Die Devotio moderna

Lat. »neue Frömmigkeit«; eine der vielen frommen Reformversuche vor der Reformation. Sie verstand sich als »dritter Weg« zwischen dem Stand der Laien und dem der Kleriker bzw. Ordensangehörigen. Magister Geert Groote und der gleichfalls universitär gebildete Florens Radewijns gründeten um 1374 in Deventer ein Haus der Fraterherren oder Brüder vom gemeinsamen Leben, dem bald ein Schwesternhaus und die Klerikerkongregation der Augustiner-Chorherren von Windesheim bei Zwolle folgten. Die Gemeinschaften verstanden sich als Abbild der urkirchlichen Apostelgemeinde und standen in Opposition zu unsittlichen und verweltlichten Klerikern. Als Groote an der Pest starb, überlebte seine Grundidee: freiwillige Armut und »vita ambidextera« – ein »Leben des Sowohl-als-auch«, d.h. sowohl Gott schauen als auch dem Nächsten helfen. Die Devoten lebten Innerlichkeit, Gelassenheit und praktische Arbeit. Bis um die Mitte des 15. Jh. entstanden in Nord und Ostdeutschland fast 100 Niederlassungen. Da die Gemeinschaften in Territorien angesiedelt waren, die allesamt die Reformation annahmen, erlosch die Bewegung im 16. Jh. fast vollständig. 1809 wurde in Frenswegen die letzte Niederlassung aufgelöst.
In sehr bescheidenem Umfang erfolgte im 20. Jh. sowohl eine katholische als auch eine evangelisch-lutherische Wiederbelebung. Siehe auch: Begarden, siehe auch: Beginen.