von Karin Wolschläger (KNA) und Thomas Rünker

Bischöfe wollen an Reformkurs festhalten

Vor der entscheidenden Synodalversammlung in der kommenden Woche haben sich die deutschen Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden – trotz Mahnungen aus Rom – mehrheitlich für Reformen ausgesprochen. Bischof Overbeck wurde zudem zu einem von drei deutschen Vertretern bei der Weltbischofssynode in Rom gewählt.

Es waren Tage des Ringens. Welche innerkirchlichen Reformen können die deutschen katholischen Bischöfe mittragen? Am Ende ihrer viertägigen Frühjahrsvollversammlung in Dresden scheinen sich die Oberhirten einigermaßen zusammengerauft zu haben. Eine Mehrheit will allen Bedenken aus dem Vatikan zum Trotz am Reformkurs festhalten. „Nach den intensiven, anstrengenden Gesprächen der letzten Tage bin ich sehr zuversichtlich, dass wir kommende Woche in der Synodalversammlung in Frankfurt mit allen Delegierten des Synodalen Wegs weitere wichtige Beschlüsse fassen können“, verkündete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Donnerstag zum Abschluss der Vollversammlung der Bischofskonferenz.

Bischof Overbeck vertritt Deutschland bei der Weltbischofssynode in Rom

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck ist einer der drei deutschen Bischöfe, die ab Herbst an der Weltbischofssynode in Rom teilnehmen. Das hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) auf ihrer Frühjahrsvollversammlung beschlossen. Neben Overbeck nehmen aus Deutschland auch der DBK-Vorsitzende, Limburgs Bischof Georg Bätzing, sowie der Augsburger Bischof Bertram Meier an den Beratungen teil. Als Stellvertreter wählte die DBK die beiden Weihbischöfe Matthias Karrer (Rottenburg-Stuttgart) und Stefan Zekorn (Münster).

2021 hatte Papst Franziskus einen weltweiten synodalen Prozess gestartet, in dem konkrete Reformvorschläge und ein neuer Umgangsstil auf der Agenda stehen. Nachdem diese Themen zunächst auf der Ebene der Bistümer und der nationalen Bischofskonferenzen diskutiert wurden, sind im kommenden Herbst sowie im Oktober des nächsten Jahres Treffen der Weltbischofssynode in Rom geplant. Der deutsche Reformprozess Synodaler Weg läuft parallel dazu weiter.

Auf der letzten beschlussfassenden Versammlung des Reformprojekts Synodaler Weg von Donnerstag, 9., bis Samstag, 11. März, stehen neun Reformtexte zur finalen Abstimmung. Bätzing geht nicht davon aus, dass alle durchgehen. Bei vieren sind die Differenzen unter den Bischöfen am größten: zwei Texte zu Frauen in sakramentalen Ämtern und in der Verkündigung, ein Text zur Einführung von Segnungen für homosexuelle Paare und ein Text zu mehr Mitentscheidungsmöglichkeiten von Laien auf Bistumsebene. Darüber haben die Bischöfe intensiv in den vergangenen Tagen diskutiert und auch mögliche Änderungsanträge beraten, damit die Chance größer wird, dass mehr Bischöfe dem zustimmen können. Notwendig ist bei den Abstimmungen der Synodalversammlung neben einer Zweidrittelmehrheit der anwesenden Synodalen immer auch eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe.

Dass die Bischöfe bei den Themen Macht, Frauen und Sexualität nicht einig sind, ist nicht neu. Bislang schien es eine kleine Minderheit zu sein, die sich liberalen Reformen ganz verstellte. Dass sich die Mehrheitsverhältnisse inzwischen etwas verschoben haben, ist nicht auszuschließen. Grund dafür sind wohl nicht zuletzt die jüngsten Stopp-Signale aus Rom. Auf Anfrage von fünf konservativen Bischöfen um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und den Passauer Bischof Stefan Oster schränkte der Vatikan im Januar den Spielraum für Reformen in Deutschland weiter ein.

Bätzing: Bischöfe müssen Zeichen für Veränderung setzen

Bischöfe werben in politischen Diskussionen für Lebensschutz

Die Bischöfe befassten sich in Dresden auch mit mehreren politischen Themen. Sie warnten vor einer Streichung des Abtreibungsparagrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch. Dies führe zu neuen Polarisierungen in der Gesellschaft, sagte Bätzing. Das verfassungsrechtlich garantierte Lebensrecht des ungeborenen Kindes sei zu schützen.

Auch beim Thema assistierter Suizid mahnt die katholische Kirche Lebensschutz an: „Wir sehen die Gefahr, dass der soziale Druck insbesondere auf ältere Menschen und andere pflegebedürftige vulnerable Personengruppen in der Gesellschaft steigt, den anderen nicht zur Last zu fallen“, sagte Bätzing. Er sprach sich für Beratungspflichten und zeitliche Fristen aus. Wichtig seien ein dem Leben zugewandtes Gesamtklima, Fürsorge, eine gute Pflege und eine umsichtige Suizidprävention.

Auf der Vollversammlung bekräftigte Papst-Botschafter Nikola Eterovic die Vorbehalte aus Rom gegen den Synodalen Weg. Ein neues Leitungsorgan aus Bischöfen und Laien - der Synodale Rat - darf demnach nicht gegründet werden. Die Sorge in Rom: Solch ein Gremium würde die Macht und Autorität der Bischöfe untergraben oder beschneiden. Bätzing indes wurde auch in Dresden nicht müde zu betonen, dass es darum nicht gehe und man auch nichts jenseits des Kirchenrechts durchdrücken wolle. „Ich denke, hier liegt einfach ein Missverständnis vor, das ist noch nicht ausgeräumt.“ Bätzing betonte, Bischöfe müssten Zeichen für Veränderung setzen: „Sonst glauben uns die Menschen nicht mehr und laufen reihenweise weg.“

Kritiker werfen dem Synodalen Weg immer wieder vor, er führe zu einer Kirchenspaltung. Diesem Vorwurf erteilte Bätzing eine deutliche Absage: „Wer von Spaltung spricht, der verspricht sich was davon. Ich spreche davon nicht, weil sie niemand will.“ Es kann als gesichert gelten, dass kein deutscher Bischof eine Spaltung mit Rom will. Wohl auch kaum einer der anderen Delegierten von Laien-Seite beim Synodalen Weg will erkennbar einen radikalen Bruch mit dem Vatikan.

Gleichwohl ist die Anspannung auf allen Seiten spürbar. Ungewiss ist der Ausgang des Synodalen Wegs. Ein konstruktiver Abschluss des Reformdialogs in Frankfurt wird einiges an diplomatischem und rhetorischem Können erfordern. „Ich wünsche es uns allen nicht, dass es einen Eklat gibt. Vor allem wünsche ich nicht, dass wir Bischöfe Auslöser eines solchen Eklats sein könnten“, so Bätzing.

In Dresden wurde hinter verschlossenen Türen getagt. In Frankfurt werden die tatsächlichen Mehrheitsverhältnisse unter den Bischöfen bei den finalen Abstimmungen dann offen zutage treten.

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