von Thomas Rünker

Prozess „Christlich leben. Mittendrin.“ in Oberhausen gestartet

Bis Ende 2025 sollen die derzeit vier Pfarreien zur stadtweiten „Katholischen Kirche Oberhausen“ zusammengeführt und zu einem Netzwerk mit weiteren katholischen Organisationen und Einrichtungen verbunden werden. Mit dieser neuen Struktur sollen auch die kirchlichen Angebote vielfältiger gestaltet werden, so dass sie für viele Menschen attraktiv werden.

„Christlich Leben. Mittendrin.“ soll katholische Organisationen, Einrichtungen und Verbände in Oberhausen stärker miteinander vernetzen

„Katholische Kirche Oberhausen“ soll bis Ende nächsten Jahres entstehen

Neue Strukturen und Formate für Kirche im Ruhrbistum, um Glauben zeitgemäß zu leben und Gemeinschaft zu stärken

Dutzende ehrenamtlich und hauptberuflich Engagierte aus katholischen Pfarreien, Verbänden und Einrichtungen in Oberhausen haben am Mittwochabend gemeinsam den Prozess eröffnet, der die verschiedenen katholischen Organisationen der Stadt noch stärker als bisher in der „Katholischen Kirche Oberhausen“ zusammenführen möchte. „Christlich Leben. Mittendrin.“ heißt der Prozess, der nach und nach im gesamten Bistum Essen die katholischen Partnerinnen und Partner auf Ebene der Städte und Kreise stärker miteinander vernetzen wird, als dies bislang der Fall war. „Kirche war und wird anders. Kirche hat sich in ihrer Geschichte laufend gewandelt und verändert“, sagte Stadtdechant André Müller, der das Auftakttreffen in der Herz-Jesu-Kirche am Oberhausener Altmarkt gemeinsam mit Markus Potthoff, Leiter des Ressorts Kirchenentwicklung im Bistum Essen, eröffnete. Eine prägende Sozialgestalt der Kirche gehe zu Ende, Neues entstehe, betonte der Propst von St. Clemens und St. Pankratius. Nun sei es Aufgabe aller Getauften, „den Mut zu haben, sich den heutigen Herausforderungen zu stellen und sich darin vom Geist Gottes geführt zu wissen“, so Müller. Er sei sehr dafür, „in einem weiten Rahmen, der notwendig ist, das Evangelium frei zu geben. Es hat den Menschen von heute viel zu sagen“.

Die Notwendigkeit für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Landschaft stellte Andrea Qualbrink, Co-Leiterin des Bereichs Pastoralentwicklung im Bistum Essen, dar: Sie beschrieb den Spagat zwischen dem „Ende der volkskirchlichen Selbstverständlichkeiten“ – also zum Beispiel den sinkenden Zahlen bei Gottesdienstbesuchen, Verbandsmitgliedern und kirchlichen Beschäftigten – auf der einen Seite und den „Menschen mit ihren Bedürfnissen“, zum Beispiel nach Sinn und Orientierung oder ermutigenden Ritualen an existenziellen Wendepunkten des Lebens auf der anderen Seite. „Den heute in Oberhausen lebenden Menschen mit ihren aktuellen Bedürfnissen möchte die Kirche mit „Christlich Leben. Mittendrin.“ wieder näherkommen“, betonte Qualbrink.

Vier Pfarreien werden in „Katholische Kirche Oberhausen“ überführt

Kern dieser Weiterentwicklung soll bis Ende des nächsten Jahres die „Katholische Kirche Oberhausen“ als neue Körperschaft des öffentlichen Rechts sein, in die die bisherigen vier Oberhausener Pfarreien Herz Jesu, St. Marien, St. Pankratius und St. Clemens überführt werden. Dies sei jedoch nur der rechtliche Verwaltungsschritt, erklärte Qualbrink, wichtiger sei, wie das kirchliche Leben neu gedacht und gestaltet werde. Alle Standortfragen, zum Beispiel zu Kirchengebäuden oder Gemeindeheimen, wurden bereits vor mehr als fünf Jahren in den verschiedenen Pfarreiprozessen diskutiert. „Die damals entstandenen Voten behalten ihre Gültigkeit und werden weiter umgesetzt.“ Kirchliche Gebäude, für die in diesen Voten eine dauerhafte Perspektive beschrieben wurde, sollen künftig zu „Schwerpunktorten“ der „Katholischen Kirche Oberhausen“ profiliert werden. „Unseren christlichen Glauben möchten wir im Ruhrbistum in neuen, vielfältigen Formaten leben. Die Kirche, wie wir sie aus den vergangenen Generationen kennen, wird es in Zukunft so nicht mehr geben“, hob Qualbrink hervor.

