Mit stimmgewaltiger Musik und einem wohlintonierten Wechselspiel verschiedener Stimm- und Chorgruppen ist am Sonntag im Essener Dom das dreitägige Festival deutscher Knabenchöre mit einem großen Gottesdienst zuende gegangen. Auf Einladung der Essener Domsingknaben hatten sich seit Freitag rund 500 Jungen und junge Männer aus zehn Chören des katholischen Pueri-Cantores-Verbands in Essen getroffen, um gemeinsam zu singen, bei Besichtigungen die Stadt zu erkunden, zu spielen und gemeinsam Zeit zu verbringen.

Bischof Franz-Josef Overbeck stellte das Besondere der Chöre mit jungen Sängern ins Zentrum seiner Predigt: Die geistliche Musik zur Ehre Gottes und die enge Gemeinschaft in den Chorgruppen, in der Freundschaften entstehen, die manchmal ein Leben lang halten: „Zur Kultur der Pueri Cantores gehört neben der hohen Kultur der Musik durch Gesang und Instrumentalmusik eben immer auch die Pflege der Gemeinschaft und ein durchdrungen sein von einer Lebens- und Glaubenskultur, die für uns im Rahmen des Lebens mit und in der Kirche bedeutsam ist“, sagte er in seiner Predigt. Die Essener Domsingknaben hatten Overbeck in den vergangenen Jahren – notgedrungen – eng an ihrer Arbeit teilhaben lassen, als sie ihr Umbauquartier während der Sanierung des Hauses der Kirchenmusik in direkter Nachbarschaft des Bischofshauses bezogen. „Tag für Tag, oft an vielen Abenden habe ich dem Gesang eurer Übungsstunden zuhören können.“ Auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) war als Fan der Essener Domsingknaben in die Messe gekommen. Als Hausherr des Ratshauses ist er seit der Fertigstellung des sanierten Hauses der Kirchenmusik wieder direkter Nachbar des Chores.

Overbeck: „Wo man singt, da lass dich nieder“

Mit dem Sprichwort „Wo man singt, da lass dich nieder. Böse Menschen haben keine Lieder“, schlug Overbeck in seiner Predigt den Bogen von der engen Gemeinschaft der Chorgruppen und der Verbindung über die regelmäßigen Treffen des Pueri-Cantores-Verbands hin zum großen Thema des Friedens. Das bewegte schon Pueri-Cantores-Gründer Abbé Fernand Maillet, als er im Zweiten Weltkrieg die erste Sängervereinigung gründete, aus der später die weltweite Pueri-Cantores-Bewegung entstand.

Vor der feierlichen Messe im Dom hatten die jungen Sänger am Samstagabend ein glanzvolles Gastspiel in der Essener Philharmonie gegeben. Sieben Chöre, darunter die Regensburger Domspatzen, der Mainzer Domchor und der Knabenchor Hannover, präsentierten geistliche A-Capella-Musik von Palestrina über Bach und Bruckner bis hin zu zeitgenössischen Werken. Zum Abschluss stimmten alle Chöre – versammelt auf der Bühne und den verschiedenen Emporen unter und neben der Philharmonie-Orgel – gemeinsam das „Abendlied“ von Joseph Reinberger an.

Mit donnerndem Applaus endete nicht nur das Konzert in der Philharmonie, sondern auch die Messe im Dom. Die Sänger bedankten sich mit Jubel bei Bischof Overbeck, vor allem aber bei den Helferinnen und Helfern der Essener Domsingknaben unter Harald Martini, der die Idee für das Chortreffen in Essen gehabt und sie mit viel Energie und Tatkraft umgesetzt hatte. Er weiß aus eigener Sängererfahrung, wie sehr solche Festivals die Kinder und Jugendlichen begeistern, stärken und neu motivieren. „Sie sehen bei einem solchen Treffen, dass das, was sie in ihrem Chor machen, auch an vielen anderen Orten und in aller Welt passiert.“ Und dank der vielen neuen Kontakte bei dem Festival in Essen dürfte es nun schon bald daran gehen, die nächsten Chor-Treffen und Besuche zu planen.