Weihnachtsgottesdienste: Bischof stärkt Eigenverantwortung der Pfarreien
„Dilemma“ zwischen der sich zuspitzenden Pandemie und der großen Bedeutung der Messen für viele Gläubige.
Mindestens acht Pfarreien haben Weihnachtsmessen bereits abgesagt.
Viele Kirchen sind dennoch an Weihnachten geöffnet
Angesichts der Weihnachtsgottesdienste in der kommenden Woche und der sich weiter zuspitzenden Corona-Pandemie hat Bischof Franz-Josef Overbeck die Pfarreien aufgefordert, mit Blick auf die konkrete Situation in der jeweiligen Kommune und die Gegebenheiten in den Gemeinden eigenständig über mögliche Absagen zu entscheiden. Die Kirche sei in einem „Dilemma, das sich nicht einfach auflösen lässt“, schreibt Overbeck am Freitag in einem Brief an alle Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie die Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte in den 42 Pfarreien zwischen Duisburg, Bochum und dem märkischen Sauerland. Viele Verantwortliche seien „hin- und hergerissen, weil sie einerseits die dramatische Pandemie-Entwicklung sehen, andererseits aber auch die enorme Bedeutung weihnachtlicher Gottesdienste für viele Gläubige gerade in der jetzigen Lage spüren“.
Weihnachtsgottesdienste seien nur dort möglich, wo sie sicher gefeiert werden können, so Overbeck, im Zweifel solle lieber abgesagt werden: „Wenn die Verantwortlichen einer Pfarrei zu der Einschätzung kommen, dass die Feier von Präsenz-Gottesdiensten vor Ort nicht gefahrlos möglich ist, dann ist ein Verzicht geboten.“ Neben zu hohen Inzidenzwerten könne dies auch der Fall sein, weil mangelnde personellen Ressourcen vor Ort eine Umsetzung der zuletzt zum Teil noch einmal verschärften Hygienekonzepte nicht möglich machen. Bei einem örtlichen Inzidenzwert von mehr als 300 rät der Krisenstab des Bistums, in jedem Fall alle Präsenzgottesdienste abzusagen. Aktuell haben unter anderem bereits die Duisburger Pfarreien Liebfrauen und Judas Thaddäus, die Oberhausener Pfarreien St. Clemens und St. Pankratius, die Essener Pfarreien St. Josef (Frintrop), St. Dionysius, St. Johann Baptist und St. Nikolaus sowie die Hattinger Pfarrei St. Peter und Paul ihre Präsenzgottesdienst zu Weihnachten – und zum Teil darüber hinaus – abgesagt. Zudem hat das Domkapitel den von Cityseelsorger Bernd Wolharn geplanten Gottesdienst in der Tiefgarage des Essener Generalvikariats gestrichen. Wolharn bedauerte die Entscheidung und betonte: „Es gibt in dieser sehr schwierigen Situation kein Richtig und kein Falsch“.
„Gott befindet sich nicht im Lockdown“
„Klar ist: Weihnachten fällt nicht aus! Unser Gott befindet sich nicht im „Lock-down“!“, betont Overbeck in seinem Brief. Vielmehr erzähle die Weihnachtsbotschaft „ausdrücklich von einem Gott, der mitten in dieser Welt sein will – und zwar gerade dort, wo wir Menschen an Grenzen stoßen und mit schwerem Leid konfrontiert sind“, so der Bischof. Deshalb müsse der Blick der Christen „jetzt auf die Menschen und auf die Orte gerichtet sein, an denen ernsthafte Not, große Ängste und Sorgen herrschen“. Overbeck ermuntert dazu, in den kommenden Tagen ganz besonders einander beizustehen, sich gegenseitig zu stützen und darauf zu achten, wer besondere Hilfe und Stärkung brauche. „Vielleicht werden zu diesem Weihnachtsfest tröstende, ermutigende Telefonanrufe, Briefe und auch konkrete Hilfsangebote für Ängstliche, Einsame, Überlastete und nicht zuletzt Erkrankte von höchster Bedeutung sein.“
Viele alternative Angebote zu Weihnachten
Und auch da wo Präsenzgottesdienste ausfallen müssen, könnten die Menschen Weihnachten feiern: Neben den öffentlichen Gottesdiensten gebe es mittlerweile „viele Alternativen für das geistliche Leben“. Viele Kirchen sind während der Weihnachtsfeiertage geöffnet und laden zum persönlichen Besuch der Weihnachtskrippen und zum Gebet ein. Zudem werden neben verschiedenen Angeboten der einzelnen Pfarreien ab kommender Woche auch auf der Homepage des Bistums zahlreiche Hinweise auf spirituelle Angebote, Texte, weihnachtliche Audio- und Video-Inhalte und eine Übersicht zu Fernseh-, Radio- und Internetgottesdiensten bereitgestellt.