von Thomas Rünker

Schepers: Auch die queeren Menschen der LSBTIQ+-Community sind Geschöpf und Abbild Gottes

Stellungnahme von Weihbischof Ludger Schepers nach der Ablehnung des Grundtextes zur Sexualmoral in der Synodalversammlung

„Ein persönliches Wort zur 4. Versammlung des Synodalen Weges in Frankfurt

Wo sind die Hirten? Wo sind die Hirten?

Dieser verzweifelte Ruf hallt in meinen Ohren und in meinem Herzen auch Tage nach dem Ende der 4. Vollversammlung des Synodalen Weges nach.

Mehrfach fiel er von meinen Schwestern, Brüdern, ob queer oder heterosexuell in tiefer Trauer und Niedergeschlagenheit, in Zorn und sicher auch berechtigter Wut, als ich mit ihnen nach der Ablehnung des Grundtextes des Forums IV – Leben in gelingenden Beziehungen. Grundlinien einer erneuerten Sexualethik – im Kreis stand, rund um das Plakat mit der Aufschrift: „Kein Raum für Menschenfeindlichkeit“.

Viele gute und berechtige Kommentare sind dem Verhalten von Bischöfen geschuldet, die dem Text ihre Zustimmung verweigerten. Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn erkennbar geworden wäre, warum und mit welchen Argumenten einige meiner Mitbrüder den Text abgelehnt haben. Doch nur den Treueeid zu bemühen? Den habe auch ich geschworen. Oder die Tradition? Welche?

Wenn Traditionen nicht lebendig sind, sind sie nur tote Buchstaben, die schon viele Verbrechen und viel Leid verursacht haben und es immer noch tun. Man braucht beispielsweise nur an die verächtlichen Worte eines serbischen Bischofs angesichts einer bald stattfindenden CSD-Parade in Belgrad zu denken. Er werde „alle verfluchen, die so etwas organisieren und daran teilnehmen. Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich sie benutzen.“

Auch die Umstände des Todes von Transmann Malte in Münster müssen uns als Kirche doch wachrütteln, wenn unsere „katholische Morallehre“ die Legitimation für Taten seitens eines Staates – davon gibt es einige – Einzelner oder Gruppen ist, die Ausgrenzung, Angst bis hin zur Tötung zur Folge haben.

Alle Menschen, auch die queeren Menschen der LSBTIQ+-Community, sind Geschöpf und Abbild Gottes.

In meiner sicher unvollkommenen Nachfolge Jesu will und werde ich, trotz aller Widerstände und Beschimpfungen, meinen Dienst ohne Ausnahme auch in Zukunft für alle Menschen versehen.

+Ludger Schepers,
Weihbischof
in Essen

Mitglied der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz
und Beauftragter für Queer-Pastoral“

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen