von Thomas Rünker

Sandra Schnell leitet künftig die Altenaer Pfarrei St. Matthäus

Als erste Pfarrbeauftragte im Bistum Essen führt die Gemeindereferentin aus Hagen ab Ostern die Pfarrei in Altena und Nachrodt-Wiblingwerde. Unterstützt wird sie dabei von dem Lüdenscheider Pastor Johannes Broxtermann, der ihr als „moderierender Priester“ zur Seite stehen wird. Pfarrer Ulrich Schmalenbach übernimmt neue Seelsorge-Aufgaben im Märkischen Kreis.

Dem sich verschärfenden Priestermangel begegnet das Bistum mit neuen Modellen für die Leitung seiner Pfarreien

In Altena startet das Bistum ein erstes alternatives Leitungsmodell.

Erstmals leitet eine Gemeindereferentin als Pfarrbeauftragte eine Pfarrei, ihr zur Seite steht ein "moderierender Priester"

Gemeindereferentin Sandra Schnell wird künftig als erste Pfarrbeauftragte im Bistum Essen die Pfarrei St. Matthäus in Altena und Nachrodt-Wiblingwerde leiten. Schnell, die seit mehr als 16 Jahren in der Pfarrei Christus-König im Großraum Halver tätig ist und dort als Seelsorgerin die Gemeinde Herz-Jesu in Hagen-Dahl betreut, nimmt damit eine Aufgabe wahr, die einer „Premiere“ gleichkommt: Zum ersten Mal in der Geschichte des Ruhrbistums wird mit einem „alternativen Leitungsmodell“ dem sich verschärfenden Priestermangel Rechnung getragen. Sandra Schnell wird – mit dem früheren Lüdenscheider Pfarrer Johannes Broxtermann als „moderierendem Priester“ an ihrer Seite – die Federführung in der Kirchengemeinde übernehmen. Der bisherige Pfarrer Ulrich Schmalenbach übernimmt neue Seelsorge-Aufgaben im Märkischen Kreis.

Amtseinführung an Ostermontag

Die gemeinsame Amtseinführung in St. Matthäus Altena ist für Ostermontag, 5. April, um 15 Uhr geplant. „Ich freue mich über diese neue Möglichkeit der Pfarreileitung und danke Frau Schnell und Pastor Broxtermann für ihre Bereitschaft, auf die für unser Bistum neue Weise Verantwortung für die Pfarrei zu übernehmen“, sagt der Personaldezernent im Bistum Essen, Domkapitular Kai Reinhold. „Pfarrer Ulrich Schmalenbach wünsche ich nach eineinhalb Jahrzehnten als Leiter der Großpfarrei in Altena und Nachrodt-Wiblingwerde ganz viel Freude für seine neuen seelsorglichen Aufgaben als Pastor in den Pfarreien in Lüdenscheid und Plettenberg.“

Während die Pfarrbeauftragte Schnell ihr Büro in den Räumen von St. Matthäus haben wird, kommt Pastor Broxtermann jeweils für seine Dienste nach Altena. Als moderierender Priester unterstützt er die Pfarrbeauftragte und übernimmt die kirchenrechtlich notwendigen Aufgaben. Darüber hinaus feiern in Zukunft Broxtermann und weitere Priester aus dem Kreisdekanat und dem Ruhrbistum die Eucharistiefeiern und die weiteren Sakramente. Dies sieht das neue Pfarreileitungskonzept des Bistums Essen vor, das für das Ruhrbistum und 42 Pfarreien angesichts des Priestermangels Alternativen zum bisherigen Vorgehen beschreibt, die Gesamtleitung einer Pfarrei durch einen Pfarrer zu organisieren.

Im Interview spricht Sandra Schnell über den anstehenden Wechsel, ihre künftige Rolle in Altena und die Premiere einer Pfarrbeauftragten im Ruhrbistum:

Frau Schnell, mit welchen Gefühlen treten Sie die Aufgabe an, als erste Frau im Bistum Essen eine Pfarrei zu leiten, der kein Pfarrer vorsteht?

Sandra Schnell: Zunächst einmal fühle ich mich sehr geehrt. Die Bistumsleitung bringt mir an dieser Stelle ein großes Vertrauen entgegen. Ich freue mich sehr darauf, diese neue Aufgabe mit Leben zu füllen und einen solchen für uns neuen Weg mit den Menschen in Altena zu wagen und zu gestalten. Zugleich habe ich großen Respekt vor dem, was vor mir liegt. Welche Herausforderungen und Fallstricke auf mich warten, dafür gibt es noch keine Erfahrungswerte.

