von Thomas Rünker

„An einer Schwelle zu einer neuen Gemeinsamkeit im Glauben“

Bischof Overbeck sieht Katholiken und Protestanten am Beginn des Reformations-Gedenkjahres nah beieinander. Dennoch bleibe Trennendes: Zur bewährten „Ökumene des Alltags“ müsse „die Ökumene in den noch nicht gelösten Fragen“ kommen.

"Als Christen heute nur noch gemeinsam stark"

Ruhrbischof Dr. Franz Josef Overbeck sieht die katholischen und evangelischen Christen zu Beginn des neuen Jahres „an einer Schwelle zu einer neuen Gemeinsamkeit im Glauben“. Bei beiden Konfessionen wachse die Einsicht, „dass wir als Christen heute nur noch gemeinsam stark sind“, sagte Overbeck in seiner Neujahrspredigt am Sonntagabend im Essener Dom. „Gerade die, die von außen auf uns schauen, fragen mehr nach Jesus Christus und dem tiefen Grund unseres Kircheseins, als nach Unterschieden, die wir als Kirchen aufweisen.“

Gemeinsame Verantwortung, den Glauben lebendig zu halten

Gemeinsam stünden Katholiken und Protestanten „in der Verantwortung, den Glauben an Jesus Christus lebendig zu halten und in die kommenden Generationen zu tragen“, betonte der Bischof. Er sprach von einer „wachsenden Aufmerksamkeit auf die Bibel, in der viele evangelische und katholische Christen gemeinsam jene Quelle sehen, an dem wir unser Leben nach dem Wort Gottes ausrichten“. Overbeck verwies zudem auf viele „gemeinsame Zeichen der Solidarität“, etwa in den Hilfen für Flüchtlinge oder andere bedürftige Mitbürger, die die christlichen Kirchen vielerorts gemeinsam organisieren. Und er erwähnte politische Themen, für die sich die Christen einsetzen: „Wenn wir gemeinsam für Frieden, Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit und die Erhaltung der Schöpfung eintreten, dann sind wir in diesen gesellschaftlichen wie politischen Fragen – Gott sei Dank – vielfältig einig“, sagte der Bischof.

Papst ermuntert dazu, den theologischen Dialog zu erneuern

Overbeck ging in seiner Predigt jedoch auch auf das Trennende zwischen den Konfessionen ein: „Viele Mitglieder unserer Kirchen sehnen sich danach, die Eucharistie in einem gemeinsamen Mahl zu empfangen, und zwar als konkreten Ausdruck der vollen Einheit.“ Papst Franziskus habe bei seinem Besuch im schwedischen Lund Ende Oktober „dankenswerterweise unsere gemeinsame Verantwortung dafür betont, dem geistlichen Hunger und Durst der Gläubigen zu begegnen, die die Einheit der Christen herbeisehnen.“ Konkret habe der Papst dazu aufgefordert, „unseren Einsatz im theologischen Dialog zu erneuern. Overbeck forderte Katholiken und Protestanten dazu auf, „alles zu tun, was wir gemeinsam tun können – aber um des ehrlichen Dialoges und des Suchens nach der Wahrheit willen auch das vorerst zu unterlassen, wo wir wissen, dass wir darin noch nicht eins sind.“

Im Gedenkjahr Verbindungen zu evangelischen Christen vertiefen

Der Bischof rief die Katholiken in den Gemeinden, Pfarreien und Gemeinschaften vor Ort auf, „dieses besondere Gedenkjahr zum Anlass zu nehmen, die Verbindungen mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern zu vertiefen.“ Nun brauche „die Ökumene des Alltags, die in vielfacher Weise vorangeschritten ist, die Ökumene in den noch nicht gelösten Fragen“, so Overbeck.

Die Neujahrspredigt von Bischof Overbeck im Wortlaut:

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