von Thomas Rünker

Katholikentag: Die bunte Zukunft einer vielfältigen Kirche

Am Stand des Bistums Essen zeichnet der Künstler Jesse Krauß in diesen Tagen das große Wimmelbild weiter, das für die vielen verschiedenen Facetten der Kirche an Rhein, Ruhr und Lenne steht. Auch im inhaltlichen Programm des Katholikentags ist das Ruhrbistum mit vielen verschiedenen Angeboten vertreten.

Der Tusche-Stift von Jesse Krauß kommt nicht zur Ruhe. Sollte der Gelsenkirchener Künstler gedacht haben, mit seinem großen Wimmelbild für das Buch „Unterwegs im Ruhrgebiet“ die bunte Vielfalt der katholischen Kirche an Rhein, Ruhr und Lenne schon einigermaßen ausreichend dargestellt zu haben, wird er zusammen mit dem Team am Stand des Ruhrbistums auf dem Katholikentag in Stuttgart auf fröhliche und kreative Weise eines Besseren belehrt. „Zeichnen Sie unsere Kirche weiter“, beschreibt Andrea Hollinderbäumer, Geschäftsführerin des Diözesanrats im Bistum Essen, das Angebot des Ruhrbistums auf der Kirchenmeile: Auf Postkarten können Besucherinnen und Besucher Krauß Vorschläge machen, „wer oder was in der Kirche noch fehlt“, so Hollinderbäumer. Als großes Transparent an der Rückwand des Stands dient Krauß Bistums-Wimmelbild dabei als Inspiration.

Auch wenn der Bistumsstand zwischen den Zelten des Erzbistums Freiburg und der Katholischen Militärseelsorge diesmal nicht gerade den belebtesten Ort des Katholikentags zugewiesen bekommen hat, kann sich Krauß vor Ideen kaum retten. Vier große Blätter hat er am Freitagnachmittag schon vollgemalt. Seine Arbeit wird dabei live auf einen großen Monitor übertragen, damit ihm auch Passantinnen und Passanten vom Weg aus zuschauen können. Sie sehen zum Beispiel die frisch gemalte Gruppe Leute, die eine Weltkugel in die Luft hält als Symbol für die „Menschen aus 180 Ländern“, die im Ruhrbistum zusammenleben. Noch sind die meisten Motive nur schwarz-weiß, um so mehr sticht die bunte Regenbogen-Fahne hervor, die für mehr Akzeptanz für queere Menschen steht. Und dass Krauß gleich von den ersten Besucherinnen und Besuchern des Stands aufgefordert wurde, die drei männlichen Messdiener auf seinem Originalbild doch mal schnell durch ein paar weibliche Pendants zu ergänzen, blieb nicht der einzige Ausdruck von mehr Gleichberechtigung in der Kirche, die sie sich viele Gäste am Stand wünschen.

Einige Facetten der großen Vielfalt aus dem Wimmelbild bringt das Bistum Essen in diesen Tagen auch ins Programm des Katholikentags ein: So diskutieren die Bischöfe Overbeck und Schepers über die Ökumene, Frauenrechte oder bessere Arbeit, Generalvikar Pfeffer macht sich für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von Erwachsenen stark, in kleineren Werkstätten geht es zum Beispiel um die Segensfeiern für Neugeborene oder die im Ruhrbistum entwickelte Handreichung für ökumenische Tauffeiern, auch in der Diskussion über kirchliche Strukturen von Pfarreien und Gemeinde spielt das Bistum Essen eine Rolle – und nicht zuletzt bereichern Musikerinnen und Musiker aus dem Ruhrgebiet das kulturelle Programm des Katholikentags.

Bistumsstand als Gemeinschaftsprojekt

Traditionell ist der Katholikentagsstand des Bistums Essen ein Gemeinschaftsprojekt, getragen vom Bistum, dem Diözesanrat der katholischen Frauen und Männer und der Bank im Bistum Essen.

Dabei beschreiben viele Teilnehmende das Christentreffen in Stuttgart als einen „Katholikentag mit angezogener Handbremse“. Nach dem allenthalben als sehr erfolgreich bewerteten Treffen 2018 in Münster sind die Organisatorinnen und Organisatoren in Stuttgart wohl froh, wenn sie am Ende bestenfalls ein Drittel der rund 90.000 Teilnehmenden von Münster bilanzieren können. Doch es ist nicht nur eine Frage der Teilnehmenden-Zahl, auch die Stimmung in Stuttgart wirkt bislang eher nachdenklich, sachlich, bedächtig – und nur selten so euphorisch und ausgelassen, wie es in den vergangenen Jahren ein Markenzeichen der katholischen Massenevents war. Da ist zum einen der Krieg in der Ukraine, der schon dank blau-gelber Katholikentags-Schals omnipräsent ist und vom Friedensgebet bei der Eröffnung über eine Friedenskundgebung und die Kanzler-Rede am Freitag auch im inhaltlichen Programm viele Spuren hinterlässt. Da ist aber auch die Situation der katholischen Kirche, zum Beispiel das Ringen um Reformen, der immer noch nicht überwundene Missbrauchsskandal und die Suche nach Perspektiven für Gemeinden und Verbände in der Nach-Corona-Zeit, die bei manchem Katholikentags-Gast für eine Laune sorgt, die durchweg eine Spur trüber ist als das frühsommerliche Wetter dieser Tage im Stuttgarter Talkessel.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen