Bundespräsident Wulff: "Eine Vistenkarte für unser Land"

Mit einem Gottesdienst im Essener Dom und einem Festakt in der "Lichtburg" hat die Bischöfliche Aktion Adveniat ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. In ihren Grußbotschaften loben Papst Benedikt XVI. und Bundespräsident Wulff das Engagement des Hilfswerkes, das seit fünf Jahrzehnten die Kirche und die Menschen in Lateinamerika unterstützt.



Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat

 
Mit einem Gottesdienst im Essener Dom und einem Festakt in der "Lichtburg" hat die Bischöfliche Aktion Adveniat am Freitag, 14. Oktober, ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Das Hilfswerk unterstützt seit fünf Jahrzehnten die Kirche und die Menschen in Lateinamerika.

Zu Beginn des festlichen Gottesdienst betonte Adveniat-Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, dass 50 Jahre Adveniat auch 50 Jahre Partnerschaft, Austausch, Lebens- und Lerngemeinschaft der Kirche in Deutschland mit den Ortskirchen in Lateinamerika bedeuteten. Ein "kostbares Geschenk" habe die deutsche Kirche von Lateinamerika erhalten, nämlich "die vorrangige Option für die Armen, für die Jugend, für die indigenen Völker, für alle Menschen,die am Rand stehen". Diese Optionen seien "Leitschnur des kirchlichen Handelns".


Beziehung zu Lateinamerika ist keine Einbahnstraße

Die Partnerschaft Deutschlands mit Lateinamerika zu erneuern und zu verlebendigen, dazu rief Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, die Gläubigen in seiner Predigt auf. Die Kirche Lateinamerikas habe noch immer mehr Aufgaben als Mittel. „In Lateinamerika ist auch heute die soziale Not groß, es mangelt an Gerechtigkeit, an Bildung, auch an Nahrungsmitteln und an Rechtsstaatlichkeit“, betonte Schick. Dort nähmen in einigen Staaten zudem Menschenrechtsverletzungen, Hunger und Armut sogar zu, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie dagegen ab. Der Erzbischof machte deutlich, dass die Beziehung von Deutschland zu Lateinamerika keine Einbahnstraße sei: „Wir können in Deutschland auch heute viel von Lateinamerika lernen, lebendige Liturgie, neue Wege der Glaubensverkündigung, die Option für die Armen, Integration und Gerechtigkeit.“ Besonders für die Armen habe die Kirche Lateinamerikas in den vergangenen Jahrzehnten viel Gutes bewirkt. Schick dankte den Millionen Spendern, die die Arbeit von Adveniat in den vergangenen fünf Jahrzehnten unterstützt hätten, ebenso wie den heutigen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hilfswerks. Adveniat, so betonte er, „war und ist eine Brücke, über die die deutsche und lateinamerikanische Kirche zusammenkommen“.

Auch Erzbischof Rubén Salazar Gómez aus Kolumbien betonte am Ende des Gottesdienstes, dass die Kirche in Lateinamerika ohne die wirkungsvolle Hilfe der deutschen Katholiken nicht die Vitalität von heute habe. Der stellvertretende Vorsitzende des Lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM unterstrich, dass die Hilfe aus Deutschland zur Linderung der Not der Ärmsten und Bedürftigsten ebenso beigetragen habe wie zur Weitergabe und Festigung des Glaubens. Er bete dafür, dass „diese gelebte Solidarität der Kirche in Deutschland auch in Zukunft zur Lebendigkeit der Kirche in Lateinamerika und zu Prozessen beitragen kann, die unsere Nationen für mehr Gerechtigkeit und Frieden entwickeln.“

In seiner Begrüßung beim Festakt betonte Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka, dass Adveniat seit 50 Jahren „Lichter für die Armen dieser Welt anzündet“. Klaschka verlas Grußworte von Papst Benedikt XVI. und von Bundespräsident Christian Wulff.


