von Katholische Nachrichtenagentur und Thomas Rünker

Bischofskonferenz endet mit Eklat über NS-Vergleich

Katholische Bischöfe fordern sofortige Entschuldigung von Kurienkardinal Koch. Der Kardinal hatte in einem Interview Parallelen zwischen aktuellen kirchlichen Diskussionen und solchen aus der NS-Zeit gezogen.

In der Diskussion um das Reformprojekt Synodaler Weg sind die Bischöfe weiter uneins - vor allem beim Thema Sexualmoral

Der Aachener Bischof Helmut Dieser folgt als Beaufragter für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs auf den Trierer Bischof Stephan Ackermann

Bischöfe sprechen sich für weitere Unterstützung der Ukraine aus und rufen zu Zusammenhalt und Solidarität in Deutschland auf

Mit einem Eklat ist am Donnerstag die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda zu Ende gegangen. Die katholischen Bischöfe reagierten mit großer Empörung auf einen NS-Vergleich des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch. Der Konferenzvorsitzende Georg Bätzing forderte eine sofortige Entschuldigung. „Wenn diese öffentliche Entschuldigung nicht umgehend geschieht, werde ich eine offizielle Beschwerde beim Heiligen Vater einreichen“, sagte er. Der Kardinal habe sich disqualifiziert, so der Limburger Bischof. Schon seit längerem versuche Koch, das Reformprojekt Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland zu schwächen. Die neue Äußerung sei eine „inakzeptable Entgleisung“. Darin zeige sich die „pure Angst, dass sich etwas bewegt“.

Koch hatte in der Wochenzeitung „Die Tagespost“ über Parallelen zwischen aktuellen kirchlichen Diskussionen und solchen aus der NS-Zeit gesprochen: „Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies - wieder - in Deutschland geschieht.“ Koch fügte wörtlich hinzu: „Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die sogenannten 'Deutschen Christen' Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben.“ Die „Deutschen Christen“ waren eine - protestantische - Gruppierung, die die evangelische Kirche in Deutschland nationalsozialistisch umzugestalten versuchte. Sie vertrat rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Inhalte.

Weiter Streit um kirchliche Sexualmoral

Bätzing machte zum Abschluss der Vollversammlung deutlich, dass die Bischöfe ihren Streit um Fragen der Sexualmoral nicht beilegen konnten. „Wir haben einen Konsens, dass wir einen Dissens haben“, sagte er. Die Meinungsverschiedenheiten seien „auszuhalten, ohne dass wir als Weggemeinschaft auseinanderfallen“. Eine Sperrminorität konservativer Bischöfe hatte bei der Synodalversammlung in Frankfurt die Verabschiedung eines Grundsatzpapiers zur Erneuerung der katholischen Sexualmoral verhindert.

Bätzing: „Diese Fragen sind überall in der Welt präsent.“

Die Bischöfe wollen im November mit dem Papst über ihr Reformprojekt sprechen. „Wir fahren nach Rom, um auch endlich einmal im O-Ton zu hören, was es denn wirklich für Vorbehalte der Sache nach gibt“, sagte Bätzing vor Journalisten. Seit 2019 beraten Bischöfe und Gläubige unter anderem über mehr Gewaltenteilung in der Kirche, mehr Teilhabe von Laien, den Zugang von Frauen zu kirchlichen Ämtern und eine neue Sexualmoral. Es handle sich dabei um keinen deutschen Sonderweg, betonte Bätzing. „Diese Fragen sind überall in der Welt präsent.“

Im Namen der Konferenz dankte der Vorsitzende dem ausgeschiedenen Beaufragten für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs, Bischof Stephan Ackermann. Es habe „einen lange anhaltenden Applaus“ der Bischöfe für Ackermanns zwölfjährige Arbeit gegeben. Der Trierer Bischof habe „hochengagiert und selbstkritisch“ gehandelt. Es sei Ackermann als „Motor des Lernprozesses“ zu verdanken, dass die Bischöfe weitreichende Entscheidungen getroffen hätten, so Bätzing. Ackermanns Nachfolger ist der Aachener Bischof Helmut Dieser (60). Die Bischöfe hatten zudem beschlossen, sich im Kampf gegen Missbrauch neu aufzustellen. Neben einer von Dieser geleiteten bischöflichen Fachgruppe und dem Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz soll ein neuer Expertenrat die Aufarbeitung vorantreiben.

Bischöfe sprechen sich für weitere Unterstützung der Ukraine aus

Zum Abschluss ihrer Vollversammlung sprachen sich die Bischöfe für eine weitere - auch militärische - Unterstützung der Ukraine aus. „Wenn ein eklatanter Bruch des Völkerrechts mit einem militärischen Sieg belohnt würde, hätte dies langfristig fatale Folgen“, erklärte die Bischofskonferenz.

Vor dem Hintergrund der Energiekrise und dem Angriffskrieg Russlands riefen die Bischöfe zugleich zu Zusammenhalt und Solidarität auf. Das gelte vor allem „gegenüber denjenigen, die versuchen, die Gesellschaft zu spalten“, sagte Bätzing. Von der Krise könnten Menschen „bis weit in die Mittelschicht existenziell betroffen sein“, so der Limburger Bischof. Ebenso dürften kleinere Betriebe nicht alleine gelassen werden. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, „man hilft nur den Großen“.

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