von Thomas Rünker

Im Bistum Essen taufen jetzt auch Frauen

In einem feierlichen Gottesdienst hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am Samstag, 12. März, 17 Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und einen Gemeindereferenten als außerordentliche Taufspenderinnen und -spender beauftragt.

Erstmals dürfen im Bistum Essen auch Seelsorgerinnen und Seelsorger taufen, die nicht zu Priestern oder Diakonen geweiht wurden

Mit diesem Schritt begegnet das Bistum dem Priestermangel und der hohen Nachfrage nach möglichst persönlichen und individuellen Tauffeiern

Bundesweit gibt es nicht geweihte Taufspenderinnen und -spender bislang nur im Bistum Essen

Es ist eine bundesweite Premiere: Weil für Taufen in der katholischen Kirche immer weniger Priester und Diakone zur Verfügung stehen, hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck jetzt 17 Pastoral- und Gemeindereferentinnen sowie einen Gemeindereferenten beauftragt, künftig diese wichtige Aufgabe in ihren Pfarreien zu übernehmen. In einem feierlichen Gottesdienst im Essener Dom hat er den Seelsorgerinnen und Seelsorgern am Samstagabend die entsprechenden Urkunden überreicht. In seiner Predigt erläuterte Overbeck, dass die Taufe ursprünglich nur von Bischöfen gespendet wurde. Im Laufe der Zeit sei dies auf die Priester und Diakone übergegangen – mittlerweile würden auch nicht geweihte Schwestern und Brüder beauftragt, die Taufe zu spenden. „Kirche hat in den vergangenen 2000 Jahren immer wieder auf äußere Gegebenheiten reagiert“, sagte Theresa Kohlmeyer, Leiterin der Abteilung Glaube, Liturgie und Kultur im Bistum Essen. „Heute haben wir zum einen weniger Priester als früher, zum anderen aber auch ein hohes Bedürfnis der Tauffamilien nach einer möglichst individuellen Begleitung und Gottesdienst-Gestaltung“, berichtete die Theologin, die die Taufspenderinnen und -spender auf ihre neue Aufgabe vorbereitet hat. „Auf diese Situation reagieren wir im Bistum Essen, in dem wir nun auch weitere Seelsorgerinnen und Seelsorger mit in die Tauf-Praxis einbeziehen.“

Weitere Seelsorgerinnen und Seelsorger sollen beauftragt werden

Zunächst elf der 40 Pfarreien im Bistum Essen – vom Ruhrgebiet über das Bergische Land bis ins Sauerland – hatten angesichts des Priestermangels beantragt, auch Seelsorgerinnen und Seelsorger mit Taufen zu beauftragen, die nicht geweiht sind. In einer eigens konzipierten viertägigen Fortbildung haben sich die 18 Seelsorge-Profis dann noch einmal speziell mit Theorie und Praxis der Taufe beschäftigt – und werden mit der Beauftragung des Bischofs nun in ihren Pfarreien eingesetzt. Gut möglich also, dass demnächst nicht ein Pastor, sondern eine Gemeinde- oder Pastoralreferentin zum Taufgespräch kommt und später den Gottesdienst feiert. „Angesichts der zahlreichen Pfarreien, die bereits jetzt ebenfalls beantragt haben, weitere Seelsorgende zur Taufe zuzulassen, werden wir noch in diesem Jahr weitere Taufspenderinnen und -spender beauftragen“, kündigte Kohlmeyer an.

„Lebendige Beziehung“ zu Eltern, Paten und Täuflingen

Bischof Overbeck betonte, dass das Ruhrbistum mit der Beauftragung von – im Unterschied zu Priestern und Diakonen – außerordentlichen Taufspenderinnen und -spendern „auf eine pastoral schwierige Situation“ reagiere. Er hob hervor, dass vor allem Eltern, Patinnen und Paten, aber auch erwachsene Täuflinge „eine gelebte Einheit der Feier und Spendung des Taufsakraments mit der sie begleitenden Seelsorge erfahren“. Wichtig sei eine „lebendige Beziehung“ der Taufspenderinnen und -spender zu Eltern, Paten und Täuflingen, zu der auch die Katechese gehöre, also das Vermitteln der Glaubensinhalte rund um die Taufe.

Qualität von Tauffeiern

Overbeck warb für eine hohe Qualität bei Tauffeiern. Durch eine entsprechende Haltung könnten Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Feier der Taufe eine echte Gebetserfahrung ermöglichen und vorleben. Die Menschen, die sie in der kommenden Zeit taufen würden, würden „Schritt für Schritt in eine neue soziale und soziologisch bestimmte Gestalt der Kirche in unserem Land hineinwachsen“, so Overbeck. „Ohne lebendige Gebetserfahrungen und lebendige Erfahrungen von Gemeinschaft wird es für diese Christen nicht gehen.“

Das Bistum Essen wird vielfältiger

Auch wenn die 18 neuen Taufspenderinnen und -spender ihr neues Amt zunächst auf drei Jahre befristet und im Rahmen einer kirchenrechtlichen Ausnahmegenehmigung ausüben, wird das Bild der Seelsorge im Bistum Essen durch sie ein weiteres Stück vielfältiger. Haben Gläubige zum Beispiel bei Wort-Gottes-Feiern oder Beerdigungen vielerorts schon seit Jahren mit Frauen und Männern zu tun, die sich zum Teil ehrenamtlichen in diesen Bereichen engagieren, haben in den vergangenen zwölf Monaten auch drei Gemeindereferentinnen als Pfarrbeauftragte Leitungsverantwortung in Pfarreien des Bistums übernommen.

Ansprechpartnerin

Leiterin der Abteilung Liturgie und Glaubenskommunikation

Dr. Theresa Kohlmeyer

Zwölfling 16
45127 Essen

Pressestelle Bistum Essen

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