Dank des Papstes

Papst Benedikt unterstreicht in seiner Grußadresse, dass Adveniat helfe, „das gottmenschliche Antlitz Christi in Lateinamerika immer mehr aufstrahlen zu lassen“. Das Hilfswerk wirke entschieden mit an „der Entwicklung einer lebensfähigen und lebenswerten Gesellschaft in Gerechtigkeit und Frieden“. Durch zahlreiche sozial-karitative Projekte und Bildungsprogramme sei den armen und benachteiligten Menschen große Unterstützung zuteil geworden. Dabei habe die Mitarbeit am Reich Gottes eine ganz wesentlich geistliche Dimension. Jesus Christus lasse das soziale Bemühen nicht bloß materiell, äußerlich oder hohl bleiben, sondern erfülle es von innen her mit Geist und Leben. „Die Bischöfliche Aktion Adveniat möge sich so stets dem Menschen ganzheitlich, in seinen natürlichen und übernatürlichen Bedürfnissen, zuwenden. Dann wächst wirklich Gottes Reich unter uns“, zitierte Klaschka aus dem Schreiben von Papst Benedikt, der den Bischöfen und allen Katholiken für die 50-jährige Unterstützung von Adveniat dankt.

Auch Bundespräsident Wulff, so sagte Prälat Klaschka weiter, danke in seinem Grußwort allen Spenderinnen und Spendern, allen Freunden und Förderern sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Adveniat für das „gute Werk dieses vorbildlichen Brückenbaus zwischen Lateinamerika und Europa“. Die Adveniat-Kollekte an Weihnachten zeige Jahr für Jahr in überwältigender Weise, „dass die Herzen der katholischen Christenmenschen in Deutschland für ihre Glaubensbrüder und -schwestern weit geöffnet sind“, zitierte Klaschka aus dem Schreiben. Adveniat habe überall in Lateinamerika einen hervorragenden Ruf – und dieser gute Ruf habe dem Ansehen ganz Deutschlands gedient, so der Bundespräsident: „Mithilfe von Adveniat übernehmen die Katholiken so auch eine internationale politische Verantwortung. Sie sind eine in ganz Südamerika bekannte Visitenkarte für unser Land.“
 
Im Anschluss an die Begrüßung durch den Adveniat-Geschäftsführer wurde in drei Talkrunden die Situation in Lateinamerika und die Arbeit von Adveniat in den Blick genommen. „Dein Reich komme“ – „Dauerhaftes Engagement braucht Herz, Verstand und Effizienz“ – „50 Jahre Adveniat heißt 50 Jahre Unterstützung in Wort und Tat“ waren die Talkrunden mit Gesprächspartnern aus Lateinamerika und Deutschland überschrieben. Dazwischen sorgten die Gruppe Pachamama mit Musik aus der Andenregion, der Kabarettist Thomas Klumb, die Trommlerinnen von Banda Makena mit Sängerin Nice Ferreira aus Brasilien sowie die Adveniat-Trachtenshow für Unterhaltung. Zum Abschluss des Festaktes sangen alle noch einmal das zuvor im Gottesdienst uraufgeführte und zum Jubiläum von Reinhard Horn komponierte Adveniat-Lied „An der Seite der Armen“.


Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft
 
An dem Festakt nahmen unter anderem teil: der stellvertretende Vorsitzende des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Erzbischof Rubén Salazar aus Bogotá in Kolumbien, der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg, der Adveniat-Bischof und Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, Projektpartner von Adveniat aus Lateinamerika, Erzbischof Odilo Kardinal Scherer aus São Paulo, Schwester Petra Pfaller, ebenfalls aus Brasilien, und Ulrike Peters aus Kolumbien, Christiane Bögemann-Hagedorn vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Essener Bürgermeister Rolf Fliss, Vertreter der heimischen Industrie sowie heutige und frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Adveniat und zahlreiche Unterstützer, Förderer und Freunde des Hilfswerks.
 
Die Bischöfliche Aktion Adveniat wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Aus der Weihnachtskollekte 1961, die als einmalige Hilfe für die Kirche in Lateinamerika gedacht war, hat sich ein Hilfswerk entwickelt, das seither mehr als 200.000 basisorientierte Projekte mit über 2,3 Milliarden Euro unterstützt hat. „Adveniat regnum tuum“ – die lateinische Form der Vaterunser-Bitte gab der Aktion ihren Namen. „Dein Reich komme“ steht deshalb auch als Leitwort über dem Jubiläumsjahr und dem Festtag am 14. Oktober 2011. (ck/adv/do)


Predigt von Erzbischof Ludwig Schick

Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI.

Grußwort von Bundespräsident Christian Wulff

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