bekämpft habe, mir danach ermöglicht hat, ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen, dann klappt das auch bei euch, falls ihr mal Mist bauen solltet.“

Immer wieder stand in der Diskussion der Mut im Fokus, den es braucht, um gegen Diskriminierung vorzugehen. „Wir haben keine andere Wahl als mutig zu sein“, fasste es die Organisatorin Held in ihrem Schlusswort zusammen. „Wenn wir eine Welt möchten, in der jeder individuell leben kann, müssen wir uns mutig dafür einsetzen – die kommt nicht von alleine.“

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news-20758 Thu, 13 Feb 2025 16:40:01 +0100 Weihbischof Schepers besucht Misereor-Projekte im Hochland von Sri Lanka https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/weihbischof-schepers-besucht-misereor-projekte-im-hochland-von-sri-lanka Vor der Eröffnung der Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor hat sich der Essener Weihbischof Ludger Schepers in Sri Lanka ein Bild davon gemacht, wie Misereor zusammen mit anderen katholischen Organisationen Menschen in schwierigen Verhältnissen zu einem würdevollen Leben verhilft. Unter dem Leitwort „Auf die Würde. Fertig. Los!“ rückt die Fastenaktion 2025 die schwierige Situation der Hochland-Tamilinnen und -Tamilen in Sri Lanka in den Fokus, die Weihbischof Ludger Schepers zusammen mit einer Misereor-Delegation in den vergangenen Tagen besucht hat. Diese ethnische Gruppe stammt von Arbeiterinnen und Arbeitern ab, die im 19. und 20. Jahrhundert während der britischen Kolonialherrschaft aus Indien nach Sri Lanka gebracht wurden. Viele von ihnen leben bis heute unter prekären Bedingungen auf Teeplantagen, sind schlecht bezahlt und haben nur eingeschränkten Zugang zu grundlegenden Sozialleistungen, sauberem Trinkwasser und Bildung.

Engagement für Menschenrechte und wirtschaftliche Perspektiven

Während ihrer Reise besuchte die Delegation Projekte des Misereor-Partners Caritas Sri Lanka SEDEC, die sich für die Rechte dieser Bevölkerungsgruppe einsetzen. Die Organisation informiert die Hochland-Tamilinnen und -Tamilen über ihre Rechte und ermutigt sie, diese einzufordern. Darüber hinaus unterstützt das von Misereor geförderte Projekt Menschen dabei, sich ein zusätzliches Einkommen zu sichern – beispielsweise als Näherin, Weber oder Betreiberin eines kleinen Geschäfts. Kinder und Jugendliche erhalten zudem über Theater, Musik und Kunst neue Perspektiven für ihre Zukunft.

Die Gruppe um Weihbischof Schepers traf sich auch mit N. Rajanayagi, der Protagonistin der diesjährigen Misereor-Fastenaktion, die auf den Plakaten zur Kampagne zu sehen ist. „Seit fünf Generationen arbeitet meine Familie auf der Plantage. Meine Mutter hat Tee gepflückt, meine Großmutter hat Tee gepflückt und ihre Mutter hat auch schon Tee gepflückt“, berichtete N. Rajanayagi, die auf einer Plantage im Hochland Sri Lankas geboren und aufgewachsen ist, dort geheiratet und ihre Kinder bekommen hat. Das Leben in der Siedlung ist von beengten Verhältnissen geprägt: „Wir haben überhaupt keine Privatsphäre, alle wissen, worüber man streitet. Und es ist immer laut.“

Mit der Unterstützung von Misereor und Caritas Sri Lanka-SEDEC konnte  Rajanayagi jedoch einen anderen Weg einschlagen. Statt als Teepflückerin auf den Plantagen zu arbeiten, eröffnete sie einen kleinen Laden. Eine finanzielle Starthilfe ermöglichte es ihr, ein Wellblechgeschäft zu bauen und erste Waren einzukaufen. Heute verkauft sie alltägliche Dinge wie Snacks, Kokosnüsse, Räucherstäbchen, Streichhölzer und Gewürze an die Menschen in ihrer Gemeinde. So hat sie sich eine wirtschaftliche Existenz aufgebaut und ein Stück Unabhängigkeit gewonnen.

Weihbischof Schepers betonte zum Abschluss der Reise: „Ich bin Misereor sehr dankbar, dass in vielen kleinen Projekten, vor allen Dingen auch Frauen, wirklich eine Stärkung ihrer Persönlichkeit erfahren, die unglaublich ist. Und die Projekte von Misereor, die wir besucht haben, haben gezeigt, wie manchmal innerhalb von kurzer Zeit mit wenig Mitteln viel Erfolg möglich war.“

Eröffnung der Fastenaktion

Misereor eröffnet seine Fastenaktion 2025 am Sonntag, 9. März, um 10 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und Misereor-Hauptgeschäftsführer Andreas Frick in der Kirche St. Antonius in Essen-Frohnhausen. Der Gottesdienst wird live im ARD-Fernsehen übertragen. Partnerinnen und Partner aus Sri Lanka werden zu Gast sein und über ihre Aktivitäten zugunsten der Hochland-Tamilinnen und -tamilen informieren. Am Sonntag, 6. April, werden dann in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands Spenden für die Arbeit von Misereor gesammelt.

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news-20757 Thu, 13 Feb 2025 14:34:33 +0100 Bistumsgruppen bieten Reisen nach Irland, Taizé und Lourdes an https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bistumsgruppen-bieten-reisen-nach-irland-taize-und-lourdes-an Eine Rundtour durch Irland, eine Jugendfahrt nach Taizé und eine Reise nach Lourdes bieten im Sommer verschiedene Gruppen im Bistum Essen an. Bei allen Reisen sind noch Plätze frei. Irland, Taizé und Lourdes sind die Ziele dreier Reisen in den kommenden Monaten, bei denen das Entdecken christlicher Geschichte, Besinnung und das Erleben von Kultur gleichermaßen im Fokus stehen. Verschiedene Organisationen im Bistum Essen bieten diese Reisen an.

Irland – vom 8. bis 15. Juni 2025

Um die keltische Glaubenskultur, die Missionstätigkeit bekannter Mönche und die Geschichte des Christentums bis heute dreht sich das Programm der achttägigen Irland-Rundreise mit spiritueller Begleitung, die der Deutsche Katecheten-Verein (dkv) im Bistum Essen gemeinsam mit Biblische Reisen in Stuttgart anbietet. Von Dublin aus geht es unter anderem nach Kerry, zur Dingle-Halbinsel, auf den Ring of Kerry, zum Rock of Cashel und nach Kilkenny. Informationen und Anmeldung

Taizé – vom 12. bis 20. Juli 2025

An Jugendliche ab 15 Jahre und junge Erwachsene richtet sich diese einwöchige Fahrt in das ökumenische Zentrum Taizé. Die christliche Ordensgemeinschaft in dem kleinen Ort im französischen Burgund ist bekannt für ihre meditativen Gesänge, die international geprägte Atmosphäre und die Möglichkeit, sich intensiv mit Fragen des Glaubens und des eigenen Lebensweges auseinanderzusetzen. Die Pfarreien St. Barbara in Mülheim und St. Medardus in Lüdenscheid bieten die Fahrt gemeinsam an, die finanziell vom Bistum Essen unterstützt wird. Alle Informationen – auch zu einem digitalen Infotreffen am Donnerstag, 20. Februar, um 18.30 Uhr gibt es hier.

Lourdes – vom 5. bis 10. September 2025

Auf die Spuren der Hl. Bernadette im französischen Wallfahrtsort Lourdes begibt sich eine Pilgergruppe des Malteser-Lourdes-Krankendienstes im Bistum Essen. Auf dieser sechstägigen Reise sind Gesunde und Kranke sowie Menschen mit Behinderungen gemeinsam unterwegs, feiern Gottesdienste, nehmen an der Sakraments- und an der Kerzenprozession teil und besuchen in Lourdes die Stätten, an denen die Hl. Bernadette gelebt hat, der die Gottesmutter Maria erschienen sein soll. Die Geistliche Begleitung der Fahrt, die Emmaus-Reisen veranstaltet, übernimmt der Gelsenkirchener Stadtdechant Propst Markus Pottbäcker. Informationen und Anmeldung.

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news-20756 Tue, 11 Feb 2025 17:32:01 +0100 Karnevalsprinzenpaare besuchen Bischof Overbeck https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/karnevalsprinzenpaare-besuchen-bischof-overbeck Zum traditionellen Besuch der Essener Karnevalsprinzenpaare waren seine Tollität Prinz HaPe I. und ihre Lieblichkeit Prinzessin Assindia Denise I. zusammen mit dem Kinderprinzenpaar Prinz Joshi I. und Prinzessin Assindia Lia I. am Dienstag zu Gast im Essener Bischofshaus. „Essen Helau, Bischof Overbeck Helau, Karneval Helau!“ Der dreifache Gruß der närrischen Gäste war am Dienstagnachmittag im Essener Bischofshaus gleich mehrfach zu hören. Das Stadtprinzenpaar seine Tollität Prinz HaPe I. und ihre Lieblichkeit Prinzessin Assindia Denise I. waren zusammen mit dem Kinderprinzenpaar Prinz Joshi I. und Prinzessin Assindia Lia I. zu Gast bei Bischof Franz-Josef Overbeck. Und da gab es bei der ein oder anderen Ordensverleihung sowie fürs fröhliche Gruppenfoto genug Gelegenheiten für den jecken Gruß.

Klaus Zoch vom Festkomitee Essener Karneval stellte dem Bischof die einzelnen Mitglieder neben und hinter den Prinzenpaaren vor, von Prinzenführer und Hofmarschall bis zu den Müttern des Kinderprinzenpaares, die die Hauptverantwortung dafür tragen, dass die beiden zehnjährigen Lia und Joshi neben Schule und Hobbys nun während der Session auch zu den dutzenden Karnevals-Terminen pünktlich in ihren festlichen Ornaten im Prinzenauto sitzen.

Bischof Overbeck dankte den Närrinnen und Narren für ihren traditionsreichen Besuch und für ihr Engagement, das jecke Brauchtum in großen Sälen, im Straßenkarneval, vor allem aber auch bei den vielen kleineren Terminen in Senioreneinrichtungen oder beim Kinderkarneval zu pflegen.

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news-20755 Tue, 11 Feb 2025 14:13:10 +0100 Namen und Daten | 11.02.2025 https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/namen-und-daten-11022025-1 Pastor Eduard Mühlbacher, Ludger Schollas Die Ernennung von Pastor Eduard Mühlbacher als moderierender Priester der Pfarrei St. Laurentius in Plettenberg – Herscheid wurde bestätigt.

Ludger Schollas wurde zum 8. März 2025 als Pastoralreferent an den Pfarreien St. Cyriakus und St. Josef in Bottrop ernannt.

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news-20754 Tue, 11 Feb 2025 14:02:55 +0100 Priester Ulrich Pfeifer verstorben https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/namen-und-daten-11022025 Im Alter von 68 Jahren ist am 08. Februar Priester Ulrich Pfeifer gestorben Der Verstorbene hat jahrzehntelang in Gladbeck und zuletzt in Marl gewohnt. Er wurde am 12. Februar 1956 in Gelsenkirchen geboren und hat nach einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann zunächst im Handel gearbeitet. Nach dem Studium der Theologie und der Priesterausbildung wurde er am 20. Mai 1988 in Gelsenkirchen-Buer zum Priester geweiht.

Nach seiner Weihe war er zunächst als Kaplan an St. Michael in Duisburg-Meiderich und als Kaplan an Liebfrauen in Bochum-Altenbochum eingesetzt. Anschließend hatte er in St. Matthäus in Altena einen besonderen Auftrag für die seelsorgliche Verantwortung für die Expositur St. Thomas Morus und für das St. Vinzenz-Krankenhaus. Im Jahr 1992 wurde Ulrich Pfeifer als Kaplan in der Pfarrei Vierzehnheiligen in Bochum und ab Sommer 1993 zusätzlich als Altenseelsorger für das Dekanat Bochum-Süd beauftragt. Im Jahr 1997 wechselte er an die Pfarrei Herz Jesu in Gladbeck-Zweckel. Mit Neuerrichtung der Propsteipfarrei St. Lamberti in Gladbeck zum Dezember 2007 wurde Ulrich Pfeifer als vicarius paroecialis mit dem Titel Pastor der Propsteipfarrei St. Lamberti in Gladbeck ernannt. Nach 26 Jahren priesterlicher und seelsorglicher Dienste in Gladbeck trat er zum Ende des Jahres 2023 in den Ruhestand.

