von Thomas Rünker

Seelsorgende diskutieren über die weiteren Veränderungen im Bistum Essen

Was fördert und was blockiert Veränderungen? Diese und weitere Fragen rund um Veränderungsprozesse standen am Dienstag, 21. Mai 2024, beim Tag der pastoralen Dienste auf der Agenda, zu dem sich rund 250 Seelsorgerinnen und Seelsorger aus dem Ruhrbistum in Essen getroffen haben.

Rund 250 Seelsorgende trafen sich in Essen

„Haus der Veränderung“ als Modell für Veränderungsprozesse

Workshops zu verschiedenen Veränderungsprozessen im Bistum Essen

Neue Aufgaben für die Seelsorge, neue Strukturen für Pfarreien und andere katholische Einrichtungen, neue Leitungsmodelle in der Kirche – die zahlreichen laufenden Veränderungsprozesse im Bistum Essen standen im Fokus des Tags der pastoralen Dienste, zu dem sich am Dienstag, 21. Mai 2024, rund 250 Seelsorgende des Ruhrbistums in Essen getroffen haben. Es gehe um eine Standortbestimmung im Wandel von der Volkskirche zur Kirche im Volk, sagte Bischof Franz-Josef Overbeck in seiner Begrüßung. Das Pfingstfest – der Geburtstag der Kirche – sei „eine gute Gelegenheit, sich zu vergewissern, wofür wir als Kirche da sind“.

„Jede und jeder hat Einfluss darauf, wie wir mit Veränderungen umgehen.“

„Sie haben alle schon mehrere Veränderungsprozesse erlebt“, sprach Moderatorin Benedikte Baumann vermutlich vielen der anwesenden Priester, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten aus der Seele. Allein im aktuellen Prozess „Christlich leben. Mittendrin.“ würden kirchliche Strukturen völlig neu gedacht, das sei mit Sicherheit ein „ganz schön herausfordernder Weg hin zu diesem vernetzten Denken und Arbeiten“, so Baumann. Veränderungen täten weh – aber „jede und jeder von uns hat Einfluss darauf, wie wir mit Veränderungen umgehen.“

Dieser Umgang mit Veränderungen stand im Fokus des interaktiven Vortrags von André Domscheit. Der Coach und Autor präsentierte den Seelsorgenden das „Haus der Veränderung“ als Muster für Veränderungsprozesse in Organisationen, aber auch im privaten Umfeld – und als eines, das katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger gut gebrauchen könnten: „Keine Institution, die ich kenne, ist in so intensiven Veränderungsprozessen, wie die katholische Kirche.“ Das „Haus der Veränderung“ habe verschiedene Räume: Im „Raum der Selbstzufriedenheit“ ist die Welt in Ordnung, alles fühlt sich stimmig an, es läuft. Ein Veränderungsthema lasse die Menschen dann zunächst in den „Raum der Verleugnung“ wechseln, erläuterte Domscheit das Modell. „Das ist ein psychologisches Gesetz – Nein sagen gehört zu einem Veränderungsprozess dazu.“ Entscheidend sei, ob man in der Verleugnung stecken bleibe oder über den „Raum der Verwirrung und Orientierungslosigkeit“ bestenfalls in den „Raum der Erneuerung“ finde. Domscheit präsentierte den Seelsorgenden Sätze wie „Macht ihr mal, das funktioniert eh nicht…“, „In der Theorie hört sich das gut an, aber in der Praxis…“ oder „Haben wir doch schon immer so gemacht…“, die Veränderungen blockierten, weil die Menschen in der Verleugnung stecken blieben. 

Impulse von außen können helfen, die Verleugnung zu beenden

Oft brauche es einen Impuls von außen, um einzelne Personen oder Gruppen aus dem „Verlies der Verleugnung“ herauszuholen und ihnen so einen neuen Blick oder eine neue Idee in Richtung Veränderung zu ermöglichen, so Domscheit. Es gehe darum „verborgene Schätze“ zu entdecken. Die gebe es, auch wenn die Situation noch so verfahren erscheine, ermunterte der Coach sein Auditorium. Und er schloss mit einem Bibel-Zitat aus dem Markusevangelium: „Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.“ (Mk, 11,24). Dabei gehe es nicht nur darum, die Menschen mit Wissen und Kenntnissen zu überhäufen, sondern sie auch mit dem Herzen anzusprechen und auf dem Veränderungsweg mitzunehmen.

Diese Theorie konnten die Teilnehmenden am Nachmittag in zwei Workshop-Runden anhand konkreter Veränderungsthemen im Ruhrbistum anwenden. So ging es unter anderem um den Prozess „Christlich leben. Mittendrin“, bei dem sich – ausgehend von einer ersten Umsetzung in Oberhausen – nach und nach im gesamten Bistum Essen die katholischen Partnerinnen und Partner auf Ebene der Städte und Kreise stärker miteinander vernetzen werden, als dies bislang der Fall ist. Andere Veränderungsthemen waren die Neuaufstellung des Bereichs Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Bistum Essen sowie der Bereich „Pastorale Dienste im Gespräch“.

Pfingsten sei für ihn eines der schönsten Feste der Kirche, „weil es so energiegeladen ist“, sagte Bischof Overbeck. Er wünschte den Seelsorgerinnen und Seelsorgern, dass diese Energie auch bei den weiteren Veränderungsschritten in den unterschiedlichen Ebenen des Bistums helfe.

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