Institut für Lehrerfortbildung ist nun mitten in der Essener Innenstadt zuhause
Seit 50 Jahren engagiert sich das Essener Institut für Lehrerfortbildung (IfL) für die Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Im Auftrag der fünf katholischen Bistümer in NRW und anerkannt von der Landesregierung gibt es Angebote für Lehrkräfte aller Schulformen und fast aller Fächer. Zuletzt war das IfL im Kardinal-Hengsbach-Haus in Essen-Werden zuhause, das das Bistum Essen Anfang des Jahres verkauft hat. Deshalb haben die Beschäftigten in den Sommerferien die Kisten gepackt und in diesen Tagen neue Büros mitten in der Essener Innenstadt im Caritashaus, Am Porscheplatz 1, bezogen. Sein 50-jähriges Jubiläum feiert das IfL am Samstag, 20. August, mit einem Festgottesdienst mit Bischof Franz-Josef Overbeck im Essener Dom. Anschließend segnet der Bischof die neuen Räume.
Im Interview spricht der Leiter des IfL, Paul Platzbecker, vorab über den neuen Standort und die Themen, die Lehrerinnen und Lehrer in der Aus- und Weiterbildung derzeit besonders interessieren.
Frage: Welche Vorteile bietet der neue Standort im Caritashaus für Ihre Arbeit?
Paul Platzbecker: Spontan und praktisch: Die Anbindung an den ÖPNV, der nahe Hauptbahnhof bietet für die Angestellten der Verwaltung wie für die Lehrkräfte unserer Veranstaltungen sicher neue Möglichkeiten. Grundsätzlich aber müssen wir uns an den Wechsel vom beschaulich geschützten Park des Werdener Kardinal-Hengsbach-Hauses in die Realität der Essener Innenstadt noch gewöhnen. Auch wenn wir Veranstaltungen in ganz NRW anbieten – die wahrnehmbare „Schaltzentrale“ des Instituts hat sich damit ver-rückt. Hier befinden wir uns ohne Zweifel „Mitten im Leben“ - mit dem Sprung ins Zentrum begegnen wir zugleich den Herausforderungen an den Rändern unserer Gesellschaft. Das mahnt uns nicht zuletzt an die besondere Verantwortung, die wir für die Entwicklung und Begleitung unserer Schulen haben. Denn in ihnen werden Bildungs- und damit Lebenschancen vermittelt. Der gleichzeitige Blick auf den Essener Dom erinnert uns dabei an den Geist, aus dem heraus wir diese Verantwortung wahrnehmen. Auf diese neue Nachbarschaft freuen wir uns – möge sie inspirieren!
Viele Fortbildungsveranstaltungen werden heute digital angeboten, um Zeit und Reisekosten zu sparen – wie geht das Ifl mit dem Trend – auch in den Schulen - um?
Platzbecker: Pandemie-bedingt hat die Digitalisierung der Schullandschaft einen riesigen Schub erhalten. Viele Schulen in NRW haben sich auf den Weg gemacht, ihre digitale Ausstattung zu verbessern. Wir begleiten sie bei dieser Entwicklung, um einen didaktisch sinnvollen Einsatz digitaler Tools und Medien zu gewährleisten und einzuüben. Das tun wir in kritisch-konstruktiver Weise, in der wir nicht zuletzt auch die Grenzen und Schattenseiten der digitalen Transformation aus ethischer Sicht deutlich markieren. Während der Corona-Pandemie haben auch wir unsere eigenen Veranstaltungen weitgehend digital angeboten und so entsprechend wertvolle Erfahrungen gesammelt. Heute wissen wir nun besser, was online durchgeführt werden kann und was analog und präsentisch angeboten werden muss – eben weil Letzteres auf reale Begegnung der Lehrinnen und Lehrer angewiesen ist. Mit dieser wichtigen Unterscheidung werden wir nun mittelfristig beide Angebotsformen je nach Arbeitsbereich sinnvoll miteinander kombinieren. Ein reines Zurück in die Vor-Pandemie-Zeit kann und wird es nicht geben.
Die Corona-Pandemie hat Lehrerinnen und Lehrer in den vergangenen Monaten besonders herausgefordert. Wie spiegelt sich dies in der Ausrichtung der Ifl-Fortbildungsarbeit wider?
Platzbecker: Die lange Corona-Krise hat mit ihren Lockdowns, mit Präsenz- und Fernunterricht, mit Hybrid- und Wechselunterricht gravierende Einschränkungen für junge Menschen mit sich gebracht. Rückstände im Lernen, fehlende soziale Kontakte, psychische und gesundheitliche Belastungen – das ist für die Persönlichkeitsentwicklung vieler Schülerinnen und Schüler nicht folgenlos geblieben. Das haben wir in Gänze noch gar nicht alles gesichtet, so dass uns ein „Aufholen nach Corona“ noch lange beschäftigen wird. Denn wie ein Brennglas hat die Pandemie vorherige Defizite sichtbar gemacht oder gar noch verschärft. Vor allem die benachteiligten, eher bildungsfernen Schülerinnen und Schüler sind als „Verlierer“ noch weiter zurückgefallen. Wie wir diese besonders fördern, ist ein zentrales Thema unserer Fortbildungen. Angesichts der weiteren Krisen, die uns leider zugleich bedrängen, gilt es, das System Schule insgesamt wie die darin tätigen Lehrkräfte in ihrer Widerstandskraft, sprich: ihrer „Resilienz“ zu stärken. Das ist momentan eine unserer wesentlichen Herausforderungen!