von Lisa Myland

Hochwasserkatastrophe: Für Betroffene die richtigen Worte finden

Für die Betroffenen des Hochwassers, die in vielen Fällen ihren gesamten Besitz verloren haben, die richtigen Worte zu finden, fällt vielen Angehörigen und Freunden gerade besonders schwer. Notfallseelsorger Stephan Koch rät vor allem: Nicht aus der eigenen Rolle fallen.

Bleib in deiner Rolle, die dir zusteht

Versuch nicht, eine psychologische Fachkraft zu sein

Frag dein Gegenüber, was es konkret braucht

Begleite die Person auf ihrem Weg zum Neuanfang

Vertraue auf dein Bauchgefühl

Viele Menschen aus den vom Hochwasser stark getroffenen Gebieten sind aktuell noch mitten im Aufräumen des Chaos, das die Naturgewalt hinterlassen hat. Wasser und Schlamm aus den Häusern pumpen, Sperrmüll auf die Straße schaffen, an Wertsachen retten, was noch zu retten ist. Viel Zeit zum Durchatmen und Gedanken fassen bleibt da oft nicht. Und in den wenigen kurzen Momenten kommen sie dann doch: Ängste, Zweifel und Ratlosigkeit – wie geht es weiter? Wie schaffen wir das? Auch für Angehörige der Hochwasseropfer ist es dann nicht immer einfach, die richtigen Worte zu finden.

"Ich komme als der, der ich bin“

Für Stephan Koch, Notfallseelsorger im Bistum Essen, ist es besonders wichtig, dass die Menschen, die in Gesprächen helfen wollen, auf jeden Fall in ihrer Rolle bleiben, die ihnen zusteht – etwa als Bruder, Schwiegermutter oder Freund. „Man sollte ehrlich und authentisch sein und nicht versuchen, den Hobbypsychologen zu spielen“, sagt der 49-Jährige. „Dann gilt vor allem: ‚Ich komme als der, der ich bin.‘“

Bei Bedarf helfen, wo es gerade am nötigsten ist

„Die Menschen haben eine hochdramatische Verlusterfahrung gemacht und stehen vor dem Nichts, wissen oft nicht, was sie als Nächstes tun sollen“, sagt Koch. „Dinge, die für nicht Betroffene ganz normal sind, wie etwa die Nacht in einem eigenen Bett, sind den Hochwasseropfern auf unbestimmte Zeit genommen.“ Erstmal genau zuhören und dann einfach fragen, was der Andere jetzt grade brauche, sei oft die beste Hilfe in einer solchen Situation. „Meistens bekommt man dann eine gute Antwort, kann sie auf ihrem Weg begleiten, gemeinsam mit ihnen Neues aufbauen“, sagt der Seelsorger. Dabei zähle vor allem das eigene Bauchgefühl, sich so zu verhalten, wie es sich in diesem Moment richtig anfühlt - und bei Bedarf einfach anzupacken und zu helfen, wo es gerade am nötigsten ist.

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