„Warum sollten wir uns auseinander reißen lassen?“
Die Zeit läuft, die Anspannung steigt und die Fragen häufen sich: Welche Entwicklung nimmt das Bistum Essen? Der Pfarreientwicklungsprozess, der die Zukunft der katholischen Kirche im Ruhrgebiet sichern soll, ist auf der Zielgeraden. Doch ist das Bistum wirklich gerüstet? Der Generalvikar das Bistums Essen, Klaus Pfeffer wurde zuletzt sogar mit Vorschlägen konfrontiert, angesichts von Sparzwängen solle man das Bistum ganz auflösen und an die Mutterbistümer Köln, Paderborn und Münster zurückgeben. In der neuesten Ausgabe des Bistumsmagazin BENE erteilt er derartigen Vorstellungen eine klare Absage. „Das wäre für das Ruhrgebiet ein schlechtes Signal. Warum sollten wir uns auseinander reißen lassen?“
Welche Chancen der Pfarreientwicklungsprozess beinhaltet und wie er den Kritikern und Zweiflern dieses Prozesses begegnet, erklärt Pfeffer ausführlich im großen Interview mit BENE. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er auch weiter für Veränderungswillen und Verständigung eintreten will. Der Pfarreientwicklungsprozess biete die Chance, Kirche vor Ort neu zu erfinden. Dabei ist sich Pfeffer der Tragweite des Prozesses sehr bewusst: „Alle, die sich in den Pfarreientwicklungsprozessen engagieren, stellen sich der gewaltigen Herausforderung. Sie sehen, dass wir die Realitäten nicht verleugnen können und in unserer Kirche Veränderungen herbeiführen müssen, die auch wehtun.“
Dass im Generalvikariat die künftige Struktur der Pfarreien schon abgemachte Sache sei, weist er klar von sich: „Es gibt diesen Plan nicht!“ betont er in BENE. „Wie sollte das auch gehen? Die Menschen in den Pfarreien kennen ihre Situation viel besser und können eher beurteilen, was sinnvoll ist.“ Allerdings sei er erschrocken über Stil und Tonfall in manchen kirchlichen Auseinandersetzungen. „Wirbrauchen das grundsätzliche Vertrauen, das ausunserem Christsein erwächst und mit dem wir jeder und jedem unterstellen, gute Absichten für die Zukunft der Kirche zu verfolgen.“
Klar ist sich der Generalvikar darüber, dass sich die Kirche in einem rasanten Veränderungsprozess befindet. „Wer heute noch Christ wird, macht das nur aus einer tiefen, inneren Überzeugung heraus – aber kaum noch aus Gewohnheit.
Angst macht ihm die Zukunft dennoch nicht. „Es wird zwar weniger Christen als heute geben, aber sie sind dafür entschieden und überzeugend. Sie strahlen aus, engagieren sich in der Gesellschaft, setzen sich für andere Menschen ein, tun vieles Gutes.“ Und auch das ist für Klaus Pfeffer eine Vision: Im Jahr 2030 könnte „die Trennung der Konfessionen überwunden sein. Zumindest spielt sie dann keine entscheidende Rolle mehr.“
Arbeitsstelle Pfarreientwicklung - Dekanate Gladbeck, Bottrop, Gelsenkirchen
Rolf Preiss-Kirtz
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