von Katholische Nachrichtenagentur (KNA) und Thomas Rünker

Weltsynode: Vierwöchige Beratungen zu Veränderungen der Kirche beendet

Deutsche Teilnehmende äußern sich zufrieden über die Gespräche im Vatikan zu Reformen in der Weltkirche. Hoffnung auf Impulse für den Synodalen Ausschuss in Deutschland, der sich Mitte November in Essen konstituieren soll.

Mit einem großen Gottesdienst im Petersdom sind am Sonntag die vierwöchigen Beratungen der Weltsynode der katholischen Kirche zu Ende gegangen. Papst Franziskus sagte, die „große und immerwährende Reform“ liege darin, eine anbetende Kirche zu sein, die der verwundeten Menschheit dient und „die Zerbrechlichen, Schwachen und Ausgestoßenen auf ihrem Weg begleitet und den Ärmsten liebevoll begegnet“.

Mit Blick auf den Fortgang der Weltsynode zur Umgestaltung der katholischen Kirche sagte der Papst: „Heute sehen wir noch nicht die ganze Frucht dieses Prozesses, aber wir können mit Weitsicht auf den Horizont blicken, der sich vor uns auftut: Der Herr wird uns leiten und uns helfen, eine synodalere und missionarischere Kirche zu sein, die Gott anbetet und den Frauen und Männern unserer Zeit dient und hinausgeht, um allen die tröstliche Freude des Evangeliums zu bringen.“

Schlusserklärung plädiert für theologische und kirchenrechtliche Veränderungen

Am Vorabend hatten sich rund 350 Bischöfe und katholische Laien – darunter erstmals auch Frauen mit Stimmrecht – in der Schlusserklärung der Synode dafür ausgesprochen, theologische und kirchenrechtliche Veränderungen auf den Weg zu bringen. Bei Themen wie Homosexualität oder der Zulassung von Frauen zum Diakonat wurde festgestellt, dass weitere Klärungen nötig seien. Die Synode wird im Oktober 2024 fortgesetzt. Neben dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck nahm aus dem Ruhrbistum auch der Bochumer Theologieprofessor Thomas Söding an der Synode teil.

„Dass im Hinblick auf die bessere Einbindung der Gläubigen die Frage der Partizipationsmöglichkeiten für Frauen in der Kirche besonders im Vordergrund steht, wurde auf dieser Synode mehr als deutlich“, sagte Bischof Overbeck am Wochenende in einer ersten Bilanz der vierwöchigen Beratungen. „Das kann auch als ein gutes Beispiel dafür gesehen werden, dass die Synode den ‚Zeichen der Zeit‘ Raum gegeben hat, nach denen die Kirche gemäß der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils allzeit zu forschen hat und die sie im Licht des Evangeliums deuten muss. Pointiert betont wurde auf der Synode, dass die Kirche nicht statisch gedacht und gelebt werden darf, sondern dass sie dynamisch und veränderungsbereit sein muss.“ Entscheidend dafür sei „ein dynamischer Begriff von Tradition, der seinen Kern in einer lebendigen Weitergabe des Glaubens hat“, so Overbeck.

„Bestätigung für den Synodalen Weg in Deutschland“

Professor Söding, Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), nannte das Abschlussdokument der Weltsynode eine „Bestätigung für den Synodalen Weg in Deutschland“. „Die Themen, die wir bei uns behandeln, sind eindeutig Themen, die überall in der Weltkirche wichtig sind“, erklärte der Theologe, der als beratender Experte in Rom dabei war. Der Zwischenbericht, der am Ende entstand und dem zweiten Teil der Weltsynode im Jahr 2024 als Grundlage dienen soll, „identifiziert noch einmal klar alle Themen“, so Söding. „Jetzt muss es erstmal dezentral weitergehen. Wir müssen uns vor Ort darum kümmern, dass die Weltsynode dauerhafte Spuren hinterlässt.“

Deutsche Teilnehmende an der Weltsynode

An den Beratungen im Vatikan hatten seit dem 4. Oktober fünf Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz als stimmberechtigte Synodale teilgenommen: Neben dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), und Ruhrbischof Overbeck waren dies die Bischöfe Felix Genn aus Münster, Stefan Oster aus Passau und Bertram Meier aus Augsburg. Weitere Deutsche wie der Chef des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis Thomas Schwartz und der Bochumer Theologe Thomas Söding waren als beratende Mitglieder dabei.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, betonte am Wochenende, die Synode sei sehr ehrlich gewesen, weil offen alle brennenden Probleme in der Kirche angesprochen worden seien. Dazu gehöre auch die Aussage, dass der Missbrauch in der Kirche strukturelle Ursachen habe. Das sei zwar aus deutscher Sicht nicht neu, aber es sei etwas Neues, wenn es auf Ebene einer Weltbischofssynode anerkannt werde. Auch dass offen gesagt wurde, an welchen Punkten noch keine Einigkeit bestehe und wo noch weiterer Klärungsbedarf bestehe, sei ehrlich gewesen. Was aus seiner Sicht noch gefehlt habe, sei Mut, sagte Bätzing. Es sei noch viel Angst zu spüren gewesen vor Veränderungen in der Kirche. Er wünsche sich, dass in den kommenden elf Monaten und bei der zweiten Sitzung der Weltsynode im Oktober 2024 einige Fragen geklärt werden, die „die Kirche verändern um der Menschen willen“.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt von

domradio.de

wird aus Datenschutzgründen erst nach expliziter Zustimmung angezeigt.

Auch die ZdK-Vorsitzende Irme Stetter-Karp begrüßte, dass Teilnehmende der Synode sexualisierte Gewalt und Missbrauch in der Kirche verurteilt und zugleich als strukturelles Problem benannt hätten. Zudem habe sich die Weltsynode gegen Diskriminierung auf Grund von sexueller Orientierung und für mehr Rechte für Frauen in der Kirche ausgesprochen. Sie habe einen „Lerneffekt“ in Rom wahrgenommen, betonte die ZdK-Präsidentin. „Ich hoffe, dass wir dies auch konkret sehen werden, in der Kirche vor Ort, überall auf der Welt.“ Der am Samstagabend beschlossene Abschlusstext markiere „den Beginn eines Kulturwandels“. Die Weltsynode habe „überdeutlich gezeigt, dass es in der Kirche konkrete, sichtbare Veränderungen braucht."

Stetter-Karp und Söding sehen die Ergebnisse zudem zentral für den bundesweiten Synodalen Ausschuss, der sich Mitte November bei einem Treffen in Essen etablieren und einen ständigen Synodalen Rat vorbereiten soll, in dem Bischöfe und Laien gemeinsam beraten und entscheiden. Der Vatikan hatte sich zuvor mehrfach gegen die Gründung eines Synodalen Rats ausgesprochen, da die Autorität der Bischöfe nicht eingeschränkt werden dürfe.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen