von Thomas Rünker

Stimmungsvoller Gottesdienst zum Auftakt des Ruhr-CSD in Essen

Queere Community feierte mit ökumenischem Zelebrationsteam in der Marktkirche. Gottesdienst stellte die Vielfalt in den Mittelpunkt und die Schwierigkeiten, diese wahrzunehmen.

„Ich sehe was, was du nicht siehst …“ Die Augen und das Herz zu öffnen, um jeden Menschen so zu sehen, wie er oder sie ist, darum ging es am Freitagabend in der Essener Marktkirche. Gut 50 Menschen, größtenteils aus der queeren Community, feierten dort einen ökumenischen Gottesdienst als stimmungsvollen Auftakt des Essener CSD-Wochenendes. Traditionell laden die katholische, die evangelische und die altkatholische Kirche am Vorabend des Ruhr-CSD, der Essener Christopher-Street-Day-Parade, zum gemeinsamen Gebet ein. Und das schloss an diesem Abend nicht nur die große Vielfalt an Formen der Liebe ein, die viele gemeinhin mit dem CSD verbinden, sondern auch die große Vielfalt an Geschlechtsidentitäten: Mann, Frau, non-binär, trans*, inter* … Viele homosexuelle Paare würden die Frage kennen „Wer ist denn nun bei euch der Mann und wer die Frau?“, sagte der alt-katholische Priester Christian Rütten. „Wir nehmen unsere Umwelt wahr, wie wir es gewohnt sind, sie zu sehen.“

Diesen Blick zu weiten, dazu luden zwei Geschichten ein: Die evangelische Pastorin Petra Simon erzählte von einem ganz besonders engagierten Augenoptiker, der sich von Jesu‘ Blindenheilung inspiriert fühlte. Und der katholische Priester Gerd Wittka las aus „Der kleine Prinz“: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Dieser gern als Trauspruch verwendete Satz bekam in dem Gottesdienst mit Blick auf die Vielfalt in der Gesellschaft einen besonderen Sinn. Der Text lade dazu ein, „die Welt mit anderen Augen zu sehen“, sagte Wittka. „Mit anderen Augen sehen heißt, offen zu sein für den Anderen, heißt, sich gegenseitig kennenlernen zu wollen.“

Musikalisch am Flügel gefühlvoll begleitet von Krankenhausseelsorger Michael Kampmann brachten anschließend viele Menschen ihre persönlichen Bitten zum Altar: Offen ausgesprochen am Mikrofon – zum Beispiel für mehr Respekt und Toleranz, aber auch für eine eigene offenere Haltung – oder still mit einer Blume als Zeichen. So stand schließlich ein bunter Blumenstrauß auf dem Altar am Ende dieses eher bedächtigen Gottesdienstes. Ein ruhiger Einstieg in ein Wochenende, das für die meisten Besucherinnen und Besucher der Marktkirche wohl spätestens am Samstag beim CSD-Umzug noch laut und schrill genug werden dürfte.

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