von Ulrich Lota | Thomas Rünker

Weihbischof em. Franz Vorrath im Alter von 85 Jahren gestorben

Der emeritierte Weihbischof und langjährige Bischofsvikar für die Caritas im Bistum Essen ist am Montag, 17. Oktober 2022, verstorben.

Ingenieur hatte er eigentlich werden wollen, sich deshalb nach der Mittleren Reife am Leibniz-Gymnasium in Essen schon von der Schule verabschiedet. Doch es sollte anders kommen: Sein Lehrer meldete ihn – ohne zu fragen – kurzerhand wieder an der Schule an. Franz Vorrath nahm’s als Bestimmung, drückte weiter die Schulbank – und wurde schließlich Priester.

Am Montagabend, 17. Oktober, ist der emeritierte Weihbischof und langjährige Bischofsvikar für die Caritas im Bistum Essen im Alter von 85 Jahren verstorben. Bischof Franz-Josef Overbeck würdigte den Verstorbenen als einen „wahren Pastor des Ruhrgebiets“. „Wo Franz Vorrath als Priester und Weihbischof präsent war, da war die Kirche mit ihrem freundlichen, offenen, unkomplizierten und versöhnungsfähigen Gesicht gegenwärtig", so der Ruhrbischof. Den Weihbischof habe stets eine "unaufgeregte Nähe zu den Menschen und der Sinn für das notwendig Neue" ausgezeichnet. 

Sein Lebensweg hätte gar nicht anders verlaufen können, war Weihbischof Vorrath stets überzeugt. Seinen Schritt, Theologie zu studieren, um Priester zu werden, habe er jedenfalls keinen Tag bereut. Das haben auch die Menschen gespürt, die ihm begegnet sind. Sie wussten seine offene, unkomplizierte Art zu schätzen. Ob beim Mittagessen in der Kantine des Bischöflichen Generalvikariates in Essen, wo er regelmäßig gemeinsam mit den Mitarbeitern zu Tisch saß, oder bei seinen Besuchen in den Gemeinden und Caritas-Einrichtungen zwischen Duisburg, Bochum und dem Märkischen Sauerland. Auch als Weihbischof, so hatte er kurz nach seiner Ernennung gesagt, wolle er vor allem „Pastor bleiben“. Ein Vorsatz, den Franz Vorrath ernst genommen hat.

Ein Kind des Essener Nordens

Vorrath war ein Kind des Essener Nordens. 1937 wurde er in Essen-Stoppenberg geboren und wuchs im Nachbarstadtteil Katernberg auf. Nach dem Abitur am Leibniz-Gymnasium in Essen-Altenessen und dem Studium in Bonn und München wurde er am 26. Juli 1962 von Bischof Franz Hengsbach im Essener Dom zum Priester geweiht. Erste seelsorgliche Erfahrungen sammelte er als Kaplan in St. Peter und Paul in Witten-Herbede. Anschließend folgten Stationen in St. Petrus Canisius, Duisburg-Wanheimerort und St. Ludgerus, Essen-Werden, bevor Vorrath 1981 Pfarrer in St. Maria Königin in Essen-Haarzopf wurde. Parallel war er von 1975 bis 1981 Jugendpfarrer des Bistums Essen und von 1982 bis 1986 Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). 1986 ernannte ihm Bischof Hengsbach zum Pfarrer der Gemeinde St. Joseph in Oberhausen-Styrum. Ein Jahr später folgte die Ernennung zum Stadtdechanten von Oberhausen. Am 22. November 1995 wurde Franz Vorrath von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Essen ernannt und am 7. Januar 1996 im Essener Dom geweiht. Kurz darauf übertrug ihm Bischof Dr. Hubert Luthe die Verantwortung für die Caritas im Ruhrbistum.

