Lebenslauf Generalvikar Klaus Pfeffer
Zusammenrücken. Das Kirchturmdenken überwinden. Im Bistum Essen, aber auch weltweit. Eine Haltung, die Klaus Pfeffer als Generalvikar den Gemeinden und Pfarreien seines Bistums immer wieder mit auf den Weg gibt, die er als zukunftsweisend sieht. Es ist ein zentraler Gedanke, den er bereits in seiner Kindheit und Jugend durch die Verbundenheit der Pfadfinder kennenlernt. „Ohne die Pfadfinder hätte ich nicht den Weg in den Priesterberuf gefunden“, sagt er heute. Er sei in seiner Familie und Gemeinde relativ „klassisch-kirchlich“ sozialisiert worden, doch „was Kirche und Glauben wirklich bedeuten, dass es etwas mit dem konkreten Leben und mit Beziehungen zu anderen Menschen zu tun hat, habe ich erst bei den Pfadfindern gelernt“.
Vom Journalisten zum Priester
1963 im sauerländischen Werdohl geboren, wächst er im benachbarten Neuenrade auf, gründet dort später mit anderen Jugendlichen einen eigenen Pfadfinderstamm. Ein besonderer Wert der Gemeinschaft, den Pfeffer auch später während seiner Studienzeit in Innsbruck zu schätzen weiß: Hier findet er über eine Tiroler Pfadfindergruppe schnell neue Kontakte.
Nach dem Abitur macht Pfeffer zunächst eine Ausbildung zum Redakteur bei einer Tageszeitung. Die Arbeit lässt jedoch immer weniger Zeit für das Ehrenamt in der Gemeinde; der Gedanke, sich für die katholische Kirche auch beruflich einzusetzen, verfestigt sich. 1985 beginnt er ein Theologiestudium an der Ruhr-Universität Bochum, wird sieben Jahre später zum Priester geweiht. Als Kaplan arbeitet er zunächst in der Gemeinde St. Josef in Essen-Frintrop. Eine sehr prägende Zeit, aus der heute noch einzelne Kontakte bestehen, erzählt Pfeffer.
„Wir müssen Dinge ausprobieren, mehr experimentieren“
Dann folgt eine sehr intensive Zeit in der Jugendarbeit des Bistums. Als Stadtjugendseelsorger und Stadtseelsorger des BDKJ in Duisburg, Rektor der Jugendbildungsstätte St. Altfrid in Essen-Kettwig, Diözesanjugendseelsorger und Leiter der Abteilung „Kinder und Jugend“ ist er 15 Jahre Ansprechpartner für die jungen Generationen der katholischen Kirche. „Am lebendigsten ist Kirche da, wo junge Menschen sind, die offen für Neues sind, auch wenn ich das nicht idealisieren möchte.“ Gerade in St. Altfrid sieht er bei Schülern oft eine große Distanz zur katholischen Kirche. Genau das sei eine Erfahrung, die ihm heute noch helfe, die Probleme der Kirche zu verstehen: „Wir sind Lichtjahre von den Lebenswelten vieler Menschen entfernt. Kirche muss deshalb vielfältiger und offener werden, wir brauchen unterschiedliche Kirchenorte, müssen Dinge ausprobieren, mehr experimentieren“, sagt Pfeffer, „auch wenn es eine große Herausforderung ist, vielfältig und trotzdem verbunden zu sein.“
Diese Vielfalt zulassen und fördern: Ein Ziel, dass sich Pfeffer auch von der katholischen Kirche deutschland- und weltweit wünscht – fernab von Grabenkämpfen darüber, was Kirche ist und was nicht. Vor allem der Umgang mit geschiedenen und wiederverheirateten Christinnen und Christen sowie mit Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung sei etwas, wo sich die katholische Kirche radikal verändern müsse. Aber auch im Blick auf die Strukturen der Kirche sieht er Veränderungsbedarf: „Wir müssen über das Priesteramt ganz neu nachdenken.“ Und damit bezieht er sich auch auf die Öffnung des Priesteramtes für verheiratete Männer und Frauen.
Zum Joggen in die Natur, Literatur und Musik, Schalke 04
Von seiner journalistischen Erfahrung kann Pfeffer auch im Bistum Essen als Diözesanbeauftragter für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk profitieren: Von 2005 bis 2011 ist er dort aktiv. „Wer in den Medien nicht präsent ist, der existiert nicht“, ist er überzeugt. Auch beim Schreiben von zahlreichen Texten komme ihm sein früherer Beruf zugute, so Pfeffer weiter. „Das Talent, mit Worten umzugehen, ist mir treu geblieben.“
Zwischen seinen vielen und oft eng getakteten Terminen ist Pfeffer der Ausgleich zum Berufsalltag besonders wichtig. Gerne geht er draußen in der Natur joggen, dann meistens alleine. „Das hat was Meditatives“, verrät er. Auch beim Lesen oder in Kultur- und Musikveranstaltungen kommt er gerne zur Ruhe und auf andere Gedanken. Etwas lauter und unter vielen Menschen darf es dann im Gelsenkirchener Stadion des FC Schalke 04 sein – als bekennender Fan verbringt Pfeffer auch hier schon mal seine Freizeit.
„Wir müssen uns radikal der Gegenwart stellen“
Eine große Herausforderung, die Klaus Pfeffer als Generalvikar gemeinsam mit einem großen Team anging, war der Zukunftsbildprozess des Bistums Essen. Eine Arbeit, aus der er ein sehr positives Fazit zieht: „Es ist uns gelungen, immer mehr Menschen in unserem Bistum davon zu überzeugen, dass wir zusammenrücken und ein Netzwerk bilden müssen – auch wenn es natürlich immer wieder andere Meinungen gibt.“ Für Pfeffer ist klar: „Es wird keine Rückkehr zu einer Kirche der Vergangenheit geben, wir müssen uns immer wieder radikal der Gegenwart stellen. Das verursacht bei Vielen erstmal Unsicherheit, weil wir so einen starken und schnellen Wandel in der Gesellschaft und unserer Kirche bisher nicht kannten. Aber Ruhe wird in Zukunft nicht mehr einkehren, wir müssen uns ständig neu verändern.“
Entsprechend mussten mit dem Zukunftsbild als große Bistumsperspektive zahlreiche weitere Veränderungen angepackt werden. Im Pfarreientwicklungsprozess planten die 42 Großpfarreien zwischen 2015 und 2017 eigenverantwortlich ihre seelsorgerliche und wirtschaftliche Zukunft. Um die Weiterentwicklung der gewohnten Rollen und Berufsidentitäten der Priester, Diakone, Ordensleute, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und –referenten geht es im 2017 gestarteten Prozess auf Bistumsebene „Du bewegst Kirche! – Pastorale Dienste im Gespräch“.
Intensiv bewegt den Generalvikar der Skandal des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. „Viel zu lange stand der Schutz und das Ansehen der Kirche und vor allem der Priester an erster Stelle – die Betroffenen sexueller Gewalt mit all ihrem Leid sind nicht gesehen worden.“ Das Bistum Essen will sich dieser bitteren Geschichte stellen und hat dazu in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen ergriffen. Insbesondere die so genannte MHG-Studie der Deutschen Bischofskonferenz, mit der in allen deutschen Bistümern erstmals der Skandal wissenschaftlich untersucht wurde, wies darauf hin, dass der Missbrauchs-Skandal eine Vielzahl von systemischen Ursachen hat, die es aufzuarbeiten und zu überwinden gilt.
Empfehlungen münden in eine umfassende Neuaufstellung der Personalarbeit
Der Generalvikar setzt dabei auf externe Unterstützung. Ein Gutachten der Unternehmensberatung KPMG hatte deshalb die Personalarbeit für Kleriker und pastorale Mitarbeitende untersucht – und gravierende Mängel diagnostiziert. Die Empfehlungen der KPMG mündeten inzwischen in eine umfassende Neuaufstellung der Personalarbeit, die mit einer Zusammenführung der beiden bisherigen Personaldezernate für das Pastorale Personal und das Verwaltungspersonal einen neuen Meilenstein setzt.
Nachdem das Bistum Essen den Missbrauchsskandal zwischen 2012 und 2017 bereits juristisch hat aufarbeiten lassen, stand zwischen 2020 und 2023 mit der sozialwissenschaftlichen Studie des Münchener Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) eine Aufarbeitung der systemischen Hintergründe der sexualisierten Gewalt im Fokus. „Diese Studie hilft uns dabei, dass wir uns sehr ehrlich machen im Blick auf unsere Geschichte und Gegenwart im Bistum Essen“, sagt Pfeffer und erklärt: „Ich will alles tun, was in meiner Kraft steht, damit sich das System unserer Kirche hier im Ruhrbistum radikal verändert und alles überwunden wird, was die Verbrechen des sexuellen Missbrauchs ermöglicht hat.“
Pfeffer setzt in seinem Amtsverständnis auf Teamarbeit und hat dazu im Jahr 2022 die Führungsstruktur im Generalvikariat verändert. Gemeinsam mit den vier Ressortleitungen teilt er seine Führungsverantwortung als Generalvikar – und ist froh, dass zwei Ressorts von Frauen geleitet werden. „Wir brauchen mehr geteilte Verantwortung in unserer Kirche“, so Pfeffer, „und vor allem brauchen wir mehr Frauen in Leitungspositionen.“ Auch auf Pfarreiebene werden neue Leitungsmodelle eingeführt, die die Rolle der nichtgeweihten Seelsorgerinnen und Seelsorger stärken.
