von Thomas Rünker

Was der Essener Fahrrad-Pfarrer Gereon Alter beim Radeln findet

Nach Multimedia-Shows und einem Internetblog schildert der Essener Pfarrer und passionierte Fahrrad-Reisende Gereon Alter jetzt erstmals in einem Buch intensive Erfahrungen beim Radfahren in aller Welt.

Pfarrer Gereon Alter teilt Radreise-Erfahrungen in neuem Buch

Inspiration zum Abenteuer – beim Radfahren oder auf andere Weise

Radreisen als Weg zur Selbstfindung, zu anderen Menschen und zu Gott

Er ist der Fahrrad-Pfarrer im Bistum Essen: Fast jedes Jahr schwingt er sich auf sein Rad, um mehrere Urlaubswochen lang durch Hochgebirge, Wüsten, Wälder oder über endlose Asphalt-Highways zu fahren. Bislang hat er seine Eindrücke einer wachsenden Fan-Gemeinde in einem Internetblog und vor allem bei eindrucksvollen Multimedia-Shows präsentiert und dabei Spenden für ein Hilfsprojekt in Madagaskar gesammelt, das er ebenfalls bei einer Radreise kennengelernt hat. Nun hat Alter, der auch als langjähriger „Wort zum Sonntag“-Sprecher bekannt ist, mit „Wer radelt, der findet“ erstmals ein Buch über seine Leidenschaft geschrieben, vor allem mit Inhalten aus seinen Reisetagebüchern. Im Interview erzählt der Leiter der Essener Pfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel, wie es dazu kam – und dass alles im Sauerland begonnen hat.

Was erfahren wir aus Ihren Reisetagebücher: Tipps für die beste Fahrradwerkstatt in Mexiko City, die stabilste Packtasche für die Sahara-Durchquerung oder das haltbarste Kettenfett für Monsun-Regenfälle?

Pfarrer Gereon Alter

Der 1967 in Gelsenkirchen geborene Alter leitet seit 2011 die Essener Pfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel. Von 2010 bis 2021 gehörte Alter zum Sprecherteam der ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag“. Über seine Radreisen informiert er online in seinem Blog "radweh".

Gereon Alter: So gut wie nichts davon. Mein Buch ist kein Ratgeber. Es ist eher ein Inspirationsbuch: Ich möchte Menschen Lust auf diese Art des Reisens machen, weil man dabei so viel entdecken, eben so viel finden kann. Aus meinen Reisetagebüchern erzähle ich zum Beispiel von Begegnungen mit Menschen, die manchmal nur ganz kurz, punktuell waren, die aber bis heute wichtig für mich sind. Und dann erzähle ich von unglaublichen Naturerlebnissen – aber auch hier eben aus der Perspektive des Radfahrers. Denn es ist etwas völlig anderes, einen Berg mit dem Rad zu erklimmen, als mal schnell mit dem Auto oder dem Bus hinaufzufahren.

Aber ich gebe natürlich auch die ein oder andere Erfahrung weiter. Zum Beispiel im ersten Kapitel „Am Anfang war das Tohuwabohu“. Da sind wir im Winter ins Sauerland gefahren, es hat fast nichts geklappt, und trotzdem war das eine wichtige Tour. Viele denken, sie brauchen erst die teure Hightech-Ausrüstung, bevor es losgeht. Aber meine Empfehlung ist eher: Einfach aufs Rad setze und losfahren! Die Amerikaner nennen diese Art zu Reisen nicht umsonst Adventure Cycling (deutsch: Abenteuer-Radfahren)

Ihr Buch trägt den Titel „Wer radelt, der findet“. Was findet man denn beim Radeln?

Das Buch „Wer radelt, der findet“

Das 224-seitige Buch „Wer radelt, der findet – Aus den Reisetagebüchern des Fahrrad-Pfarrers“ ist im Kösel-Verlag erschienen (ISBN: 978-3-466-37319-2) und für 18 Euro im Buchhandel erhältlich.

Alter: Eine Radreise ist für mich nicht nur eine sportliche Herausforderung oder eine Jagd nach besonderen Erlebnissen. Sie ist immer auch eine Reise zu mir selbst, zu anderen Menschen und zu Gott. Ich habe auf meinen Reisen ganz viel gelernt, zum Beispiel, dass sich Angst vor dem Fremden verwandeln kann. Ich bin zum Teil ganz bewusst in Länder gefahren, bei denen ich bestimmte Vorurteile hatte. Und siehe da: Wenn ich mich an eine fremde Kultur annähere, gerade mit dem relativ langsamen Tempo des Radfahrers, und mich auf die fremden Gegebenheiten einlasse, verwandelt sich anfängliche Skepsis schnell in tolle Erfahrungen von Gastfreundschaft und ganz neue Einsichten und Erkenntnisse.

Sie sehen: Mein Buch ist nicht nur etwas für Radfahrer, sondern für alle, die Lust haben, ihren Horizont zu weiten. Ich ermutige Leserinnen und Leser: Entdecken Sie das Abenteuer, das zu Ihnen passt – und schauen Sie bei allem, was Sie entdecken, unter die Oberfläche und hinter das Offensichtliche!

Muss ich dafür über Berge und durch Wüsten fahren – oder gibt es solche Erfahrungen auch auf dem Ruhrtalradweg?

Alter: Die meisten meiner Touren habe ich vor der Haustür begonnen. Gerade im Buch erzähle ich von Reisen durch Deutschland und Europa. Entscheidend ist vor allem, mit welcher Offenheit man auf dem Rad unterwegs ist. Und dann kommt es natürlich darauf an, ob man alleine oder zusammen mit anderen fährt. Ich habe viele Touren zusammen mit meinem Freund Alex gemacht. Das passt nicht nur hinsichtlich Kondition und Interessen gut, wir können uns auch gut über das austauschen, was wir unterwegs erleben. Dadurch wirken bestimmte Erfahrungen noch einmal viel intensiver nach.

Gab es besonders spirituelle Radreisen?

Von Mülheim bis Mönchengladbach: Autorenlesungen mit Gereon Alter

In den kommenden Monaten stellt Gereon Alter seine Buch bei verschiedenen Lesungen vor: Zunächst in Mülheim (9.4.), dann in Mönchengladbach, Oer-Erckenschwick und Leverkusen - und im Mai 2025 im Medienforum des Bistums Essen. Alle Termine gibt es auf der Internetseite des Verlags.

Alter: Ja. Das ist immer dann der Fall, wenn mich etwas besonders tief berührt. Die Schönheit der Natur zum Beispiel. Das ist im Himalaya oder in Alaska natürlich viel intensiver als etwa in Holland. Oder auch eine fremde Kultur: In Madagaskar zum Beispiel gibt es einen Totenkult, bei dem die Verstorbenen in einem großen Fest exhumiert, noch einmal in die Familie geholt und anschließend wieder neu bestattet werden. Das ein ganz anderer Umgang mit dem Tod als bei uns – und für die Menschen dort etwas sehr Schönes. Das hat mich sehr berührt und meine Sicht auf den Tod, mit dem ich mich als Priester ja auch oft beschäftige, durchaus verändert.

Das klingt nach spannenden Erfahrungen. Wann und wo starten Sie mit Ihrem Fahrrad ins nächste Reiseabenteuer?

Alter: Im Oktober geht’s nach Japan. Dann will ich in dreieinhalb Wochen von Hiroshima nach Tokio fahren.

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