Nolde, Beckmann und Jawlensky treffen am Dom auf mittelalterliche Schatzkunst
Mit der Ausstellung KONTRASTE stellt der Essener Domschatz vom 18. November 2022 bis 19. Februar 2023 seinen über 1000 Jahre alten Kirchenschatz expressionistischer Kunst gegenüber. Dabei werden die Gemälde und Grafiken vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf einzigartige Weise in die Domschatz-Ausstellung herausragender mittelalterlicher Goldschmiede-Arbeiten integriert. So entsteht eine direkte Beziehung zwischen der liturgischen Kunst aus der Hochzeit des Essener Frauenstifts und den vor allem nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen expressionistischen Werken.
Öffnungszeiten, Eintrittspreise und Führungen
Dienstag bis Sonntag: 11 bis 17 Uhr
jeden dritten Freitag im Monat: 11 bis 21 Uhr
Silvester von 11 bis 16 Uhr geöffnet
Heiligabend, am 1. Weihnachtstag und Neujahr ist geschlossen
Eintritt 5,-€ / ermäßigt 4,-€ / Kinder bis 18 Jahren frei
Gruppen bis zu 15 Personen können eine individuelle Führung durch die Ausstellung buchen: Die Führungen dauern eine Stunde und kosten 90,- € (zzgl. 4,-€ ermäßigter Eintritt pro Person); Buchungen per E-Mail oder telefonisch: 0201 / 2204 412.
Alle Infos zur Ausstellung und zum umfangreichen Veranstaltungsprogramm gibt es online unter www.domschatz-essen.de.
Dabei zeigt KONTRASTE Ikonen der christlich inspirierten expressionistischen Kunst. Dank 14 Leihgaben aus Museen und privaten Sammlungen sind Künstler wie Emil Nolde, Max Beckmann, Alexej von Jawlensky, Christian Rohlfs, Otto Mueller, Karl Schmidt-Rottluff und Werner Scholz vertreten. Die expressionistischen Motive stehen im direkten Austausch mit den mittelalterlichen Kunstwerken des Domschatzes. So ermöglichen sie den Gästen der Ausstellung die Erfahrung des Wandels und der KONTRASTE zwischen Zeit und Gattungen, zwischen den verschiedenen Schaffensmotivationen und zwischen der Auffassung und Interpretation von Glauben und Religion der expressionistischen wie mittelalterlichen Künstlerinnen und Künstler.
Wegener: „Eine absolut neue Art der Ausstellung“
„Für den Domschatz ist KONTRASTE eine absolut neue Art der Ausstellung. Wir glauben, dass diese Präsentation ein ganz neues Besuchs-Erlebnis in unserem Domschatz ermöglicht und freuen uns sehr, dass dies durch Leihgaben aus Museen und privaten Sammlungen ermöglicht wurde“, sagt Andrea Wegener, Leiterin des Domschatzes. KONTRASTE vereine eine außergewöhnliche Komposition von Kunstwerken, die sich mit Glauben und Religion auseinandersetzen. „Wir bringen mittelalterliche und moderne Kunst in Spannung zueinander. Sichtweisen, Materialien und unterschiedliche künstlerische Umsetzungen kontrastieren miteinander, bilden aber gleichzeitig gemeinsame, übergreifende Themen ab: Religion und Glauben“, so Wegener.
Zwei Publikationen begleiten die Ausstellung
In einem 180 Seiten starken Begleitbuch stellen die vier Kuratorinnen der Ausstellung – neben Andrea Wegener sind Katharina Hülscher, Daniela Krupp und Siri Meder beteiligt – alle Leihgaben der Ausstellung KONTRASTE vor. Das Buch ist damit die perfekte Ergänzung zur Ausstellung. Mit farbigen Abbildungen ist es auch für zuhause eine wertvolle Lektüre. Zudem werden sieben Highlights aus dem Domschatz vorgestellt, um auch hier den direkten Austausch mit den mittelalterlichen Kunstwerken des Domschatzes zu ermöglichen. Das Begleitbuch ist für 8,95 € im Museumshop des Essener Domschatzes erhältlich.
Anlässlich des Jubiläums des Münsterbauvereins ist im Klartext Verlag das Buch „Geschaffen für die Ewigkeit“ erschienen. Der Essayband macht Stadt-, Kultur- und Kunstgeschichte kontrastreich sichtbar. Neben dem Blick auf die Essener Dominsel als Wurzel der Stadtgeschichte und der Ewigkeitsaufgabe des Erhalts dieses historischen Erbes, beschäftigen sich sieben Beiträge mit der Ausstellung KONRASTE und führen in einzelne Themen ein. Dieses Buch ist für 19,95 €, im Buchhandel und im Museumshop des Essener Domschatzes erhältlich. (ISBN 978-3-8375-2527-4)
Die mittelalterlichen Kunstwerke stammen aus der über 1000 Jahre alten Geschichte des Essener Frauenstifts. Sie zeugen von der kulturellen Vergangenheit Essens vor der Industrialisierung. Mitten in der Essener City liegt die Keimzelle der Stadt – der Dom. Einst war er die Kirche des Essener Frauenstifts, das von 850 bis 1803 bestand. Diese klosterähnliche Gemeinschaft gehörte im Mittelalter zu den wichtigsten kirchlichen und politischen Institutionen der Region. Dom und Domschatz bewahren einzigartige Werke aus dem 10. und 11. Jahrhundert und bilden die weltweit größte Sammlung ottonisch-salischer Goldschmiedekunst. Dazu gehören Kunstwerke wie das Ensemble einzigartiger Vortragekreuze, der goldene Buchdeckel des Theophanu-Evangeliars, das Essener Schwert sowie die kleine Lilienkrone.
Expressionistische Werke beschäftigen sich mit Glaubensfragen
Die Künstlerinnen und Künstler des Expressionismus haben sich auch bedingt durch die Zäsur des Ersten Weltkriegs weitgreifend mit Glauben und Religion auseinandergesetzt. Die christlichen Motive sind Ausdruck existenzieller Fragestellungen und Nöte, erläutert Wegener: „Die anfängliche Kriegsbegeisterung in Deutschland schlug schnell in Ernüchterung um. Viele Künstlerinnen und Künstler suchten den Weg zu Gott, obwohl sie eindeutig nicht tief gläubig waren.“
Für eine effektvolle Inszenierung der Kunst sorgen eigens für die Ausstellung KONTRASTE installierte Hintergründe. „Die expressionistischen Werke hängen vor ultramarinblauen Wänden. Teils reflektiert die Goldschmiedekunst des Domschatzes das intensive Blau der Wandpaneele. So entsteht ein fantastisches Farbspiel, das sowohl die Gemälde als auch die Schatzkunst besonders zur Geltung bringt“, berichtet Wegener.
Anlass der Ausstellung ist das 75-jährige Jubiläum des Münsterbauverein Essen e.V., der nach dem Zweiten Weltkrieg als überkonfessionelle Bürgerinitiative entstand. Grund war der Wiederaufbau des im Krieg stark beschädigten Münsters, der heutigen Domkirche. Bis heute unterstützt der Verein die Erhaltung und Erforschung der Denkmäler und Kunstwerke auf der Essener Dominsel.