von Cordula Spangenberg und Thomas Rünker

Bistum Essen trauert um früheren Seelsorgeamtsleiter Heinrich Heming

Als Leiter des Seelsorgeamts im Bistum Essen bereitete Heinrich Heming zwischen 1993 und 2004 eine engere Zusammenarbeit der Pfarrgemeinden vor, die die Basis für den späteren Zusammenschluss zu den heute 40 Pfarreien im Ruhrbistum wurde. Vor allem aber war Heming von ganzem Herzen Seelsorger, Priester und Pastor.

Er war von ganzem Herzen Seelsorger, Priester und Pastor. Mit dieser Haltung gestaltete er viele Jahre seines Lebens an verantwortlichen Stellen des Bistums Essen die Arbeit der Kirche mit. Am Donnerstag, 22. Dezember 2022, ist der Essener Prälat Heinrich Heming im Alter von 87 Jahren in der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung in Essen-Steele gestorben. Bischof Franz-Josef Overbeck würdigte ihn als „engagierten und äußerst beliebten Seelsorger, der als langjähriger Leiter des Seelsorgeamts einen mutigen und richtigen Weg vorgezeichnet hat, den wir heute entschlossen weiterverfolgen. Er war stets nah bei den Menschen und kannte ihre Lebenswirklichkeit – so bewegte er Kirche“, so Overbeck. Unvergessen bleibe auch Hemings Verbundenheit mit Bischof Hubert Luthe. „Für sein segensreiches Wirken bin ich sehr dankbar“, erklärte Overbeck.

Als Leiter des Seelsorgeamts in der Essener Bistumsverwaltung hat Heinrich Heming von 1993 bis 2004 an der Seite des zweiten Ruhrbischofs Hubert Luthe maßgeblich zur Gestaltung und Profilierung einer kooperativen Seelsorge im Bistum Essen beigetragen: Priester und Laien sollten enger zusammenarbeiten, die damals noch 327 eigenständigen Pfarreien des Bistums enger kooperieren. Der Priestermangel drohte bereits, dennoch war das Bewusstsein für die Notwendigkeit und die Chancen, Laien stärker in die pastorale Mitverantwortung und in Leitungsaufgaben einzubinden, noch wenig entwickelt. Zudem wollten die meisten Pfarreien lieber autark bleiben. So reiste Heming in diesen Jahren unablässig durch die Dekanate zwischen Duisburg und dem Märkischen Sauerland, um zum Beispiel für eine neue Pfarrgemeinderatssatzung und für mehr Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien zu werben.

Reden hilft: Neue Dialogkultur zwischen Bistum und Basis, Priestern und Laien

Ebenso wie Bischof Luthe ging es Heming dabei von Anfang an um die Schaffung einer neuen Dialogkultur - zwischen der Bistumsleitung und der Basis, zwischen Priestern und Laien, den Pfarrgemeinden, aber auch in der Arbeit des Bischöflichen Seelsorgeamts. Dort führte ein von Heming verantworteter Leitbildprozess zu der Vereinbarung, Schluss zu machen mit einer „Papierpastoral“, die vor allem auf die Publikation von Arbeitshilfen und Broschüren setzt, und stattdessen die Begegnung mit den haupt- und ehrenamtlich Verantwortlichen in den Pfarreien zu suchen, um gemeinsam, dialogisch und experimentell die Pastoral weiterzuentwickeln.

In dieser Zeit starteten auch die ersten Beratungsprozesse, die später im Bistum Essen eine tragende Rolle spielen sollten. Als Mitte 2003 Felix Genn als Nachfolger von Hubert Luthe zum Ruhrbischof ernannt wurde, sorgte Heming mit dafür, dass der neue Bischof schnell in Essen ankommen konnte. Bei Hemings Wechsel in den Ruhestand im Jahr 2004 hatten sich die ursprünglich 327 Pfarreien des Bistums Essen zu 249 Pfarrgemeinden in 116 Kooperationsgemeinschaften zusammengeschlossen – eine erste Etappe auf dem Weg zu den heutigen 40 Pfarreien, die als jeweils eigene Rechts- und Verantwortungsträger das kirchliche Leben vor Ort gestalten.

Totengebet und Requiem

Die Totenvesper für Heinrich Heming wird am Mittwoch, 4. Januar, um 18 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche, Alte Hauptstr. 61, in Essen-Burgaltendorf gebetet.

