Franz Sales-Werkstätten drucken 360.000 Handzettel für Sternsinger im Bistum Essen
Lange dauert es nicht mehr, dann bereiten Kinder und Jugendliche sich wieder auf ihren Einsatz im Sternsingen vor, um Segen zu bringen und Spenden zu sammeln. Ob von Haus zu Haus, auf Marktplätzen oder per Verteilung in die Briefkästen – auf jeden Fall brauchen die Sternsinger die traditionellen Handzettel, um über das Jahresthema zu informieren. 2023 heißt es „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“.
360.000 Handzettel werden im gesamten Bistum Essen benötigt, gerade werden sie in den Franz-Sales-Werkstätten in Essen gedruckt. Das Besondere: Hier arbeiten vor allem Beschäftigte mit Lernschwächen oder geistiger Behinderung. Einer muss hier den Überblick behalten: Das ist Christian Sas (54), der als Offset-Drucker zusätzlich eine pädagogische Qualifizierung als Fachkraft für Arbeit und Berufsförderung hat. Er leitet die Tätigkeiten der anderen so an, dass jeder den selbst gewählten Arbeitsplatz so gut wie möglich ausfüllen kann.
Wo hohe Präzision gefragt ist, steht der Fachmann selbst an der Maschine
In der Druckerei ist es laut: Die Digitaldruckmaschine arbeitet bereits geräuschvoll an anderen Aufträgen, der Motor der Schneidemaschine ist auch im Leerlauf zu hören. Die Sternsinger-Handzettel sollen in besonders hochwertigem Druck entstehen, also kommt noch das Dröhnen der Offset-Druckmaschine dazu. Christian Sas stapelt das unbedruckte Papier auf einen Meter Höhe in deren Halterung, dann geht es los. Im ersten Durchgang wird die Rückseite der Zettel gedruckt – nur schwarze Farbe wird dafür benötigt. Im nächsten Schritt folgt Schwarz-Blau für das vielfarbige traditionelle Krippenbild auf der Vorderseite der Infoblätter, zuletzt wird mit Rot-Gelb darüber gedruckt. Kleine Saugnäpfe heben jedes Blatt einzeln an und schieben es auf die Walze. Wasser und Farbmenge müssen exakt dosiert sein. Im Innern der Maschine wird die Farbe von der Druckplatte auf eine Gummituchwalze übertragen und von dort aufs Papier. Acht Sternsinger-Zettel passen auf jeden Druckbogen. Die Druckgeschwindigkeit hat Sas von möglichen 11.000 auf 6.500 Druckbögen pro Stunde reduziert. Denn äußerste Präzision ist gefragt, deshalb steht der Fachmann selbst an der Maschine.
Seit 1978 gibt es jährlich ein neues Krippenbild für die Sternsinger-Aktion
Das Layout der Handzettel mit der Krippe auf der Vorderseite – in diesem Jahr einer Krippe aus Indonesien – hat wie immer der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Essen verantwortet, die Druckkosten übernahm das Bistum Essen. Die Handzettel mit jährlich neuen Krippenbildern auf dem Titelblatt gibt es seit 1978, für manche Begeisterte sind sie inzwischen zum Sammelobjekt geworden.
Während der aktuelle Krippenbild-Auftrag des Bistums Essen geräuschvoll durch die Druckmaschine läuft, übertragen am Tisch nebenan vier Beschäftigte akkurat Etiketten auf Brieftaschen. Das Franz Sales-Haus mit seinen Werkstätten ist ein Reha-Unternehmen in Trägerschaft der Caritas. Seine Druckerei bearbeitet reguläre Druck-Aufträge etwa von Flyern, Schulheften, Visitenkarten oder Altenheim-Zeitungen, übernimmt aber auch von anderen Unternehmen die Druckweiterverarbeitung, also das Heften, Zusammenlegen, Konfektionieren und Adressieren. „Unsere Beschäftigten kommen aus der Förderschule und haben sehr unterschiedliche Fähigkeiten. Deshalb freuen wir uns über Aufträge für einfache Arbeiten“, sagt Betriebsleiter Gregor Sodomann. „Bei uns ist die Arbeit Mittel und zugleich Zweck. Sie hilft, Menschen zu fördern, und gibt ihnen Selbstvertrauen.“
Die Blätter mit den fertig gedruckten Sternsinger-Druckbögen müssen einen Tag liegen und trocknen. Damit sie dabei nicht aufeinander kleben, hat die Maschine jedem Blatt einen hauchdünnen Firnis aus Druckpuder übergestäubt. Anschließend kommt Matthias Koch (45) zum Zuge. Christian Sas hat mit ihm den immer gleichen Ablauf an der Schnittmaschine trainiert, nun kann er dort selbständig arbeiten. Zunächst richtet „Matthes“, wie ihn die ganze Werkstatt nennt, das Papier in der Rüttelmaschine exakt aus und stapelt es dann sieben Zentimeter hoch unter das verrückt scharfe Messer. Damit auf keinen Fall ein Unfall passieren kann, zwingt die Maschine einerseits über eine Lichtschranke zum Abstandhalten, andererseits ist das Messer nur beidhändig über zwei Schalter bedienbar.
Als die Sternsingerzettel geschnitten und ordentlich gestapelt auf dem Arbeitstisch liegen, übernimmt Benjamin Frieß (25). Er greift einen Stapel, kantet ihn an, damit Luft zwischen die Blätter gelangt, streicht alles glatt und packt die Zettel in einen Karton. Später wird er per Waage kontrollieren, ob jedes Paket die gewünschten 2000 Blätter enthält.
Ab dem 24. November werden die Pfarreien des Bistums Essen ihre Kartons im Generalvikariat abholen und anschließend ihre Sternsingerinnen und Sternsinger zur Einstimmung auf die kommende Aktion Dreikönigssingen „Segen bringen, Segen sein“ einladen. Wer sich vorfreuen will, findet jetzt schon viele Informationen im Internet: https://bistum.ruhr/reikoenigssingen