Insgesamt setzt das Bistum Essen ein wichtiges Signal, wenn jetzt neue Leitungsmodelle in Pfarreien entwickelt werden. Vor allem freut es mich, dass dadurch auch Frauen ermöglicht wird, eine leitende Funktion in Pfarreien wahrzunehmen. Insofern sehe ich mich als erste Frau in dieser Funktion auch in der Rolle der Wegbereiterin, die vorangeht, neues Land sichtet und den Acker pflügt, damit viele nachkommen können.

Bistum arbeitet an verschiedenen neuen Leitungsmodellen

Im Auftrag von Bischof Franz-Josef Overbeck hat eine Bistums-Arbeitsgruppe in den vergangenen Monaten verschiedene Modelle entwickelt, wie die Gesamtleitung einer Pfarrei mit mehreren Gemeinden künftig organisiert werden kann. Angesichts des nun anstehenden Wechsels von Pfarrer Ulrich Schmalenbach profitiert St. Matthäus als erste Pfarrei im Bistum Essen von einem der neuen Leitungsmodelle. „Indem wir die Leitungsaufgaben in unseren Pfarreien auf andere oder mehrere Schultern verteilen, sichern und stärken wir die Seelsorge“, nennt Andrea Qualbrink, Referentin für Strategie und Entwicklung im Bistum Essen, eine der Grundlagen für die alternativen Pfarrei-Leitungen. Neben dem Modell einer oder eines Pfarrbeauftragten wie künftig in Altena seien anderenorts auch Team-Lösungen denkbar: Ein Team mit Leitungsaufgaben könnte aus hauptberuflichen Mitarbeitenden bestehen oder auch mit ehrenamtlichen Mitarbeitenden ergänzt werden. „In jedem Fall gibt es einen moderierenden Priester, der die Pfarrbeauftragten in der Leitung unterstützt und die Messfeiern und die Spendung der weiteren Sakramente sicherstellt“, so Qualbrink.

Was war Ihre Motivation, sich auf die Stelle als Pfarrbeauftragte zu bewerben?

Schnell: In der Pfarrei Christus König Halver, in der ich seit mehr als 16 Jahren tätig bin, war unser Pastoralteam immer sehr klein. Dadurch konnte ich bereits leitende Tätigkeiten in Form von Koordinierungsaufgaben und Ansprechpartnerfunktionen übernehmen und war ganz selbstverständlich immer auch auf Pfarreiebene im Einsatz. So war es jetzt der nächste sinnvolle Schritt der Weiterentwicklung, mich für die Pfarreileitung zu bewerben. Gleichzeitig ist es am Puls der Zeit, dass Frauen in unserer Kirche Leitungsfunktionen übernehmen. Davon bin ich überzeugt und gehe deshalb gern mutig voran. Zudem war für mich ausschlaggebend, dass auch die neue Stelle im Sauerland liegt. Hier lebe und arbeite ich schon lange. Hier fühle ich mich wohl. Und hier kommen personelle Defizite zumeist eher zum Tragen als in den großen Pfarreien des Ruhrgebietes.

Was wird sich für die Pfarrei St. Matthäus ändern, wenn sie künftig von einer Pfarrbeauftragten und einem moderierenden Priester geleitet wird anstelle eines Pfarrers?

Schnell: Die kommenden Monate werden für uns alle eine große Umstellung mit sich bringen. In der Pfarrei St. Matthäus in Altena waren in den vergangenen Jahren keine Gemeindereferentin und kein Gemeindereferent tätig – einziger Ansprechpartner dort war der Pfarrer. Nun ändert sich die Situation. Der moderierende Priester wird auch dort sein, aber anders als es Pfarrer Schmalenbach war. Für die meisten Belange werde ich die Ansprechpartnerin sein. Es ist noch nicht alles im Detail besprochen, aber es wird Situationen geben, die die Menschen in Altena bisher nur mit Priestern verbunden haben und die nun von einer Frau übernommen werden, zum Beispiel Beerdigungen oder Wortgottesdienste. Das braucht eine Zeit der Umstellung. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit Gottes Schutz und Segen jede Situation gestalten können.

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