Am Donnerstag, 5. Januar, wird dort um 11 Uhr das Requiem für den Verstorbenen gefeiert. Anschließend erfolgt die Beisetzung in der Priestergruft des Katholischen Friedhofs Essen-Burgaltendorf, Alte Hauptstraße.

Ein Leben lang in Essen zuhause

Heinrich Heming war ein echter Essener, geboren 1935 im Stadtteil Huttrop und ein Leben lang in seiner Heimatstadt tätig. 1962 vom ersten Ruhrbischof Franz Hengsbach zum Priester geweiht, war er nach der Kaplanszeit an St. Nikolaus, Stoppenberg, als Subsidiar in der Pfarrei Heilig Geist, Katernberg, tätig und unterrichtete zudem als Religionslehrer am Städtischen Aufbaugymnasium in Katernberg und am Bischöflichen Gymnasium am Stoppenberg. 1978 wurde er zum Essener Stadtvikar ernannt und damit Leiter des Katholischen Stadthauses und Koordinator der überpfarrlichen Seelsorge in der Ruhrmetropole. Vier Jahre später wechselte er nach Burgaltendorf und wurde Pfarrer der dortigen Herz-Jesu-Pfarrei. „Endlich bin ich Pastor - mit diesem Ziel bin ich ja Priester geworden“ – so stellte er sich seiner Gemeinde vor, die ihn in den folgenden Jahren als kreativen und engagierten Seelsorger schätzen lernte. Nicht wenige seiner pastoralen Initiativen wirkten in das gesamte Dekanat Essen-Heisingen-Kupferdreh hinein, zu dessen Dechant er im Jahr 1984 ernannt wurde. 1993 folgte die Berufung zum Leiter des Seelsorgeamtes im Bischöflichen Generalvikariat.

Ein großes Herz für Jugend und Familien

Die Jugend- und Familienarbeit lag Heming besonders am Herzen. Ein wichtiges Anliegen war ihm als Diözesanpräses für die Kolpingsfamilien das jährliche Angebot für Familien, sich während der Karwoche in der Familienbildungsstätte Nachrodt-Wiblingwerde auf das Osterfest vorzubereiten und anschließend Ostern miteinander zu feiern. Als Diözesan-Familienseelsorger von 1971 bis 1993 förderte er die Kurse zur Ehevorbereitung, die bistumsweite Gründung von Familiengruppen und ganz besonders auch die Arbeit der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen. Viel Zeit und Zuwendung investierte Heming in Begegnungen mit Menschen mit Behinderungen und deren Familien während der Sommerfreizeiten der Katholischen Familienbildungsstätte Essen in der Jugendbildungsstätte St. Altfrid. Zudem war er als Leiter des Seelsorgeamtes viele Jahre für die Touristenseelsorge des Bistums Essen auf der niederländischen Ferieninsel Texel verantwortlich. Darüber hinaus erlebten viele andere Gruppen Heming als engagierten Anwalt ihrer Interessen: der Diözesanrat im Bistum Essen, die Verantwortlichen in der Jugendarbeit, die muttersprachlichen Gemeinden und nicht zuletzt auch benachteiligte Gruppen wie etwa alleinerziehende Frauen. Bei alledem war und blieb Heming ein geselliger Zeitgenosse, der es liebte, mit Verwandten und Freunden zu feiern, gemeinsam Urlaub zu machen und in freien Zeiten bis in die Nacht Karten oder Kniffel zu spielen.

„Glänzende Augen bekommt er ja eigentlich nur, wenn man ihn nach wie vor mit ‚Pastor‘ anspricht“, so hatte Bischof Luthe seinen engagierten Seelsorgeamtsleiter 1995 an dessen 60. Geburtstag charakterisiert. Sich selbst nannte Heming nach seiner Pensionierung „Priester im aktiven Ruhestand“. Er übernahm viele priesterliche Dienste, insbesondere in seiner Essen-Huttroper Heimatgemeinde St. Bonifatius und in St. Andreas in Essen-Rüttenscheid. Und er entdeckte noch im Seniorenalter die Sozialen Medien für sich, wo er sich ebenfalls kontaktfreudig, interessiert und meinungsstark zeigte. Bis zuletzt stand im Steckbrief seines Facebook-Profils: „Achtet einander!“

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