Deutlich wurde beim Treffen in Herz Jesu, dass die Kirche mit „Christlich leben. Mittendrin.“ mit ihren Angeboten künftig mitten in der Gesellschaft mitspielen möchte – und dass dafür nicht nur eine stärkere Vernetzung der Pfarreien, sondern auch mit allen anderen katholischen Partnerinnen und Partnern nötig ist, also zum Beispiel mit Kitas und christlichen Schulen, kirchlichen Verbänden und Gruppen, Beratungsstellen, Krankenhäusern oder Senioreneinrichtungen. Zudem wollen die Katholikinnen und Katholiken in Oberhausen nicht nur auf ihre eigenen Einrichtungen schauen, sondern auch die ökumenische Perspektive stärken – schließlich ist der Evangelische Kirchenkreis Oberhausen längst schon auf Stadtebene aktiv.

So läuft „Christlich leben. Mittendrin.“ in Oberhausen

Mit der Zielmarke Ende 2025 geht es im laufenden Jahr darum, ein Konzept für die Gremien- und Verwaltungsstrukturen der künftigen Kirche auf Stadtebene zu erarbeiten und parallel dazu die pastoralen Strukturen auf die neue „Katholische Kirche in Oberhausen“ hin auszurichten. Im kommenden Jahr soll dann Schritt für Schritt mit der Umsetzung begonnen werden. Begleitet von den jeweiligen Fachleuten im Bischöflichen Generalvikariat sind es vor allem die hauptberuflichen und ehrenamtlichen Beschäftigten der Kirche in Oberhausen, die an diesem Prozess arbeiten.

„Kraft sammeln für unsere eigentliche Aufgabe, die frohe Botschaft zu verkünden“

„Für mich ist der neue Prozess „Christlich leben. Mittendrin.“ eine große Chance für Oberhausen, weil wir damit Kraft sammeln können für unsere eigentliche Aufgabe, die frohe Botschaft zu verkünden“, betonte der Vorsitzende des Stadtkatholikenrats, Thomas Gäng, bei einer anschließenden Podiumsdiskussion in der Herz-Jesu-Kirche. „Kraft sammeln wir, indem wir künftig als Katholische Kirche Oberhausen viele administrative Themen bündeln und die Verwaltung effizienter gestalten.“ So könne die Katholische Kirche Oberhausen ihre pastorale Arbeit stärken und in neue, zeitgemäße Formen überführen. „Gerade für uns ehrenamtlich engagierte Katholikinnen und Katholiken bietet dieser Prozess viel Freiheit und zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten“, fügte Gäng hinzu.

Die Jugendvertreterin Alina Peelen aus dem Oberhausener BDKJ stellte ihr Statement unter ein Bibelzitat: Der Psalm „Er führte mich hinaus ins Weite [...] Ja, mit dir überwinde ich Scharen; mit meinem Gott überspringe ich Mauern“, sollte ihrer Meinung nach als Leitspruch für den Prozess dienen. Die bevorstehenden strukturellen Veränderungen seien mit zahlreichen Herausforderungen verbunden, bei denen viele befürchteten, dass die Kirche in Oberhausen diesen Herausforderungen nicht gewachsen sein könne. „Diese Bedenken sollten ernst genommen werden“, sagte Peelen. „Doch hinter jeder Herausforderung verbergen sich Chancen: Alle, die in den Gemeinden und Pfarreien aktiv sind, können die Zukunft der Stadtkirche mitgestalten!“ Dazu sei Engagement und eine gute Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen nötig. Doch „mit dem, was die Christen und Christinnen in Oberhausen vereint – nämlich dem Glauben – können wir Mauern und Gräben überspringen. Wir müssen uns nur trauen, das weite Feld zu betreten.“

„Die Zukunft der Kirche in Oberhausen wird eine soziale sein.“

Caritasdirektor Michael Kreuzfelder betonte: „Die Zukunft der Kirche in Oberhausen wird eine soziale sein. Mit den vielen Angeboten der starken katholischen Träger, von der Schwangerenberatung, über Kitas, Familienbildung, Ausbildung von benachteiligten Jugendlichen bis zum Hospiz, ist unsere Kirche schon heute für viele Menschen täglich ein Gewinn.“ Nun biete der Prozess „Christlich Leben. Mittendrin.“ eine große Chance, diese Orte noch stärker als kirchliche Orte erlebbar zu machen. „So können von dem Prozess und einem gestärkten sozialen Profil nicht nur Kirchenmitglieder, sondern alle Oberhausener Bürgerinnen und Bürger profitieren“, unterstrich Kreuzfelder.

Ansprechpersonen

Leitung Ressort Kirchenentwicklung

Dipl.-Theol. Markus Potthoff

Zwölfling 16
45127 Essen

Bereichsleiterin Pastoralentwicklung

Dr. Andrea Qualbrink

Zwölfling 16
45127 Essen

Bereichsleiter Pastoralentwicklung

Ludger Schollas

Zwölfling 16
45127 Essen

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen