von Thomas Rünker

Essener Domsingknaben treten in der Neujahrsmesse mit Papst Franziskus auf

Im Rahmen des Pueri-Cantores-Festivals reisen die Domsingknaben in den Weihnachtsferien nach Rom. In der Neujahrsmesse im Petersdom haben sie eine besondere Rolle.

Domsingknaben sind Ansing-Chor in der Neujahrsmesse.

Teilnahme am „Pueri-Cantores-Festival“ mit internationalen Kinder- und Jugendchören.

Festival-Motto „Et in terra pax“ stellt den Frieden in den Mittelpunkt.

Wenn am Neujahrsmorgen um 10 Uhr die Glocken läuten, dürften sich die meisten Kinder und Jugendlichen noch einmal im Bett umdrehen. Doch 76 junge Essener stehen dann hochkonzentriert im Rampenlicht, während Fernsehkameras ihr Bild und vor allem ihren Klang in Millionen Haushalte in aller Welt senden: Die Essener Domsingknaben wurden ausgewählt, im Petersdom in Rom in der Neujahrsmesse mit Papst Franziskus zu singen. Wie ein Kantor geben sie in der Feier als „Ansing-Chor“ gewissermaßen den Ton an: Sie singen Melodien vor, die die Gemeinde wiederholt, oder intonieren Verse, zu denen die Gemeinde den Refrain singt. Dafür stehen die Essener Domsinknaben mit ihrem Leiter Harald Martini in der größten Kirche der Welt auf einer Tribüne ganz nah am zentralen Marmor-Baldachin, unter dem Papst Franziskus dann die erste Messe im neuen Jahr feiert.

Vorfreude auf den Auftritt bei Papst Franziskus

Von besonderer Aufregung ist wenige Wochen vor dem großen Auftritt im Essener Haus der Kirchenmusik nichts zu spüren – dafür große Vorfreude. „Ich bin gespannt auf den Papst“, sagt der 13-jährige Jan Resch am Rande einer Probe, „den kenne ich bis jetzt ja nur aus dem Fernsehen“. Und Constantin von Ostau, ebenfalls 13, freut sich darauf „so viele Stücke in verschiedenen Sprachen zu singen“. Denn wenn die beiden Jungs zusammen mit ihren 74 Chor-Kollegen, dazu Eltern, Freunden der Domsingknaben und ihrem Präses Thomas Zander nach Weihnachten für fünf Tage nach Rom reisen, geht es nicht nur um die Messe mit dem Papst. Die Essener Domsingknaben sind dann Teil des „Pueri-Cantores-Festivals“, bei dem sich katholische Kinder- und Jugendchöre aus aller Welt über den Jahreswechsel in Rom treffen. „Et in terra pax“ (deutsch: „Und Frieden auf Erden“) ist das Motto des Chortreffens, dessen Programm neben mehreren Gottesdiensten mit viel Musik auch verschiedene Gebete für den Frieden beinhaltet. Alle Chöre, die zum Festival anreisen, haben im Vorfeld ein 80-seitiges Notenheft erhalten. Daraus singen sie bei den Gottesdiensten in Rom. Damit alles klappt, hat Martini in den vergangenen Proben natürlich auch die Stücke für Rom einstudiert – zusätzlich zu den Werken, die die Domsingknaben für ihr Weihnachtskonzert oder das Pontifikalamt im Essener Dom am ersten Weihnachtstag einstudiert haben. Darunter ist auch die Motette „Oh Magnum Mysterium“ (deutsch: „Oh großes Geheimnis“), die der amerikanische Komponist Morten Lauridsen in den 1990er Jahren geschrieben hat und die es Jan Resch besonders angetan hat. „Das wird toll!“, freut er sich nach den vielen Proben, dieses ruhige, stimmgewaltige Werk in der Neujahrsmesse singen zu dürfen.

„Für das Gemeinschaftsgefühl ist so eine Fahrt genial“

Doch neben dem Gesang geht’s in Rom auch um das Miteinander der Domsingknaben. „Für das Gemeinschaftsgefühl ist so eine Fahrt genial“, sagt Christian Dunker. Der 30-Jährige ist seit 2002 Domsingknabe und hat in den vergangenen gut 20 Jahren schon verschiedene Reisen mit dem Chor erlebt. 2005 und 2015 war Dunker auch bei Pueri-Cantores-Festivals in Rom mit dabei, auch schon bei einer Neujahrsmesse mit dem Papst – aber die prominente Rolle als Ansing-Chor im Petersdom, die ist für alle Domsingknaben eine Premiere. „Ich freue mich auf die Neujahrmesse – aber auch auf die Silvesterfeier mit dem Chor“, sagt Dunker mit einem Schmunzeln. „Was wir hier machen, ist Hochleistungssport“, betont der junge Mann mit Blick auf mindestens vier Stunden Probe, die die Kinder und Jugendlichen pro Woche in der kirchlichen Musikschule neben dem Rathaus verbinden, plus die Begleitung von Messen im Dom und Auftritte bei Konzerten. Da sei es gut und wichtig, neben der vielen Arbeit auch gut zusammen feiern zu können.

Bayerischer Rundfunk überträgt die Neujahrsmesse im TV

Noch vor dem Neujahrskonzert aus Wien starten Millionen Menschen in aller Welt mit der Messe aus dem Petersdom ins neue Jahr. Für Deutschland überträgt ab 10 Uhr der Bayerische Rundfunk live den Gottesdienst, in dem sich Papst Franziskus als zentrales Thema der Sehnsucht nach Frieden widmen will. Zu empfangen zum Beispiel im Online-Livestream auf www.br.de.

Die Domsingknaben selbst werden auf ihren Social-Media-Seiten bei Facebook und Instagram regelmäßig von ihrer Rom-Reise berichten.

„Man wird hier gemeinsam groß“, beschreibt Dunker das Miteinander zwischen den Kleinen, die als Grundschüler bei den Domsingknaben einsteigen, Jugendlichen wie Jan Resch und Constantin von Ostau und Erwachsenen wie ihm. Über die verschiedenen Altersstufen hinweg seien alle durch die Musik und den gemeinsamen Gesang in einem Chor viel enger verbunden als es etwa in einer Schulklasse. Mancher kommt davon auch als Erwachsener kaum los: Drei Jahre war Dunker als Bauleiter in Hamburg tätig und hat seine Arbeit so organisiert, dass er zumindest am Freitagnachmittag an den Proben in Essen teilnehmen konnte. Jetzt ist der Bauingenieur in Essen ins elterliche Unternehmen eingestiegen – und zieht einen Schlussstrich unter die aktive Domsingknaben-Zeit. „Nach der Rom-Reise ist Schluss“, sagt Dunker. Aber vorher gibt’s noch den Auftritt beim Papst – und danach jede Menge Möglichkeiten, als Ehemaliger mit den Domsingknaben verbunden zu bleiben.

Leiter der Essener Domsingknaben

Harald Martini


Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen