Strack-Zimmermann zur Andacht im Essener Dom
„Der russische Angriff auf die Ukraine war die Reaktion auf das kollektive Wegschauen des Westens im Jahr 2014, als die Krim annektiert und der Donbass angegriffen wurde“, sagte Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu Beginn ihres Vortrags. „Putin hat gesehen: Es kann Krieg und Gewalt geben und keiner schaut hin.“ Das Völkerrecht verbiete den Angriff eines Landes auf ein anderes Land, fährt die FDP-Verteidigungspolitikerin fort. Es erlaube aber die Verteidigung. „Auch mit Waffen. Und es erlaubt auch, diese zu liefern. Ich weiß, wie verstörend das ist.“ Russland habe das Völkerrecht gebrochen. „Und wir entscheiden gerade darüber, ob das der letzte Krieg in Europa sein wird oder ob viele weitere folgen werden.“ Der russische Präsident kenne nur die Sprache der Gewalt.
„Ist das hier ein Gottesdienst oder eine politische Veranstaltung?“, wird Strack-Zimmermann von einem Mann aus den hinteren Bänken unterbrochen. Zustimmendes Gemurmel erfüllt das Kirchenrund. „Frieden schaffen, ohne Waffen“, so das Statement des Mannes. „Wir müssen nicht einer Meinung sein oder einander immer verstehen“, entgegnet die FDP-Politikerin ruhig. „Aber wir müssen einander zuhören.“ Wenn man über Frieden spreche, solle man wissen, auf welcher Basis dieser möglich sei.
„Gott sagt zu uns, dass wir in Frieden leben sollen, dass er uns den Frieden bringen will“, nimmt die aktive Katholiken Bezug auf den von ihr ausgesuchten Bibelspruch aus dem Johannes-Evangelium. „Aber nicht den irdischen Frieden. Weil der Friede, von dem wir glauben, dass es ihn gibt, liegt in unseren Händen“, nimmt sie die Anwesenden in die Pflicht. Wir können und müssen daran arbeiten: im Kleinen, in der Familie im Miteinander“. Strack-Zimmermann sei „zutiefst überzeugt, dass Gott sich dabei heraushält.“ Ansonsten würde er das, was gerade passiert nicht zulassen. „Wir sind aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen. Die kann man nicht Gott zuschieben. Man kann bitten, man kann beten. Das ist alles wichtig. Aber letztendlich haben wir Verantwortung für diese Welt.“ Sie betonte, dass Menschen, die einen Glauben hätten, sich einmischten, fundamental wichtig seien.
„Wie es zum Frieden in der Ukraine kommen kann, wird sehr kontrovers diskutiert“, sagt der Essener Dompropst Thomas Zander. „Als Christinnen und Christen sind wir angehalten, die Friedensbotschaft Jesu zu hören und ihr zu folgen.“
„Wir sind aufgerufen, die Ukraine zu unterstützen: wirtschaftlich, humanitär, und ja, auch mit Waffen. Dieses Volk kämpft, es kämpft für sich und für unsere Freiheit und unseren Frieden“, so Strack-Zimmermann weiter. Es müsse doch eine Möglichkeit geben, miteinander zu sprechen, werde sie oft gefragt. „Ja, diese Möglichkeit gibt es – unter zivilisierten Menschen. „Aber solange es diese Möglichkeit nicht gibt, wird die Ukraine kämpfen und wir werden sie dabei unterstützen.“ Nur aus der Position der Stärke heraus habe das Land eine Chance, „den Frieden der Bibel zu schauen. Deswegen appelliere ich, lassen Sie uns gemeinsam, auch wenn wir uns nicht immer einig sind, für die Ukraine beten, für die Ukraine streiten, kritisch miteinander sein. Aber lassen Sie uns der Bevölkerung helfen.“ Der Ukraine zu helfen, heiße Europa zu schützen. „Für unsere Freiheit, für unser Europa. Damit unsere Kinder und Enkelkinder so leben können, wie wir es die letzten 60 Jahre konnten.“