von Cordula Spangenberg

Weitere 16 Seelsorgende dürfen im Bistum taufen

Ende 2023 werden in rund drei Vierteln aller Pfarreien im Bistum Essen außerordentliche Taufspenderinnen und -spender im Einsatz sein.

Als Thomas Bartz sich 2011 dazu entschied, Gemeindereferent zu werden, war nicht damit zu rechnen, dass er jemals Sakramente spenden würde. Nun darf Bartz das Taufsakrament spenden. Am Sonntag, 23. Oktober 2022, hat Bischof Franz-Josef Overbeck den 35-Jährigen gemeinsam mit 15 weiteren Pastoral- und Gemeindereferentinnen und –referenten im Essener Dom zur außerordentlichen Taufspendung beauftragt. Im März 2022 hatten im Bistum Essen erstmals 18 Nicht-Kleriker diese Beauftragung erhalten – ein Novum, das in der kirchlichen Öffentlichkeit Deutschlands viel Aufmerksamkeit fand.

„Ich freue mich auf den Dienst“, sagt Bartz. Familien auf Taufe und Erstkommunion vorbereiten, Leitung von Wort-Gottes-Feiern bei ihrer Aufgabe begleiten, Trauergespräche führen und bestatten, im Sonntagsgottesdienst die Ansprache halten – das gehörte bislang zu seinen Aufgaben. „Bei der Vorbereitung auf die Taufe entsteht im persönlichen Gespräch oft großes Vertrauen“, hat Bartz erfahren. Bislang hat der Gemeindereferent danach am Tauftag selbst an einen Priester oder Diakon abgegeben, der zur Sakramentenspendung dazu kam. „Als Taufspender kann ich künftig auch die Tauffeier individueller gestalten.“

Die Aufgaben in der Pfarrei sinnvoll auf vielen Schultern verteilen

Als Sakramentenspender durch die Pfarrei zu fahren ohne Zeit für nähere Kontake zu den Gläubigen: Das ist weder für Gemeindemitglieder noch für Kleriker eine gute Situation. Deshalb werden im Bistum Essen Schritt für Schritt die Möglichkeiten erweitert. Thomas Bartz ist gleich zweifach ein Beispiel dafür. Im März 2022 hat er die Leitung der Pfarrei St. Laurentius in Plettenberg von Pfarrer Patrick Schnell übernommen, der sich mehr Zeit für die Seelsorge wünschte. „Dass der Verwaltungsaufwand einer Pfarrei so hoch ist, das hätte ich am Anfang nicht gedacht“, gibt Bartz zu. Mehr Verantwortung, mehr Gestaltungsmöglichkeiten – das mag er an der neuen Aufgabe. 40 bis 50 Taufen gibt es jährlich in St. Laurentius. Direkt im Sommer hat Bartz mit dem Seelsorgeteam abgestimmt, dass künftig nicht mehr an festgelegten Terminen, sondern an jedem Sonntag getauft werden kann, entweder während der Sonntagsmesse durch den Priester oder im Anschluss daran durch die Gemeindereferent oder die -referentin oder den Priester - das können sich die Familien selbst aussuchen.

Die Beauftragung von Nicht-Klerikern zur Taufspendung beruhrt auf einer Ausnahmeregelung des Kirchenrechts. Denn zwar darf im Notfall – etwa bei Lebensgefahr – jeder Mensch mit christlichen Glauben und sogar ein Ungetaufter die Taufe spenden. Aber seit den Anfängen des Christentums ist die Taufe und damit die Aufnahme in die Gemeinde im Regelfall dem Bischof, Priester und Diakon vorbehalten. In Zeiten des Strukturwandels und des Priestermangels werde es aber immer schwieriger, „diese gute und sehr sinnvolle Tradition, tief verbunden mit den Ursprüngen der Kirche, aufrechtzuerhalten“, sagte Bischof Overbeck im Gottesdienst zur Beauftragung der 16 künftigen Taufspenderinnen und -spender. Aus pastoraler Notwendigkeit in krisenhaften Zeiten nutze er deshalb diese Möglichkeit des Kirchenrechts, damit die Kirche ihre missionarische Kraft nicht einbüße – „an deren Ende ich hoffe, dass wir auch in der Entwicklung der Ämtertheologie weitere Schritte gehen können“. Overbeck sieht darin nicht nur eine Notlösung: „Die Zeit der Krise, die wir zur Zeit erleben, ist eben auch eine wunderbare Zeit der Chancen.“

Wie verändert die „Laien-Taufe“ das Priesterbild?

Beauftragte Personen

Marcus Steiner (Liebfrauen, Bochum), Barbara Pott (St. Franziskus, Bochum), Monika Bücksteeg (Liebfrauen, Duisburg), Andrea Kemmer (St. Dionysius, Essen), Elisabeth Rudersdorf (St. Josef, Essen), Lars Mehring (St. Lambertus, Essen), Christiane Rother (St. Augustinus, Gelsenkirchen), Martina Melles (St. Augustinus, Gelsenkirchen), Barbara Strack (St. Hippolytus, Gelsenkirchen ), Louisa Theisen (St. Urbanus, Gelsenkirchen), Sandra Ostermann (St. Medardus, Lüdenscheid), Svenja Nöllen (St. Maria Geburt, Mülheim), Katharina Liedtke (Herz Jesu, Oberhausen), Thomas Bartz (St. Laurentius Plettenberg), Laura Bartz (St. Laurentius Plettenberg), Elvira Neumann (Hll. Cosmas & Damian)

Theresa Kohlmeyer, Abteilungsleitung Liturgie und Glaubenskommunikation im Bistum Essen, verantwortet die Vorbereitung der für die Taufe beauftragten Personen. „Wenn wir Laien in der Gemeindeleitung haben, müssen sie auch taufen und damit neue Mitglieder aufnehmen können“, sagt sie ganz pragmatisch. Aber selbstverständlich soll die gläubige Annahme der Taufe nicht gestört werden: „Manche Familien wollen explizit eine Frau als Taufspenderin, andere den Priester – das ist alles möglich.“ Und natürlich müsse auch berücksichtigt werden, wie die Beauftragung von Laien das Priesterbild verändere, so Kohlmeyer weiter.

Die Anmeldungen für einen dritten Vorbereitungskurs in 2023 laufen bereits, die Anträge dafür stellt der leitende Pfarrer gemeinsam mit Pastoralteam und Pfarrgemeinderat. Anschließend werden in rund 30 der 40 Pfarreien im Ruhrbistum Personen zur außerordentlichen Taufspendung beauftragt und „der Bedarf zunächst gedeckt sein“, schätzt Kohlmeyer.

Ansprechpartnerin

Leiterin der Abteilung Liturgie und Glaubenskommunikation

Dr. Theresa Kohlmeyer

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