Bischöfe suchen in Dresden gemeinsame Linie im Streit um Reformen
Die katholischen Bischöfe in Deutschland suchen in dieser Woche nach einer gemeinsamen Linie im Streit um innerkirchliche Reformen. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden beraten sie von Montag, 27. Februar, bis Donnerstag, 2. März, darüber, wie das Reformprojekt Synodaler Weg weitergehen soll und mit welchen Positionen sie in die letzte Synodalversammlung vom 9. bis 11. März gehen.
Derweil geht der Konflikt zwischen der Bischofskonferenz und der römischen Kirchenzentrale in eine neue Runde: In einem Antwortbrief an den Vatikan hat der Konferenz-Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, den römischen Widerspruch zum Synodalen Weg zurückgewiesen. Eine drohende Abspaltung der katholischen Kirche in Deutschland von der Weltkirche befürchte er nicht, sagte Bätzing am Montag zum Auftakt des Bischofstreffens in Dresden: „Wer von Spaltung spricht, der verspricht sich was davon. Ich spreche davon nicht, weil sie niemand will.“
Der Vatikan hatte am 16. Januar schriftlich mitgeteilt, die katholische Kirche in Deutschland sei nicht befugt, einen Synodalen Rat als gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten. Bätzing erinnerte in seiner Antwort an den Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom: Dort sei vereinbart worden, „dass wir miteinander im Gespräch bleiben. Insofern sind Briefe immer schwierig.“ Bätzing ergänzte: „Wir sind jederzeit kurzfristig bereit, nach Rom zu gehen und dort die Gespräche fortzusetzen.“ Wie geplant werde in der nächsten Woche bei der letzten Synodalversammlung in Frankfurt ein Synodaler Ausschuss auf den Weg gebracht. Dieser werde den Synodalen Rat so einrichten, dass er dem Kirchenrecht entspreche und die Autorität eines Bischofs in seiner Diözese nicht schwäche, sondern stärke.
Anlass für das Nein aus Rom war eine briefliche Anfrage der fünf Ortsbischöfe aus Köln, Augsburg, Eichstätt, Passau und Regensburg. Sie wollten vom Vatikan wissen, ob sie verpflichtet sind, an einem Synodalen Ausschuss mitzuarbeiten, der den Synodalen Rat vorbereiten soll.
Bätzing sieht hinter diesem Vorstoß aus den eigenen Reihen nur eine Minderheit: „Es ist zumindest dem allergrößten Teil der Bischofskonferenz ein Anliegen, dass der Synodale Weg gelingt“, sagte er. „Wir müssen Zeichen setzen, dass wir uns verändern. Sonst glauben uns die Menschen nicht mehr und laufen reihenweise weg.“
Mit dem Synodalen Weg will die katholische Kirche auch Konsequenzen aus dem Skandal um den vielfachen Missbrauch von Kindern durch Geistliche ziehen. Die Bischöfe wollen in Dresden versuchen, eine gemeinsame Linie für die letzte Synodalversammlung in Frankfurt vom 9. bis 11. März zu finden. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Uneins sind die Bischöfe unter anderem auch hinsichtlich des „Umgangs mit geschlechtlicher Vielfalt“ – so der Titel eines Dokuments, das bei der letzten Synodalversammlung in Frankfurt verabschiedet werden soll. Eine Minderheit der derzeit 67 deutschen Orts- und Weihbischöfe ist dagegen, alternative Formen neben der Ehe von Mann und Frau aufzuwerten. Dies betrifft auch Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare, die in vielen Kirchengemeinden bereits möglich sind.
Auf dem Programm der Vollversammlung stehen zudem viele weitere Themen. Darunter sind etwa die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche, die Vorbereitungen auf den Weltjugendtag im August in Lissabon und die Situation in der Ukraine ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs. Die Bischöfe informieren sich auch über die aktuelle Lage in Madagaskar. Aus dem afrikanischen Inselstaat werden Kardinal Desire Tsarahazana und der Generalsekretär der Madagassischen Bischofskonferenz, Bischof Gabriel Randrianantenaina, erwartet.