Ulrich Pfeifer war ein von vielen Menschen geschätzter Seelsorger, der unzählige priesterliche Dienste in der Pfarrei St. Lamberti getan hat. In Gladbeck-Zweckel war er gut bekannt und mit vielen Menschen in Kontakt. Insbesondere der Besuch von alten und kranken Menschen und der Kontakt zu den Altenheimen waren ihm ein Anliegen.

Die Totenvesper wird gebetet am Freitag, 14.02.2025, um 18 Uhr, in der Kirche Herz Jesu, Zweckeler Platz 3, in 45966 Gladbeck.

Das Requiem wird gefeiert am Samstag, 15.02.2025, um 9.00 Uhr, ebenfalls in der Kirche Herz Jesu in Gladbeck. Anschließend erfolgt die Beisetzung in der Priestergruft auf dem Propsteifriedhof St. Lamberti, Eingang Feldhauser Straße/ Lindenstraße in 45964 Gladbeck. Mitbrüder, die am Requiem und an der Beisetzung teilnehmen, werden gebeten, Chorkleidung zu tragen.

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news-20753 Tue, 11 Feb 2025 11:58:47 +0100 Kirchen-Appell zur Wahl: Für Demokratie und gegen Extremismus https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/kirchen-appell-zur-wahl-fuer-demokratie-und-gegen-extremismus „Für die christlichen Kirchen ist unsere Demokratie unverhandelbar“, heißt es in dem am Dienstag, 11. Februar, veröffentlichten gemeinsamen Wahlaufruf von Deutscher Bischofskonferenz (DBK, Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD) und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Für Demokratie und Menschenwürde und gegen Extremismus – mit diesem Appell rufen die Vorsitzenden der christlichen Kirchen in Deutschland gemeinsam zur Teilnahme an der Bundestagswahl auf. Konkret fordern sie dabei unter anderem den Schutz des menschlichen Lebens und der Umwelt, eine humanitäre Flüchtlingspolitik sowie den Einsatz für soziale Sicherheit und Frieden und gegen Armut und Unterdrückung weltweit.

„Für die christlichen Kirchen ist unsere Demokratie unverhandelbar“, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Aufruf. Doch die aktuellen politischen Debatten seien eine Herausforderung für die wehrhafte Demokratie: „Wenn sich unsere Gesellschaft immer mehr polarisiert, bis sich Menschen unversöhnlich gegenüberstehen, haben extremistische Kräfte leichtes Spiel. Wir halten daran fest, dass Extremismus und vor allem völkischer Nationalismus mit dem Christentum nicht vereinbar sind.“

Für „humanitär orientierte Flüchtlingspolitik“

Deutschland müsse weiterhin „Europa als gemeinsamen Raum von Freiheit, Recht, Sicherheit und Wohlergehen stärken - und zugleich dem Frieden weltweit und den Menschenrechten dienen“, heißt es weiter - und auch: „Unser Land muss einer humanitär orientierten Flüchtlingspolitik und einer guten Integration von Zuwanderern verpflichtet bleiben.“ Außerdem müsse das Land „dem Schutz des Lebens zugewandt sein, denn jeder Mensch hat die gleiche unveräußerliche Würde“.

Jede und jeder müsse bereit sein zuzuhören, einander verstehen zu wollen und konstruktiv um gerechte Lösungen zu ringen, appellieren die Kirchen weiter. Und sie danken allen Menschen, die sich für diese Werte und Prinzipien einsetzen und die sich demokratisch engagieren: „Es ist erschreckend, wie oft sie bedroht oder tätlich angegriffen werden.“

Aufruf: „Gehen Sie wählen!“

Der Aufruf endet mit dem Appell: „Übernehmen Sie Verantwortung für das demokratische Miteinander. Gehen Sie wählen und stimmen Sie bei der Bundestagswahl für Parteien und Abgeordnete, die sich für ein rechtsstaatliches, freiheitliches, weltoffenes, solidarisches und die Schöpfung bewahrendes Deutschland einsetzen.“

Unterzeichner des Aufrufs sind Bischof Georg Bätzing als Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischöfin Kirsten Fehrs als Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie Erzpriester Radu Constantin Miron als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).

