von Thomas Rünker und Katholische Nachrichtenagentur (KNA)

Overbeck: Synodalität ist eines der großen Themen für Papst Franziskus

Im Oktober reist Bischof Overbeck zusammen mit drei weiteren deutschen Bischöfen zur Weltbischofssynode nach Rom. Bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz haben sie in Wiesbaden einen Ausblick auf das Treffen mit rund 450 Synodenteilnehmenden gegeben.

Eine Woche vor dem Start der Weltbischofssynode in Rom hat der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betont, wie wichtig Papst Franziskus eine synodale Kirche ist: „Synodalität ist eines der großen, wenn nicht gar das große Thema des Pontifikats von Papst Franziskus“, sagte Overbeck auf der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Wiesbaden. Für Franziskus sei Synodalität eine „konstitutive Dimension der Kirche“. Nach Abschluss der ersten Phase des Synodalen Wegs in Deutschland im vergangen März wird Overbeck gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, und den Bischöfen Felix Genn aus Münster, Stefan Oster aus Passau und Betram Meier aus Augsburg an der Weltsynode teilnehmen. Beobachter vergleichen deren Dimension bereits mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Vom 4. bis 29. Oktober beraten rund 450 Synodenteilnehmende in Rom über eine Art neue Verfassung für die Kirche, die den Mitgliedern mehr Mitbestimmung ermöglichen soll. Zu den Themen gehören auch der Umgang der Kirche mit Frauen und sexueller Vielfalt sowie die künftige Rolle der Bischöfe. Zum ersten Mal dürfen in Rom auch Laien und Frauen mit abstimmen.

Bätzing wünschte sich in Wiesbaden, dass die Ergebnisse der Weltsynode im Oktober auch für den Papst verbindlicher sind als bisher geplant. Bislang könne Papst Franziskus frei entscheiden, ob und welche Beschlüsse der Synode am Ende in Kraft treten, erklärte der Limburger Bischof Georg Bätzing bei der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz am Mittwoch in Wiesbaden. Er hoffe, dass sich Franziskus stärker „an das gebunden fühlt und konkret bindet, was dort inhaltlich geschieht“. Oster sieht indes Vorteile darin, dass am Ende allein der Papst entscheidet: Franziskus habe ein besonderes Charisma und einen Überblick über die gesamte Weltkirche. Er könne daher gut beurteilen, was bei der Weltsynode „der Geist Gottes ihm und uns allen sagt“.

Die Weltbischofssynode

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen. Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Außerdem sind unter den Themen die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, eine mögliche Weihe von Frauen zu Diakoninnen und eine bessere Einbeziehung sexueller Vielfalt in der Kirche. Diese und weitere Themen haben sich in einem weltweiten Befragungs- und Beratungsprozess herauskristallisiert und sind in einem Arbeitsdokument, dem „Instrumentum laboris“, als Fragestellungen formuliert.

Zwei zentrale Versammlungen – im Oktober 2023 und Oktober 2024 – werden das Papier diskutieren, Vorschläge beraten und abstimmen. Ihre Ergebnisse legen sie dem Papst als Empfehlungen in einem Schlussdokument vor. Letztlich entscheidet Franziskus über mögliche Beschlüsse.

„Papst Franziskus hat mit der Stärkung der Synodalität einen ganz entscheidenden Schritt in Richtung einer lernenden Kirche unternommen“, betonte Overbeck. Dabei geht es zunächst einmal darum, Partizipation zu ermöglichen, „denn dieses Lernen ist Aufgabe des ganzen Gottesvolkes“. Der Synodale Weg in Deutschland „war und ist unser Weg der Konkretisierung von Synodalität. Insbesondere vor dem Hintergrund von sexualisierter Gewalt in der Kirche ging und geht es darum, zu konkreten Schritten der Veränderung zu kommen“, hob der Ruhrbischof hervor. Seinem Verständnis nach sei die Voraussetzung für gelingende Synodalität „eine offene Diskussions- und Konfliktkultur, in der es sowohl Raum für alle Argumente gibt, als auch die grundsätzliche Bereitschaft, sie zugleich kritisch und konstruktiv zu würdigen“.

Während die Bischöfe Bätzing und Overbeck zusammen mit der großen Mehrheit in der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Bätzing den Synodalen Weg fortführen wollen, hat Bischof Oster im Juni zusammen mit drei anderen Bischöfen dagegen gestimmt, dass der Verband der Diözesen Deutschlands die Fortsetzung des Synodalen Wegs finanziert. Konkret geht es um den geplanten Synodalen Ausschuss, der vom kommenden November an einen Synodalen Rat als Dauergremium von Bischöfen und Laien vorbereiten soll. Auch der Vatikan hatte sich mehrfach gegen die Gründung eines Synodalen Rats ausgesprochen, denn die Autorität der Bischöfe dürfe nicht eingeschränkt werden.

Derweil setzt Bätzing darauf, dass die Weltsynode den Bischofskonferenzen der verschiedenen Länder mehr Freiräume verschaffen wird: „Teilkirchen gehen ganz unterschiedliche Wege in einem Geist. Wenn wir diese Erfahrung miteinander teilen, kann vielleicht auch die Angst kleiner werden, dass Vielfalt zu Brüchen führt.“ Stattdessen sollte die Vielfalt innerhalb der Kirche als Reichtum verstanden werden, sagte Bätzing.

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