Bistum präsentiert Investoren Kirchen-Immobilien im Speeddating
Weil die Kirchenmitgliederzahlen seit Jahren zurückgehen, gibt es in den Pfarreien viele Immobilien, die heute nicht mehr benötigt werden.
Im Team "ImmobilienRaum" unterstützen Fachleute die Pfarreien bei der Umnutzung von Kirchen und anderen Gebäuden
Bei der Tagung „Invest.RUHR – Kirche.Quartier.Entwicklung“ haben die Bistums-Experten Vertretern der Immobilienwirtschaft die besonderen Chancen und Herausforderungen von Kirchen-Immobilien vorgestellt
Zentrale Lage, eindrucksvolle Architektur – und viel Raum für neue Ideen: Bei einer digitalen Tagung der regionalen Wirtschaftsförderung Business Metropole Ruhr (BMR) haben Immobilien-Fachleute des Bistums Essen am Donnerstag rund 100 Architekten, Maklern und anderen Fachleuten aus der Branche vier Kirchen-Immobilien in Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Gladbeck mit großem Zukunftspotential vorgestellt. Angesichts zahlreicher bislang für die Seelsorge genutzter Immobilien, die die Pfarreien für ihre Arbeit künftig nicht mehr benötigen, standen unter der Überschrift „Invest.RUHR – Kirche.Quartier.Entwicklung“ die Chancen von kirchlichen Immobilien für die Stadtentwicklung und das Portfolio von Investoren im Fokus. Neben Präsentationen und Diskussionen ging es bei einem digitalen „Speeddating“ zwischen den Immobilien-Fachleuten des Ruhrbistums und möglichen Investoren auch um erste konkrete Kontakte.
Kirchen als „Orte der Gemeinschaft im Herzen der Quartiere“
„Nachhaltiges Bauen hat längst einen neuen Stellenwert in der Immobilienwirtschaft, nun gerät auch die soziale Dimension zunehmend in den Blick“, sagte Benjamin Legrand von BMR. „Orte der Gemeinschaft im Herzen der Quartiere spielen dabei eine ganz wichtige Rolle.“ Deshalb böte die Entwicklung von Kirchenarealen „Chancen für Viertel, Städte und die Immobilienwirtschaft“, hob Legrand hervor.
Jens Kreiterling, Vorstand der Landmarken AG, erläuterte am Wandel der Aachener Kirche St. Elisabeth zur „Digital Church“, einem Zentrum für Start-Ups und andere Unternehmen aus dem IT-Mittelstand, wie wichtig vor allem die Partizipation aller relevanten Beteiligten an einem solchen Prozess ist: „Unser Anspruch muss der Einklang von Ökologie, Sozialem und Ökonomie sein“, betonte Kreiterling. „Es geht um die Schaffung von gesellschaftlichem Mehrwert für das Quartier. Dies gelingt, wenn alle Stakeholder Verantwortung übernehmen.“
Bistum Essen hat viel Erfahrung mit Kirchen-Umnutzungen
Damit hat das Bistum Essen mittlerweile viel Erfahrung. Seit rund 15 Jahren setzt sich die katholische Kirche zwischen Duisburg, Bochum und dem märkischen Sauerland sukzessive kleiner und reagiert so auf sinkende Kirchenmitgliederzahlen und auf einen wahren Kirchbauboom nach der Bistums-Gründung 1958. Von rund 270 verschiedenen Immobilienprojekten in den 42 Pfarreien der Diözese geht Bistums-Fachmann Peter Geisler aus. Zusammen mit Architektinnen und Stadtplanerinnen im Team des von ihm geleiteten „ImmobilienRaum“ unterstützt er die Pfarreien bei der Immobilienentwicklung. Zugleich ist das „ImmobilienRaum“-Team professioneller Ansprechpartner für die Branche.
Betreung von Pfarreien und Investoren
Auf der Website https://immobilienraum.bistum-essen.de/ präsentiert das Team des "ImmobilienRaum" seine Arbeit und die unterschiedlichen Formen der Begleitung von Pfarreien bei Umnutzungsprojekten vor. Konkrete Immobilienangebote aus dem Bistum Essen stellt „Immobilienraum“ unter https://immobilienangebote.bistum-essen.de bereit.
Um dieser Branche die Chancen und Besonderheiten von Kirchenimmobilien zu präsentieren, stellten Christina Hüls und Peter Geisler den Interessenten vier „typische Kirchenstandorte“ vor: St. Michael in Duisburg-Wanheimerort, Herz-Jesu in Gladbeck-Zweckel, St. Ludgerus in Gelsenkirchen-Buer und Heilig-Geist in Essen-Katernberg. Alle Standorte liegen zentral in ihren Stadtteilen, sind gut an Verkehrswege angebunden und weisen eine „Campusstruktur“ auf, wie Geisler erläutert: Neben dem eigentlichen Gotteshaus gibt es meist noch ein früheres Pfarrhaus, eine Kita oder ein Gemeindeheim samt Freiflächen, so dass zum Beispiel auf dem Kirchengrundstück in Gladbeck rund 9000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Alle vier Kirchen stehen bereits oder höchstwahrscheinlich künftig unter Denkmalschutz – zum Teil auch die Innenräume – und an allen Standorten gibt es Kindertagesstätten, die tendenziell erweitert werden sollen. „Kitas sind für uns ein wichtiges pastorales Arbeitsfeld“, betonte Geisler. Gleichzeitig sorgten sie für feste Mieteinnahmen und seien damit auch für Investoren attraktiv.
„Investoren, die gemeinsam mit uns ein Stück des Weges gehen“
„Wir suchen Investoren, die gemeinsam mit uns ein Stück des Weges gehen“, so Geisler. Häufig bliebe die Kirchengemeinde weiter vor Ort präsent, „aber selbst wenn wir uns von dem Standort zurückziehen, ist uns nicht egal, was aus unseren Kirchen wird“. Kirchen seien „heilige Orte – selbst wenn sie profaniert werden, bleiben sie etwas Besonderes.“ Deshalb seien zum Beispiel Branchen mit Bezug zum Rotlicht-Milieu oder zur Gewaltverherrlichung bei einer Kirchenumnutzung ausgeschlossen. Gleichzeitig sei bei Umnutzungen „heute viel mehr möglich, als noch vor einigen Jahren“, warb Geisler. „Auch wir als Kirche entwickeln uns da mit den guten Ideen weiter.“
Auf diese Ideen von mutigen und kreativen Immobilienentwicklern und Investoren hofft auch Christina Hüls. Bislang gebe es neue Nutzungen häufig im sozial-karitativen Bereich sowie gelegentlich den Umbau zu Wohnungen. Aber gerade in der im Ruhrgebiet sehr präsenten Kreativwirtschaft gebe es noch ein „unfassbar großes Potenzial“, so Hüls. Geht es nach ihr, könnten sich auch im Revier Kirchenstandorte zu „Digital Churches“ entwickeln, wie in Aachen.
Referentin für die Umnutzung kirchlicher Immobilien - Essen
Christina Hüls
Zwölfling 16
45127 Essen
0201/2204-336