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news-20752 Mon, 10 Feb 2025 14:39:46 +0100 Hohe Nachfrage bei Schulanmeldungen: Katholische Gymnasien erweitern ihre Kapazitäten https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/hohe-nachfrage-bei-schulanmeldungen-katholische-gymnasien-erweitern-ihre-kapazitaeten Vor allem in Essen verzeichnen die weiterführenden katholischen Schulen ein weiter wachsendes Interesse. In Duisburg registriert das St.-Hildegardis-Gymnasium wieder eine größere Nachfrage. Rund 850 Kinder werden im Sommer die neuen fünften Klassen an den sieben weiterführenden katholischen Schulen in Essen und Duisburg besuchen. Das sind rund fünf Prozent mehr Schülerinnen und Schüler als im vergangenen Sommer. Dies wird möglich, weil die Essener Schulen Gymnasium am Stoppenberg, Don-Bosco-Gymnasium und B.M.V.-Schule angesichts der großen Nachfrage ihre Kapazitäten erweitern. „Wir freuen uns über das durch die vielen Anmeldungen ausgesprochene Vertrauen in unsere inhaltlich und technisch gut aufgestellten Schulen und sichern zu, diese auch in den kommenden Jahren stetig weiterzuentwickeln“, kommentiert Judith Wolf die aktuellen Anmeldezahlen, die als Leiterin des Ressorts Kulturentwicklung im Bistum Essen den Bereich Schule/Hochschule verantwortet.

Neben dem ungebrochenen Interesse nach Plätzen an der Sekundarschule des Bistums (325 Bewerbungen bei 156 Plätzen) – der einzigen Sekundarschule im Essener Stadtgebiet – verzeichnen auch das benachbarte Gymnasium am Stoppenberg und das Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck deutlich steigenden Anmeldezahlen. Beide Schulen werden daher im Sommer mit vier statt zuletzt drei Eingangsklassen starten. Ähnliches gilt für die B.M.V.-Schule im Stadtteil Holsterhausen, die ihre Kapazität angesichts 180 angemeldeter Fünftklässlerinnen und Fünftklässler von fünf- auf sechszügig erhöht.

In Duisburg verzeichnet das St.-Hildegardis-Gymnasium in der Innenstadt nach einigen Jahren der Zurückhaltung von Eltern und Kindern in diesem Jahr wieder ein gestiegenes Interesse (82 Bewerbungen nach 67 im Vorjahr). Durch Umverteilung von Schülerinnen und Schülern von anderen Duisburger Schulen wird die Eingangsstufe mit 90 bis 120 Kindern mindestens so groß werden wie im vergangenen Sommer. Etwas zurückgegangen ist aktuell das Interesse am Hamborner Abtei-Gymnasium, wo bislang 81 Kinder für die neuen fünften Klassen angemeldet wurden (Vorjahr: 96).

Die Anmeldezahlen im Einzelnen (tatsächliche Aufnahmen und Bewerbungen):

Essen

  • Mariengymnasium:
    • Aufnahmen: 112 (Vorjahr: 102), Bewerbungen: 128 (Vorjahr 103)
  • Gymnasium am Stoppenberg:
    • Aufnahmen: 113 (Vorjahr: 87), Bewerbungen: 149 (Vorjahr 118)
  • Sekundarschule am Stoppenberg:
    • Aufnahmen: 156 (Vorjahr 156), Bewerbungen: 325 (Vorjahr: 315)
  • B.M.V.-Gymnasium:
    • Aufnahmen: 180 (Vorjahr: 157), Bewerbungen: 195 (Vorjahr 167)
  • Don-Bosco-Gymnasium:
    • Aufnahmen: 120 (Vorjahr: 97), Bewerbungen: 160 (Vorjahr 127)

Duisburg:

