von Cordula Spangenberg

Elisabeth-Schwestern geben Essener Haus Nazareth auf

Die letzten Schwestern sind aus dem Haus Nazareth ins Mutterhaus in Essen-Schönebeck gezogen

Die Elisabeth-Schwestern haben ihre Niederlassung Haus Nazareth in der Essener Beethovenstraße aufgegeben. In der vergangenen Woche sind die verbliebenen vier Ordensfrauen mit ihren persönlichen Dingen umgezogen in das 2016 neu erbaute Mutterhaus in Essen-Schönebeck, den Altersruhesitz von weiteren 18 hochbetagten Schwestern der Gemeinschaft. Sie alle haben gemeinsam mit den insgesamt 1.253 Elisabeth-Schwestern die Stadt Essen seit 1843 stark geprägt. Die vier Schwestern Heriburgis (82), Roswitha (78), Ursula (66) und Verena (80) konnten jetzt den Kelch und die Altarbibel aus der Hauskapelle mitnehmen in das Mutterhaus.

Einerseits ist der Rückzug natürlich dem Alter der Schwestern und dem Aussterben ihrer Gemeinschaft geschuldet. Andererseits aber sind die Schwestern immer noch auf der Höhe der Zeit: Die vier Ordensfrauen und ihre Mitschwester Martina, die bereits vor einigen Monaten umgezogen ist, haben bis Ende August 2020 in ihrer „Elisabeth-Oase“ täglich eigenhändig Not leidende Menschen mit einem Frühstück versorgt, Brote geschmiert und Kaffee gekocht, bis die Getränke-Ausgabe wegen der Corona-Auflagen nicht mehr möglich war. Weil die Kräfte nicht mehr reichen, das Angebot im Stadtteil aber immer noch sehr notwendig ist, haben sie eine Lösung gesucht und den Staffelstab an die Caritas weitergegeben. Im Haus Nazareth selbst sind schon seit vielen Jahren Anlaufstellen sozialer Hilfen untergebracht. Ab 2001 zum Beispiel gab es hier das „Essener Babyfenster“, eine Babyklappe für Mütter, die ihrem Neugeborenen nicht gerecht werden konnten und es zur Adoption freigeben wollten. Seit 2013 befindet sich das Babyfenster direkt bei der Neugeborenen-Station des Elisabeth-Krankenhauses.

Schwestern gründeten erste Klinik der Stadt

Das Elisabeth-Krankenhaus – die erste Klinik der Stadt Essen – wurde von sieben Elisabeth-Schwestern ganz zu Anfang ihrer Ordensgeschichte 1844 gegründet. Ihren Ursprung hatte die Gemeinschaft in einem Zusammenschluss von spirituell-sozial ausgerichteten Frauen der Beginen-Bewegung zu einer „franziskanischen Drittordenskongregation“. Weitere Krankenhäuser, Waisenhäuser, Kindergärten und Sozialstationen gehen auf ihre Initiative zurück, und das alles in einer Zeit, als es noch keine verlässliche, staatlich organisierte Hilfe für arme und kranke Menschen gab und zugleich die fortschreitende Industrialisierung im Ruhrgebiet für wachsende soziale Verwerfungen sorgte. Ab Ende der 1960er Jahre ging der Nachwuchs bei den Schwestern stark zurück. Zugleich übernahmen Wohlfahrtsverbände und der Staat vermehrt Fürsorgeaufgaben und lösten den Auftrag der Gemeinschaft ab.

Orden hat in die Zukunft investiert

Die Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Schwestern von der Heiligen Elisabeth hat ihr Feld gut bestellt und in die Zukunft investiert – über die zeitliche Existenz der Gemeinschaft hinaus. Das 1936 bezogene, landschaftlich prägende und von den Schwestern sehr geliebte Mutterhaus in Essen-Schuir hoch über dem Ruhrtal zwischen Werden und Kettwig wurde 2016 als Unterkunft für Flüchtlinge verkauft. Im Neubau in Schönebeck neben dem Seniorenstift Kloster Emmaus leben die betagten Schwestern nach ihrem uneigennützigen, anstrengenden Leben nun gut versorgt. Im Erdgeschoss des Neubaus ist ein Museums-Raum eingerichtet, der das Wirken des Ordens auch dann weiterhin abbilden wird, wenn die letzte Schwester gestorben ist und das Gebäude anderweitig genutzt wird. Für die im Kirchenrecht eigentlich nicht vorgesehene Auflösung ihrer Gemeinschaft haben die Schwestern ein beispielhaftes, zukunftsweisendes Modell entwickelt. Und die materiellen Güter, die aus ihrer Arbeit entstanden, stecken heute in der St. Elisabeth-Stiftung Essen für Jugendhilfe, Kindergärten, Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege.

Pressestelle Bistum Essen

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