von Cordula Spangenberg

Ein gut genutztes Jahr im Bundesfreiwilligendienst

Über den Bundesfreiwilligendienst findet Tom seinen Weg in die Altenpflege.

Was tun, wenn man nach der schwierigen, ziemlich einsamen Corona-Zeit nicht mehr zurückfindet in den normalen Schulalltag? Tom hat leider schlechte Erfahrungen gemacht, als in den langen Monaten daheim ohne sinnvolle Beschäftigung seine Motivation und die Schulnoten in den Keller rasselten. Das Latinum hatte er gerade noch hinbekommen, mit der Mittleren Reife ist er dann vom Gymnasium abgegangen.

Dass der 17-Jährige heute Kraft und Energie für einen neuen Lebensplan hat, verdankt er dem Bundesfreiwilligendienst (Bufdi). In der Altenpflege-Einrichtung der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung in Essen-Steele arbeitet Tom seit dem vergangenen Herbst im sozialen Dienst mit und ist jetzt überzeugt: Im Oktober 2023 wird er in die Pflegeausbildung starten.

Dass es gut und sinnvoll ist, in der Altenpflege zu arbeiten, das verstehe sich von selbst, sagt Tom. Immer wieder hat er aber auch zu hören bekommen: Ein anstrengender Job, überleg dir das zweimal. „Da denkt man natürlich noch mal nach“, meint Tom und hat sich deshalb zunächst über einen Einsatz im Sozialen Dienst an die Aufgaben in einer Altenpflegeeinrichtung herangetastet. „Eine erwachsene Entscheidung von Tom“, findet Birgit Grawinkel (51), Leiterin des Sozialen Dienstes in der Franziska-Christine-Stiftung, in deren Obhut Tom aktuell seine Aufgaben erledigt.

„Wenn die alten Menschen Spaß haben, bin ich auch zufrieden“

Zu Grawinkels Team gehören sechs Mitarbeiterinnen – und Tom. Nach der morgendlichen Besprechung gibt es jeden Tag um zehn Uhr ein anderes Angebot für die Bewohnerinnen und Bewohner: Sich bewegen, basteln, singen, spielen oder – wie an diesem Tag – lebendige Schmetterlingsraupen beobachten. „Wenn die Leute Spaß haben in der Runde, dann bin ich auch zufrieden“, sagt Tom. Mit steigenden Frühlingstemperaturen wird es künftig auch wieder draußen auf dem Stiftungsgelände Aktionen mit den Kindern geben, die nebenan in Kinder- und Jugendgruppen leben, zum Beispiel Ende Mai bei deren Zirkusprojekt.

Bundesfreiwilligendienst im Bistum Essen

Die Freiwilligendienste im Bistum Essen bieten von Duisburg im Westen bis Plettenberg im Osten rund 330 Plätze im Bundesfreiwilligendienst (BFD) und Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) an. Einsatzbereiche gibt es in der Gesundheits- und Krankenpflege, Seniorenhilfe, Eingliederungshilfe (Schule, Wohnen, Werkstatt), Kinder- und Jugendhilfe, in Sucht- und weiteren Beratungsstellen, Kindertageseinrichtungen, dem Offenen Ganztag in der Schule und der Jugendarbeit.

 Ein Jugendfreiwilligendienst ist im Alter zwischen 16 und 27 Jahren möglich, dafür muss ein Schulabschluss vorliegen. In der Regel wird ein Vollzeit-Einsatz verlangt, bei berechtigtem Interesse – etwa bei gesundheitlichen Einschränkungen, der Pflege von Angehörigen, laufendem Integrations- oder Sprachkurs – ist auch ein Dienst in Teilzeit ab 20,5 Stunden möglich. Wer über 27 Jahre alt ist, kann in Voll- oder Teilzeit einen BFD leisten, der mindestens sechs und höchstens 18 Monate dauern kann. Ein Einstieg ist ab Juli in jedem Monat möglich. Im Jugendfreiwilligendienst gibt es auf ein Jahr gerechnet 25 verpflichtende Bildungstage, für Menschen über 27 Jahren einen Bildungstag pro Monat. Vergütet wird der Einsatz mit 465 Euro Taschen- und Verpflegungsgeldpauschale.

Eine Bewerbung ist jederzeit möglich, es gibt persönliche Beratung bei der Suche nach einer geeigneten Einsatzstelle. Anerkennungen für Studium, Ausbildung oder Fachabitur sind möglich. Das Bewerbungsformular sowie weitere Infos finden sich hier.

Der Vorteil eines Jahres als „Bufdi“ ist, konkret mitzuarbeiten, aber auch zwanglos in andere Aufgabenbereiche hereinschnuppern zu können: Deshalb macht Tom nun ein Praktikum im Pflegedienst, hilft beim Waschen und Ankleiden und beobachtet, wie fachlich anspruchsvolle Aufgaben wie etwa die Wundversorgung angegangen werden. Dazu gehört natürlich mehr körperliche Nähe als im Sozialen Dienst – gut, dass Tom das in Ruhe ausprobieren kann. Denn manche alten Menschen zeigen sich dankbar für die Hilfe, andere sind je nach demenzieller Tagesform aber auch mal aggressiv, darauf müsse man eingestellt sein, erklärt Birgit Grawinkel.

Die Praxis-Blöcke der generalistischen Pflegeausbildung, die Tom im Herbst an der Katholischen Krankenpflegeschule beginnen wird, findet nicht allein in der Altenpflege statt, sondern auch im Krankenhaus in der Kranken- und Kinderkrankenpflege. Was wird für ihn in der Berufsschule anders laufen als im Gymnasium mit Mathe, Geschichte und Englisch? „Das ist ein ganz neuer Start für mich“, glaubt Tom, „ich lerne gezielt Pflegethemen, die ich in der Praxis brauche.“ Und wenn er später weiter aufsatteln und sich spezialisieren will, stehen ihm viele Bildungsmöglichkeiten offen.

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