"Vielfalt, Flexibilität und Offenheit stehen allen Christen gut zu Gesicht"
Stolz ist Generalvikar Pfeffer auch darauf, dass zum 1. Januar 2023 die neue Grundordnung im kirchlichen Arbeitsrecht in Kraft gesetzt wurde. Mit ihr wurde eine Veränderung umgesetzt, für die Pfeffer sich seit vielen Jahren einsetzt: Das private Beziehungsleben und die sexuelle Identität der Beschäftigten ist nun dem kirchlichen Arbeitsrecht entzogen – niemand muss mehr um seinen Arbeitsplatz bangen, weil er oder sie nach einer Ehescheidung wieder heiratet.
Vielfalt, Flexibilität und Offenheit stünden allen Christen gut zu Gesicht, so Pfeffer. „Das ist meine Vision von Kirche: Menschen in ihrer Vielfalt einzuladen, mit uns unterwegs zu sein – und zu entdecken, dass der Glaube an den Gott Jesu das Leben bereichert.“ Dabei lässt sich Klaus Pfeffer von einem evangelischen Christen des vergangenen Jahrhunderts inspirieren: Dietrich Bonhoeffer, der von den Nazis ermordet wurde. Von ihm hat Pfeffer gelernt, was christliche Kirche auszeichnet: „Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist – weil Jesus selbst der Mensch für andere war und ist“, fasst er einen zentralen Gedanken Bonhoeffers zusammen. Wenn er täglich Vieles zu koordinieren hat, verschiedene Bereiche miteinander vernetzt, mit Menschen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ins Gespräch kommt und im Bistum unterwegs ist, dann will der Generalvikar vor allem dies im Blick behalten: „Die Kirche und das Bistum Essen sind kein Selbstzweck. Wir sollen als Botschafterinnen und Botschafter Jesu nicht für uns selbst, sondern für andere da sein!“
5. Dezember 1963
geboren in Werdohl, aufgewachsen in Neuenrade
(Mitbegründer des Neuenrader Pfadfinderstammes)
1983 bis 1985
Volontariat und Redakteurstätigkeit bei der Werdohler Tageszeitung "Süderländer Volksfreund"
1985
Theologiestudium in Bochum und Innsbruck
(Diakon in der Pfarrei Hl. Familie in Gelsenkirchen - Bulmke)
5. Juni 1992
Priesterweihe
1992 bis 1995
Kaplan in St. Josef, Essen - Frintrop
1995 bis 1996
Einführungskurs Jugendpastoral am Jugendpastoralinstitut Don Bosco, Benediktbeuern
1996 bis 2000
Stadtjugendseelsorger und Stadtseelsorger des BDKJ für den Bereich der Stadt Duisburg
1. Februar 1997
Ernennung zum Subsidiar an der Pfarrei St. Barbara in Duisburg-Hamborn
1. Juli 2000 bis 2010
Ernennung zum Rektor der Jugendbildungsstätte St. Altfrid in Essen-Kettwig und zum Rector ecclesiae der dort befindlichen Kapelle
1. April 2005 bis 1. November 2011
Diözesanbeauftragter für den Öffentlich-Rechlichen Rundfunk
1. Januar 2006
Ernennung zum Diözesanjugendseelsorger und Leiter der Abteilung "Kinder und Jugend/ Bischöflliches Jugendamt" im Dezernat 1 des Bischöflichen Generalvikariates
5. September 2010
Ernennung zum Stellvertreter des Personaldezernenten
1. Oktober 2010
Ernennung zum Domvikar an der Hohen Domkirche zu Essen
1. Januar 2011
Berufung zum Mitglied des Arbeitsstabs entsprechend der Verfahrensordnung bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche, Ordensmitglieder im Gestellungs- oder Beauftragungsverhältnis, Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter im kirchlichen Dienst, sowie durch im kirchlichen Bereich ehrenamtlich tätige Personen
2. Juni 2011
Ernennung zum Residierenden Domkapitular Hohen Domkirche zu Essen
1. Juli 2011
Ernennung zum Stellvertreter des Bischöflichen Generalvikars
1. Juli 2011
Ernennung zum Personaldezernenten für das pastorale Personal
29. Februar 2012
Ernennung zum Päpstliches Ehrenkaplan mit dem Titel Monsignore
1. November 2012
Ernennung zum Generalvikar des Bischofs von Essen und
Moderator der Bischöflichen Kurie
Kontakt
Persönliche Referentin des Generalvikars, Leiterin Büro Generalvikar
Sarah Engels
Zwölfling 16
45127 Essen
0201/2204-307
Sekretariat des Generalvikars
Birgit Berresheim
Zwölfling 16
45217 Essen
0201/2204-646
Sekretariat des Generalvikars
Sigrid Kapteina
Zwölfling 16
45127 Essen
0201/2204-305