Guter Hirt(e)

Der Gute Hirte (griech. ho poimén ho kalós, lat. pastor bonus) ist im Christentum eine der ältesten und populärsten Bezeichnungen für Jesus Christus. In einer der Gleichnisreden des Johannesevangeliums (Joh 10,1–18) spricht Jesus von sich selbst: »Ich bin der gute Hirte« (10,11.14) und erläutert das Bildwort unter verschiedenen Aspekten: Der gute Hirte unterscheidet die Schafe und kennt sie beim Namen. Die Schafe erkennen ihn an der Stimme. Bis zur Hingabe des eigenen Lebens setzt sich der gute Hirte (im Gegensatz zum Miethüter) für die Herde ein.

Der Hirtentitel erscheint auch indirekt in der Erzählung vom verlorenen und geretteten Schaf (Mt 18, 12–14), wenn die Hauptperson mit Jesus identifiziert wird: Nicht den 99 Gerechten, sondern dem einen Verlorenen (Sünder) gilt seine Sorge und sein Nachgehen. Das Hirtengleichnis stellt eine Beziehung dar. Es konstituiert ein personales Verhältnis zwischen dem Einen und den Vielen. Diese sind einerseits passive Objekte der Hirtensorge, auch bis zu dessen Selbsthingabe. Indem sie aber die Stimme ihres Hirten von anderen Stimmen unterscheiden und nur ihm folgen, erscheinen sie andererseits auch als aktiv und »mündig«. Der Hirte hat sowohl Pflichten als auch Vollmachten. Er leitet und »regiert« die Herde, muss dies aber so tun, dass sie Weidegründe und Wasserquellen findet und nicht in Gefahr gerät.