von Thomas Rünker

Bistum Essen veröffentlicht Finanzbericht 2016

Größter Ausgaben-Posten ist die seelsorgerische Arbeit in den Gemeinden vor Ort.

Das Bistum Essen hat das Haushaltsjahr 2016 mit einem Plus von gut 31 Millionen Euro abgeschlossen. Ein Gewinn, der indes nur theoretischer Natur und für die Kirche nicht frei verwendbar sei, betont der Finanzchef des Bistums, Daniel Beckmann. Mit Verweis auf den jetzt vorgelegten Finanzbericht des Bistums für 2016 erläutert er: „Gesetzliche Regeln zwingen das Bistum dazu, für die Wertpapiere im Versorgungs-Fonds für Priester, Lehrer und andere Beschäftigte im Ruhestand in der Bilanz deutlich höhere Zinsen auszuweisen, als derzeit am Markt zu erzielen sind. So entsteht ein Bilanz-Gewinn, der in Wahrheit keiner ist.“ Denn um die Altersversorgung zu sichern und die Lücke zwischen der vom Gesetzgeber derzeit vorgesehenen Verzinsung der Geldanlagen von 4 Prozent und den langfristig bei vertretbarem Risiko realistisch zu erzielenden 2 Prozent zu schließen, ergibt sich „eine ökonomische Deckungslücke von 52 Millionen Euro, für die wir eine entsprechende Rücklage gebildet haben“, erläutert Beckmann. Damit bleibe der finanzielle Spielraum des Bistums Essen „trotz eines rechnerisch rekordverdächtig hohen Jahresüberschusses“ ähnlich eng wie in den vergangenen Jahren, betont Beckmann.

Trotz grundsätzlich guter Konjunktur konnte das Bistum bei der mit Abstand wichtigsten Einnahmequelle, der Netto-Kirchensteuer, nur ein leichtes Minus verbuchen. Neben der weiterhin überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet ist hierfür auch die weiter gesunkene Mitgliederzahl im Bistum Essen verantwortlich. Nach Abzug aller Kosten und Verrechnungen blieben dem Bistum ein Netto-Kirchensteuerertrag von rund 169 Millionen Euro – etwa fünf Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Zugleich reduzierten sich auch die Aufwendungen, weil 2015 noch Sonderabschreibungen für die Bischöflichen Schulen mit knapp 30 Millionen Euro zu Buche schlugen. Da das Bistum – um seine Bilanz weiter nach den Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) aufzustellen – zugleich nur eine niedrigere Summe für den Versorgungsfonds aufwenden darf, als es für angemessen hält, entsteht der rechnerische Überschuss.

Dieser Überschuss ist nun Teil des Eigenkapitals, welches in den kommenden Jahren unter anderem für die Finanzierung des Versorgungsfonds verwendet wird, um die ökonomische Deckungslücke zu schließen. Vor allem wegen des Jahresüberschusses hat sich die Bilanzsumme des Bistums Essen von rund 250 auf gut 288 Millionen Euro erhöht. Wie üblich wurde der gesamte Jahresabschluss von externen Wirtschaftsprüfern ohne Einschränkung nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) testiert. Der größte Ausgaben-Posten in diesem Bericht entfällt traditionell auf die „pfarrliche Ebene“, also die Arbeit durch hauptberufliche Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Pfarreien und Gemeinden vor Ort sowie in den Kindertagesstätten. Knapp 40 Prozent der Aufwendungen (89 Millionen Euro) entfallen auf diesen Bereich. Allein 19,5 Millionen Euro hiervon hat das Bistum 2016 in die knapp 270 Kitas investiert. Hinzu kommen rund 6,6 Millionen Euro, die das Bistum als Differenz aus laufenden Aufwendungen und Erstattungen von Seiten des Landes NRW aus eigenen Mitteln für seine Schulen aufbringt. „Bei den Schulen liegt unser Anteil deutlich über den Kosten, die der Gesetzgeber von uns als Träger erwartet“, erläutert Beckmann. Statt der geforderten 6 trage das Bistum hier faktisch 15 Prozent des Aufwands. Darüber hinaus ist die Arbeit der Caritas im Ruhrbistum traditionell ein beachtlicher Posten auf der Ausgaben-Seite: 13,1 Millionen Euro hat das Bistum hier 2016 bereitgestellt.

Mit der aktuellen Kapitaldecke sieht Beckmann die Kirche im Bistum Essen finanziell grundsätzlich für künftige Herausforderungen gewappnet. So sei nach wie vor Geld für Innovationen wie die 20 Zukunftsbild-Projekte oder die Umsetzung neuer Ideen in den Pfarreien vor Ort reserviert. Zugleich gebe es einen gewissen Puffer für unwägbare Risiken. Mittel- und langfristig bleibe indes die Herausforderung, auf allen Ebenen der Kirche im Bistum Essen weiter zu sparen. „Die Rechnung ist relativ einfach“, so Beckmann, „unsere Kirchensteuereinnahmen werden in den kommenden Jahren bestenfalls stagnieren. Gleichzeitig werden vermutlich die meisten Kosten zum Beispiel für Personal, Energie oder Dienstleistungen steigen. Diese Lücke müssen wir durch Einsparungen schließen“, betont der Finanzchef.

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