Bottroper Katholiken bauen neues Pfarrzentrum mitten in der Stadt
In diesen Tagen startet der Abriss der bestehenden Gebäude am "Kirchplatz 2/3"
Mitten in der Bottroper Innenstadt soll bis Ende nächsten Jahres ein neues Haus für die Pfarrei St. Cyriakus entstehen - gleich neben der Pfarrkirche
Der 67-jährige ehrenamtliche Kirchenvorstand Dieter Hoffmann koordiniert die Arbeiten.
Der Bauzaun steht, bald kommen die Abrissbagger, um Platz für den Neubau zu machen „und bis Ende nächsten Jahres wollen wir einziehen“, sagt Dieter Hoffmann. Mitten in der Bottroper Innenstadt baut die Pfarrei St. Cyriakus auf dem Grundstück zweier alter Wohn- und Geschäftshäuser ihr Projekt „Kirchplatz 2/3“ – ein neues Pfarrzentrum, das künftig gleich neben der Pfarrkirche der zentrale Treffpunkt für die Pfarrei und all jene sein soll, die mit den katholischen Christen in Kontakt kommen möchten. Der Standort der Citypastoral soll dort in der Fußgängerzone ebenso ein neues zentrales Zuhause bekommen wie die vielen Gruppen und Verbände der Pfarrei, die bislang für Veranstaltungen ins einige hundert Meter entfernte frühere katholische Stadthaus gehen mussten. Auch das Pfarrbüro und das Büro von Propst Jürgen Cleve ziehen zum „Kirchplatz 2/3“, berichtet Hoffmann.
Der 67-jährige Diplom-Ingenieur für Nachrichtentechnik nennt sich – halb im Scherz – „Bauherr“ des Projekts. Juristisch vielleicht nicht ganz korrekt ist Hoffmann aber mit 20 Jahren Kirchenvorstands-Erfahrung mit Bauprojekten, dem Zeitbudget eines Pensionärs, großer Gelassenheit und reichlich technischem Verständnis offenbar doch genau der Richtige, um bei diesem Projekt die Fäden in den Händen zu halten.
„Wir sind gespannt, was wir da noch finden.“
„Wenn die Arbeiten jetzt nicht losgegangen wären, hätte ich selbst den ersten Stein aus der Wand geschlagen“, sagt Hoffmann. Lange hätte die Pfarrei auf den Baustart gewartet, immer wieder sei er gefragt worden, wann es denn losgehe, „da ist es gut, dass man jetzt endlich etwas sieht“. Erst einmal würden die Innenräume der beiden Jahrzehnte alten Häuser leergeräumt und untersucht. „Wir sind gespannt, was wir da noch finden.“ Eine besondere Herausforderung für die Arbeiter kennt Hoffmann schon: „Das linke Gebäude teilt sich die Giebelwand mit der benachbarten Apotheke.“ Vor rund 100 Jahren hat man die Häuser sparsam aneinander gebaut. Mit der Folge, dass die Arbeiter nun Stahlträger von Hand demontieren und auch im Erdgeschoss möglichst erschütterungsfrei arbeiten müssen, damit der Betrieb der Apotheke nicht gestört wird.
Überhaupt, die Nachbarschaft: Die zentrale Lage von „Kirchplatz 2/3“ bringt im Bau und Betrieb des Hauses doch die ein oder andere zusätzliche Aufgabe für Hoffmann und seine Kollegen mit sich. So müssen die Bauarbeiten nicht nur mit den wöchentlich zwei Markttagen abgestimmt werden, an denen keine Betonmischer oder andere große Lkw die Fußgängerzone passieren können – sondern auch mit dem Lieferverkehr auf einer benachbarten Baustelle. Und trotz der von Fußgängerzonen umgebenen Lage muss die Pfarrei Parkplätze nachweisen, die Hoffmann in den kommenden Wochen erst noch finden muss. Doch der Ingenieur ist die Ruhe selbst. „Das wird schon“, sagt er mit der Erfahrung aus deutlich größeren Bauprojekten, zum Beispiel beim Krankenhaus der Pfarrei – und mit der Vorfreude auf ein Haus, das für die Katholiken in der Bottroper Innenstadt auch ein Ausdruck eines neuen Geistes in ihrer Pfarrei werden soll. „Wir wollen im Pfarreientwicklungsprozess nicht nur schließen und abreißen, sondern hier etwas ganz Neues schaffen.“
Verkauf von Stadthaus und Kirche finanziert Teil des Neubaus
Möglich wurde dieses neue, insgesamt knapp 5 Millionen Euro teure Projekt, nachdem St. Cyriakus das frühere katholische Stadthaus verkauft hatte. Auch der Verkauf der citynahen St. Elisabeth-Kirche zusammen mit benachbarten Immobilien brachte Geld ein, das nun – zusammen mit einem Bistums-Zuschuss und Mitteln der Pfarrei – das Projekt „Kirchplatz 2/3“ finanziert. „Das Geld ist gut investiert“, sagt Hoffmann. Gerade für die neu geformte „Innenstadtgemeinde“ aus den früheren Gemeinden St. Elisabeth, Hl. Kreuz, Herz-Jesu und St. Cyriakus gebe es jetzt ein echtes Zentrum: „Kirchplatz 1 mit der Kirche – und Kirchplatz 2/3 mit dem neuen Pfarrzentrum“.
Die Vorfreude und die Erwartungen seien groß in der Pfarrei, sagt Hoffmann – wohl auch, weil der Kirchenvorstand von Beginn an die wichtigsten Gruppen und Gremien in die Planungen einbezogen hat. Seit Ende 2017 gebe es regelmäßige Projekttreffen mit dem beteiligten Architekturbüro Feja + Kemper, „am Anfang haben wir da auch die künftigen Nutzer eingeladen und gemeinsam in den Plänen gemalt“, berichtet Hoffmann. Die von der Jugend erträumte Dachterrasse habe man leider nicht umsetzen können, „aber viele andere Vorschläge, zum Beispiel die zweite Kochstelle in der Küche, da wären wir alleine sicher nicht drauf gekommen“. So gibt es nun künftig im ersten und zweiten Obergeschoss von „Kirchplatz 2/3“ Gruppenräume, einen großen Saal – und eben eine Küche. Die zwei oberen Etagen wird die Pfarrei vermieten, „am liebsten an einen katholischen Träger, da gibt es bereits Interessenten“, so Hoffmann.
Der „Bauherr“ nickt zufrieden – und sieht dem nächsten Projektgespräch entgegen. Dann steht das Thema „Bemusterung“ im Sanitärbereich an, konkret die Auswahl von Waschbecken und WC-Deckeln. Langeweile, so viel steht fest, wird bei Dieter Hoffmann in den kommenden Monaten mit Sicherheit nicht aufkommen.