Caritas-Auslandshilfe und Essener Babyfenster

Kondolenzbuch

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Als Bischofsvikar für die Caritas und Vorsitzender des Caritasverbandes für das Bistum Essen wurde Vorrath zu einem wichtigen Anwalt für die Benachteiligten in dieser Gesellschaft. Immer wieder machte er sich „vor Ort“ ein Bild von der Arbeit der Caritas und ihren Fachverbänden im Ruhrbistum. Das galt auch für die Auslandshilfe, seinerzeit ein Markenzeichen der Caritas im Bistum Essen. Viele Projekte auf dem Balkan hat Vorrath persönlich besucht und sich über die oft schwierige Arbeit in den jeweiligen Ländern informiert. Daheim in Essen fand unter anderem das Essener Baby-Fenster in ihm einen engagierten Unterstützer. Für bundesweites Aufsehen sorgte eine „Orientierungshilfe zu Moscheebauten und Muezzin-Ruf“, die unter seiner Leitung entstanden ist. Auch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) profitierte von seinem Wissen und seinen Erfahrungen aus dem Ruhrgebiet. So gehört Vorrath den DBK-Kommissionen „Caritas“ und „Migration“ sowie der Unterkommission „Interreligiöser Dialog“ an.

Nach der Ernennung von Bischof Felix Genn zum Bischof von Münster wählte das Essener Domkapitel Vorrath am 30. März 2009 zum Diözesanadministrator. Bis zum Amtsantritt von Bischof Franz-Josef Overbeck am 20. Dezember 2009 leitete er das Ruhrbistum.

Als aktiver Weihbischof war Vorraths Zeit für Hobbies eng bemessen: Ein gutes Buch lesen, ein Fußballspiel sehen oder mit dem Fotoapparat auf Motivjagd gehen – so gestaltete Vorrath seine Zeit, wenn die Kirche in seinem Leben mal Pause hatte.

Requiem und Beisetzung

Für den verstorbenen Essener Weihbischof Franz Vorrath feiert Bischof Franz-Josef Overbeck am Samstag, 29. Oktober, um 10 Uhr das Requiem im Essener Dom. Im Anschluss wird der Verstorbene auf dem Kapitelsfriedhof beigesetzt.

Die Totenvesper wird am Vorabend der Beerdigung am Freitag um 19 Uhr im Dom gehalten. Zuvor wird der verstorbene Weihbischof am Mittwoch, 26. Oktober, ab 15 Uhr in der Adveniatkrypta des Essener Doms aufgebahrt, um eine Möglichkeit zum persönlichen Abschiednehmen zu geben. Am Mittwoch und Donnerstag wird dort jeweils um 18.30 Uhr der Rosenkranz gebetet.

Am 9. Juli 2012 vollendete Franz Vorrath sein 75. Lebensjahr. Seiner Bitte um Entpflichtung vom aktiven Dienst entsprach der damalige Papst Benedikt XVI.. Seine Aufgaben als Bischofsvikar für die Caritas nahm Vorrath noch bis Ende Oktober 2012 wahr. Sein altersbedingter Rücktritt als Weihbischof in Essen wurde jedoch erst mit der Ernennung des neuen Weihbischofs Wilhelm Zimmermann durch Papst Franziskus am 14. März 2014 wirksam. Seit Vollendung seines 75. Lebensjahres hat Franz Vorrath also noch fast zwei weitere Jahre treu, pflichtbewusst und ohne zu klagen seinen Dienst getan, der immer von Freundlichkeit und Zuwendung geprägt war.

Pastor im Oberhausener Vincenzhaus – bis zuletzt

Bereits Anfang 2013 war Vorrath von Essen zurück nach Oberhausen gezogen, um seinen Lebensabend dort zu verbringen, wo er fast zehn Jahre als Pfarrer und Stadtdechant tätig war. Auch als Weihbischof hatte er den Kontakt zum dortigen Vincenzhaus nicht abreißen lassen und fand nun dort nicht nur eine altersgerechte Wohnung, sondern auch eine zu ihm passende Aufgabe: Ohne andere Verpflichtungen konnte er sich als Seelsorger um die alten und pflegebedürftigen Menschen, um die Beschäftigen und die Ordensschwestern kümmern. Er konnte Pastor sein, bis zuletzt.

Pressestelle Bistum Essen

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