von Ulrich Lota

Generalvikar Pfeffer: Corona-Kreativität für neue Gemeindeangebote nutzen

Mit deutlichen Rückgängen bei der Zahl der Gottesdienstbesucher und den Sakramenten zeigt die Statistik des Bistums Essen, wie sehr im vergangenen Jahr auch das kirchliche Leben von der Pandemie beeinflusst wurde. Pfeffer verweist jedoch auch auf die vielen kreativen Initiativen, die in der Krise entstanden sind.

Zeitweise abgesagte Gottesdienste, verschobene Hochzeiten, Firmungen und Erstkommunionfeiern – seit März 2020 hat die Corona-Pandemie auch spürbare Auswirkungen auf das kirchliche Leben im Bistum Essen. Davon zeugt die Statistik für das vergangene Jahr, die das Bistum Essen an diesem Mittwoch, 14. Juli, zusammen mit allen katholischen Bistümern und evangelischen Landeskirchen in Deutschland veröffentlicht. So ging die Zahl der Trauungen im Ruhrbistum 2020 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zwei Drittel zurück, während die der Gottesdienstbesucher um gut 40 Prozent sank. Ähnlich entwickelte sich die Statistik bei Taufen und Firmungen, während der Rückgang bei der Anzahl der Erstkommunionkinder mit etwa einem Fünftel vergleichsweise moderat ausfiel.

„Diese Zahlen zeigen noch einmal sehr deutlich, wie sehr sich die Corona-Pandemie – neben vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft – auch auf unser kirchliches Leben auswirkt“, kommentiert der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, die Statistik. „Manche Feiern – wie Hochzeiten, Taufen oder Firmungen – mögen im ersten Corona-Jahr auf das laufende Jahr verschoben worden sein“, so Pfeffer. „Aber viele gewohnte, lieb gewonnene und wichtige Feiern, Feste und andere Begegnungen mussten schlicht ausfallen. Das hat vielen Menschen sehr wehgetan.“

Viele neue Initiativen in der Corona-Krise

Auf der anderen Seite zeige das etablierte Zahlenwerk der Kirche „viele Dinge nicht, mit denen Kirchengemeinden, Caritasverbände und viele andere kirchliche Organisationen in der Corona-Krise mit hohem Engagement für die Menschen im Ruhrbistum im Einsatz sind“, hebt Pfeffer hervor. Gerade in den Einrichtungen und Initiativen der Caritas seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders gefordert gewesen. Der Generalvikar verwies dabei vor allem auf die herausfordernden Situationen in den Altenpflegeheimen und anderen sozialen Einrichtungen. 

Ein hohes Maß an Kreativität bescheinigt Pfeffer auch den Kirchengemeinden und kirchlichen Verbänden. Beispielhaft verweist er auf bistumsweit hunderte Gottesdienstübertragungen ins Internet, auf Online-Kurzpredigten und Gebets-Impulse für Smartphone und Computer, von Gemeinden vorbereitete Text- und Liedblätter für Hausgottesdienste, besondere Oster- und Weihnachtsangebote und vieles mehr. Und er erinnert an Initiativen wie den ökumenischen Gabenzaun in Essen, an dem sich Bedürftige kontaktlos mit dem Nötigsten versorgen können, Telefonaktionen gegen Isolation und Einsamkeit oder die Freiluft-Konzerte vor gesperrten Altenheimen. „Wir haben so viele Initiativen erlebt, bei denen die Gemeinden an Rhein, Ruhr und Lenne aus der Corona-Not heraus kreativ geworden sind“, betont Pfeffer.

Info: Weniger Kirchenaustritte – aber wohl nur vorübergehend

Die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum Essen lag im vergangenen Jahr um gut ein Viertel niedriger als 2019. Für den Rückgang von 7223 auf 5327 machen die Bistums-Statistiker jedoch weniger inhaltliche als vor allem bürokratische Gründe im Corona-Jahr verantwortlich: Weil viele Amtsgerichte, bei denen ein Kirchenaustritt erklärt werden muss, in den Corona-Lockdowns weniger Termine vergeben haben, dürften manche für 2020 geplanten Kirchenaustritte erst in der Statistik des laufenden Jahres auftauchen.

Die Gesamtzahl der Kirchenmitglieder im Bistum Essen reduzierte sich – in erster Linie aus biografischen Gründen – um insgesamt 15.218 beziehungsweise gut 2 Prozent auf 724.047.

Dennoch verschließt der Essener Generalvikar nicht die Augen vor den Krisen-Symptomen der katholischen Kirche, die in der Corona-Krise verschärft deutlich geworden sind. Es gebe auch Anlass zur Sorge, dass viele Menschen in der Pandemie den Kontakt zur Kirche verloren haben, weil über einen zu langen Zeitraum vieles zum Stillstand gekommen ist. Hinzu kommen die fortdauernde Auseinandersetzung um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sowie der heftige Streit um Reformen in der Kirche. „Wir sollten uns daher nicht davon täuschen lassen, dass die Zahl der Kirchenaustritte im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist“, betont Pfeffer. "In diesem Jahr erwarten wir spürbare höhere Austrittszahlen. Das ist mehr als ein Alarmsignal im Blick auf die Zukunft unserer Kirche.“    

Digitale und analoge Gemeindeangebote miteinander verbinden

Pfeffer ist sich sicher: „Natürlich freuen wir uns, wenn in den nächsten Monaten hoffentlich wieder etwas Normalität in den Kirchenalltag einkehrt. Aber wir müssen noch kritischer auf uns selbst blicken und prüfen, was sich verändern muss.“  Viele Gemeinden hätten mit neuer Technik ihre digitalen Angebote verstärkt. „Hoffentlich können wir diese Angebote nun Schritt für Schritt wieder stärker mit analogen Gottesdiensten und vielen anderen Treffpunkten in den Gemeinden kombinieren“, so der Generalvikar mit Blick auf die weitere Corona-Entwicklung. „Wir müssen deutlich zeigen, dass Kirche sich vor allem im caritativen, sozialen und geistlichen Leben unmittelbar vor Ort ereignet – und von den sehr vielen Christinnen und Christen in unseren Quartieren und Ortschaften konkret gelebt wird.“

Auführliche Jahresstatistik online abrufbar

Die ausführliche Jahresstatistik mit Zahlen zu jeder Pfarrei ist auf der Homepage des Bistums im Bereich "Geschichte und Zahlen" abrufbar.

Übersichtsgrafiken zu ausgewählten Zahlen jedes Stadt- und Kreisdekanats im Bistum Essen gibt es hier:

Interview mit Markus Etscheid-Stams über die Kirchenaustrittsstudie des Bistums Essen:

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