von Thomas Rünker

Overbeck sieht „kein Stoppschild für die wichtigen und notwendigen Diskussionen“

Beim Besuch der deutschen Bischöfe in Rom hätten die Vatikan-Vertreter deutlich gemacht, welche Themen als „nicht verhandelbar“ gelten. Overbeck sieht darin jedoch kein Ende der Diskussionen beim Synodalen Weg: „Ein solches autoritatives ‚Stopp‘ lässt sich hier nicht mehr verordnen“.

Der Widerstand einiger Vatikan-Behörden sind für den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck kein Hindernis für die Diskussionen im Reformdialog des deutschen Synodaler Wegs. Beim Besuch der deutschen Bischöfe in der vergangenen Woche in Rom sei deutlich geworden „welche Themen als ,nicht-verhandelbar‘ gelten“, sagt Overbeck am Mittwoch, 23. November, in Essen. „Das ist aber kein Stoppschild für die wichtigen und notwendigen Diskussionen, die wir auf dem Synodalen Weg zu diesen Themen führen – z.B. die Frage der Öffnung des Zugangs zu Weiheämtern.“

Frage: Mit welchen Ergebnissen sind die deutschen Bischöfe aus Rom zurückgekehrt? Welche Auswirkungen hat der Besuch der Bischöfe in Rom auf den Synodalen Weg?

Bischof Franz-Josef Overbeck: Im Vorfeld des Ad-limina Besuches gab es gegenüber dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland einige Vorbehalte, die zum Teil auch auf Missverständnissen, zum Teil aber auch auf unterschiedlichen theologischen Zugängen und Voraussetzungen beruhten. Diese Perspektiven konnten wir thematisieren. Mir war es wichtig, den Fokus auf die Frage zu lenken, warum wir diesen Synodalen Weg in Deutschland gehen und auch weiterverfolgen wollen. Wir haben diesen Prozess in einer großen Krise der Kirche begonnen und entschieden, dass wir uns dieser Krise wirklich ernsthaft stellen.

Frage: Wie kann das gelingen?

Overbeck: Wir wollen den Charakter dieser Krise, ihre Ursachen und Dimension erkennen und mit aller Entschlossenheit an plausiblen Lösungen arbeiten. Dabei gilt es, besonders auf die Stimme derer zu hören, die von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt betroffen sind. Diese Motive haben wir auch in Rom dargelegt und – mit sehr großer Mehrheit unter den deutschen Bischöfen – deutlich gemacht, dass der Synodale Weg weitergehen muss und weitergehen wird. In der Phase der Nacharbeit werden wir aber auch die an uns formulierten Anfragen zum Gegenstand weiterer Beratungen machen.

Frage: Gab es Themen des Synodalen Wegs, bei denen die Vatikan-Behörden die Weiterarbeit gestoppt haben?

Overbeck: In den Gesprächen wurde sehr deutlich gemacht, welche Themen als „nicht verhandelbar“ gelten. Das ist aber kein Stoppschild für die wichtigen und notwendigen Diskussionen, die wir auf dem Synodalen Weg zu diesen Themen führen – z.B. die Frage der Öffnung des Zugangs zu Weiheämtern. Ein solches autoritatives ‚Stopp‘ lässt sich hier auch nicht mehr verordnen – eine Entwicklung, für die ich dankbar bin, denn wir sind eine hörende Kirche. Dass es dem Synodalen Weg keineswegs darum geht, die Lehre der Kirche eigenmächtig zu verändern bzw. einen deutschen Sonderweg zu gehen, kann man anhand der bisherigen Beschlüsse belegen. Alles, was sich nicht ortskirchlich entscheiden lässt, ist in Form einer Bitte um Prüfung durch den Apostolischen Stuhl formuliert. Eine Bitte lässt sich nicht verbieten. Man kann frei mit ihr umgehen, d.h. sie entweder abschlagen oder ihr entsprechen. Fakt ist aber: Viele der Fragen, die wir auf dem „Synodalen Weg“ der Kirche in Deutschland gegenwärtig diskutieren, werden auch auf dem Synodalen Prozess der Weltkirche gestellt. Das ist bereits in dem Arbeitsdokument zur Weltsynode „Mach den Raum deines Zeltes weit“ (Jes 54,2) nachzulesen.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen