von Thomas Rünker

Nikolaus-Groß-Weiterbildungskolleg trauert um ehemaligen Schulleiter Horst Graebe

Horst Graebe hat das Bischöfliche Abendgymnasium – heute Nikolaus-Groß-Weiterbildungskolleg – in Essen ab 1959 mit aufgebaut und von 1968 bis 1994 geleitet. Nun ist er im Alter von 95 Jahren verstorben. Im Ruhestand galt sein Engagement vor allem dem Dialog der Religionen in Essen.

Graebe leitete das heutige Nikolaus-Groß-Weiterbildungskollegs fast 26 Jahre.

Der Schulleiter prägte das Abendgymnasium mit Innovationen im Zweiten Bildungsweg und überregionaler Vernetzung.

Im Ruhestand setzte sich Graebe intensiv für den interreligiösen Dialog ein.

Als 1959 in Essen das Bischöfliche Abendgymnasium gegründet wurde, war Mathematiklehrer Horst Graebe von Anfang an dabei. Später leitete der Pädagoge fast 26 Jahre lang die Einrichtung, die angesichts der aufziehenden Kohlekrise im Ruhrgebiet auch Berufstätigen den Weg zum Abitur und damit zum Studium ermöglichte. Nun ist Horst Graebe im Alter von 95 Jahren gestorben, wie die Schule am Silvestertag mitteilte. „Horst Graebe war nicht nur ein herausragender Pädagoge, sondern auch ein Vorbild an Integrität und Menschlichkeit, der stets aus einer christlichen Grundhaltung heraus agierte“, würdigt Jochen Suthe seinen Vor-Vorgänger in der Leitung des Abendgymnasiums, das heute Nikolaus-Groß-Weiterbildungskolleg heißt. Graebe habe „immer ein offenes Ohr für die Anliegen und Bedürfnisse der Studierenden sowie die der Lehrkräfte gehabt. Seine warmherzige und zugleich entschlossene Art hat ihn zu einer respektierten und geschätzten Persönlichkeit innerhalb der Schulgemeinschaft gemacht“, so Suthe.

Vor Abitur und Studium zunächst als Betriebselektriker tätig

Der 1928 in Gelsenkirchen geborene Graebe arbeitete nach dem Krieg zunächst als Betriebselektriker, bevor er 1949 das Abitur nachholte und anschließend Mathematik und Physik studierte. Seine Lehrerlaufbahn begann er 1956 zunächst in Hagen, bevor er 1958 an das Gelsenkirchener Grillo-Gymnasium wechselte. Als das im gleichen Jahr gegründete Bistum Essen in der Nachbarstadt ein Jahr später mit den Planungen für ein katholisches Abendgymnasium begann, beteiligte Gründungsrektor Heinrich Allekotte Graebe von Beginn an an den Vorbereitungen für den Bereich Mathematik/Naturwissenschaften. Nach dem Start des Abendgymnasiums am 1. Oktober 1959 war Graebe zunächst - wie alle Lehrkräfte dort – nebenamtlich tätig. 1962 wechselte er schließlich ganz nach Essen und leitete fortan den Fachbereich Mathematik/Physik, bevor er zum 1. Oktober 1968 zum Oberstudiendirektor und Schulleiter ernannt wurde – eine Aufgabe, die er bis zu seiner Pensionierung im Juni 1994 innehatte.

Umzug vom Essener Burgplatz an die Franziskanerstraße

In Graebes Dienstzeit fallen entscheidende Entwicklungen für das Abendgymnasium, so die Planung und der Umzug vom Essener Burgplatz in das neu errichtete Schulgebäude an der Franziskanerstraße im Jahr 1972, wo das später nach dem einzigen Seligen des Bistums benannte Nikolaus-Groß-Weiterbildungskolleg bis heute seinen Sitz hat. Ein Jahr später führte das Abendgymnasium den Semesterbetrieb ein, 1983 etablierte die Schule unter Graebes Leitung das Kurssystem. Und ab 1992 wurde der Abendunterrichtsbetrieb durch Vormittagskurse für Frauen mit Kindern im Kita- und Schulalter ergänzt – ein Angebot, das einige Jahre später als „besonders vorausschauend“ gewürdigt wurde.

Gerade durch seine überregionale Vernetzung brachte Graebe viele neue Impulse nach Essen und legte damit Grundsteine, von denen seine ehemalige Schule als innovative Bildungseinrichtung bis heute profitiert. So wurde Graebe bereits 1970 in den Ring der Abendgymnasien in der Bundesrepublik Deutschland gewählt, dessen Vorsitzender er von 1979 bis 1989 war. Zudem entsandten ihn die katholischen Bischöfe in NRW als Sachverständigen für den Zweiten Bildungsweg in die Landeskonferenz für Schule und Erziehung. Nicht zuletzt Graebes gute Niederländischkenntnisse führten zudem ab 1985 zur Partnerschaft des Bischöflichen Abendgymnasiums mit dem Abendgymnasium in Utrecht und zur Wahl Graebes als Verbindungsmann der deutschen Abendgymnasien zu denen in den Niederlanden und in Dänemark. Daneben blieb Graebe weiter seiner Leidenschaft für die Mathematik verbunden: Er verfasste Lehrbücher für den Mathematikunterricht in der Weiterbildung und wurde 1981 in die Richtlinienkommission des Kultusministeriums für den Zweiten Bildungsweg berufen.

Aktives Engagement im interreligiösen Dialog

Hatte Graebe schon als Leiter des Bischöflichen Abendgymnasiums einen ausgesprochen offenen Umgang mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlichster religiöser Bekenntnisse und kultureller Herkunft gepflegt, so setzte er sich gerade im Ruhestand intensiv für das Miteinander der Religionen ein. Als einen „Pionier des interreligiösen Dialogs in unserer Stadt“ würdigt der Initiativkreis Religionen in Essen Graebe. Er habe früh erkannt, „dass zur Aufnahme von Menschen aus anderen Kulturkreisen auch eine respektvolle Annahme ihrer religiösen Traditionen gehört“. Graebe sei „in bewundernswerter Weise über sein 90. Lebensjahr hinaus als verlässlicher Initiator und Schlüsselperson im Essener Osten aktiv gewesen, vornehmlich in Kray“, so der Initiativkreis. „In seiner überzeugenden Art, den respektvollen Umgang mit anderen Religionen zu leben, werden wir ihn als Vorbild bleibend in Erinnerung behalten.“

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