Wildbienen schützen – Blühflächen an Kirche und Pfarrheim anlegen
„Wenn wir Wildbienen erhalten wollen, sollte möglichst jede Ecke in der Stadt blühen“, sagt Hobby-Imker Raffael Lukaszczyk (23). Deshalb hat er neben seiner Pfarrkirche St. Ludger mitten im Duisburger Stadtgebiet einen Bienenfutterautomaten aufgestellt. Für 50 Cent das Stück kann man dort Kapseln mit Saatgut ziehen; später wirft man sie zur Wiederbefüllung in den darunterliegenden Briefkasten. Der Inhalt reicht zur Aussaat auf einem Quadratmeter Erde, die Pflanzen blühen aufeinanderfolgend, sind zum Teil mehrjährig und bieten verschiedensten Insekten Nahrung.
Im vergangenen Jahr hatte der angehende Berufsjäger Lukaszczyk bereits drei seiner Bienenvölker am Kirchengebäude zehn Meter hoch über der Erde untergebracht. „Pastor Christian Schulte hat mir für die Bienen und den Futterautomaten sofort sein Okay gegeben. Bewahrung der Schöpfung ist für ihn einer der wichtigsten Aufträge der Christen“, sagt der junge Imker. Vor der Kirche blühten jüngst die Kastanien, anschließend folgt die Lindenblüte. „Meine Bienen an St. Ludger tragen Honig ein wie verrückt“, sagt Raffael Lukaszczyk. In der Kleingartenanlage, in der er weitere Bienenvölker hält, gebe es zwar mehr Bienen-Konkurrenz und deshalb weniger Honigerträge. Dafür bestäubten die Bienen aber alle Gartenpflanzen: „So viele Himbeeren hatten wir noch nie.“
Zuchtbienen verdrängen Wildbienen im Stadtgebiet
Kulturbienen-Haltung ist interessant, anspruchsvoll und erfordert Expertenwissen. Man muss sich darum kümmern, dass die Bienen nicht schwärmen, man muss gegebenenfalls das Volk verkleinern, man muss Zuchtbienen gegen Milben behandeln, muss im Herbst beifüttern, ganz zu schweigen vom Honigschleudern und Wachs bearbeiten. In Duisburg und auch in Essen ist die Zahl der neuen Hobby-Imker mit Verantwortung für ein bis zwei Bienenvölker in den letzten Jahren so gestiegen, dass der Imkerverein Essen inzwischen davon abrät, weitere Zuchtbienen anzusiedeln, weil diese die Wildbienen im Stadtgebiet verdrängen könnten.
Natürlich freuen sich die Gemeindemitglieder von St. Ludger über Honig, Kerzenwachs und das gute Gefühl, beides auf kurzem Weg vor Ort erwerben zu können. Aber eigentlich, so Lukaszczyk, geht es nicht um den Bestand der Zuchtbienen, sondern darum, den unzähligen Wildbienenarten – zum Beispiel den Hummeln - mit bienenfreundlichen Blühpflanzen eine Lebensgrundlage zu sichern. Deshalb brauche nicht jede Pfarrei ihren eigenen Imker: „Aber rund um Kirchen und Pfarrheime gibt es viele Flächen, die sich dafür eignen, neue Blühflächen für Insekten zu schaffen. Das fördert die Biodiversität – also das Zusammenwirken verschiedenster Lebewesen im Jahreskreislauf.“ Denn auch viele Vogelarten leiden unter dem Rückgang ihrer wichtigsten Nahrung. Eine weitere einfache Möglichkeit, Insekten zu helfen, ist eine Tränke: „Einen Stein hineinlegen, mit Moos bedecken und mit Wasser auffüllen. Wenig Aufwand und effektiv“, sagt Lukaszczyk. Auch ein Insektenhotel als Unterschlupf zum Brüten und Überwintern könne eine gute Hilfe sein.
Bienenfutter aus dem Kaugummiautomaten
Der Bienenfutterautomat an St. Ludger ist ein restaurierter Kaugummiautomat aus den 1970er Jahren. Er steht seit Anfang Juli vor der Kirche, seine Anschaffung war mit knapp 500 Euro zunächst teuer, hinzu kamen das Gestell und der Briefkasten, „aber uns hat ein anonymer Spender geholfen“, sagt Lukaszczyk. In ganz Deutschland stehen im Moment 122 dieser Automaten, drei davon in Duisburg.
Darüber hinaus sind im gesamten Duisburger Stadtgebiet viele Imkerinnen und Imker aktiv, haben sich in mehreren Vereinen zusammengeschlossen und bieten Imkerei-AGs an drei Duisburger Schulen an, betreuen im Zoo einen Schau-Bienenkasten und haben im Stadtteil Rumeln/Kaldenhausen sogar ein Bienenmuseum zu bieten. Wie dramatisch der Rückgang der Insektenbestände ist, kann jeder erkennen, der nach langer Autofahrt mit sauberer Windschutzscheibe nach Hause kommt.