Bischöfe diskutieren in Fulda über Umwelt, Terrorismus – und die deutsche Politik
Nach der Bundestagswahl hat der Vorsitzende des Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx die neu gewählten Abgeordneten zu „verbaler Abrüstung“ aufgerufen. Jeder Abgeordnete habe die Pflicht, für das Gemeinwohl zu arbeiten und dürfe nicht einer Klientel dienen, sagte Marx am Montag vor Beginn der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Es gehe um die „Bewährungsprobe“, ob alle Parteien in der Lage seien, mit der neuen Situation umzugehen.
Die Abgeordneten könnten streiten und um das bessere Argument ringen, sollten dabei aber auf eine „Sprache der Abgrenzung und des Hasses“ verzichten, fügte Marx hinzu, ohne die AfD zu nennen. Wenn „unerträgliche Thesen“ vertreten würden, dann müsse diesen klar widersprochen werden. Als zentrale politische Anliegen der katholischen Kirche an den neuen Bundestag nannte Marx die Sorge für Arme, Kranke und Flüchtlinge, den Lebensschutz, die Förderung von Ehe und Familie sowie den Frieden und Europa als Friedensprojekt.
Traditionell treffen sich die deutschen Bischöfe – darunter auch Franz-Josef Overbeck, Wilhelm Zimmermann und Ludger Schepers aus Essen – zu ihrer Herbstvollversammlung in Fulda. Bis Donnerstag beraten die aktuell 67 katholischen Bischöfe dort unter anderem über Terrorismus und den Umgang mit dem Islam. Einen Studientag widmet die Konferenz ökologischen Fragen auf Grundlage der Umweltenzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus. Diskutiert werden dürfte dabei auch über den Beitrag, den die katholische Kirche selbst im Kampf gegen den Klimawandel leisten kann. Zudem wollen die Bischöfe laut Marx zurückblicken auf das Reformationsgedenken. Die vergangenen Monate hätten ihn ermutigt; „polemische Spitzen“ zwischen Protestanten und Katholiken seien unterblieben. Die Kirchen seien stattdessen besser zusammengewachsen, so Marx.
Theologische Entscheidungen über die Frage der wechselseitigen Zulassung zu Abendmahl und Eucharistie soll es laut Marx in Fulda nicht geben. Zwei Kommissionen der Bischofskonferenz befassten sich derzeit mit ökumenischen Themen. Marx räumte ein, dass es innerhalb der Konferenz unterschiedliche Auffassungen gebe.
Innerkirchlich wird indes das Thema Jugendsynode auf der Agenda stehen, zu der Franziskus für das nächste Jahr eingeladen hat. Wie sehen junge Menschen die Kirche, und wie sieht die Kirche junge Menschen? So heißen vereinfacht zusammengefasst die Fragestellungen. Aus dem breit angelegten Diskussionsentwurf soll ein Papier entwickelt werden, das den deutschen Beitrag widerspiegelt. Dass dabei die deutsche Position auch auf Weltebene von größtem Interesse ist, hatte zuletzt die römische Familiensynode gezeigt.
Neben Inhalten geht es auch um Personalien: Im Vergleich zur Frühjahrsvollversammlung haben mit Norbert Trelle und Friedhelm Hofmann zwei Ortsbischöfe die Altersgrenze von 75 erreicht und sind somit nicht mehr dabei. Vier Weihbischöfe und der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf kommen indes erstmals zu einer Vollversammlung. Weil Trelle bislang das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der Konferenz bekleidet hatte, muss der Posten neu besetzt werden. Vorhersagen, wer es werden könnte, sind schwer möglich.