Eine Sauerstoffflasche als Osterleuchter: „Christus als Überlebensstoff“

Klinikseelsorger Dirk Rupprecht erzählt, wie aus einer ausrangierten Sauerstofflasche ein Leuchter für die Osterkerze wurde.

Wenn am 31. Dezember um 16 Uhr der ökumenische ARD-Silvestergottesdienst aus dem Gasometer in Oberhausen im Fernsehen gezeigt wird, spielt ein spezieller Osterleuchter eine besondere Rolle. Er stammt aus dem Universitätsklinikum in Essen. Klinikseelsorger Diakon Dirk Rupprecht verrät beim Aufbau für die Voraufzeichnung des Gottesdienstes im Gasometer, was es mit dem Leuchter auf sich hat.

Wie kam die Kapelle der Uniklinik Essen an diesen besonderen Leuchter?

Diakon Dirk Rupprecht: Unser vorheriger Osterleuchter wurde am helllichten Tag gestohlen. Dann kam die Frage auf: Was tun? Dem damaligen Krankenhauspastor und mir als gelerntem Krankenpfleger, jetzt Diakon, kam die Idee, eine gebrauchte Sauerstoffflasche zu nehmen. Sabine Hunekohl als Künstlerin versah dann den Schriftzug ÜBER-LEBENSSTOFF in gelben Lettern auf die Flasche und gestaltete die Plexiglasplatte, um die Osterkerze stellen zu können. Zunächst als Übergangslösung gedacht, steht der Leuchter mittlerweile sieben Jahre in unserer Kapelle. Nichts hält länger als ein Provisorium.

Welche Botschaft sehen Sie in diesem Leuchter?

Rupprecht: Sauerstoff ist in unserem Klinikum eine Überlebensstoff, nicht nur während der Pandemie, aber dort noch in besonderem Maße. Für uns Christen ist aber auch Christus im übertragenem Sinne ein Überlebensstoff – im Leben und im Sterben. Und den symbolisiert ja die Osterkerze.

Es ist ja kein klassischer Leuchter. Wie wirkt er auf Menschen, die die Kapelle aufsuchen?

Rupprecht: Gerade dass die Flasche „unbehandelt“ ist, das heißt nicht gestrichen oder poliert, ist ein besonderes Zeichen. Sie hat Rost und Dellen, so wie wir auch unsere Makel und Dellen haben. So authentisch, ehrlich und unverstellt stößt der Leuchter auf großes Interesse. Einmal bekam ich die Anfrage eines Priesters, der in unserem Klinikum jemanden besucht hatte, ob er das Bild des Osterleuchters für seine Osterkarte in seiner Heimatgemeinde nutzen dürfte. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

So ein Kunstwerk ist ja immer auch fragil. Geben Sie den Leuchter gerne aus der Hand? Und worauf ist zu achten beim Einsatz im Gasometer?

Rupprecht: Dass der Osterleuchter im Gasometer für den Gottesdienst genutzt wurde, freut mich riesig, auch wenn ich etwas Sorge wegen des Transports hatte. Aber alles ist gut gegangen, und er steht wieder wohlbehalten in der Kapelle, um bei uns in jedem Gottesdienst zu brennen als Symbol für all jene, die die in unserem Klinikum gestorben sind…

(Interview: Klaus Nelißen)

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