  • Abtei-Gymnasium:
    • Aufnahmen: 81 (Vorjahr 96), Bewerbungen: 94 (Vorjahr 115)
  • St.-Hildegardis-Gymnasium:
    • Aufnahmen 90-120 (Vorjahr 92), Bewerbungen: 82 (Vorjahr: 67)
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news-20751 Thu, 06 Feb 2025 15:30:50 +0100 Von Priester bis Personalerin: Berufsperspektiven beim „Dialog mit der Jugend“ https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/von-priester-bis-personalerin-berufsperspektiven-beim-dialog-mit-der-jugend Beim traditionellen „Dialog mit der Jugend“ der Talentmetropole Ruhr stand in der Duisburger Jugendkirche Tabgha in diesem Jahr nicht nur die Diskussion zwischen Schülerinnen und Schülern und Bischof Franz-Josef Overbeck im Fokus, sondern auch der Austausch über vielfältige Berufsbilder in der Kirche. An dem einen Stehtisch steht eine Personalerin, ein Rechtsanwalt an einem anderen, weiter hinten ein Projektentwickler, daneben eine Religionslehrerin und eine Musikerin. Dazwischen bummeln Jugendliche mit einer Cola oder eine Apfelschorle in der Hand, bleiben hier oder dort stehen und starten ein Gespräch. Es erinnert an eine Job-Messe, wie die Schülerinnen und Schüler aus den zehnten und elften Klasse des Neuen Gymnasiums Bochum und der Mülheimer Karl-Ziegler-Schule in kleinen Gruppen von einem Tisch zum nächsten ziehen – und in der Tat ist es Sinn und Zweck an diesem Nachmittag, den Gästen dieses „Dialogs mit der Jugend“ einige der zahlreichen Berufs-Perspektiven aufzuzeigen, die die katholische Kirche in der Region anbietet. Und doch sprechen die Jugendlichen nicht nur über Ausbildungswege und Karrierechancen, sondern fragen zum Beispiel die junge Personalerin „Sind Sie eigentlich gläubig?“ oder den Anwalt, wie es denn Juristinnen und Juristen mit ihrem Gewissen vereinbaren können, auch Mörder oder Missbrauchstäter vor Gericht zu verteidigen.

Das Setting ist dann eben doch keine Messehalle, in der künftige Arbeitgeber um junge Talente buhlen, sondern ein Gotteshaus: In der Jugendkirche Tabgha am Duisburger Dellplatz hatte das Bistum zusammen mit der Talentmetropole Ruhr in diesem Jahr zum jährlichen „Dialog mit der Jugend“ eingeladen. Und wo bei anderen Organisationen sonst Vorstandschefinnen, Geschäftsführer oder Abteilungsleitungen Rede und Antwort stehen, stehen den Jugendlichen in Tabgha zunächst ein bunter Querschnitt der Kirchenbeschäftigten mit den verschiedensten Themen zur Verfügung.

Rainer Teuber zum Beispiel, Leiter des Besucherservices im Essener Domschatz, wird nicht nur nach der Arbeit in der Museumspädagogik an einem über 1000 Jahre alten Ort gefragt, sondern auch nach seinen Erfahrungen als queerer Mensch in der Kirche, über die er bereitwillig Auskunft gibt: „Ich kann heute gut als queerer Mann in dieser Kirche arbeiten.“ Mit den Jugendlichen diskutiert er über Diskriminierung auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen – gerade in der Arbeitswelt –, nicht nur mit Blick auf die sexuelle Orientierung, sondern zum Beispiel auch hinsichtlich einer möglichen Migrationsgeschichte.

Auf viel Interesse stößt auch Maximilian Strozyk. Der junge Priester soll über die Arbeit in der Jugendkirche Tabgha berichten und über die Urlaubsseelsorge auf Texel, die er in jedem Sommer drei Wochen lang mitgestaltet. Und dann wollen die Jugendlichen auch wissen, wie das denn mit dem zölibatären Leben so funktioniert.

Das fragen sie wenig später auch Bischof Franz-Josef Overbeck in der traditionellen „Frag den Bischof“-Runde beim „Dialog mit der Jugend“: „Haben Sie es nie bereut, keine Familie gegründet zu haben?“ „Nein“, sagt der Bischof: „Ich lebe jetzt seit 38 Jahren in dieser Lebensform und bin insgesamt ganz zufrieden damit.“ Als zölibatär lebender Mensch müsse man „genauso daran arbeiten, wie wenn ihr in einer Beziehung lebt“, so Overbeck. Und über die Frage, wie er selbst denn zu seinem Glauben gefunden habe (über eine selbstverständliche Religiosität daheim und guten Religions- und Philosophieunterricht) ging es dann auch im Gespräch mit dem Bischof noch einmal um die Berufs- und Arbeitswelt: „Mein Beruf ist immer wieder neu. Es ist wunderbar, immer neu herausgefordert zu sein, das ist immer ein Abenteuer.“

Die rund 50 Jugendlichen in der großen Runde im Tabgha-Kirchenschiff hören dem Bischof interessiert zu, stellen kluge Nachfragen – und wer weiß, ob nicht bei der einen oder dem anderen an diesem Nachmittag doch einen Beruf in der Kirche in die engere Wahl gekommen ist. Es muss ja nicht gleich ein Job als Bischof sein.

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