von Thomas Rünker

Wer finanziert den Umbau zum klimafreundlichen Land NRW?

Die Frage, wie die ökologische Transformation gelingt, ohne die Gesellschaft auseinanderzutreiben, stand am Dienstagabend im Zentrum der Jahresveranstaltung des Rates für Wirtschaft und Soziales im Bistum Essen

Peter Güllmann, Sprecher des Rates für Wirtschaft und Soziales, plädiert für bessere Finanzierung der energetischen Sanierung von Sozial-Immobilien

Privates Kapital soll ökologische Transformation unterstützen

Bischof Overbeck betont Dreiklang von ökonomischer, ökologischer und sozialer Dimension

Um die energetische Gebäudesanierung bei Seniorenheimen, Kindertagesstätten und anderen Sozial-Immobilien voranzutreiben, plädiert der Sprecher des Rates für Wirtschaft und Soziales im Bistum Essen, Peter Güllmann, für eine bessere finanzielle Unterstützung der Träger. „In Pflegesatzvereinbarungen ist gar kein Raum für eine energetische Sanierung“, sagte der Vorstandssprecher der Bank im Bistum Essen (BIB) am Dienstagabend in Essen und betonte den großen Gebäudebestand in diesem Bereich: „Wenn es uns nicht gelingt, Kindergärten oder Seniorenheime ökologisch zu sanieren, wird es uns nicht gelingen, signifikant CO2 einzusparen.“ Die Träger der Einrichtungen hätten selbst nicht die Mittel, solche energetischen Sanierungen zu finanzieren, so Güllmann bei der Veranstaltung „Grüne Zerreißprobe – Klimaschutz und Transformation in Industrie und Gesellschaft“, zu der der Rat in die Räume der BIB eingeladen hatte. Moderiert von Mark Radtke von der Bistums-Akademie „Die Wolfsburg“ diskutierte Güllmann mit der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der NRW-Bank, Gabriela Pantring, und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck.

Ökologische Transformation ist großer Kraftakt

Wie groß der Kraftakt wird, das Land zu einem klimafreundlichen zu machen, beschrieb Pantring: Gutachten zufolge seien jährlich 50 bis 70 Milliarden Euro erforderlich, um alleine Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2040 in eine klimaneutrale Region umzubauen. „Das kann keine Bank alleine“, sagte Pantring, „da ist eine enge Zusammenarbeit aller Player nötig“. Güllmann warb dafür, vor allem auch privates Kapital für diesen Kraftakt zu mobilisieren, ähnlich wie es die USA derzeit mit dem „Inflation Reduction Act“ täten. Letztlich werde es nicht ausreichen, nur auf staatliche Förderung und Regulierung zu setzen, „das verhindert am Ende Investitionen und fördert nur die Bürokratie“.

Mit Blick auf die Kirchen unterstrich Bischof Overbeck, dass diese sich als große Organisationen ihrer „Selbstverantwortung“ beim Thema ökologische Transformation sehr wohl bewusst seien. Letztlich sei es aber eine Frage, der finanziellen Möglichkeiten, dass zum Beispiel einige Bistümer „ihren Gemeinden schmackhaft machen können, auf alte Gebäude zu verzichten und neu zu bauen“. Diese Möglichkeiten hätte das Bistum Essen nicht, so Overbeck. Dennoch bleibe das Thema für das Bistum Essen natürlich weiter relevant.

Wie gelingt die Transformation, ohne dass die Gesellschaft auseinandertreib?

Güllmann beschrieb, dass es Bischof Overbeck ein großes Anliegen gewesen sei, im Rat für Wirtschaft und Soziales die ökologische Dimension als gleichberechtigte Perspektive mitzubetrachten. Dass Unternehmen Geld verdienen müssten, sei die Grundlage, so Güllmann. Bei der ökologischen Transformation gehe es nun darum „wie diese Transformation gelingt, ohne dass die Gesellschaft dabei auseinandertreibt“. Overbeck betonte den notwendigen Dreiklang aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Dimension mit Blick auf das Ruhrbistum und verwies auf die enormen Investitionen, die in Duisburg für den Umbau zu einem „grünen“ Stahl-Standort nötig sind, aber auch auf die Erfolge, die das Programm der Innovation City Bottrop erzielt habe. Wie wichtig das Zusammenspiel aus Wirtschaft, Umwelt und einem guten Miteinander ist, erlebe er als Adveniat-Bischof zudem in Süd- und Mittelamerika, wo ein kapitalistischer Raubbau an den ökologischen Ressourcen Lebensgrundlagen zerstöre.

Am fehlenden Kapital werde die ökologische Transformation in NRW wohl nicht scheitern, machte Pantring deutlich: „Große internationale Geldgeber achten schon viel länger auf Nachhaltigkeit“, beschrieb sie die Lage aus der Perspektive der landeseigenen Förderbank. Die NRW-Bank biete etwa Zentralbanken oder Fondsgesellschaften spezielle „grüne“ oder „soziale“ Anleihen an, mit denen dann zum Beispiel die Sanierung der Emscher oder ein Projekt im sozialen Wohnungsbau finanziert werde. „Ich erlebe eine deutlich größere Wachsamkeit der Investoren bei diesen Themen.“

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