Vom Jura-Studenten zum Seelsorger: Bischof weiht Daniel Tinten zum Priester
Im gut gefüllten Essener Dom hat Bischof Franz-Josef Overbeck am Freitag vor Pfingsten, 26. Mai, den gebürtigen Oberhausener Daniel Tinten zum Priester geweiht. Nach seiner Ausbildung – zuletzt als Diakon – in der Essener Pfarrei St. Dionysius im Großraum Borbeck wird der 35-Jährige künftig als Kaplan ebenfalls in Essen in der Pfarrei St. Laurentius in den Stadtteilen Steele, Kray und Umgebung tätig sein.
Zahlreiche Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Menschen, die Daniel Tinten auf seinem bisherigen Lebensweg begleitet haben, waren ebenso zum Weihegottesdienste in den Dom gekommen wie dutzende Priester. Studierenden-Verbindungen sowie die Altfrid-Bruderschaft sorgten mit Fahnen und Gewändern für eine bunte Kulisse. Den Satz „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und führt Euer Leben in Liebe“ aus dem biblischen Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus hatte sich Tinten als Primizwort, also als Überschrift über seine Priesterweihe gewählt. Dass die Christen glaubten, dass Gott die Liebe ist und deshalb auch die Kirche ein Ort der Liebe sei, sei „ein mutiges Wort“ in einer Welt, „in der die allermeisten Menschen nicht daran glauben, dass die Kirche ein solcher Ort sein könnte, sondern davon überzeugt sind, dass sie ein Ort ist, an dem die Liebe missbraucht und die Zuneigung und Kräftigkeit einer Kirche, die sich durch Seelsorge um Menschen kümmert, verraten wird“, sagte Bischof Overbeck in seiner Predigt. Wenn aber der Priesterdienst in der Mitte der Kirche dafür gelebt werde, „mit der eigenen Person ganz für den einzustehen, der die Mitte der Kirche ist, nämlich Jesus Christus als Liebe“, dann werde verständlicher, was Tintens Primizwort bedeute: „Hier geht es konkret um jene Aufgaben, in denen auf dem kleinen Weg des Alltags und dem kleinen Weg in der Gemeinschaft unseres Bistums und der Kirche in Deutschland, sowie mit der Weltkirche und in ökumenischer Verbundenheit mit allen, die Christen heißen und es sind, Zeugnis gegeben wird von dem, der niemanden allein lässt und ihn mit seiner Liebe umarmt, nämlich von Gott, der die Liebe ist in Jesus Christus.“
Intensive spirituelle Momente prägen die Weiheliturgie
Mehrfach prägten sehr intensive spirituelle Momente die eigentliche Weihe-Liturgie im Anschluss an die Predigt des Bischofs. Minutenlang lag Tinten flach ausgestreckt vor dem Altar auf dem Boden während die Gemeinde für ihn die Allerheiligenlitanei betete. Still betend legte Bischof Overbeck ihm anschließed die Hände auf den Kopf und betete für ihn. Anschließend folgten in einer langen Reihe alle anderen Priester im Altarraum, die sich einer nach dem anderen vor den knieenden Tinten stellten, ihm ebenfalls die Hände auflegten und für ihn beteten. Von seinem Heimatpastor Hans-Werner Hegh aus Oberhausen erhielt er sein Messgewand. Dann salbte Bischof Overbeck ihm die Hände, nahm von zwei Familienmitgliedern Tintens Kelch und Schale für die Eucharistiefeier entgegen und präsentierte nach dem Friedensgruß schließlich den neu geweihten Priester der Gottesdienstgemeinde – die gratulierte Daniel Tinten um 19.09 Uhr mit einem tosenden Applaus.
Primiz-Gottesdienste in St. Theresia und St. Dionysius
Seinen ersten Gemeindegottesdienst („Primiz“) als neu geweihter Priester feiert Daniel Tinten am Pfingstsonntag, 28. Mai, um 9.45 Uhr in seiner Heimatgemeinde St. Theresia vom Kinde Jesu, Mergelkuhle 1, in Oberhausen-Walsumermark.
In seiner Ausbildungspfarrei St. Dionysius in Essen-Borbeck feiert Daniel Tinten am Sonntag, 4. Juni, um 10 Uhr seine Primiz.
Tinten, der aus dem Oberhausener Norden stammt, hat in seiner Heimatgemeinde St. Theresia vom Kinde Jesu in der Pfarrei St. Clemens schon früh viele verschiedene Seiten des katholischen Lebens kennengelernt: Seine Geschwister und er waren Messdiener, seine Eltern in der Pfarrei, im Stadt-Katholikenrat und in der Katholischen Frauengemeinschaft kfd engagiert. Nach dem Abitur beginnt Tinten 2007 zunächst ein Jura-Studium, doch immer wieder beschäftigt ihn der Gedanke, Priester zu werden. 2013 schließlich bewirbt er sich für die Ausbildung beim Bistum Essen, bricht sein Jura-Studium ab und beginnt ein Jahr später in Münster sein Theologie-Studium. „Ich habe immer von der Botschaft der katholischen Kirche profitiert und wollte irgendwann etwas zurückgeben – und das mit einem Job, mit dem ich später zufrieden auf mein Leben blicken kann“, sagt Tinten. Dabei sei „Priester sein mehr als ein Beruf, es ist eine Art zu leben“, betont er.
Dass diese Art zu leben heute und in Zukunft wohl mit viel stärkeren Veränderungen verbunden ist, als dies Priester in früheren Jahrzehnten erfahren haben, ist Tinten bewusst. Er geht diese Situation pragmatisch an: „Situationen erkennen, analysieren und Konsequenzen ziehen, das habe ich im Jurastudium gelernt“, verweist der Theologe auf Fähigkeiten aus seiner ersten Ausbildung, die ihm nun vielleicht auch als Priester zu Gute kommen.