von Cordula Spangenberg

Faire Arbeit für Jugendliche

Kirche, Politik und Wirtschaft engagieren sich beim „Josefstag“ für benachteiligte Jugendliche. Junge Menschen wünschen sich einen sichereren, fair bezahlten Arbeitsplatz.

Jung, gesund, aber verschuldet und ohne Abschlusszeugnis: Das sind schlechte Bedingungen für ein wertschätzendes Arbeitsverhältnis. Unter dem Titel „Faire Arbeit – Jugend braucht Perspektive“ diskutierten am Mittwoch anlässlich des zehnten „Josefstages“ Vertreter aus Politik, Kirche und Wirtschaft gemeinsam mit Jugendlichen und Mitarbeitenden der Essener Jugendhilfeeinrichtung „Die Boje“. Die Jugendlichen, die sich in der „Boje“ unter fachlicher und sozialpädagogischer Begleitung auf Ausbildung und Beruf vorbereiten, sind in der Regel unter schwierigen Bedingungen herangewachsen, haben psychische Probleme oder schlechte Schulabschlüsse und tragen in Folge dessen ein hohes Risiko, dauerhaft in prekären Arbeitsverhältnissen zu bleiben. Um auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen benachteiligter Jugendlicher öffentlich aufmerksam zu machen, nutzen katholische Einrichtungen der Jugendberufshilfe in ganz Deutschland den Josefstag. Den Heiligen Josef, Ziehvater Jesu, verehrt die Kirche am 19. März als Patron der Arbeit.

Am Gespräch mit den Jugendlichen und Sozialpädagogen der „Boje“ nahmen der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, Essens erster Bürgermeister Rudolf Jelinek und Klaus Peters, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Essen, teil. Dass oft schon das Vorstellungsgespräch in einer Art geführt werde, dass der jugendliche Bewerber seine Souveränität verliere, darüber waren sich die Anwesenden einig. „Die denken, wir stehen unter denen“, ist Vivians Eindruck, die sich in der „Boje“ auf eine Ausbildung als Floristin vorbereitet. Bürgermeister Jelinek erlebt in der beruflichen Realität zwei strikt getrennte Welten: „Die für Menschen mit ordentlicher Qualifikation und die andere Welt für Menschen ohne Abschluss.“

Bischof Overbeck gab den anwesenden Jugendlichen den praktischen Hinweis mit auf dem Weg, sie müssten in Vorstellungsgesprächen keineswegs alle Fragen beantworten: „Alles, was ich sage, muss wahr sein. Aber ich muss nicht alles sagen, was wahr ist.“ Die Frage nach der Religionszugehörigkeit gehört dabei für Overbeck ebenfalls zur Privatsphäre. Im Übrigen biete in Deutschland die arbeitsteilige Struktur zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern die Möglichkeit, sich gegen unwürdige Arbeitsbedingungen zur Wehr zu setzen, sagte der Bischof.

In Vorbereitung auf den Josefstag hatten die Jugendlichen zuvor ihre Vorstellung von einer fairen Arbeit notiert: Sicherheit, Unbefristung, ein gutes Team und eine faire Bezahlung stehen bei ihnen ganz oben auf der Wunschliste.

Pressestelle Bistum Essen

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