Das Gedächtnis
Das Gedächtnis der Verstorbenen, auch Memorialwesen (von lat. memoria = »Gedächtnis«), Erinnerung oder Rememoratio
(lat. »Wiedererinnerung«) genannt, ist ein Teil der menschlichen Geschichte. Das Totengedenken lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen.
Die christliche Zeit wird geprägt durch den Glauben, dass der Tod nicht das Ende des Lebens bedeutet. Denn Christen hoffen darauf, am Jüngsten Tag aufzuerstehen und auf ewig in der Anschauung Gottes zu leben. Insofern gilt
der Todestag auch als »dies natalis«, als Tag der Geburt des neuen Lebens, der eigentliche Geburtstag. Bis zum Jüngsten Tag soll des Verstorbenen gedacht werden, damit er mit den Lebenden zusammen das ewige Leben erreicht. Das Gedächtniswesen sollte zugleich dazu beitragen, die Folgen irdischer Sünden des Verstorbenen zu tilgen, die dieser selbst nicht mehr tilgen kann.
»Seelgerät« nannte man die testamentarischen Stiftungen in diesem Sinn, »Memorialdienste« die Verpflichtungen der Lebenden zu Gottesdiensten und Gebeten für den Toten. Auch die Beteiligung an Bruderschaften und Gebetsverbrüderungen dienten der Heilsvorsorge und der späteren Erinnerung an den frommen Stifter.