von Katholische Nachrichtenagentur

Overbeck: Solidarität in Corona-Krise auch weiterhin gefragt

In einem Beitrag für die Zeitung „Welt“ schreibt der Ruhrbischof über die immensen Belastungen für Familien und die Herausforderungen für die EU angesichts der Corona-Pandemie. Er fordert neue Wege der Solidarität – die Kirche habe hierzu etwas beizutragen.

Der katholische Sozialbischof Franz-Josef Overbeck fordert in der Corona-Pandemie neue Wege der Solidarität. Es zeige sich, dass diese Frage alles andere als trivial sei, schreibt er in einem Gastbeitrag für die „Welt“ (Freitag): „Denn der mit Social Distancing und bestimmten Kontaktsperren verbundene Lockdown hat bereits nach wenigen Wochen erhebliche soziale und volkswirtschaftliche Kosten verursacht.“

Ein Beispiel dafür seien Menschen, die ihre Arbeit verloren hätten, so Overbeck. Auch die Mehrbelastungen für Familien seien immens. „Ganz besondere Belastungen haben Alleinlebende, insbesondere viele ältere Menschen, zu ertragen, die zu vereinsamen drohen.“ Dies seien nicht nur individuelle Probleme: Bei einer Insolvenz vieler Unternehmen würden auch Steuereinnahmen einbrechen, „und damit wird nicht zuletzt die Finanzierung der in unserem Sozialstaat institutionalisierten Solidarität gefährdet“, gibt der Ruhrbischof zu bedenken.

Die Gesellschaft dürfe jene nicht alleine lassen, die von der Krise besonders hart getroffen würden, mahnte Overbeck. „Die finanziellen Lasten müssen solidarisch und gerecht auf die Schultern aller verteilt werden, auch zwischen den Generationen.“ Die Europäische Union sei gefordert, ein „Zeugnis der Solidarität“ zu geben: Dies lasse sich nur mit „wirklich gemeinschaftlichen Instrumenten“ leisten.

Besorgt zeigt sich der Essener Bischof angesichts von Populisten, die die Lage ausnutzten, um Stimmung gegen die EU zu machen. Overbeck verweist zudem auf eine „Reihe von Ländern, in denen die Pandemie missbraucht wird, um die offene Gesellschaft insgesamt zu diskreditieren oder autoritäre Machtstrukturen zu etablieren“. Die Auswirkungen der Corona-Krise könnten zu einer Gefahr „für unser gemeinsames Europa und dessen liberale, demokratische Grundlagen“ werden, warnt Overbeck.

Er sei überzeugt, dass die Kirche zu den Bemühungen um Solidarität etwas beizutragen habe, fügt der Bischof hinzu. Ziel der christlichen Soziallehre sei es, die gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass alle Menschen ein Leben in Würde und nach den eigenen Zielen und Vorstellungen führen könnten. Es gelte, „unter Rückbezug auf diese Idee des Gemeinwohls soziale Gerechtigkeit anzustreben – und zwar weltweit“.

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