von Cordula Spangenberg

Weihbischof Franz Vorrath am Essener Dom beigesetzt

Vorrath war 60 Jahre Priester und fast 27 Jahre Weihbischof in Zeiten gewaltiger Veränderungsprozesse der Kirche.

Der verstorbene emeritierte Weihbischof und langjährige Bischofsvikar für die Caritas Franz Vorrath ist am Samstag, 29. Oktober 2022, unter großer öffentlicher Anteilnahme am Essener Dom beigesetzt worden. Bischof Franz-Josef Overbeck würdigte Vorraths lange Wegstrecke in 60 Jahren als Priester und fast 27 Jahren als Bischof in Zeiten gewaltiger Wandlungs- und Veränderungsprozesse der Kirche.

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Vorrath war am 17. Oktober im Alter von 85 Jahren gestorben. In Essen-Stoppenberg geboren und in Katernberg aufgewachsen, wurde er 1962 im Essener Dom zum Priester geweiht. Bis 1995 war Vorrath unter anderem als Diözesanjugendseelsorger und in der Pfarrseelsorge tätig, bevor er von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Essen ernannt wurde und viele Jahre Verantwortung für die diözesane Caritas übernahm.

Bischof Overbeck: Franz Vorrath war mit Herzblut Seelsorger und Caritas-Anwalt

Das feierliche Requiem für den Verstorbenen feierte Bischof Franz-Josef Overbeck im vollbesetzten Essener Dom. In seiner Predigt stellte er das bischöfliche Leitmotiv Vorraths in den Mittelpunkt. Das Wort Marias an die Helfer der Hochzeit zu Kanaa: „Was er euch sagt, das tut!“ sei eine Aufforderung, tatkräftig mit dem umzugehen, was der Glaube ermöglicht, so Overbeck. Mit Blick auf Vorraths Leben betonte er: „Sich in allem, was an Gutem und Segensreichem getan werden kann, aber auch an Ohnmächtigen ertragen werden muss, vom Vertrauen auf Gott und auf das Gute im Herzen der Menschen leiten zu lassen, das passt zu unserem Verstorbenen, der mit ganzem Herzen als Pfarrer und Stadtdechant, lange Jahre davon in Oberhausen, aber auch in der Jugendarbeit in Essen und anderswo tätig gewesen ist.“ Mit gleicher Leidenschaft sei Vorrath auch Weihbischof im Ruhrbistum gewesen, lange Jahre davon „mit Herzblut“ als Vorsitzender der Caritas im Bistum Essen. „Echte Caritas will den Menschen nicht als Objekt von Hilfe, sondern als Subjekt seiner Bedürfnisse und Bitte um Hilfe und Nähe“, erläuterte Overbeck das Denken Vorraths. „Die Caritas so nicht nur im persönlichen, sondern auch im institutionellen Sinne zu begreifen, verlangt ein hohes Potenzial von achtsamer Zeitgenossenschaft und mutiger Gestaltungskraft, gemäß der Überzeugung: Im Mittelpunkt des Interesses steht um Gottes Willen der Mensch!“, sagte Overbeck.

Beileidsbekundungen aus der internationalen Kirche

Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte zuvor dem Essener Bischof das Beileid des Papstes übermittelt: Der heimgegangene Hirte sei stets nahe bei den Menschen gewesen, „insbesondere in seinem eifrigen und langjährigen Einsatz für die Caritas“, zitierte Overbeck zu Beginn der Messe aus dem Schreiben Parolins.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing, schrieb seinem Essener Amtsbruder Overbeck, dem Verstorbenen sei es stets ein großes Anliegen gewesen, in den Zusammenkünften der deutschen Bischöfe aus seiner reichen pastoralen Praxis heraus zu argumentieren: „Das hat den Beratungen gut getan“, so Bätzing.

Dagmar Nelleßen-Strauch, Leiterin des Bereichs Kirche und Gesellschaft der DBK, würdigte den Verstorbenen als liebenswürdigen und feinsinnigen Menschen, der so lange wie kein anderer, nämlich 16 Jahre lang, Mitglied der Kommission für caritative Fragen der DBK war. Unter anderem habe er sich intensiv der Frage gewidmet, in welcher Form nicht-katholische Mitarbeitende in Caritas-Einrichtungen beschäftigt werden können. „Es war das Verdienst von Weihbischof Vorrath, diese Frage in den Mittelpunkt so mancher bischöflicher Debatten getragen und für einen Kurs geworben zu haben, der die Sorgen und Nöte der Menschen in den Mittelpunkt stellt“, schrieb Nelleßen-Strauch.

Online-Kondolenzbuch: „Gutherzig, einfühlsam, nahbar, ein freundlicher Pastor“

In den Tagen nach dem Tode Vorraths hatten viele Menschen – von der Caritas-Vorsitzenden bis hin zu seinem Friseur – ihre Trauer und Erinnerungen in einem Online-Kondolenzbuch auf der Webseite des Bistums Essen zum Ausdruck gebracht. „Franz Vorrath war ein ‚Katernberger Junge‘, der die Nähe zu den Menschen suchte und sich gerne in netter Gesellschaft befand“, schreibt jemand. Gutherzig, einfühlsam und nahbar sei der Weihbischof gewesen. „Er ist immer der freundliche Pastor geblieben.“ Und: „Er feierte die Heilige Messe immer so, als sei es das erste Mal“, ist auf der Kondolenz-Seite zu lesen. Als Vorsitzender der Caritas im Bistum Essen habe er gleichermaßen die Auslandshilfe des Verbandes während des Balkan-Krieges intensiv begleitet wie auch das direkte Gespräch vor Ort im Ruhrbistum gesucht – etwa mit Beraterinnen und Klientinnen der Schwangerschaftsberatungsstellen, ist im Online-Kondolenzbuch festgehalten.

Die Gläubigen, die die Totenmesse im Essener Dom mitgefeiert hatten, folgten am Samstagmittag mit Fahnen und dem mit der Krümme zum Boden getragenen Bischofsstab des verstorbenen Weihbischofs der Prozession der Angehörigen, Priester, Diakone und Messdiener auf den Kapitelsfriedhof.

Die Predigt des Bischofs im Wortlaut

Pressestelle Bistum Essen

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