von Thomas Rünker

Bistum verstärkt Kampf gegen sexualisierte Gewalt mit größerem Team und erweiterten Strukturen

Durch drei neue Referentinnen, eine neue Gesamtleitung und verbesserte Arbeitsprozesse soll der Bereich Prävention, Intervention und Aufarbeitung im Bistum Essen künftig professioneller werden und Betroffene noch besser unterstützen können.

Neues Personal stärkt Begleitung von Betroffenen, Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt.

Neuer Titel des Stabsbereichs reflektiert erweiterten Aufgabenbereich.

Professionalisierung der Arbeit war eine der Forderungen der vor einem Jahr vorgestellten Aufarbeitungsstudie.

    Mehr Personal, bessere Strukturen und ein erweiterter Name: Das Bistum Essen hat die Begleitung von Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, die Vorbeugung übergriffigen Verhaltens in kirchlichen Einrichtungen und die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals neu und breiter aufgestellt. „In unserer Aufarbeitungsstudie hat uns das Wissenschaftler-Team bescheinigt, dass wir in den Bereichen Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt bereits viele richtige Schritte gegangen sind. Allerdings ist auch deutlich geworden, dass wir uns auf einem beständigen Lernweg befinden. Vor allem haben wir den Auftrag bekommen, angesichts der Komplexität und Fülle der Arbeit unsere Professionalität zu verbessern“, sagt Generalvikar Klaus Pfeffer, dem der zuständige Stabsbereich in der Bistumsverwaltung direkt zugeordnet ist. „Erste Professionalisierungs-Schritte sind wir in den vergangenen Monaten bereits gegangen. Weitere werden in den nächsten Wochen folgen“, so Pfeffer.

    Ablesbar sind diese Veränderungen nicht nur an einem neuen Titel: Künftig ergänzt die Aufarbeitung auch im Namen des bisherigen Stabsbereichs Prävention und Intervention den Dreiklang, den diese Organisationseinheit immer schon lebt. Vor allem aber soll zusätzliches Personal helfen, die Begleitung von Betroffenen, aber auch die Unterstützung von Pfarreien, Schulen und anderen Einrichtungen in der Prävention von sexualisierter Gewalt zu verbessern. Drei neue Referentinnen sorgen zusammen mit einer neuen Gesamtleitung des Bereichs für eine Verdoppelung des Teams um den Interventionsbeauftragten Simon Friede und die Präventionsbeauftragte Dorothé Möllenberg.

    Neue Leitung soll die inhaltliche Arbeit entlasten

    Um die beiden Beauftragten mit ihren Referentinnen und Referenten in ihrer jeweiligen Arbeit zu stärken, wird sich künftig eine neue Leitung des Stabsbereichs um die Koordination und Steuerung des jetzt deutlich vergrößerten Teams und der vielfältigen Aufgaben kümmern. Dazu gehören auch die Abstimmungen mit dem Betroffenenbeirat, der Unabhängigen Aufarbeitungskommission, dem Beraterstab sowie mit den Beauftragten Ansprechpersonen für Betroffene.

    Die IPP-Studie

    Wie konnte und kann es zu sexualisierter Gewalt in den Pfarreien des Bistums Essen kommen – und wie kann diese Gewalt bestmöglich verhindert werden? Diesen Fragen hat sich das Bistum Essen mit der Beauftragung einer sozialwissenschaftlichen Studie gestellt. Diese Aufgabe hat ein Team des Münchener Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) übernommen und seine Ergebnisse am 14. Februar 2023 in Essen vorgestellt. Seitdem hat ein Team des Bistums mit externer Unterstützung die umfangreichen Handlungsempfehlungen der Studie gesichtet und so aufbereitet, dass diese nun Schritt für Schritt umgesetzt werden können. Unter aufarbeitung.bistum-essen.de sind die zentralen Ergebnisse der Studie sowie das komplette Dokument abrufbar.

    „Wir haben in den vergangenen Monaten seit der IPP-Studie unsere Arbeit sehr genau analysiert, nachdem uns die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf einige Schwachstellen in unseren Abläufen aufmerksam gemacht hatten“, erklärt Simon Friede, der Interventionsbeauftragte des Ruhrbistums. Dabei sei klar geworden, dass ohne personelle Verstärkungen und verbesserte Abläufe die vielfältigen Aufgaben nicht zu schaffen seien.

    Der erweiterte Stabsbereich „Prävention, Intervention und Aufarbeitung“ will sich nun auch inhaltlich breiter aufstellen. So wird sich eine der drei neuen Referentinnen ausschließlich um die Unterstützung der Betroffenen kümmern. Sie steht dem Betroffenenbeirat zur Seite und kann einzelne Betroffene bei Bedarf wie eine „Lotsin“ durch das System der vielfältigen Unterstützungsangebote begleiten. Organisatorisch eigenständig und doch inhaltlich mit dem Stabsbereich eng verbunden ist zudem die Geschäftsführung der neuen Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Essen.

    Damit dieses größere Team möglichst effizient zusammenarbeitet, sind in den vergangenen Monaten mit externer Unterstützung alle Arbeitsprozesse im Stabsbereich detailliert beschrieben und zum Teil verbessert worden. Bis zum Beginn des Sommers will das Team nach diesen neuen Prozessen arbeiten – und laufend überprüfen, was sich weiter verbessern lässt. „Mit dieser neuen, größeren Struktur setzen wir einige der Empfehlungen aus der IPP-Studie um – und wir schaffen damit die Basis für weitere Entwicklungsschritte“, erläutert Pfeffer.

    Kritik von Betroffenen ernst genommen

    „Wir haben neben den Hinweisen aus der IPP-Studie auch die Kritik von Betroffenen sehr ernst genommen. In der Bearbeitung ihrer Anliegen und auch bei deren persönlicher Begleitung gab und gibt es Defizite, die wir überwinden wollen“, ergänzt Friede. Dabei verweist er auch darauf, dass in den Monaten nach der IPP-Studie der Betroffenenbeirat deutlich gestärkt wurde und nun über ein eigenes Budget verfügt. „Die Perspektive der Betroffenen in unserer Arbeit ist enorm wichtig. Die Mitglieder des Beirates geben in unseren Gremien wichtige Impulse“, so Friede.

    Zudem verweist die Präventionsbeauftragte Dorothé Möllenberg darauf, dass auch die Präventionsarbeit für das Bistum Essen von den großen Veränderungen in der Verwaltung profitieren wird: „Wir haben bereits viele Hinweise des Studien-Teams aufgegriffen und die Empfehlungen in unsere Handreichung zur Überarbeitung und Weiterentwicklung von Schutzkonzepten aufgenommen. Besonders wichtig wird es aber sein, uns auch hier noch für das gesamte Bistum personell zu verstärken, um unsere Pfarreien zu unterstützen. Daran wird noch gearbeitet, aber ich hoffe, dass uns das schon in den nächsten Monaten gelingt.“ Derzeit läuft noch eine wissenschaftliche Untersuchung über die Wirksamkeit der Präventionsarbeit seit 2011 in allen NRW-Bistümern. Die Ergebnisse sollen dann auch in die weitere Arbeit im Ruhrbistum einfließen. 

    Die weitere Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt im Bistum Essen wird in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Unabhängigen Aufarbeitungskommission erfolgen. „Ich bin sehr froh, dass die Kommission sich im Herbst konstituiert hat und nun engagiert an die Arbeit gegangen ist. Das wird die Aufarbeitung weiter voranbringen“, so Generalvikar Pfeffer.

    Präventionsbeauftragte

    Dorothé Möllenberg

    Zwölfling 16
    45127 Essen

    Interventionsbeauftragter

    Simon Friede

    Zwölfling 16
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    Pressestelle Bistum Essen

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